DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-01-2018 09:00
SXEU31 DWAV 230800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.01.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu SW

In der Nacht zum Mittwoch im Südosten örtlich gefrierender Regen. Im Bergland
und an der See dann auch stürmische Böen oder Sturmböen. Mittwoch und Donnerstag
extrem mild.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... treten im Bereich einer flachen Rinne über dem Nordosten unseres
Landes, in die eine Luftmassengrenze eingelagert ist, leichte Niederschläge auf.
Die mildere Luft westlich der LMG kann sich mangels Gradienten nur zögernd im
Südosten durchsetzen; sie kommt gleichzeitig auch kaum nach Nordosten voran, so
dass bei Temperaturen um 0 Grad anfangs im Nordosten und Südosten stellenweise
Glätte zu erwarten ist.
Bei langsam steigenden Temperaturen sollte sich die Glättesituation auch dort
zum Mittag weitgehend entspannen, zumal auch mit dem von Westen
hereinschwenkenden Höhenrücken die Niederschläge abklingen. Der Rücken wird von
Warmluftadvektion überlaufen, was die anfänglich leichten Niederschläge in
weiten Teilen des Landes erklärt und auch zur Folge hat, dass es im Tagesverlauf
im Norden und der Mitte nur vorübergehend mal auflockert, sonst aber stark
bewölkt bleibt. Lediglich im Südwesten macht sich das Absinken des Rückens
stärker bemerkbar mit größeren Aufheiterungen im Tagesverlauf.
Die Rinne füllt sich dabei auf und wird langsam nach Osten abgedrängt. Im Süden
steigt der Druck und die Hochdruckzone schließt sich zwischen dem Hoch über der
Iberischen Halbinsel und dem Hochkeil über Osteuropa. Unterdessen greift im
Tagesverlauf schon wieder die Warmfront eines Tiefs bei Island mit kräftiger WLA
auf den Nordwesten über. Entsprechend kommt dort wieder Regen auf und der
Gradient nimmt zu.
An der Nordsee kommen nachmittags starke, exponiert abends stürmische Böen auf.
Auch im höheren Bergland frischt der Südwestwind auf mit starken, exponiert
stürmischen Böen.
Die Temperaturen erreichen Höchstwerte um 0 Grad in Kamm- und Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge, sonst liegen sie zwischen 2 bis 3 Grad im äußersten
Nordosten und um 10 Grad in der milderen Luft im Westen und Südwesten.
In der Nacht zum Mittwoch überquert die Warmfront den Norden, gefolgt von einer
schwachen Kaltfront, die in den Norden eindringt, dort aber wieder rückläufig
wird. Dabei breitet sich der Regen weiter nach Osten bis Südosten aus.
Schwerpunkt ist zwar der Norden und die Mitte (2 bis 5, örtlich nahe 10 mm in 12
Stunden), leichte Regenfälle kommen im Laufe der Nacht aber auch im Süden und
Südosten an. Da dort die mildere Luft immer noch nicht recht Fuß gefasst hat und
mit den vorangegangenen Auflockerungen die Temperatur örtlich auf Werte um 0
Grad zurückgegangen ist, ist in ungünstigen Lagen im Südosten örtlich Glätte
durch gefrierenden Regen zumindest nicht ausgeschlossen.
Der Gradient nimmt im Norden und der Mitte zu, so dass an der Nordsee und im
höheren Bergland stürmische Böen auftreten, exponiert vielleicht auch Sturmböen.
Auf dem Brocken sind orkanartige Böen nicht ausgeschlossen. Im Binnenland des
Nordwestens und Westens sind starke Böen Bft 7 zu erwarten. Der Süden verbleibt
im Bereich schwacher Winde am Rand der Hochdruckzone. Dort wird es auch
kältesten mit Werten um 0 Grad in Südostenbayern. In den anderen Gebieten bleibt
es frostfrei, im Nordwesten gehen die Temperaturen gegenüber den Tageswerten
kaum zurück, da hinter der Warmfront eine sehr milde Luftmasse subtropischen
Ursprungs einfließt.

Mittwoch... schwenkt der Rücken über Mitteleuropa südostwärts und wir gelangen
peu a peu auf die Vorderseite eines Langwellentroges über dem Nordostatlantik in
eine zunächst westliche, dann mehr und mehr südwestliche Strömung. Damit
verbunden kommen wir in den Warmsektor eines zur Norwegischen See ziehenden
Sturmtiefs, in dem sich Zufuhr der sehr milden subtropischen Luftmasse verstärkt
und dank des lebhaften Windes kann sie sich auch fast überall durchsetzen.
Die Tageshöchstwerte liegen meist bei 8 bis 14 Grad, im Westen und Südwesten
sind örtlich 16 bis 17 Grad nicht ausgeschlossen.
Der Gradient legt noch etwas zu. An der Nordsee und im Bergland kommt es zu
starken bis stürmischen Böen, teilweise zu Sturmböen, auf dem Brocken zu
orkanartigen oder Orkanböen. Außer im Süden sind in tiefen Lagen Windböen zu
erwarten, im Nordwesten sind auch stürmische Böen drin.
Nachdem die Warmfront abgezogen ist, lässt die WLA nach und es kommt höchstens
noch zu geringen Regenfällen im Norden und der Mitte. Im Süden sorgt der
Einfluss der Hochdruckzone für Absinken und längere sonnige Abschnitte, während
die Wahrscheinlichkeit für Auflockerungen nach Norden hin deutlich abnimmt.
Zum Abend greift dann die Kaltfront auf den äußersten Nordwesten über und von
der Nordsee her kommt Regen auf. Das Windmaximum im Nordwesten wird mit der KF
erreicht.
In der Nacht zum Donnerstag entfernt sich das Sturmtief nach Nordskandinavien,
die zugehörige Kaltfront kommt bis Donnerstag früh etwa auf eine Linie Pfälzer
Wald - Oderbruch voran. Die Regenfälle fallen dann weitgehend postfrontal, die
Front hat demnach Anacharakter angenommen. Ganz im Nordwesten und im Westen sind
in 12 Stunden 5 bis 10 mm Regen zu erwarten, in Staulagen (Bergisches Land)
fallen auch um 15 mm, warnwürdig ist das alles nicht. Südlich der Donau ist es
längere Zeit aufgelockert und windschwach, was Temperaturen im leichten
Frostbereich zur Folge hat. Sonst ist es frostfrei, im Norden und Westen auch
sehr mild mit Nachtwerten kaum unter 10 Grad. An der Donau bildet sich
vielleicht sogar das ein oder andere Nebelfeld.

Der Südwestwind weht lebhaft, teilweise im Norden und stark und an der Kaltfront
sind im Norden und Westen teils stürmische Böen möglich, an der See
vorübergehend Sturmböen. Postfrontal fächert der Gradient auf und der Wind flaut
ab. Im Bergland sind weiter Sturmböen möglich.

Donnerstag... nähert sich der Langwellentrog unter Verkürzung seiner
Wellenlänge, die Höhenströmung dreht noch etwas mehr nach Südwest. Die Kaltfront
kommt schleifend zunächst nur noch sehr langsam südostwärts voran und wird durch
eine Welle, die im Tagesverlauf von Frankreich her übergreift, stationär.
Stärkere Böen beschränken sich im Wesentlichen aufs Bergland, vielleicht noch
auf die leeseitigen Regionen, da der Gradient immer mehr auseinander gezogen
wird.
Postfrontal fällt weiterer, häufig länger anhaltender Regen, mit dem Schwerpunkt
etwa von Rheinland-Pfalz nach Brandenburg. Besonders nach Westen hin sind in
diesem Streifen 10 bis 15 mm Niederschlag zu erwarten. Signale für warnwürdige
Mengen gibt es zunächst nicht.
Auflockerungen gibt es dann wieder im Nordwesten, wo auch einzelne Schauer
möglich sind. Auch der Südosten bleibt noch teilweise freundlich und trocken, an
den Alpen kann eine leicht föhnige Komponente für längeren Sonnenschein sorgen.
In Hochlagen der Alpen kommen Sturmböen aus Süd bis Südwest auf.
Präfrontal sind im Südwesten um 15 Grad zu erwarten. Sonst liegen die
Temperaturen meist zwischen 8 und 14 Grad, wobei es auch in der im Nordwesten
einströmenden frischeren Luftmasse mit ca. +10 Grad alles anders als kalt ist.
In der Nacht zum Freitag bekommt die Luftmassengrenze nach Passage der Welle
einen kleinen Schub nach Südosten, der aber nicht dazu führt, dass auch der
äußerste SE erfasst wird.
Der Regenschwerpunkt schiebt sich nach Ba-Wü hinein und weist von dort Richtung
Nordosten. Einzig ICON Nest zeigt mehr als 25 mm in 12 Stunden im Schwarzwald,
sonst liegen die simulierten Mengen darunter. Auch die Ensembles simulieren
verhalten. Warnwürdige Mengen sollte es demnach nicht geben. Da aber langsam
kältere Luft einsickert, sinkt die Schneefallgrenze auf 600 bis 800m und in
Hochlagen könnte es einige, wenige cm Neuschnee geben. Präfrontal klart es im
Südosten teilweise auf und die Temperaturen gehen erneut bis in den leichten
Frostbereich zurück.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im synoptischen Scale weitgehend ähnlich. Die
Glättesituation durch den gefrierenden Regen im Südosten kommende Nacht ist noch
unsicher. Die Niederschläge und die Bewölkung werden noch mit Unschärfen
simuliert, so dass vielleicht auch "gelbe" Glättewarnungen reichen, maximal
sollten markante Warnungen reichen. Warnmos und ModellMix zeigen geringe
Wahrscheinlichkeiten dafür. Die schleifende Passage der Kaltfront am
Donnerstag/Freitag sollte ohne warnwürdige Regenmengen über die Bühne gehen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner