DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-01-2018 21:00
SXEU31 DWAV 231800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.01.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Mittwochfrüh in Südostbayern örtlich gefrierender Regen.
Am Mittwoch in Nordwestdeutschland stürmische Böen, an der Nordsee Sturmböen.
Auf exponierten Bergen auch Böen Bft 10 bis 11.
Am Donnerstag nur noch auf den Bergland Böen bft 8 bis 9.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... Ein kräftiger Höhenrücken schwenkt in der Nacht nur sehr langsam von
Deutschland aus etwas nach Südosten. Damit kann die Warmfront eines Tiefs
östlich von Island von Westen auf Deutschland übergreifen und weite Teile
Deutschlands ostwärts überqueren. Die nachfolgende Kaltfront erreicht um 00 UTC
Nordwestdeutschland und dahinter fächert der Gradient auf. So kann es bis in die
Nacht hinein präfrontal an der Nordsee und im nördlichen Schleswig-Holstein
steife Böen und an der Nordfriesischen Küste auch zu stürmischen Böen kommen.
Auch im Rheinland sind einzelne 7er Böen möglich. Auch oberhalb 800 bis 1000 m
sind Böen Bft 8, auf dem Brocken auch 9 bis 10 möglich.
Im Südosten Bayerns klart der Himmel von den Alpen her auf und die Temperatur
kann bis in den Frostbereich hinunter gehen. Freitagfrüh kommen die leichten
Regenfälle der Warmfront in Südostbayern an, so dass es auf dem gefrorenen Boden
zu Glatteis kommen kann.

Mittwoch ... schwenkt der Rücken über Mitteleuropa weiter südostwärts und wir
gelangen allmählich auf die Vorderseite eines Langwellentroges über dem
Nordostatlantik in eine mehr und mehr südwestliche Strömung. Damit verbunden
kommen wir in den Warmsektor eines zur Norwegischen See ziehenden Sturmtiefs, in
dem sich die Zufuhr der sehr milden subtropischen Luftmasse verstärkt und dank
des lebhaften Windes kann sie sich auch überall durchsetzen.
Die Tageshöchstwerte liegen meist bei 10 Grad an der Nordsee und 15 Grad im
Südwesten und Westen. Dort sind in bevorzugten (Lee-)Lagen örtlich 16 bis 17
Grad nicht ausgeschlossen. Im östlichen und südöstlichen Mittelgebirgsraum ist
es etwas kühler bei 8 Grad.
Der Gradient legt noch etwas zu. An der Nordsee und im Bergland kommt es zu
starken bis stürmischen Böen, teilweise zu Sturmböen, auf dem Brocken zu
orkanartigen Böen oder Orkanböen. Außer im Süden sind in tiefen Lagen Windböen
zu erwarten, im Nordwesten sind auch stürmische Böen drin.
Nachdem die Warmfront abgezogen ist, lässt die WLA nach und es kommt höchstens
noch zu etwas Sprühregen im Norden und Westen. Im Süden sorgt der Einfluss der
Hochdruckzone für Absinken und längere sonnige Abschnitte, während die
Wahrscheinlichkeit für Auflockerungen nach Norden hin deutlich abnimmt.
Zum Abend greift dann die Kaltfront auf den äußersten Nordwesten über und von
der Nordsee her kommt Regen auf. Das Windmaximum im Nordwesten wird mit der KF
erreicht.
In der Nacht zum Donnerstag entfernt sich das Sturmtief nach Mittelskandinavien,
die zugehörige Kaltfront kommt bis Donnerstag früh etwa auf eine Linie Pfälzer
Wald - Oderbruch voran. Die Regenfälle fallen dann weitgehend postfrontal, die
Front hat demnach Anacharakter angenommen. Ganz im Nordwesten und im Westen sind
in 12 Stunden 5 bis 10 mm Regen zu erwarten, in Staulagen (Bergisches Land)
fallen auch um 15 mm. Warnwürdig ist das alles nicht. Südlich der Donau ist es
längere Zeit aufgelockert und windschwach, was Temperaturen im leichten
Frostbereich zur Folge hat. Sonst ist es frostfrei, im Norden und Westen auch
sehr mild mit Nachtwerten kaum unter 10 Grad. An der Donau bildet sich
vielleicht sogar Nebel.
Der Südwestwind weht lebhaft, bringt aber wahrscheinlich in den Niederungen
keine Böen Bft 8 mehr. Im Bergland sind weiter Sturmböen möglich.

Donnerstag ... ... nähert sich der Langwellentrog unter Amplitudenverstärkung.
Die Höhenströmung dreht noch etwas mehr nach Süd. Die Kaltfront kommt schleifend
zunächst nur noch sehr langsam südostwärts voran und wird durch eine
Frontalwelle, die im Tagesverlauf von Frankreich her übergreift, stationär.
Stärkere Böen beschränken sich im Wesentlichen aufs Bergland, vielleicht noch
auf die leeseitigen Regionen, da der Gradient immer mehr auseinander gezogen
wird.
Postfrontal fällt weiterer, häufig länger anhaltender Regen, mit dem Schwerpunkt
über Rheinland-Pfalz und Hessen. In diesem Bereich gibt es 10 bis 15 mm
Niederschlag in 12 Stunden. Im Nordosten regnet es deutlich schwächer. Signale
für warnwürdige Mengen gibt es zunächst nicht.
Auflockerungen gibt es im Nordwesten, wo nur einzelne Schauer niedergehen. Der
Südosten bleibt noch teilweise freundlich und trocken. An den Alpen kann eine
leicht föhnige Komponente für längeren Sonnenschein sorgen. In Hochlagen der
Alpen kommen Sturmböen aus Süd bis Südwest auf.
Präfrontal sind im Südwesten 15 bis 17 Grad zu erwarten. Sonst liegen die
Temperaturen meist zwischen 8 und 14 Grad, wobei es auch in der im Nordwesten
einströmenden frischeren Luftmasse mit ca. +10 Grad alles anders als kalt ist.
In der Nacht zum Freitag bekommt die Luftmassengrenze nach Passage der Welle
einen kleinen Schub nach Südosten, der aber nicht dazu führt, dass auch der
äußerste SE erfasst wird.
Der Regenschwerpunkt schiebt sich nach Ba-Wü hinein und weist von dort Richtung
Nordosten. Dabei zeigt ICON im neuen Lauf keine 25 mm mehr sondern wie die
anderen Modelle lediglich 10 bis 20 mm. Auch die Ensembles stützen dies.
Warnwürdige Mengen sollte es demnach nicht geben. Da aber langsam kältere Luft
einsickert, sinkt die Schneefallgrenze auf 600 bis 800m und in Hochlagen könnte
es einige cm Neuschnee geben. Präfrontal klart es im Südosten teilweise auf und
die Temperaturen gehen erneut bis in den leichten Frostbereich zurück.

Freitag ... tropft der Höhentrog im Westen zur spanischen Mittelmeerküste ab und
die Achse des Restroges erreicht abends Nordwestdeutschland. So kommt die
Kaltfront bis zum Abend allmählich etwa zur Donau voran, eventuell sogar bis zu
den Alpen, wie es GFS vorhersagt. Dabei sinken die Temperaturen in 850 hPa auf 0
Grad in Südostbayern und -5 Grad im Nordwesten ab. Posfrontal dreht die Strömung
in der unteren Troposphäre auf Nordwest und infolge der Kaltluftadvektion steigt
auch der Bodendruck an. Damit ist die Schauerneigung nicht all zu groß, wobei
die Schneefallgrenze in den Mittelgebirgen auf etwa 500 m absinkt. Nennenswerter
Neuschnee ist aber nicht zu erwarten.
Die Tagestemperaturen liegen zwischen 10 Grad im Südosten und 6 Grad in
Nordfriesland, in Hochlagen der Mittelgebirge auf wenig über 0 Grad.
Der Wind spielt warnungstechnisch fast keine Rolle.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren sehr ähnlich und die Unterschiede zu GFS wurden
erwähnt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden