DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-05-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.05.2016 um 10.30 UTC



Zunächst warm und leicht unbeständig, am Wochenende weiterer Temperaturanstieg
und zunehmend Gefahr heftiger Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 29.05.2016


Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, erstreckt sich nach dem
EZMW-Modell ein Höhenkeil vom westlichen Nordatlantik nordostwärts bis ins
Nordmeer und in die Nordsee. Auch Mitteleuropa profitiert von Keilstrukturen:
Einerseits von einem von dem nördlichen Höhenkeil ausgehendem Keil, desweiteren
von einem Rücken des südlichen, über das Mittelmeer verlaufenden Astes der
Frontalzone. Über dem östlichen Atlantik und Südosteuropa liegen dagegen
Höhentiefs. Im Bodenduckfeld fällt vor allem ein Hoch über dem Nordmeer auf,
desweiteren ein Tief westlich der Biskaya. Deutschland liegt dabei im "barischen
Niemandsland", allerdings befindet sich eine Luftmassengrenze über unserer
Region. Sie trennt wärmere (11 Grad in 850 hPa) und etwas trockenere Luft im
Nordosten und feuchter und kühlerer (4 Grad in 850 hPa) Luft im Westen, die das
westliche Höhentief heranlenkt. Im Übergangsbereich dürfte es in sehr feuchter
Luft vor allem im Tagesgang zu konvektiven Aktivitäten kommen, es fehlen aber
nennenswerte dynamische Antriebe sowohl am Boden als auch in der Höhe.
Am Donnerstag ändert sich nicht viel an der Lage. Die Luftmassengrenze kommt
weiter nach Nordosten so dass sich dort die konvektiven Aktivitäten verstärken
und die Temperatur etwas zurückgeht. Im Südwesten wird es dagegen etwas wärmer,
wohl vor allem strahlungsbedingt, so dass die thermischen Gegensätze über
Deutschland schwächer werden.
Zum Freitag verlagert sich das Bodenhoch nach Skandinavien und über Deutschland
setzen sich zunehmend östliche Winde durch. Zudem schmuggelt das EZMW-Modell von
Norden her ein kleines Höhentief Richtung westliche Ostsee. Von Süden her wölbt
sich dagegen der Rücken etwas weiter auf und dort erwärmt sich die Luftmasse
weiter, so dass es jetzt im Norden (5 Grad in 850 hPa) am kühlsten ist und im
Süden (11 Grad in 850 hPa) am wärmsten. Nennenswerte synoptische Antriebe gibt
es nur im Bereich des Höhentiefs, so dass es zu schauerartigen Regenfällen an
der Ostsee kommt. Im übrigen Land ist die feuchtwarme Luftmasse sich selbst
überlassen, so dass es im Tagesverlauf zu recht unorganisierter Konvektion
kommen dürfte, vor allem vom Bergland ausgehend.
Am Samstag verlagert sich das Höhentief nordwestwärts und es verliert seinen
Einfluss auf uns. Der Rücken steilt noch etwas auf, während westlich der
Iberischen Halbinsel eine Austrogung nach Süden stattfindet. Somit gelangt der
gesamte Südwesten Europas auf eine gewitterträchtige Trogvorderseite, die
zunehmend auch auf den Westen Deutschlands übergreift, zumal die Rückenachse
nach Ostmitteleuropa abwandert. Zudem soll von Benelux her ein flaches Bodentief
auf uns übergreifen, so dass die Konvektion im Westen schon recht stark sein
dürfte. Am Temperaturniveau ändert sich wenig.
Am Sonntag nimmt der Trog Fahrt Richtung Osten auf, so dass Deutschland auf eine
diffluente Trogvorderseite mit kräftiger Südströmung gelangt. Damit wird es
markant wärmer und in einem Bodentief, das sich vom Burgund Richtung
Süddeutschland verlagert dürfte die Gefahr starker Gewitter erheblich sein. Nach
Nordosten zu bleibt es noch ruhiger.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten 3 EZMW-Läufe ist sehr gut. Alle Läufe simulieren die
Entwicklung bis nächsten Sonntag ähnlich. Unterschiede gibt es in der genauen
Lage des kleinen Höhentiefs Mitte nächster Woche, des Tiefs am kommenden
Wochenende sowie generell der kleinräumigeren Strukturen des Strömungsmusters.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die übrigen Modelle simulieren die Lage bis kommenden Samstag sehr ähnlich.
Nur ICON schert bereits frühzeitig mit einem recht kräftigen Höhentiefs im
Bereich des Baltikums aus. Dieses würde vor allem von Donnerstag bis Samstag
etwas kühlere Luft in den Norden Deutschlands lenken. Somit wird ICON heute
verworfen. Die anderen Modelle zeigen dagegen erst zum nächsten Sonntag
deutliche Unterschiede, wenn der Trog auf Frankreich übergreift. GEM und vor
allem GFS zeigen eine südlichere Variante, nach der (zumindest zunächst) die
stärksten Entwicklungen eher Richtung Italien zu erwarten werden. Bei NAVGEM
kommt der Trog verzögert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 4 Cluster, auf die das EZMW-EPS verteilt ist, zeigen keine signifikanten
Unterschiede in Mitteleuropa. Am ehesten ist noch ein kleines Höhentief östlich
unseres Landes zu erwähnen, das bei C4 (11 Mitglieder) gezeigt wird. Die
Rauchfahnen für Offenbach zeigen von Mittwoch bis Sonntag einen stetigen Anstieg
von Potenzial und Temperatur, wobei auch der Spread deutlich zunimmt. So
verteilen sich die 850-hPa-Temperaturen am Samstag zwischen 4 und 16 Grad. Die
Niederschlagssignale sind von Mittwoch bis Freitag schwach, nehmen dann wieder
zu. Haupt- und Kontrolllauf zeigen einen markanten Temperaturanstieg am
Sonntag/Montag, den die Mehrheit des Ensembles nicht mitträgt.
Das GFS-Ensemble zeigt ebenso den Temperaturanstieg bis Sonntag, weist aber bis
Samstag wesentlich weniger Spread auf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Außer Gewittern und den damit verbundenen Begleiterscheinungen stehen ab
Mittwoch keine signifikanten Wettererscheinungen an.
Das EZMW-EPS sieht die Möglichkeit für erhöhte CAPE-Werte am Mittwoch am ehesten
im Nordosten, am Donnerstag dann etwas verbreiteter. Die Scherung ist aber
zunächst noch recht wenig ausgeprägt, so dass es vor allem zu einzelnen
Gewittern mit Starkregen kommen könnte. Ab Freitag steigt von Südwesten zunächst
die Labilität, später auch die Scherung, so dass vor allem ab Samstag wieder
Unwetterpotenzial gegeben ist. Der EFI für CAPE, bzw. das experimentelle Produkt
CAPESHEAR unterstreichen die Verstärkung der Gewittergefahr im Südwesten schon
ab Freitag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann