DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-01-2018 21:00
SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 21.01.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ab montagfrüh an den Alpen, auf der Alb und im Schwarzwald Dauerregen und teils
starkes Tauwetter (Unwetter).
Montagfrüh in Lagen ab 300 bis 400 m vorübergehend Glatteis.
Ab Mittwoch auf den Bergen und an der Nordsee Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... Der über Westeuropa angelangte Höhenrücken schwenkt unter Abflachung
nachts über Deutschland hinweg nach Osten und Südosten. Dabei ist ein kräftiges
WLA-Gebiet überlagert, das sich auf der Vorderseite eines okkludierenden
Frontensystems befindet. So setzten im Westen und Südwesten Niederschläge ein,
die sich im Laufe der Nacht etwa bis zur Weser hin ausdehnen und anfangs teils
bis in tiefe Lagen als Schnee oder Schneeregen fallen. Dabei wird es
vorübergehend glatt. Da die Erwärmung zunächst oberhalb 1200 m einsetzt und die
Werte dort über 0 Grad steigen, muss in den Mittelgebirgen oberhalb von etwa 400
m mit gefrierendem regen gerechnet werden. Die in der Anfangsphase auftretenden
Schneefälle sorgen lediglich für Neuschneemengen zwischen 1 und 5 cm, im Süden
örtlich für über 5 cm innerhalb von 6 Stunden (s. u.)
Im Norden und Osten ist die Bewölkung teils aufgelockert, teils gibt es bereits
Nebel oder Hochnebel und vereinzelt kann es Nebelnässen oder Schneegriesel mit
Straßenglätte geben. Hier liegen die Temperaturen um oder etwas unter dem
Gefrierpunkt, während sie im Westen und Südwesten eher noch etwas ansteigen zum
Morgen hin.
Dann steigt im Schwarzwald bereits die Temperatur über den Gefrierpunkt, so dass
dort teils starkes Tauwetter einsetzt.

Montag ... kommt die Okklusion mit ihren Niederschlägen (erst Schnee, dann
Regeen) langsam ostwärts voran und spart nach ICON lediglich Vorpommern aus.
Postfrontal gibt es im Westen nur einzelne, schauerartige Niederschläge, die in
den Mittelgebirgen oberhalb 700 m als Schneeregen oder Schnee fallen, darunter
aber als Regen. Es werden aber nur geringe Mengen vorhergesagt.
Im Süden geht die nach Westen hin zu einer Wellenstörung verlaufende Front nur
verzögert durch, so dass hier die Regenfälle bzw. nach Osten hin die Schneefälle
längere Zeit andauern. Erst am Abend lassen die frontalen Niederschläge dann im
Südwesten weitgehend nach.
Dies führt in den südwestlichen Gebirgen zu teils starkem Tauwetter, das von dem
durchbrechenden, teils frischen SW-Wind noch forciert wird. Bei
Niederschlagshöhen zwischen 30 und 50/24 Stunden und in Staulagen vereinzelt
über 60 mm wird von Snow4 ein Niederschlagsdargebot im Schwarzwald und im Allgäu
von über 50 mm berechnet (Unwetter). Bei Balderschwang gehen die Werte sogar auf
rund 80 mm hoch (Unwetterwarnung läuft bereits).
Während postfrontal im Hochschwarzwald und auf Alpengipfeln vorübergehend Böen
Bft 7 bis 9 auftreten, frischt präfrontal der Wind im Raum Erzgebirge auf und
sorgt für 7er, auf dem Fichtelberg vielleicht auch für 8er Böen aus Südost
(Böhmischer Wind).
In der Nacht zum Dienstag schwenkt von Westen her ein Höhenrücken heran und in
der eingeströmten erwärmten Subpolarluft treten besonders nach Osten hin noch
einzelne, schauerartige Niederschläge auf, die in Lagen ab 500 m als Schnee
fallen. Im Westen liegt die Schneefallgrenze eher bei 700 bis 800 m. Hier werden
aber kaum noch Niederschläge simuliert. Der äußerste Nordosten bleibt noch vor
der über Mecklenburg hängenden Front in kalter Luft mit Temperaturen leicht
unter null Grad. Hier kann es vereinzelt schneien.

Dienstag ... schwenkt der Höhenrücken über das Vorhersagegebiet hinweg ost- bis
südostwärts. Dahinter zonalisiert die Höhenströmung zusehends und dreht auf
Südwest bis West. Von Westen setzt kräftige WLA ein.
Im Bodenfeld greift von Westen her die Warmfront eines Tiefs südöstlich von
Island auf Deutschland über und überquert bis zur Nacht zum Mittwoch den
gesamten Vorhersagebereich ostwärts. Die vorgelagerte Okklusion, die als
Luftmassengrenze dient, wird zunächst nur sehr langsam nach Polen abgedrängt, so
dass es im Raum Vorpommern zunächst noch recht winterlich ist bei Temperaturen
um 0 Grad bis zum frühen Nachmittag. Der Hochkeil über dem Süden Deutschlands
wird mit Übergreifen der Warmfront südostwärts abgedrängt. Auch
niedertroposphärisch setzt bereits im Vorfeld der Warmfront WLA ein. Bis
Mittwoch, 00 UTC steigen die Temperaturen in 850 hPa auf sehr milde 3 bis 7
Grad.
Die leichte Niederschlagstätigkeit im Bereich der abziehenden Okklusion kommt im
Tagesverlauf zum Erliegen, ebenso an den Alpen. In der Westhälfte beginnt es im
Vorfeld der Warmfront dagegen am Nachmittag erneut zu regnen.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der leichte Regen auf das ganze Land aus,
wobei meist weniger als 5 mm/6 Stunden zusammenkommen (lediglich in einigen
Weststaulagen etwas mehr), gebietsweise bleibt es sogar trocken.
Von Warnrelevanz bleibt dann lediglich noch der Wind. Der frischt vor allem im
Warmsektor wieder aus Südwest auf. An den Küsten - vor allem an der Nordsee -
gibt es steife Böen. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der
Alpen muss mit stürmischen Böen oder Sturmböen, auf exponierten Gipfeln auch mit
schweren Sturmböen gerechnet werden.

Die Sonne hält sich am Dienstag zurück. Lediglich in der Südhälfte gibt es
größere Wolkenlücken, an den Alpen und im südlichen Alpenvorland reicht es
dadurch vielleicht für ein paar Sonnenstunden. Die Temperaturen steigen tagsüber
auf Werte zwischen 3 Grad an der Oder und 11 Grad am Oberrhein. In der Nacht zum
Mittwoch gibt es wohl nur in einigen Alpen- und Erzgebirgstälern leichten Frost.


Mittwoch ... Vor einem über dem Nordostatlantik nur sehr langsam ostwärts
ziehenden Höhentrog stellt sich eine kräftige Südwestströmung in der gesamten
Tropospäre durch. Die dem Trog vorgelagerte Kaltfront erreicht erst am Abend die
Deutsche Bucht und die westliche Biskaya. Von Südwesten gelangt subtropische
Meeresluft nach Deutschland. Dabei werden nur im unmittelbaren Vorfeld der Front
im Nordwesten leichte Regenfälle simuliert. Ansonsten soll es trocken bleiben.
Bei auffrischendem Südwest- bis Südwind. Durchmischt sich die untere Troposphäre
gut, so dass die Temperaturen kräftig steigen können auf Höchstwerte zwischen 10
Grad im Nordosten und 15 Grad im Südwesten. In einigen Leegebieten der
süddeutschen Mittelgebirge sind sicher auch 16 oder gar 17 Grad drin. Somit gibt
es rekordverdächtige Temperaturen an einigen Stationen für die letzte Dekade des
Januares.
Der Wind ist in den Mittelgebirgen und im Nordwesten warnwürdig mit 7er Böen. In
Hochlagen der Gebirge und im äußersten Nordwesten werden stürmische Böen und auf
exponierten bergen Sturmböen erwartet.
Während im Westen und Norden dichte Bewölkung vorherrscht, gibt es im Süden
teils nur hohe Bewölkung und daher einige Sonnenstunden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren großräumig sehr ähnlich.

Was die Neuschneemengen Montagfrüh angeht, so zeigt CosmoDE-EPS im südlichen
Schwaben immerhin 20 bis 40 Prozent wahrscheinlichkeit für Mengen über 5 cm.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden