DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-02-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 02.02.2018 um 10.30 UTC



Ab Montag verbreitet Dauerfrost. Winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 09.02.2018


Am Montag 00 UTC befindet sich Deutschland bereits im Einflussbereich eines
Langwellentroges, der sich von Petschora-Becken über die Ostsee nach Frankreich
bis nach Spanien erstreckt. Über Nordostfrankreich und Westdeutschland befindet
sich ein kaltes Höhentief mit T 500 hPa um -35 Grad. Auch in 850 hPa sind
verbreitet Temperaturen um -10 Grad über Deutschland zu finden. Einzelne
Schneeschauer über der Westhälfte von Deutschland sind daher wahrscheinlich. Im
Küstenumfeld ist auch der Lake Effect nicht ausgeschlossen. Strichweise könnte
es dort zu kräftigen Schneeschauern kommen.
Über dem Atlantik hat sich ein ausgedehnter Höhenrücken etabliert, der sich vom
Südatlantik bis zum Nordpolarmeer erstreckt. Dieser wirkt blockierend zu den
Trogentwicklungen, die von Grönland nach Osten streben. Der Höhenrücken stützt
das Bodenhoch über Skandinavien, sodass die Kaltluftzufuhr aus Nordrussland auch
weiterhin gewährleistet ist. In 850 hPa gelangt die -20 Grad Isotherme bis nach
Weißrussland.

Zum Dienstag hin verstärkt sich der Trog über Grönland und greift allmählich auf
Westeuropa über. Über Skandinavien bleibt der Einfluss des hochreichenden Hochs
erhalten. Auf der Rückseite des Grönlandtroges verstärkt sich wieder das
Atlantikhoch, wobei der Trog nun eine sehr lange Amplitude besitzt. Das
Vorankommen des dazugehörigen okkludierten Frontensystems wird von dem Hoch über
Skandinavien nach Osten hin blockiert.

Am Dienstag entwickelt sich über der Iberischen Halbinsel ein abgeschlossenes
Höhentief. Das mit Herannahen des Grönlandtroges weiter nach Süden und bis nach
Afrika übergreift.
Nach dem aktuellen ECMWF Lauf soll ebenfalls das Höhentief über
Nordostfrankreich mit dem annähernden lang gestreckten Trog verstärken. Auf
dessen Vorderseite werden nun etwas mildere Luftmassen aus Südeuropa in den
Südwesten von Deutschland geführt. Daran gekoppelt sind sehr wahrscheinlich auch
leichte bis mäßige Schneefälle. Die Entwicklung des Höhentiefs ist aber noch
sehr unsicher.
Der europäische Trog bleibt bis zum Freitag erhalten, wobei über Grönland
wiederum eine kräftige Zyklogenese einsetzt, die an der Nordostflanke des
kräftigen Atlantikhochs nach Westeuropa geführt wird.

In der erweiterten Mittelfrist soll der Tiefausläufer des Grönlandtrogs auf
Mitteleuropa übergreifen. Dies könnte mit kräftigen Schneefällen und einer
deutlichen Windzunahme einhergehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die gestern prognostizierte Troglage simuliert auch der aktuelle Lauf für die
kommende Woche. Ab Montag liegen die Temperaturen auch tagsüber im leichten bis
mäßigen Frostbereich. In den Nächten muss ebenfalls verbreitet mit mäßigen und
strengem Frost bis an die -15 Grad gerechnet werden. Der aktuelle Lauf simuliert
ab Dienstag aber ein kleines Höhentief über Frankreich, das etwas mildere
Luftmassen auf dessen Ostflanke in den Südwesten Deutschlands transportiert.
Demnach müsste dort mit etwas Schnee und etwas mildere Temperaturen gerechnet
werden. Eine Windlage ist aber nicht in Sicht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Troglage nächste Woche und die beginnende Dauerfrostperiode simulieren
eigentlich alle betrachteten Globalmodelle. Das Höhentief über Nordostfrankreich
wird auch von ICON simuliert, jedoch in einer etwas anderen Ausprägung. GFS
lässt das Höhentief weiter nach Süden wandern.

Die Modelle simulieren die Troglage jeweils etwas anders, die Auswirkungen für
Deutschland sind aber ähnlich. Erst in der erweiterten Mittelfrist gehen die
Modelle auseinander. Wann der nächste Tiefausläufer auf Deutschland übergreift,
ist noch sehr unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In der Rauchfahne des ECMWFs (Offenbach) ist der Spread bis einschließlich
Sonntag recht eng. Am Montag öffnet sich der Spread mit der großen Unsicherheit
des Höhentiefs über Nordostfrankreich. Der Operationelle und der Kontrolllauf
stehen dabei eher als Außenseiter. Die meisten Member simulieren keine Erwärmung
im Südwesten von Deutschland. In der Rauchfahne von Hamburg ist der Einfluss des
Höhentiefs nicht mehr zu erkennen.
Im Ensemble des GFS ist der Einfluss des Höhentiefs nicht zu erkennen. Der
Spread innerhalb des Ensembles ist bis zum Ende der Mittelfrist recht eng.

In der Clusteranalyse des ECMWFS gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 h 4
verschiedene Cluster. Der Haupt- und der Kontrolllauf befinden sich mit
insgesamt 17 Membern in Cluster 1. Cluster 2 und 3 besitzen jeweils 13 und
Cluster 4 8 Member. In allen Clustern ist eine jeweils etwas anders orientierte
Troglage für Mitteleuropa zu erkennen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Montag muss in fast ganz Deutschland mit einer beginnenden Dauerfrostperiode
gerechnet werden. In den Nächten gibt es gebietsweise strengen Frost, bei
strahlungsreichen Nächten sind auch Nachttemperaturen bis -15 Grad nicht
ausgeschlossen.

Weiterhin könnte es am Montag im Küstenumfeld zum Lake Effect kommen. Dort sind
dann auch kräftige Schneefälle nicht ausgeschlossen.

Sonst kann es hin und wieder auch mal etwas schneien, bei der sehr trockenen
Luft sind größere Mengen aber sehr unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher