DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-02-2018 14:08
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.02.2018 um 10.30 UTC



Im Südosten nasskaltes, sonst überwiegend ruhiges Winterwetter mit verbreitet
mäßigen Nachtfrösten.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.02.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Mittwoch liegt Deutschland
im Bereich eines langwelligen Höhentroges, der sich ausgehend von einem
kräftigen Höhentief über Finnland über Mitteleuropa und die Iberische Halbinsel
sowie dem westlichen Mittelmeer hinweg bis zu den Kanaren und Nordwestafrika
reicht und weitere kleinere Drehzentren umfasst. Damit zieht sich die massive
Kaltluft wie eine Zunge von Skandinavien bis nach Marokko. Auf dem Atlantik kann
sich gleichzeitig ein Höhenrücken über Großbritannien hinweg bis nach
Spitzbergen ausweiten. Am Boden hat sich ausgehend vom Azorenhoch bis zum Hoch
über Russland über der Nordhälfte Deutschlands hinweg eine Hochdruckbrücke
ausgebildet, die etwa nördlich des Mains für überwiegend ruhiges Winterwetter
sorgt. Im Süden wird das Wetter von einem hochreichenden Tief über der
nördlichen Adria beeinflusst, das auf der Vorderseite milde und feuchte
Mittelmeerluft nordwärts über die Alpen schiebt, sodass Aufgleitniederschläge
auch den Südosten des Landes erreichen. Bis Donnerstagabend verlagert sich das
Tief schließlich an die Schwarzmeerküste, sodass rückseitig wieder kältere Luft
den gesamten Alpen- sowie nördlichen Mittelmeerraum fluten kann.

Ansonsten schwächt sich am Donnerstag der ausgedehnte Höhentrog deutlich ab.
Einhergehend lässt auch die Zufuhr an höhenkalter Luft nach, sodass der
vertikale Temperaturgradient abnimmt. Auf dem Atlantik verkürzt gleichzeitig der
Rücken durch einen nachfolgenden Trog westlich von Island seine Wellenlänge und
verlagert seine Achse langsam südostwärts. Da sich am Boden im Bereich des
Kaltluftkörpers von Nordosteuropa bis zur Iberischen Halbinsel die
Hochdruckbrücke aber weiter verstärkt, können atlantische Frontenzüge mit
milderer Luft zunächst noch nicht auf Deutschland übergreifen.

Am Freitag schnürt sich über Großbritannien und dem Ostatlantik unter Verkürzung
der Wellenlänge der nachfolgende Trog nach Süden ab und kann somit im weiteren
Verlauf den langwelligen Höhentrog über weiten Teilen Europas vorübergehend
wieder generieren. Am Boden korreliert das kurzwellige Höhentief am Freitag mit
ein Bodentief über Südengland, an dem ein Frontenzug sitzt, der sich vom
Nordostatlantik über England hinweg bis zur Iberischen Halbinsel erstreckt, sich
aber gegen den Kaltluftkörper kaum ostwärts verlagert.

Am Samstag und Sonntag erstreckt sich der langwellige Höhentrog weiter von
Nordosteuropa bis zur Iberischen Halbinsel und Nordwestafrika und korreliert am
Boden mit teils kräftigen Tiefs bei Gibraltar, der südlichen Adria sowie der
Ukraine. Nordwestlich des Troges dehnt sich gleichzeitig ein Rücken über
Großbritannien und die Nordsee hinweg ostwärts aus und verlagert seine Achse
allmählich nach Süden. Im Verlauf des Sonntag gelangt der Nordwesten Deutschland
schließlich in den Einflussbereich der Frontalzone. Dabei sickert von Westen
zunehmend mildere Luft ein.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum wiederholen sich die Abläufe. Kurzwellige
Anteile tropfen ab und regenerieren den Langwellentrog vorübergehend.
Atlantische Frontensysteme können dabei immer weiter gegen den Kaltluftkörper
südostwärts vordringen und auch die Nordwesthälfte Deutschland erreichen.
Insgesamt bleibt am Boden aber mehr oder weniger stark ausgeprägt eine
Hochdruckbrücke wetterbestimmend. Bei den relativ schwachen Geopotential- und
Luftdruckunterschieden ist die genaue Entwicklung schon ab Samstag unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle 00 UTC Lauf des EZMW zeigt bezüglich der Zirkulationsmuster
ähnliche Strukturen wie die vergangenen Läufe. Allerdings fallen im Detail die
Geopotential und Luftdruckverteilungen sowohl bei der räumlichen Verteilung als
auch bei der Intensität leicht unterschiedlich aus. Bis Sonntag verbleiben große
Teile Europas im Einflussbereich eines ausgeprägten Langwellentroges, der sich
von Nordeuropa bis nach Nordwestafrika erstreckt und durch kurzwellige Anteile
wiederholt regeneriert wird. Am Boden dominiert über den Zeitraum eine
Hochdruckbrücke vom Azorenhoch bis zum Russlandhoch reichend. Größere
Unsicherheiten gibt es bei der Lage der Höhentiefs und somit auch der
korrelierenden Bodentiefs. Während bei den Vorläufen die Wetterlagen Trog
Mitteleuropa bzw. im Verlauf Nordost antizyklonal abgebildet wurden, dominiert
nun die Wetterlage Südost zyklonal. Einhergehend mit einem nun simulierten
kräftigen Tief, welches von der Adria zur Schwarzmeerküste zieht, sollen
Aufgleitniederschläge samt etwas mildere Luft auch den Süd- Südostdeutschenraum
erreichen. Ansonsten fällt durch den schwächer gerechneten Höhentrog auch die
Zufuhr höhenkalter Luft geringer aus oder wird komplett unterbunden. Aufgrund
des nachfolgend geringeren vertikalen Temperaturgradienten, fallen die
Niederschlagssignale im Norden und Westen deutlich schwächer aus.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Samstag zeigen alle führenden Wettermodelle gleiche Strukturen. In der Höhe
lässt das GFS den kurzwelligen Anteil am Freitag lediglich etwas weiter westlich
abtropfen. Das ICON zeigt diesen Prozess dagegen im Vergleich zum GFS und EZ
etwas später. Am Boden sind meist nur geringe Unterschiede bei der Stärke der
Druckgebilde zu verzeichnen. So wird die Hochdruckbrücke vom GFS im Vergleich
zum ICON teilweise um 10 hPa stärker gerechnet. Da EZ stellt die mittlere Lösung
dar.
Ab Sonntag nehmen die Phasen- und Amplitudenunterschiede der Geopotential- und
Luftdruckgebilde deutlich zu. Bei ICON und EZ verlagert sich der Rücken mit
seiner Achse wesentlich rascher südostwärts als beim GFS, wo die Blockierung
deutlich länger bestand hat. Entsprechend lässt das GFS die Frontalzone zunächst
noch über der Nordsee, während sie beim EZ und ICON am Sonntag den Nordwesten
Deutschlands erreicht. Bei ICON und EZ überwiegen somit ab Sonntag zumindest
vorübergehend wieder Westwetterlagen. GFS zeigt dagegen weiter eine winterliche
antizyklonale Nordostlage.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen der 850 hPa-Temperatur reagieren sehr sensitiv auf die
atmosphärischen Unsicherheiten innerhalb von Deutschland. Für München zeigt
Temperaturrauchfahne nur bis Donnerstag nur einen geringen Spread. Der
Warmluftvorstoß auf der Vorderseite des Adriatiefs am Dienstag sowie die
markante Abnahme der 850 hPa-Temperatur auf der Rückseite des Tiefs mit
Winddrehung auf nördliche Richtungen wird von allem Membern des EZ gestützt.
Ähnlich stabil zeigt sich die Temperaturfahne für Emden, die bis Mittwoch
ebenfalls ein eng begrenztes Spektrum auf einem Temperaturniveau um -9 Grad
aufweist. Größere Unsicherheiten zeigen sich dagegen in der Mitte des Landes, wo
der sich Spread der Temperaturfahne schon ab Mittwoch deutlich vergrößert. Die
Mehrzahl der Member zeigt zum Mittwoch in der Höhe ebenfalls eine geringe
Erwärmung, die auf das Vordringen milderer Luft aus Südosten zurückzuführen ist.

Bis Sonntag nehmen dann landesweit allmählich die Unsicherheiten zu, sodass der
Spread der Temperaturrauchfahne an den drei genannten zunimmt. Allerdings
verbleiben alle Member unterhalb der 0 Grad Marke. Die Mehrzahl zeigt weiter
einen winterlichen Wettercharakter.
Ab Sonntag ist neben der Temperaturrauch- auch die Geopotentialrauchfahne sehr
breit aufgestellt, was wiederum die großen Unsicherheiten zeigt. In Offenbach
reicht das Spektrum bei den 850 hPa-Temperaturen beispielsweise von +3 bis -13
Grad. Das Geopotential liegt dabei nach derzeitigen Berechnungen über Offenbach
zwischen 525 und 570 hPa. Das Ensemble des GFS zeigt für die betrachteten
Lokalitäten ähnliche Ergebnisse.

Für den 72 bis 96 Stunden Zeitraum wird Geopotential- und Luftdruckverteilung in
4 Cluster zusammengefasst. Dabei zeigen alle 4 Cluster mehr oder weniger stark
ausgeprägt einen Langwellentrog von Nordosteuropa bis nach Nordwestafrika.
Geringe Unterschiede gibt es bei der Intensität des Rückens auf dem Atlantik
sowie des Höhentiefs im Bereich des Baltikums und Finnlands. Zudem werden von
den Clustern im Verlauf des Zeitraums Unterschiede in der Amplitude sowie der
Verlagerungsgeschwindigkeit des Rückens gezeigt. Cluster 1 und 2 ähneln sich
sehr stark und gehen eher von einer etwas geringen Amplitude sowie langsameren
Verlagerung aus. Der Kontrolllauf wird dabei dem Cluster 1 und der
deterministische Lauf dem Cluster 2 zugeordnet.
Im Zeitraum von 120 bis 168 Stunden sind 3 Cluster zu verzeichnen. Anfangs sind
dabei die Grundstrukturen ebenfalls ähnlich. Im Verlauf des Zeitraums nehmen
jedoch die Unterschiede zwischen den Clustern deutlich zu. Während Cluster 2
zwei vom Kaspischen Meer bis nach Nordafrika tiefes Geopotential zeigt und
entgegengesetzt hohes Geopotential vom Atlantik über Norddeutschland hinweg bis
nach Skandinavien wiedergibt, kann sich bei Cluster 3 ein Langwellentrog von
Grönland bis nach West- bzw. Südwesteuropa ausdehnen. In diesem Falle würde mit
einer Zonalisierung wieder milde Atlantikluft nach Mitteuropa geführt. Cluster 2
lässt dagegen die Frontalzone bei einer geringen Anzahl an Rossby-Wellen weiter
nördlich verlaufen, sodass eher kontinentales Wetter vorherrschen dürfte. Der
Kontrolllauf und auch der deterministische Lauf befinden sich dabei im Cluster
2. Cluster 1 zeigt eine Zwischenlösung.

Die EPS-Meteogramme zeigen sowohl für den Norden, die Mitte und den Süden bis
Sonntag nur einen relativ geringen Spread bei der 2 m-Temperatur. Dieser ist vor
allem auf die Unsicherheiten in der Bewölkungsvorhersage zurückzuführen, sodass
gerade nachts die Abweichungen etwas größer sind. Mit Ausnahme des
südostdeutschen Raums fallen die Niederschlagssignale allgemein nicht
signifikant aus. Ab Sonntag mit Zunahme der allgemeinen Unsicherheiten nimmt
schließlich auch der Spread bei den bodennahen Temperaturen und Niederschlag zu.


Analog zu den beschrieben Prozessen und Unsicherheiten zeigen die Member bei der
Wetterlagenklassifikation von Paul-James bis Freitag überwiegend die Wetterlagen
Brücke-Mitteleuropa oder Südost zyklonal. Ab Freitag nehmen die Unterschiede zu,
wobei die Mehrzahl der Member weiter von winterlichen Bedingungen ausgeht. Ab
Samstag überwiegen nach Paul James schließlich die Westwetterlagen, wobei das
Ensemble insgesamt 6 unterschiedliche Wetterlagen aufweist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im mittelfristigen Zeitraum sind keine markanten Wettererscheinungen zu
erwarten.

FROST:
In der kommenden Woche ist insbesondere für die Osthälfte, auf Basis der
deterministischen Modelle sowie der Begutachtung probabilistischer Aussagen mit
Dauerfrost zu rechnen. Punktuell tritt zur Wochenmitte im Mittelgebirgsraum auch
strenger Nachtfrost auf.

SCHNEE:
Am Mittwoch und Donnerstag ergibt sich vor allem nach COSMO-LEPS für den
Alpenrand und den Bayerischen Wald sowie teilweise auch in die Mitte ausgreifend
24h-Wahrscheinlichkeiten von 30 bis 90% für Neuschneemengen über 1 cm und 20 bis
60% für Mengen über 5 cm. Im Bereich des Allgäus gibt es vom LEPS zudem Signale
bis 25% für Mengen über 10 cm. Das EZ-EPS stützt das C-LEPS mit etwas geringeren
Wahrscheinlichkeiten.

WIND: Kein Thema

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Basis für Mittelfristvorhersage
Aufgrund der zunächst sehr ähnlichen Strukturen und nur geringen Abweichungen
ist MOS-MIX bieten MOS-MIX und MOS-EZMW gute Lösungen. Im Verlauf mit
zunehmenden Unsicherheiten sollte auch das EZMW-EPS eingebunden werden. Das
GFS-ENS liefert dabei keine neuen Erkenntnisse.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel