DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-02-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.02.2018 um 10.30 UTC



Insgesamt unbeständig, am Rosenmontag nasskaltes Wetter mit Schnee teils bis in
tiefe Lagen. Ab der Wochenmitte milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 16.02.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums(Rosenmontag) liegt der Vorhersagebereich im
Zustrom von Polarluft und unter einem Höhentrog mit Temperaturen teils um -40°C
in 500 hPa. Es herrscht nasskaltes Wetter mit Schauern, meist bis in tiefe Lagen
als Schnee oder Graupel. Der Trog wird zum Dienstag noch einmal kurzzeitig von
Westen regeneriert, allerdings kommt es aber am Dienstag im Zuge einer sich
vorübergehend im Bodendruckfeld über Deutschland aufbauenden Hochdruckbrücke zur
Wetterberuhigung. Die Nacht zu Mittwoch kann dann im Süden und Südosten nochmals
strengen Frost bringen.

Am Mittwoch greift dann nach Passage eines Trog-Keil-Musters, im Bodendruckfeld
mit einer sich abschwächende Okklusion, im Tagesverlauf die nordatlantische
Frontalzone von Westen massiv auf Deutschland über.
Es kommen kräftige Niederschläge auf, die anfangs als Schnee niedergehen, dann
aber in der Nacht zu Donnerstag und am Donnerstag bis höhere Lagen in Regen
übergehen. In Staulagen der west-und südwestdeutschen Mittelgebirge kommen dabei
gebietsweise 20 -30 mm/24h zusammen.

Im Laufe des Donnerstags und zum Freitag dringt dann quasi das okkludierte
Frontensystem bzw. die Kaltfront eines etwa Schottland erreichenden Sturmtiefs
zügig über Deutschland südwärts vor und erreicht bzw. überquert die Alpen. Mit
Frontpassage und postfrontal fischt dabei der südwestliche bis westliche Wind
über Deutschland stark bis stürmisch auf. Die Schneefallgrenze dürfte
postfrontal wieder bis in mittlere Lagen sinken.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum(Wochenende)kommt es nach aktueller ECM-Lesart
zu einer Austrogung über Deutschland weit süd-und südwestwärts, wobei sich über
Deutschland eine Tiefdruckzone ausbildet, in der die Temperaturen weiter leicht
zurückgehen, und die Niederschläge bis in tiefere Lagen teils wieder in fester
Phase fallen.
Dies steht ganz im Gegensatz zur gestrigen 00 UTC-Version des ECM mit der
prognostizierten milden Süd-Südwestanströmung an der Ostflanke eines
westeuropäischen Troges!


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue ECM-Modellauf folgt zunächst im Wesentlichen der bisherigen
Prognose-Schiene. So läuft am Montag und Dienstag ein sich von Westen
regenerierender und mit kalter Meeresluft angefüllter Höhentrog über unseren
Vorhersagebereich hinweg.
Nach Passage einer sich abschwächenden Okklusion greift am Mittwoch von Westen
her die nordatlantische Frontalzone vergleichsweise deutlich zügiger auf
Deutschland über. Die nachfolgende mildere Phase steht dann wieder im Einklang
mit den vorangegangenen Läufen, wobei allerdings der Gradient über Deutschland
noch schärfer ausgeprägt ist!
In der erweiterten Mittelfrist weichen dann die beiden letzten ECM-Läufe mit
ihrer kälteren Trogversion recht stark vom gestrigen ECM-Lauf mit dem
simulierten milden Südwest-Szenario ab!

Die Konsistenz des ECM muss daher über den gesamten Zeitraum gesehen, als "nicht
befriedigend" eingeschätzt werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle simulieren bis
Mittwoch/Donnerstag eine ähnliche Entwicklung.

GFS lässt die Okklusion bzw. Kaltfront des Sturmtiefs bei Schottland am
Donnerstag rascher über Deutschland südostwärts vordringen, das postfrontale
Temperaturregime ist dann Donnerstag/Freitag zudem von vergleichsweise tieferen
Temperaturen geprägt, so dass nach GFS im laufe des Donnerstag und vor allem am
Freitag die Niederschläge bereits wieder bis in tiefere lagen als Schnee fallen
können.
Nach ICON dreht die Höhenströmung bereits am Freitag zunehmend Richtung Südwest,
allgemein stellt sich ICON für Donnerstag7Freitag als das mildeste Szenario dar.

In der erweiterten Mittelfrist laufen die Modelle gänzlich auseinander.

Die Unsicherheiten der Wettervorhersage nehmen also bereits im Laufe des
Donnerstags, besonders ab Freitag sichtbar zu!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECM-EPS Rauchfahnen zeigen bis einschließlich Dienstag einen eng gebündelten
Verlauf des temperatur-und Geopotentialspektrums, bereits ab Mittwoch nimmt dann
die Bandbreite.
Der Talsohle der Temperaturen am Montag/Dienstag folgt dann am Mittwoch ein
recht markanter Anstieg. Donnerstag und Donnerstag zu Freitag sinken dann die
Temperaturen wieder etwas, verbleiben aber über dem Niveau der o.a. Talsohle.
Die ENS-GFS sind den Vorgaben des ECM nicht unähnlich, das bis Mittwoch früh eng
gebündelte Temperaturspektrum läuft im Laufe des Mittwochs schon sichtbar
auseinander, am Wochenende dann sehr massiv auseinander.

Trotz der Mittwoch/Donnerstag beginnenden Unschärfen in der Prognose weist das
ECM-Clusterszenario 120-168 h nur ein einziges CLUSTER auf, das Mittwoch zu
Donnerstag das Übergreifen zyklonaler atlantischer Strukturen von Westen zeigt.
Für den noch unschärferen erweiterten Mittelfristzeitraum sehen dann 3 CLUSTER
auf der Karte, die teils ehre zonale, teils auch deutlich meridionale Strukturen
aufweisen.

Nach der Großwetterlagenklassifikation von Dr. Paul James gesellen sich am
Donnerstag/Freitag zu den "Ww" Vorgabe Anteile von "SWz" hinzu.
Zum nächsten Wochenende signalisiert ein sehr Sammelsurium unterschiedlichster
Großwetterlagen schließlich die großen Unwägbarkeiten der Entwicklung!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Schnee:
Im Bereich eines hoch reichenden Kaltluftkörpers sind am Montag Graupel-und
Schneeschauerwetter angesagt, kurze Gewitter(ggf. mit Böen Bft 8) sind
wahrscheinlich. In Staulagen des Allgäus könne bis Montag früh um 10 cm
Neuschnee zusammenkommen( 30-50% Wahrscheinlichkeiten seitens der vorhandenen
Probabilistik).

Mit Übergreifen der atlantischen Frontalzone im Laufe des Mittwochs können in
höheren Lagen der westlichen und südwestlichen Mittelgebirge bis Donnerstag früh
kuzzeitig 5-10 cm Neuschnee zusammen kommen, bevor die dann erst einmal bis in
höhere lagen in Regen übergehen.

WIND/STURM:
Donnerstag und Freitag besteht mit der auflebenden Westströmung in großen Teilen
Deutschlands die Gefahr stürmischer Böen Bft 8, an der See und auf den Bergen
auch Sturmböen BFT 9.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX mit ECMF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel