DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-01-2018 21:00
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.01.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Aufkommender Regen, in höheren Lagen teils markante Schneefälle. In tiefen Lagen
teils Dauerregen. Gebietsweise Sturm, auf den Bergen Orkan. Am Donnerstag
Durchzug eines Schnellläufers, dabei bis ins Flachland orkanartige Böen.


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ...
greift ein langwelliger Höhentrog, von den Britischen Inseln kommend, auf die
Nordsee und Westeuropa über. Bis Dienstagfrüh hat die Trogspitze weite Teile
Deutschlands überquert und seine Achse erstreckt sich in etwa von Ostfriesland
bis nach Böhmen. Der Trog ist angefüllt mit höhenkalter Luft mit Temperaturen in
500 hPa von unter -30 Grad. Im Vorfeld überquert uns die weitgehend okkludierte
Front des Zentraltiefs bei Island. Seine Kaltfront hängt allerdings an den Alpen
zurück. Mit der Front erreicht uns ein Niederschlagsgebiet, dass in der Nacht
weiter nach Osten und Südosten ausgreift. Die Schneefallgrenze liegt dabei im
Westen bei etwa 600 m, in den östlichen Mittelgebirgen bei 800 m und im Süden
und an den Alpen knapp über 1000 m. die erwarteten Mengen liegen bei 2 bis 5 mm
in 12 Stunden in der Fläche, in Bergen 5 bis 10 mm, in Staulagen auch darüber.
In den Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen sind dabei teilweise über 10 cm
Neuschnee möglich. Auch für den Nordosten sind ein paar cm Neuschnee möglich,
die nach SNOW4 in einer dünnen Schneedecke resultieren.
Weil die Niederschläge auch morgen anhalten wurde deshalb für die Bereiche des
Schwarzwaldes sowie des Allgäus eine Dauerregenwarnung bis morgen Abend
herausgegeben.

Im äußersten Südosten, an Donau, Inn und den Ostalpen gibt es in der Nacht noch
leichten Frost und daher kann in diesem Bereich in der Frühe auf dem gefrorenen
Boden Glatteis geben. Auch im Osten besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit für
Glatteis, fraglich ist aber, ob die Schmelzfläche für Regen ausreicht, oder ob
der Niederschlag als Schnee niedergeht. Hier ist in der kommenden Nacht
Nowcasting angesagt.

Mit der Front nimmt auch der Wind zu. Vor allem in Frontnähe gibt es bis ins
Flachland steife Windböen (Bft 7). Auf den Bergen gibt es stürmische Böen oder
Sturmböen (Bft 8 bis 9), in exponierten Lagen auch schwere Sturmböen oder
orkanartige Böen (Bft 10 bis 11). An der Küste befindet sich das stärkste
Windfeld in der ersten Nachthälfte an der Nordsee, in der zweiten Nachthälfte
dann an der Ostsee. Es muss mit Böen der Stärke 8 bis 9 gerechnet werden.

Die Nacht bleibt zum größten Teil frostfrei, Ausnahme die höheren Lagen der
Gebirge und, wie schon erwähnt, der Südosten.


Dienstag ...
kommt der Trog weiter ostwärts voran, wobei es über den Britischen Inseln zu
einer weiteren Austrogung kommt. Der entstandene Trog weitet sich weiter nach
Süden aus und übernimmt die Funktion des Haupttroges, währende ehemalige
Haupttrog zum Randtrog degeneriert und der Nacht das Baltikum erreicht. Mit dem
Trog wird unser Vorhersagegebiet mit höhenkalter Luft geflutet, wobei die T500
im Norddeutschland unter -35 Grad liegt und für eine weitere Labilisierung
sorgt. Vor allem in Richtung Küste sind auch Gewitter nicht ausgeschlossen.

Am Boden hat uns der nördliche und okkludierte Teil der Front bereits Richtung
Osten verlassen. An den Alpen wird die Front allerdings zurückgehalten,
überquert aber den Alpenbogen bis zum Abend.

Dies sorgt vor allem im Süden noch für teils kräftige Niederschläge, die
oberhalb von etwa 900 bis 1000 m in Schnee übergehen. Darunter kommen erneut 10
bis 15 mm/12h zusammen, in Staulagen auch darüber. Daher ist sowohl im
Schwarzwald als auch im Allgäu in Lagen unterhalb von etwa 1000 m die
Dauerregenwarnung, nach Lesart der Ensembles, weiterhin gerechtfertigt. Oberhalb
davon muss im Allgäu mit 10 bis 15 cm Neuschnee, im Schwarzwald 5 bis 10 cm
Neuschnee gerechnet werden.

Auch in den anderen Regionen gestaltet sich das Wetter recht wechselhaft und es
gibt immer wieder Regenschauer, in Berglagen oberhalb von etwa 500 bis 700 m im
Bereich der nördlichen und mittleren Mittelgebirge fallen Schneeschauer.

Der Wind bleibt auch auf der Rückseite der Front Thema. Ausgangs der Nacht weht
er vor allem im Süden und im Westen bis in tiefe Lagen frisch mit steifen
Windböen. Auf den Bergen gibt es stürmische Böen oder Sturmböen, exponiert bis
zu Orkanböen. An der Nordseeküste gibt es weiterhin Böen der Stärke Bft 7 bis 8.
In der zweiten Tageshälfte lässt der Wind im Norden und in der Mitte und später
auch im Süden etwas nach.

Es bleibt recht mild mit Tageshöchstwerten von 4 Grad im Nordosten und fast 10
Grad am Oberrhein.

In der Nacht zum Mittwoch hat sich auf der Rückseite des Frontensystems eine
recht stramme nordwestlich Strömung eingestellt. In der Höhe liegt nach wie vor
die kalte Luft und daher muss im Norden und in der Mitte bis in tiefere Lagen
mit Schneeschauern, teilweise auch mit Gewittern gerechnet werden. Vor allem in
den Schauern kann es bis in tiefe Lagen steife bis stürmische Böen geben, auf
den Bergen gibt es teilweise Sturmböen.

Vor allem in den Hochlagen des Schwarzwalds sind in der Nacht über 10 cm
Neuschnee, an den Alpen teilweise über 20 cm Neuschnee zu erwarten. Im
Zusammenhang mit dem Wind muss mit Schneeverwehungen gerechnet werden.

In den Bergen gibt es leichten Frost, ansonsten sinken die Temperaturen auf
Tiefstwerte nur knapp über 0 Grad.


Mittwoch ...
erreicht uns der regenerierte Höhentrog mit hochreichender polarer Meeresluft.
In ihr herrschen Temperaturen von etwa -6 bis -7 Grad in 850 hPa und um -36 Grad
in 500 hPa. Dem zufolge ist die Schichtung weiterhin labil. Bodennah besteht
zwischen Tiefs über Südskandinavien und dem Nordmeer und einem ins westliche
Mittelmeer gerichteten Azorenhochkeil weiterhin eine stramme westnordwestliche
Strömung. Dabei ist der Gradient weiterhin über dem Süden etwas stärker, so dass
es vor allem über dem Süden zu Böen Bft 7 bis 8 bis in tiefe Lagen kommt, in der
Mitte im Bergland zu Bft 7, genauso wie im Nordwesten. Auf höheren Berggipfeln
gibt es weiterhin Böen Bft 9 bis 10, auf den Alpengipfeln Bft 11. In der labilen
Luftmasse kommt es wiederholt zu Schauern und Gewittern, die teils bis in die
tiefsten Lagen als Schnee oder Graupel fallen, wobei sich in Lagen ab etwa 200
bis 400 m auch Schnee akkumulieren kann.

Im Norden und in der Mitte sollten es meist unter 5 cm sein, in Staulagen
vereinzelt bis 10 cm. Im Schwarzwald und an den Alpen sind weitere 10 bis 20 cm
Neuschnee wahrscheinlich. In höheren Berglagen (Mitte ab etwa 800 m, Süden ab
etwa 1000 m) muss weiter mit Schneeverwehungen gerechnet werden.

Im Vergleich zum Vortag ist es etwas kühler. Die Tageshöchstwerte erreichen nur
noch 3 Grad im Nordosten und 7 Grad am Oberrhein.

In der Nacht zum Donnerstag wölbt sich in der nordwestlichen Höhenströmung ein
Rücken auf und greift auf Deutschland über. Dieser Rücken ist starker WLA auf
der Vorderseite eines Orkantiefs geschuldet, das in der Nacht vom Seegebiet
nordwestlich von Irland ins Seegebiet östlich von Schottland zieht und einen
Kerndruck von unter 975 hPa erreicht. Allerdings gehen die Modelle hinsichtlich
Lage und Intensität noch etwas auseinander. Unstrittig ist, dass bei uns die
Labilität abnimmt und damit die Schauer nachlassen. In der zweiten Nachthälfte
greifen von Westen her rasch Regenfälle über, ab 400 bis 600 m kann es anfangs
zu mäßigem Schneefall kommen, wobei die Schneefallgrenze vor allem im Westen
rasch ansteigt. Zudem kommt es bei auf Südwesten drehendem Wind zu einer
deutlichen Windzunahme, wobei es an der Nordsee in den Frühstunden erste
Sturmböen geben kann, ebenso wie im westlichen Bergland. Dort kann es ausgangs
der Nacht auch schon erste Böen Bft 8 bis ins Flachland geben. Im Süden und
Osten fällt in der Nacht im Bergland Schauer- und staubedingt noch etwas Schnee,
vor allem an den Alpen noch über 5 cm.


Donnerstag ...
verlagert sich nach ICON das schon angesprochene Orkantief vorderseitig eines
flachen Randtrogs von der Nordsee kommend rasch über Schleswig-Holstein hinweg
nach Osten und erreicht am Abend bereits die Odermündung.

Dabei muss auf der Südseite des Schnellläufers, angefangen vom Münster- und
Emsland über Westfalen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg mit schweren Sturmböen
oder Orkanböen aus Nordwest bis West gerechnet werden. Auf den Bergen und an der
Nordseeküste gibt es auch schwere Sturmböen oder orkanartige Böen. Etwas ruhiger
ist es lediglich im Bereich des Tiefzentrums von Schleswig-Holstein bis in den
Nordosten. Nach Durchzug des Tiefs flaut der Wind rasch ab.

Auf der Südseite des Tiefs steigt die Schneefallgrenze auf 800 bis 1100 m an. Im
Nordosten gibt es kräftigen Schneefall, sonst meist Regen oder Regenschauer.
Die Temperaturen werden wieder deutlich milder mit 12 Grad im Südwesten und 9
Grad in der Mitte. Auch im Nordosten werden 4 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle stimmen bis Mittwoch ganz gut überein. Bei der Simulation des
Schnellläufers am Donnerstag zeigen sich allerdings noch deutliche Unterschiede.
Die Zugbahn von ICON und GFS (aktuelle Läufe) liegt im Vergleich zum IFS (00UTC
Lauf) deutlich weiter südlich. Auch in der Höhe sieht es beim IFS etwas anders
als bei ICON und GFS aus. Die beiden letztgenannten haben sich im aktuellen Lauf
angenähert.
Ergo die Messe ist noch nicht gelesen, warten wir die nächsten Läufe ab.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich