DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-02-2018 17:30
SXEU31 DWAV 061800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.02.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Mittwoch im Westen noch leichte Schneefälle, am Mittwoch im
Südosten. Zudem in der Nacht örtlich strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... findet man über großen Teilen Europas eine Trogkonfiguration. Dabei
lassen sich zwei Schwerpunkte ausmachen, gekennzeichnet zum einen durch einen
Trog über West- und Südwesteuropa, der bis nach Nordafrika reicht und zum
anderen durch einen Trog über Osteuropa, der sich bis in den Süden Russlands
erstreckt. Dazwischen gibt es über dem zentralen Mittelmeer einen Rücken, der
sich bis in den Südosten Deutschlands aufwölbt. Am Boden spiegelt sich diese
Situation mit einem Tiefdrucksystem über dem westlichen Mittelmeer und
Frankreich und einem über dem Baltikum wider, denen hoher Druck in Südosteuropa
und dem Atlantik gegenüber steht. Dazwischen hat sich eine Hochdruckbrücke
gebildet, unter der auch Deutschland liegt. Aus Südosten strömt dabei kalte Luft
kontinentalen Ursprungs ein. Während das Wetter in den meisten Regionen
Deutschlands unter dem Hochdruckeinfluss ruhig verläuft, treten im Westen (etwa
in einem Bereich vom Rheinland und der Eifel bis zum Sauer- und Weserbergland)
noch leichte Schneefälle auf. Diese werden durch etwas WLA ausgelöst, die an der
Nordostflanke des Tiefdrucksystems über Südwest- bzw. Westeuropa nach Norden
geführt wird und Deutschland an der westlichen Grenze touchiert. Mengenmäßig
sind jedoch keine großen Sprünge zu erwarten, werden doch meist nur bis 1 mm,
vereinzelt mal bis 2 mm bis morgen früh simuliert. Zudem zeigt sich im Verlaufe
der Nacht bei nachlassender WLA eine abnehmende Niederschlagstendenz. Ansonsten
zieht im Südwesten in der Nähe zum Tief durch schwache Hebungsprozesse
mehrschichtige Bewölkung durch, die im Nordosten größtenteils fehlt.
Entsprechend gestaltet sich auch das Temperaturniveau: In der Südwesthälfte -1
bis -7 Grad, sonst -6 bis -10, in ungünstigen Lagen bei längerem Aufklaren
örtlich strenger Frost unter -10 Grad.

Mittwoch ... bleibt die Trogkonfiguration erhalten, deformiert sich aber ein
wenig. So schwenkt der östliche Trog etwas nach Nordosten durch, der
südwestliche dagegen verbreitet sich bis zu den Kanaren und ins zentrale
Mittelmeer. Der Rücken wird dadurch leicht nach Osten abgedrängt. Am Boden
bleibt die allerdings nur schwach ausgebildete Hochdruckbrücke bestehen, wobei
die Verbindung dann wieder zum sich kräftigen Hoch über Sibirien aufgebaut wird.
Das Tief mit Zentrum über dem westlichen Mittelmeer zieht nach Italien weiter.
Damit kommt erneut etwas WLA ins Spiel, die von den Alpen aus auf den Südosten
von Deutschland übergreift und die Hebung durch das Tief unterstützt. Daher
nimmt dort die Bewölkung zu und ab mittags werden auch Schneefälle auslöst.
Diese dehnen sich bis zum Abend bis auf etwa zur Donau und dem Bayrischen Wald
aus. Allerdings stimmt die räumliche Exposition noch nicht bei allen Modellen
überein, sodass noch die Frage zu klären bleibt, wie weit die Schneefälle
tatsächlich nach Norden vorankommen und ob die Donaulinie sogar etwas
überschritten wird. Abseits dieses Geschehens ist es durchweg trocken und nach
Norden hin vielerorts sonnig. Die Temperaturen verbleiben insbesondere im
Nordosten gebietsweise im leichten Dauerfrostbereich, im Westen und Süden werden
jedoch häufig leichte Plusgrade erreicht.

In der Nacht zum Donnerstag formiert sich über dem Atlantik ein neuer Trog.
Zwischen diesem und dem Trog über dem Mittelmeer bzw. Nordafrika wölbt sich mit
südwestlicher bis nordöstlicher Orientierung ein Rücken auf, der bis nach
Südskandinavien reicht. Die Hochdruckbrücke bleibt daher erhalten, die
Schneefälle im Südosten in der Nähe zum Tief, das nun zum Balkan weiterzieht,
aber auch. Bis Donnerstagmittag werden von den Modellen 1 bis 5, südöstlich der
Donau 5 bis 10 cm Neuschnee angeboten, wobei die Niederschlagsverteilung bei den
Modellen aber weiterhin nicht kongruent ist. Darüber hinaus schwächt sich im
äußersten Norden bzw. Nordwesten Deutschlands (Friesland und Nordseeinseln) der
Hochdruckeinfluss soweit ab, dass sich ein Tiefausläufer mit Bewölkung und
leichten Niederschlägen (meist in der festen Phase) bemerkbar machen kann. Im
Rest des Landes ist es sonst nur gering bewölkt oder klar und trocken. Die
Tiefstwerte liegen mit Ausnahme einiger Regionen an der Nordsee überall im
leichten bis mäßigen Frostbereich, strenger Frost ist erneut örtlich zu
erwarten.

Donnerstag ... ändert sich an der Großwetterlage im Prinzip nicht viel. Das Tief
über dem Balkan zieht nach Osten weiter, womit auch die Schneefälle im Südosten
nachlassen. Im äußersten Nordwesten fallen in der Nähe zum Tiefausläufer, der
aber zunächst kaum nach Südosten vorankommt, noch leichte Niederschläge. Diese
lassen im Laufe des Tages jedoch nach, da sich die Hochdruckbrücke im Zuge des
sich weiter nach Skandinavien aufwölbenden Rücken sogar wieder kräftigt. In den
anderen Teilen Deutschlands scheint zeitweise die Sonne, etwas mehr Bewölkung
bleibt noch nach Südosten hin über. Die Temperatur erreicht 0 bis 4 Grad, in
einigen Teilen Ostdeutschlands und in den Mittelgebirgen herrscht Dauerfrost.

In der Nacht zum Freitag amplifiziert der Trog über dem Atlantik unter
Verkürzung seiner Wellenlänge zum Ärmelkanal hin und drängt den Rücken etwas
nach Osten ab. Dabei flacht der Rücken auch ein wenig ab. Der mittlerweile
okkludierte Tiefausläufer nordwestlich von Deutschland, der zu einem Tief mit
Zentrum über dem Nordmeer gehört, hat Mühe, den Westen und Nordwesten des Landes
zu erreichen. Ob er es letztlich schon schafft, wird von den Modellen
unterschiedlich beantwortet. Den meisten Modellen nach bleibt es noch trocken,
wenn auch schon mehr Wolken aufkommen. Im Südosten ziehen bei Resten feuchter
Luft des Tiefs ebenfalls noch teils dichtere Wolkenfelder durch, die aber keinen
Niederschlag mehr bringen. Dazwischen ist es meist nur gering bewölkt oder klar.
Entsprechend den Bewölkungsverhältnissen sinkt die Temperatur auf 0 bis -9 Grad,
bei längerem Aufklaren über Schnee auch wieder darunter.

Freitag ... versucht der okkludierte Tiefausläufer, endlich bei uns Fuß zu
fassen, was ihm aber weiterhin nur mit sehr mäßigem Erfolg gelingt. Der
deutschen Modellkette nach soll es am Abend von der Nordsee bis zum Rheinland
erste Flocken geben, EZMW und GFS belassen die Niederschläge dagegen noch außen
vor. Mit der Annäherung des Tiefausläufers nimmt der Gradient wieder ein wenig
zu, sodass zumindest an der Nordsee erste starke Böen Bft 7 vorkommen können.
Nach Osten hin dagegen dominiert weiterhin der Hochdruckeinfluss, wobei es dort
trocken bleibt und zeitweise die Sonne scheint. Die Höchstwerte reichen von -1
Grad im Osten (örtlich Dauerfrost) bis 5 Grad im Westen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Wetterlage sehr ähnlich. Kleinere Unterschiede
(insbesondere bezogen auf die Schneefälle im Südosten ab Mittwoch und das
Übergreifen des Tiefausläufers ab der Nacht zum Freitag) wurden bereits im
obigen Text angesprochen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler