DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-01-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.01.2018 um 10.30 UTC



Zunächst stürmisch und niederschlagsreich. Gefahr eines schweren Sturms am
Donnerstag. Nachfolgend Wetterberuhigung und vorübergehend kälter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 21.01.2018


Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt Deutschland nach dem
EZMW-IFS auf der kalten Seite einer mäandrierenden und recht starken
westnordwestlichen Höhenströmung im Bereich eines durchschwenkenden Troges.
Dabei gelangt vorübergehend Höhenkaltluft mit Werten bis -38 Grad ins Land. In
850 hPa liegen die Temperaturen um -5 Grad. Zahlreiche Schauer, im Bergland
durchwegs als Schnee, sind die Folge. Bodennah besteht ein strammer Gradient
zwischen einem Zentraltief über dem Nordmeer und einem kräftigen Azorenhoch.
Somit kommt es zu starkem Westwind, auf den Bergen und im Süden (dort ist der
Gradient stärker) wird es stürmisch.
Am Donnerstag zieht ein Orkantief (aus einer Welle an der Kaltfront des
Zentraltiefs entstehend) von Schottland in den Skagerrak. Damit gelangt
vorübergehend deutlich mildere Luft ins Land, bevor in der Nacht zum Freitag
wieder die Zufuhr von Meereskaltluft eingeleitet wird. Zudem kommt es zu mäßigen
Niederschlägen, die vorübergehend bis in die Kammlagen in Regen übergehen. Am
markantesten ist aber der Wind, der vor allem im Norden Deutschland in Böen
schwere Sturmstärke erreichen soll, auf den Bergen und an der Küste muss mit
Orkan gerechnet werden.
Am Freitag zieht das Tief weiter nach Schweden und schwächt sich ab. Die
Kaltfront verlagert sich langsam südostwärts und in 850 hPa geht die Temperatur
wieder auf Werte um -5 Grad zurück, auch in der Höhe gelangt zunehmend wieder
Kaltluft zu uns, weil wir in den Einflussbereich eines Langwellentroges geraten,
der sich über dem Westen Europas südwärts ausweitet. Der Wind schwächt sich im
Tagesverlauf allmählich ab.
Am Samstag sorgt die Austrogung ins westliche Mittelmeer für eine Zyklogenese im
Raum Italien, so dass (zusammen mit weiterer Tiefauffüllung im Norden) der
Gradient bei uns auseinander gezogen wird. Die Achse des Troges bleibt weiter
westlich unseres Landes. Es stellt sich nasskaltes Wetter ein, wobei die
Niederschlagssummen aber nicht allzu hoch simuliert werden und vor allem im
Osten nur sehr wenig fallen soll.
Am Sonntag tropft der Trog ins Mittelmeer ab, bei uns steigt in der Höhe die
Temperatur wieder an, so dass die Labilität abnimmt. Über dem zentralen
Mittelmeer und dem Balkan etabliert sich ein weiträumiges Tiefdrucksystem, so
dass abgesehen vom Nordwesten bei uns der Wind auf nördliche Richtungen dreht
und vor allem Richtung Südosten recht kräftig wird. Das Temperaturniveau geht
weiterhin leicht zurück, im Süden und Osten des Landes fällt weiter Schnee.
In der erweiterten Mittelfrist schwächt sich das Langwellige Trogsystem mit dem
Höhentief über dem Mittelmeer langsam ab und verlagert seine Achse nach Osten.
Bei uns setzt sich vorübergehend Hochdruckeinfluss durch, wobei sich die
Kaltluft zunächst hält.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen ist
insgesamt recht gut, was die grobe Entwicklung angeht. Bei Details gibt es aber
Unterschiede: Das Orkantief am Donnerstag ließen die Vorgängerläufe noch in die
südliche Nordsee ziehen, jetzt wird der Tiefkern über 500 km weiter nördlich
simuliert, was die Sturmgefahr in Deutschland deutlich reduziert. Am Sonntag
zeigten die Vorläufe eine Vb-artige Entwicklung, wobei vor allem beim gestrigen
00-UTC-Lauf der Osten Deutschlands von Schneefällen betroffen gewesen wäre. Im
jüngsten Lauf verbleibt der Schwerpunkt der Tiefdrucktätigkeit im Mittelmeer und
auf dem Balkan und es findet keine starke Nordverlagerung über
Ost(-mittel)-Europa mehr statt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Für die Tiefentwicklung am Donnerstag gilt: Das IFS ist krasser Außenseiter. Um
12 UTC gilt für die Lage des Tiefkerns:
EZMW-IFS: Seegebiet östlich Nordschottlands
ICON: Emsland
GFS: Südjütland
UKMO: In etwa Deutsche Bucht
GEM: Nordsee nördlich der Niederlande
NAVGEM: Nordsee nördlich der Niederlande
CMA (China): Deutsche Bucht
FIM (USA, experimentelles Modell): Schleswig-Holstein
Damit fällt auch ICON etwas nach Süden raus, während die übrigen Modelle schon
eine recht ähnliche Entwicklung zeigen, auch wenn es auch bezüglich der Stärke
noch leichte Unterschiede gibt. Es erscheint aber sehr wahrscheinlich, dass vor
allem der Norden Deutschlands in den Bereich eines sehr starken Gradienten
gerät. Im Übrigen zeigten die gestrigen 12-UTC-Läufe von ICON und IFS recht
ähnliche Zugbahnen, die auch den anderen Modellen entsprechen, so dass es
sinnvoll ist, DWD-MOS-Produkte, die auf diesen Läufen basieren, zu verwenden.
Für den weiteren Verlauf gilt: Die anschließende Troglage mit kälterer
Meeresluft wird von allen Modellen simuliert. GFS und GEM zeigen aber am Sonntag
schon wieder ein Durchbrechen der Westwindströmung mit deutlicher Milderung,
während ICON und EZMW noch kalt bleiben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Von den Einzelmitgliedern des EZMW-Ensembles zeigen praktisch alle einen starken
Sturm am Donnerstag. Nur eine relativ geringe Anzahl der Mitglieder zeigt aber
eine so weit südliche Zugbahn wie die externen Modelle. Die meisten liegen aber
etwas südlicher als der Hauptlauf, nur wenige noch weiter nördlich.
Im Zeitraum von Freitag, 00 UTC bis Sonntag, 00 UTC werden 3 Cluster gebildet,
die sich stark ähneln. C1 (22 Mitglieder) zeigt den wetterbestimmenden Trog noch
etwas stärker als die anderen und zeigt auch ein umfangreiches Tief über
Südosteuropa, das unser Land beeinflussen würde.
In der erweiterten Mittelfrist gibt es nur einen Cluster, der ein Durchbrechen
der Westdrift zeigt.
Die IFS-Rauchfahnen für Hamburg zeigen nach einer kleinen Temperatur- und
Geopotenzialspitze am Donnerstag recht kalte Witterung mit hoher Sicherheit.
Erst ab Montag steigt bei einer größeren Zahl an Ensemblemitgliedern die
Temperatur wieder deutlich an. Am Donnerstag konzentrieren sich die
Niederschläge. Der Median des Mittelwindes erreicht am Donnerstag etwa 10 m/s,
also obere Stärke 5. Die GFS-Rauchfahnen sehen sehr ähnlich aus. Allerdings
erreicht der Median des Mittelwindes am Donnerstag 15 m/s, entsprechend Bft 7.
In München erreicht der Median des Mittelwindes beim EZMW-Ensemble am Donnerstag
gut 8 m/s, genauso viel wie am Dienstag und Mittwoch. Auch GFS zeigt in München
nicht mehr Wind, womit die Ensembles im Süden nicht gerade für Sturm sprechen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag ein Signal für Sturm,
vor allem im Norden Deutschlands. Für Niederschläge zeigt der EFI vor allem für
die Zeit bis Freitag ein Signal im Westen Deutschlands.

Sturm: Bei Cosmo-LEPS gibt es am Mittwoch vor allem im westlichen Bergland und
an der Nordsee deutliche Signale für Sturm. Am Donnerstag gibt es landesweit
Signale für Bft 9, an der Nordsee auch für Bft 11. Am Freitag gibt es vor allem
im Norden noch Signale für Bft 9. Etwas stärker fallen die Signale am Donnerstag
beim EZMW-EPS im Nordwesten aus.

Dauerregen: Cosmo-LEPS zeigt leichte Signale für Dauerregen über 30 mm in 24
Stunden von Donnerstagfrüh bis Freitagfrüh in einigen Mittelgebirgen sowie im
Allgäu. Interessanter sind die Signale bis Mittwochmittag/-abend: Erhöhte
Signale für mehr als 40 mm in 48 Stunden gibt es in vielen Mittelgebirgen, vor
allem im Süderbergland, im Bayerischen Wald, im Schwarzwald und im Allgäu. Im
Südschwarzwald und am Allgäuer Hauptkamm gibt es leichte Unwettersignale.

Schnee: Cosmo-LEPS liefert Hinweise auf signifikante Schneefälle bis
Mittwochabend in Hochlagen der Mittelgebirge und höheren Lagen der Alpen. Am
Donnerstag und in der Nacht zum Freitag gibt es sogar leichte Signale im
Flachland, stärkere Signale im Bergland. Im Bayerischen Wald gibt es ein starkes
Signal für über 20 cm in 24 Stunden. Das EZMW-EPS hat leichte Signale für
mäßigen Schneefall im Südosten Deutschlands am Sonntag/Montag.

Frost: Ab Samstag könnte sich Richtung Südosten gebietsweise leichter Dauerfrost
einstellen. Hinweise auf strengen Nachtfrost gibt es zunächst nur in den Alpen,
in der Nacht zum Dienstag dann verbreiteter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX (von gestern, 21 UTC), EZMW-EPS ab dem Wochenende.
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann