DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-02-2018 18:01
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.02.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Meist ruhiges Winterwetter mit leichtem bis mäßigem, vereinzelt strengem
Nachtfrost und gebietsweise leichtem Tagfrost. Meist niederschlagsfrei, nur
gebietsweise etwas Schneefall oder Schneeschauer.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland inmitten einer High-over-Low-Konstellation
mit Hoch DINO über Skandinavien und einem namenlosen Tief über SW-Europa. Beide
Formationen bilden sich auch in der mittleren und oberen Troposphäre ab, zum
einen durch einen vom nahen Ostatlantik bis zur Barentssee reichenden
Höhenrücken, zum anderen durch ein Höhentief über der Iberischen Halbinsel.
Deutschland liegt quasi zwischen den Stühlen in einer schwachen bis mäßigen
östlichen Strömung, mit der bodennah kalte und vielfach trockene Luftmassen aus
NO-Europa zu uns gelangen. Niedertroposphärisch sieht die Angelegenheit ein
wenig anders aus, weil im Süden und Südwesten etwas mildere Luft aus Südosten
angezapft wird (T850 -4 bis 0°C), während es im Nordosten mit rund -12°C
ziemlich kalt in diesem Niveau ist. Das hatte - wenn auch in abgeschwächter Form
- heute durchaus Auswirkungen auf die 2m-Temperatur, die im Nordosten um den
Gefrierpunkt lag, während im Oberrheingraben punktuell +5°C gesichtet wurden.
Wettertechnisch ist die Woche ziemlich unspektakulär gestartet, was auch so
bleiben wird. So ist die "Gute-Nacht-Geschichte" rasch erzählt. In Küstennähe
kann es noch ein paar überwiegend schwache Schneeschauer geben. Sonst lockert
die Wolkendecke im Norden und Osten teilweise auf, gebietsweise bleibt sie aber
auch zäh erhalten. Nach Süden und Westen zu ist es vielerorts gering bewölkt
oder klar, örtlich bildet sich Nebel. Von Ostfrankreich und der Schweiz her
ziehen allerdings einige hohe und mittelhohe Wolken in den Süden und Südwesten,
die das Produkt von WLA auf der Nordostflanke des südwesteuropäischen Tiefs
sind. Vom Saarland bis zur Südpfalz können in der zweiten Nachthälfte daraus
sogar ein paar Schneeflocken fallen, wahrscheinlich wird man aber mit einer
Glättewarnung vor geringem Schneefall auskommen.
Dass die Warnkarte komplett gelb ist, ist der Tatsache geschuldet, dass die
Temperatur überall in den Frostbereich zurückgeht, sofern sie es nicht schon
getan hat bzw. tagsüber geblieben ist. Dass dabei die Farbe "ocker" ergo
"strenger Frost" fehlt, hängt damit zusammen, dass Temperaturen von -10°C
abwärts nur vereinzelt auftreten, vornehmlich im Bergland und an den Alpen, in
Einzelfällen (Schneedecke + längeres Aufklaren) aber auch mal abseits davon.

Dienstag ... schiebt sich von Südosten her ein schwacher Höhenkeil nach
Deutschland vor, der das Ergebnis der o.e. WLA ist. Am Boden kommt das Tief über
SW-Europa bzw. dem westlichen Mittelmeer langsam nach Osten voran, es wird in
den Abendstunden auf oder nahe Korsika erwartet. Ausgehend von diesem Tief
erstreckt sich eine breite Rinne nach Norden Richtung Benelux, von der auch
Deutschland touchiert wird. Das Hoch über Skandinavien zieht sich etwas nach
Norden zurück, dafür findet man über dem östlichen Mitteleuropa schwachen
Hochdruckeinfluss (etwas über 1020 hPa). Zwischen der Rinne und diesem Hoch
dreht der weiterhin nur schwache bis mäßige Wind etwas zurück auf Ost-Südost,
wobei er warntechnisch weiterhin keine Rolle spielt.
Auch das Wetter bleibt vergleichsweise unspannend, quasi winterlich ruhig und
kalt. Die hohen und mittelhohen Wolken aus dem Süden und Südwesten kommen noch
etwas nach Norden voran. In RP und dem Saarland, vielleicht auch noch in
Eifelnähe und in Südhessen fällt etwas Schnee, wobei punktuell vielleicht mal
ein paar wenige Zentimeter Neuschnee zusammenkommen können. Ansonsten scheint in
weiten Teilen Deutschlands abgesehen von ein paar zähen Hochnebelfeldern die
Sonne. Etwas dichter, aber nicht vollständig geschlossen ist die Bewölkung im
äußersten Norden, wo sich vor allem über der Ostsee wieder einige Schneeschauer
bilden, die auch küstennahes Festlandsareal mal treffen können.
Im Norden und Osten sowie in der Mitte (besonders im östlichen Teil) stellt sich
vielerorts leichter Dauerfrost ein, sonst stehen Höchstwerte von 0 bis +5°C auf
der Karte.

In der Nacht zum Mittwoch bewegt sich nicht allzu viel an der trägen Wetterlage.
Die Schneeschauer in Küstennähe werden seltener, und auch im W und SW sind die
ohnehin wahrscheinlich nicht überbordenden Schneefälle tendenziell auf dem
Rückmarsch. Bei vielfach klarem, teils aber auch wolkigem oder bedecktem Himmel
geht die Temperatur verbreitet in den mäßigen Frostbereich zurück. Leichten
Frost gibt es am ehesten im Süden und Südwesten sowie unmittelbar an der See,
während im Bergland, vereinzelt auch im NO - längeres Aufklaren und vorhandene
Schneedecke vorausgesetzt - strenger Frost möglich ist.

Mittwoch ... fächert der Potenzialgradient weiter auf, indem sich der schwache
Keil nach SO zurückzieht und ein nicht minder schwacher Trog von der Ostsee her
nur sehr zurückhaltend das entstandene Vakuum ausfüllt. Oder mit anderen Worten
ausgedrückt, in der mittleren und oberen Troposphäre finden nur äußerst träge
Bewegungen statt, so dass von dort keine nennenswerten Impulse für die
Wetterentwicklung zu erwarten sind.
Im Bodendruckfeld zieht das Tief über Italien hinweg zur Adria. Sein zyklonales
Isobarenfeld reicht über die Alpen hinweg bis in die Mitte Deutschlands, während
sich im Norden des Landes eine schwache Hochdruckbrücke etabliert (verbindet das
Azorenhoch mit einem Sibirienhoch).
Unter dem Strich scheint in weiten Teilen Deutschlands die Sonne, auch wenn mal
ein paar Wolkenfelder mit am Start sind. Je weiter man allerdings nach Süden und
dort insbesondere Richtung Alpen kommt, desto dichter wird die Bewölkung.
Schwache, von Österreich bis nach Süddeutschland übergreifende Hebungsprozesse
auf der Nordflanke des o.e. Tiefs sorgen für mehrschichtige Wolken, die ab dem
Nachmittag vom Allgäu bis nach Oberbayern etwas Schnee bringen (wenige
Zentimeter).
Die Tageshöchstwerte liegen zwischen -2 und +4°C, im Bergland etwas darunter. Im
Norden und Osten sowie in Teilen der Mitte herrscht leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Donnerstag fallen im SO noch einige Zentimeter Schnee, wobei
sich der Schneefall etwa bis nach Niederbayern ausbreiten soll. Gleichzeitig
nähert sich dem äußersten Nordwesten eine schwache Kaltfront an, die aber den
sterbenden Schwan mimt und sich wahrscheinlich auflösen wird. Die
Niederschlagswahrscheinlichkeit jedenfalls bleibt sehr gering. Unter Wolken im
Süden und im äußersten Nordwesten gibt es (abgesehen vom Bergland) nur leichten,
sonst meist mäßigen Frost. Strenger Frost bleibt nach wie vor ein sehr
selektives Phänomen.

Donnerstag ... positioniert sich Deutschland zwischen einen vom Ostatlantik bis
in den Ostseeraum reichenden bzw. von dort nach Norden abbiegenden Höhenrücken
und einen sich von der Barentssee über Mitteleuropa bis nach Nordwestafrika
erstreckenden Höhentrog. Die Potenzialgegensätze über dem Vorhersageraum bleiben
gering, das Wetter in kontinentaler Kaltluft ruhig. Im Südosten schneit es noch
etwas, Tendenz nachlassend. Tiefausläufer, die von Nordwesten her den Kontinent
ansteuern, werden wahrscheinlich rechtzeitig vom o.e. Rücken ausgebremst, bevor
sie auf den Vorhersageraum übergreifen können. Vielleicht reicht es aber für
einige Wolkenfelder in Nordseenähe. Ansonsten scheint aber - den Südosten mal
ausgenommen - vielerorts die Sonne bei 0 bis +4°C, im Bergland und im Osten
gebietsweise leichtem Dauerfrost.



Modellvergleich und -einschätzung
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Es liegen keine innovativen, vom geschilderten Geschehen abweichenden Lösungen
vor. Ob es kommende Nacht im Südwesten schon für etwas Schneefall reicht, ist
noch offen. COSMO-DE von 12 UTC und externe Modelle sagen ja, ICON nein.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann