DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-05-2016 21:00
SXEU31 DWAV 201800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.05.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Sonntag von Westen her Gewitter, Unwetter möglich. Vorübergehend sehr warm.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... dringt ein Frontensystem, das den Nordwesten erreicht hat, weiter
nach Südosten vor. Es wird begleitet von einer kompakten Wolkenformation,
liefert aber schon aktuell nur noch wenig Regen, der sich in den nächsten
Stunden auch noch weiter abschwächen wird.
Warmluftadvektion vor einem Tief bei Schottland führt zu Verstärkung eines
Höhenrückens über Mitteleuropa, was zum einem das weitere Abschwächen des
Tiefausläufers verursacht, zum anderen dazu führt, dass sich der hohe Druck am
Boden zum Ostalpenraum hin verlagert.

Bei auch im Norden wieder auffächerndem Gradienten sind nachts keine
Windwarnungen nötig. Mit dem Tiefausläufer dringt die starke Bewölkung bis in
den Süden vor, ohne dass nennenswerter Regen fällt. Nur im Norden gibt es noch
geringe Mengen.
Nach Südosten hin zeigt sich der Himmel nach Auflösung der Quellbewölkung
teilweise gering bewölkt und örtlich bildet sich dort Nebel.

Samstag ... verlagert sich das Tief am Boden Richtung Färöer Inseln. Damit dreht
die Strömung bei uns auf südliche Richtungen und der Tiefausläufer wird wieder
nach Norden abgedrängt. Nur noch wenig wetterwirksam löst er höchstens ganz im
Norden geringe Regenfälle aus.
Die verstärkte Warmluftadvektion führt zur Kräftigung des Keils, dessen Achse
langsam nach Osten durchschwenkt. Trotz Absinken halten sich im Norden und der
Mitte zunächst dichtere Wolken, die erst im Tagesverlauf von Süden her vermehrt
auflockern. Südlich des Mains scheint dagegen zum Teil fast den ganzen die
Sonne.
Der Nordwesten liegt dagegen den ganzen Tag über in der Nähe der Frontalzone mit
starker Bewölkung, Richtung Nordsee kann es auch ab und zu leicht regnen.
Die 10-Grad Isotherme in 850 hPa erreicht nachmittags den Norden, im Süden
werden +13 Grad erwartet. Die Luft erwärmt sich dabei in 2m Höhe auf 21 bis 24
Grad, im Südwesten gibt es gebietsweise einen Sommertag.
Der Süd- bis Südwestwind lebt nach Nordwesten hin böig tagsüber auf, ohne
Warnrelevanz.
In der Nacht zum Sonntag nähert sich von Westeuropa ein Trog. Er weitet sich
mehr nach Süden aus, als dass er nach Osten vorankommt. In der zunehmend
südsüdwestlichen Höhenströmung greift die dem Trog vorgelagerte Kaltfront
wellend auf den Nordosten Frankreichs und Benelux über. Davor frischt der Wind
nach Westen hin auf mit ersten kräftigeren Böen (Bft 7) aus Südost, vor allem im
Bergland.
Über Deutschland dominiert schwaches Absinken und bei häufig geringer Bewölkung
kühlt es auf 15 bis 7 Grad ab. Nur ganz im Westen nimmt die Bewölkung schon zu
mit ersten Regenfällen.

Sonntag ... weitet sich der Trog zu den Pyrenäen hin aus, so dass die Strömung
in der Höhe weiter nach Süd dreht. Die wellende Kaltfront kommt, parallel in die
Höhenströmung eingebettet, nur langsam nach Osten voran und liegt abends (nach
aktuellem Stand) noch über dem Westen. Vorderseitig verstärkt sich die
Warmluftzufuhr aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland noch.
Durch die zeitige Abschirmung dürfte im Westen konvektiv nicht viel passieren.
Auch mit der bodennah einströmenden kälteren Luft stabilisiert es schon.
Allerdings kommt im äußersten Westen und Nordwesten Regen auf, der teilweise
kräftig ausfallen kann und an dessen "warmen" Rand auch mal ein Gewitter
eingelagert sein kann.
Die konvektive Aktivität sollte sich eher auf die mittleren Landesteile
konzentrieren, wo sich eine Konvergenz ausbildet und die Einstrahlung zum Aufbau
höherer Cape Werte ausreicht. Dort sind kräftige Gewitter bis hin zu
unwetterartigen Entwicklungen möglich, wobei neben Starkregen auch Sturmböen und
Hagel möglich sind. Da die Modelle aber weder einheitlich, noch konsistent
simulieren, bleibt die Entwicklung unsicher.

Zum Abend können die Gewitter auch Richtung Nordosten ausgreifen. Ganz im Osten
und Südosten bleibt es wahrscheinlich sonnig, trocken und sehr warm, lokal an
die 30 Grad als Maximum sind möglich, während unter der starken Bewölkung im
Nordwesten kaum 20 Grad erreicht werden.

Mit Passage der Konvergenz und der Kaltfront frischt der auf West drehende Wind
auch abseits der Konvektion vorübergehend stärker auf, Böen Bft 7 sind vor allem
in exponierten Lagen und im Bergland zu erwarten.

In der Nacht zum Montag verlagert sich die Bodenrinne mit Konvergenz und der
warm/instabilen Luftmasse in den Nordosten, auch die eigentliche Kaltfront kommt
bis zur Mitte voran, während der nachfolgende Höhentrog deformiert wird und sich
schließlich in einem Bogen von den Britischen Inseln zum Ligurischen Meer
erstreckt, möglicherweise auch schon abgetropft mit einem Höhentief über
Ostfrankreich. Die Höhenströmung dreht dabei über uns auf Süd bis Südost,
während am Boden auf der Rückseite des Tiefs meist schon West- bis Nordwestwind
weht. Durch die Scherung kann es im Westen, der Mitte und im Süden gebietsweise
kräftiger regnen, teilweise um 20 mm/6h, oder 25 mm/12 h. Im Nordosten sind
weiter Gewitter möglich, deren Intensität freilich im Laufe der Nacht nachlässt.


Montag ... liegen wir zwischen dem Trog über Frankreich und einem Höhenrücken
über dem östlichen Europa in einer südlichen bis südöstlichen Höhenströmung. Die
Bodenrinne kommt nur langsam nach Osten voran. Sie überquert tagsüber
wahrscheinlich den äußersten Osten und Nordosten Richtung Polen und Ostsee,
wobei die Kaltfront mehr und mehr in die Bodenkonvergenz hineingezogen wird.
Östlich der Elbe wird die Warmluft damit nur zögernd ersetzt, dort sind
gebietsweise mehr als 25 Grad möglich, Richtung Oder und Neiße auch 28 bis 29
Grad, während im Westen nur 15 bis 20 Grad zu erwarten sind.

Im Nordosten könne sich noch einmal Gewitter entwickeln, auch wenn die Modelle
dies nicht in dem Maße simulieren. In den anderen Gebieten treten in der
kühleren Meeresluft gebietsweise Regenfälle auf, die tagsüber teilweise
konvektiven Charakter annehmen.
Mit den nächtlichen Regenfällen sind auch größere Niederschlagsmengen 24-stündig
möglich, die Mengen, die tagsüber simuliert werden, langen jedenfalls nicht mehr
für gesonderte Warnungen.
Der Wind kann vor allem anfangs teilweise kräftiger auffrischen mit Windböen im
Bergland nach Westen und Südwesten hin, tagsüber fächert der Gradient dann auf.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die synoptischen Strukturen zwar ähnlich, aber mit
größeren Unterschieden im Detail. Eine detailliertere Abschätzung der
Entwicklung am Sonntag und Montag muss noch warten.
Aktuell sieht es aber so aus, dass zum Sonntag nicht die ganz große Gewitterlage
ins Haus steht, auch wenn lokal Unwetter gezogen werden muss.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner