DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-01-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.01.2018 um 10.30 UTC



Meist zyklonales und teils windiges Wetter mit vorübergehender Abkühlung. Am
Wochenende schon wieder Erwärmung möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 04.02.2018


"War bis Dreikönig (6. Januar) kein rechter Winter, dann kommt auch keiner mehr
dahinter...", getreu diesem Motto verläuft der Winter 2017/2018 bisher im
Flachland Deutschlands. Die Mittelfristvorhersagen der vergangenen Tage gaben
dann Anlass zur Hoffnung (oder Abscheu, je nach Betrachtungsweise), dass der
Winter doch noch Einzug in tiefen Lagen hält. Der neueste 00 UTC-Lauf des EZMW
det. vom heutigen Sonntag rudert aber schon wieder etwas zurück.

So zeigt sich am Mittwoch ein gut ausgeprägter Trog über der Nordsee und den
Britischen Inseln, dessen Achse von den Shetlandinseln bis zum Ostausgang des
Ärmelkanals reicht. Die höhenkalte Luft weist dabei Temperaturen bis -38 Grad in
500 hPa auf. Analog dazu befindet sich unter dem Höhentief ein Bodentief mit
Zentrum knapp nördlich von Schottland. Die Ausläufer des Tiefs ziehen über
Deutschland hinweg, wobei ein recht windiger und nasser Tag auf dem Programm
steht. Bei Temperaturen von knapp über 0 Grad in 850 hPa überwiegt meist noch
die flüssige Phase beim Niederschlag.

Am Donnerstag vergrößert der Trog seine Amplitude und weitert sich über
Ostfrankreich nach Süden hin aus. Die Achse verlagert sich auf eine Linie von
Südskandinavien über Westdeutschland bis ins Rhonedelta. Das Bodentief wird in
die westliche Ostsee gesteuert, womit auch die Kaltfront Deutschland überquert.
Postfrontal sinken die T850 hPa auf -4 bis -6 Grad und die Schneefallgrenze auf
600 bis 400 m.

Am Freitag weitet sich der Trog bis ins zentrale Mittelmeer aus und schwenkt
bereits nach Osten weiter. Die Achse nimmt dann eine Linie Baltikum - Tschechien
- Mittelitalien ein. Das zugehörige Bodentief zieht nach Osten ab, wo es sich
auffüllt. Auf der Westseite des Tiefs wird mit nördlicher Strömung noch etwas
kältere Luft nach Deutschland geführt, wobei die T850 hPa zwischen -5 und -10
Grad liegt. Die Schneefallgrenze sinkt damit zum Teil bis in ganz tiefe Lagen
ab, vor allem nach Osten hin, wo die kälteste Luft zu finden sein wird.

Am Samstag macht sich kurzzeitig ein flacher Rücken bemerkbar, der aber von
Warmluftadvektion überlaufen wird. Gekoppelt mit einem neuen Trog über dem
Atlantik wird mit dem korrespondierenden neuen Bodentief nordwestlich der
Britischen Inseln dessen Warmfront bereits bis in den Westen Deutschlands
geführt. Dort steigt die T850 hPa rasch wieder über 0 Grad, während im Osten
noch die kalte Luft liegt. Die Schneefallgrenze steigt damit im Westen schon
wieder an.

Am Sonntag erfasst der neue Randtrog, der aber schwächer ausgeprägt ist als sein
Vorgänger, die Britischen Inseln. Das Bodentief liegt dann fast achsensenkrecht
darunter. Die Warmfront überquert weite Teile des Landes und vertreibt die kalte
Luft polaren Ursprungs überall wieder.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag tropft der Trog in Richtung Iberische
Halbinsel ab, das Bodentief findet sich über Benelux bzw. Deutschland wieder.
Damit strömt zunächst milde Luft aus dem Südwesten ein, bevor im weiteren
Verlauf das Tief nach Osten abzieht und erneut eine nördliche Strömung in Gang
bringt. Somit könnte dann erneut polare Kaltluft aus dem Norden einfließen,
wobei auch wieder die -10 Grad Isotherme in 850 hPa in Reichweite rückt. Damit
besteht dann noch eine Option für die Winterwetterfans im Flachland.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz ist nur bis zum Mittwoch noch einigermaßen gut, danach nehmen die
Unterschiede immer mehr zu. Insbesondere schwenkt der Trog im neuesten Lauf ab
Donnerstag rascher nach Osten durch und macht so für einen flachen Rücken Platz,
der allerdings von WLA überlaufen wird. Damit kann von Westen her eine Warmfront
nach Deutschland vordringen, die die Vorläufe wesentlich weiter westlich
platzierten. Das Temperaturregime ist dadurch ab Samstag um 5 bis 10 Kelvin
höher als in den gestrigen Läufen. Auch die nachfolgende Entwicklung wird nun
deutlich anders vorhergesagt. Das neue Tief zieht ab Sonntag von den Britischen
Inseln in Richtung Mitteleuropa und bringt mit einer südwestlichen Strömung
milde Luft nach Deutschland. Im gestrigen 00 UTC-Lauf zog ein Tief von
Deutschland nach Tschechien, wobei es eine nördliche Strömung geben sollte.
Bereits der 12 UTC-Lauf brachte schon eine Änderung: Demnach läge über dem
zentralen Mittelmeer ein Tief, was bei uns eine kalte südöstliche Strömung
verursacht hätte. Allen drei Läufen gemein ist jedoch, dass der zyklonale Anteil
deutlich überwiegt. Bezogen auf die konkrete Wetterprognose ergeben sich somit
räumlich-zeitliche Änderungen der Niederschlags- und Temperaturverteilungen, in
Konsequenz daraus aber auch Änderungen bezüglich der Phase des Niederschlags.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Vom grundlegenden Muster ähneln GFS und ICON dem EZMW. Im Detail ergeben sich
jedoch Unterschiede, die durchaus relevant sind für Deutschland. So werden Trog
und Tief ab Donnerstag zum Teil etwas anders behandelt. Letztlich hat das aber
auch Einfluss auf das Temperaturregime. Am mildesten operiert dabei GFS, wobei
nur kurzzeitig die -5 Grad-Isotherme in 850 hPa bei uns Fuß fasst und rasch
wieder von milderer Luft verdrängt wird. Beim ICON ist die Abkühlung am
nachhaltigsten, bleibt doch die -5 Grad-Isotherme bis zum Ende des
Vorhersagezeitraums des Modells (Sonntag, 6 UTC) über Deutschland erhalten. EZMW
stellt damit eine Art Zwischenlösung dar. GEM ist tendenziell eher bei der
ICON-Lösung mit nur einer leichten Erwärmung ab Samstag. Auch das CMA ist dem
ICON nahe, allerdings zeigt es die kälteste Lösung aller globalen Modelle. Die
Warmfront wird zwar ebenso simuliert, lässt die Temperatur bei uns aber nur kurz
etwas ansteigen. NAVGEM dagegen ist dem EZMW ähnlicher und favorisiert eine
milde Lösung. Zudem deutet sich in diesem Modell auch keine erneute Abkühlung in
der erweiterten Mittelfrist an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte sind bis zum Donnerstag eng gebündelt
und auf Linie des Hauptlaufs mit der Abkühlung und dem zunehmenden Trogeinfluss.
Ab Freitag nimmt der Spread immer mehr zu. Haupt- und Kontrolllauf bewegen sich
dann meist im oberen Bereich bei der T850 hPa-Rauchfahne. Es bestehen einige
Optionen für kühlere Temperaturen. Beim 500 hPa-Geopotenzial sind Haupt- und
Kontrolllauf besser im Median eingebettet, allerdings ist die Streuung ab
Freitag recht groß. Am vorwiegenden Trogeinfluss gibt es eher wenig Zweifel,
verläuft das Geopotenzial doch meist auf niedrigem Niveau.

In der Clusteranalyse werden bei t+120-168 (Freitag bis Sonntag) 4 Cluster
geliefert, die jeweils etwas unterschiedlich mit dem Trog umgehen. Damit
variiert auch das zugehörige Bodentief ein wenig. Im Endeffekt läuft es aber bei
allen auf eine südwestliche und daher milde Strömung spätestens am Sonntag
hinaus. C4 mit 4 Mitgliedern zeigt darüber hinaus eine Sturmtiefentwicklung über
der Nordsee. Bei t+192-240 (Montag bis Mittwoch übernächster Woche) werden 5
Cluster angeboten. Bei C1 bis C3 (Hauptlauf in C3, Kontrolllauf in C1) gibt es
eine Austrogung zur Iberischen Halbinsel bzw. dem westlichen Mittelmeer hin, bei
C1 zusätzlich einen Abtropfprozess. Bei C4 und C5 wird der Trog über
Mitteleuropa nach Osten hin geführt. Am Boden folgt aus C1 bis C3 ein Tief über
dem westlichen bzw. später dem zentralen Mittelmeer, das vom Hauptlauf
simulierte Tief über Benelux und Mitteleuropa findet sich kaum bzw. am ehesten
noch in C3 wieder. Bei C4 und C5 läuft es auf eine Sturmtiefentwicklung bei
Island hinaus, wobei sich bei uns eine westliche bis nordwestliche und daher
eher milde Strömung einstellt.

Als Fazit kann festgehalten werden, dass die Vorhersage bis zum Donnerstag recht
sicher ist mit meist noch mildem Wetter bei vorherrschendem Tiefdruckeinfluss
und zeitweise stürmischen Wind. Bis zum Freitag hin kühlt es sich dann ab, wobei
nicht klar ist, wie nachhaltig das Ganze geschieht. Die vom EZMW angedachte
anschließende Milderung ab Samstag ist keinesfalls sicher, gibt es doch einige
Optionen (Ensembles und andere globale Modelle) für kälteres Wetter. Darüber
hinaus ist ziemlich unsicher, wie es in der erweiterten Mittelfrist weitergeht.
Die vom EZMW det. angedachte Lösung mit der Option für eine erneute Abkühlung
auf der Rückseite des Tiefs über Mitteleuropa steht recht alleine dar.
Allerdings zeigen andere Lösungen wiederum auch die Möglichkeit für eine sich
einstellende kalte Witterung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Erwartungsgemäß gibt EFI Signale bis 0.7 für überdurchschnittlich starken Wind
am Mittwoch. So finden sich auch bei COSMO-LEPS und EZMW EPS gute
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen der Stärke 8 Bft und noch schwache
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen der Stärke 9 Bft. Für noch stärkere Böen
liegen derzeit keine Hinweise vor. Am Donnerstag und Freitag ist EFI beim Wind
sehr zurückhaltend (im Süden vereinzelt mit Werten über 0.5), dafür zeigen
COSMO-LEPS und EZMW EPS aber klare Signale für 8er- und 9er-Böen, vereinzelt
sogar für schwere Sturmböen Bft 10. An diesen beiden Tagen dürfte das konvektive
Geschehen überwiegen, sodass die stärksten Böen im Zusammenhang mit Schauern und
Gewittern auftreten. Orkanartige Böen der Stärke 11 sind aber nur wenig
wahrscheinlich.

Darüber hinaus wartet EFI mit Werten bis 0.9 für überdurchschnittlich viel
Niederschlag am Mittwoch und bis 0.8 im Süden am Donnerstag auf. In COSMO-LEPS
gibt es für den Mittwoch Hinweise für mehr als 30 mm in 24 Stunden in den
Staulagen der Mittelgebirge und vor allem für den Schwarzwald. Dort sind auch
über 50 mm in 24 Stunden denkbar. EZMW EPS hat etwas schwächere Signale auf dem
Zettel. Am Donnerstag werden von COSMO-LEPS und EZMW EPS schwache
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 mm in 24 Stunden im Schwarzwald und im
Allgäu ausgegeben. Für den Schwarzwald könnte sich somit auch eine 48-stündige
Dauerregenlage ergeben.

Und auch beim Schneefall bringt EFI leichte Signale bis 0.6 für den Freitag.
Dabei sind insbesondere höhere Lagen betroffen. Nach COSMO-LEPS und EZMW EPS
sind in den Mittelgebirgen 10 bis 15, an den Alpen 15 bis 25 cm Neuschnee in 24
Stunden möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS, EZMW det.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler