DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-01-2018 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.01.2018 um 10.30 UTC



Unbeständig und oft stürmisch, vor allem im Bergland winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 20.01.2018


Der Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes wird von einer
Winkelwestlage bzw. südlichen Westlage geprägt. In der Höhe(500 hPa) herrscht
eine straffe west-nordwestiche Strömung, mit der anfangs(Dienstag) in der
Südwesten noch milde, dann insgesamt kalte Meeresluft herangeführt wird. Die
teils schauerartigen Niederschläge fallen zumindest in höheren und mittleren
Lagen als Schnee, sonst als regen oder Schneeregen. Bei kräftigen Niederschlägen
kann es vor allem nachts und früh morgens bis in tiefere Tagen hinab schneien.
Der westliche Wind weht stark böig, besonders an der See und im Bergland
stürmisch.

Am Donnerstag kommt aus dem Raum Irland-Südengland eine Frontalwelle, die sich
unter quasi-explosionsartiger Intensivierung zum Sturm-oder Orkantief zügig über
die Niederlande und Norddeutschland ostwärts fortpflanzt.
Der starke Gradient an der Südflanke sorgt dabei vor allem in der Mitte und im
Süden verbreitet für stürmischen Wind, mit teils schweren Sturmböen oder
orkanartigen Böen bis in tiefere Lagen, auf Berggipfeln Orkanböen.

Nach Abzug der Sturmzyklone fächert der Gradient am Freitag und Samstag über
Deutschland auf, postfrontal folgt ein neuer Schub kalter Meeresluft. Am Samstag
kippt dann das Strömungsmuster um im Zuge einer über Westeuropa erfolgenden und
Richtung Mitteleuropa fortschreitenden massiven Austrogung.

In der erweiterten Mittelfrist stellt sich offenbar eine Troglage Mitteleuropa
ein. Dabei gehen die Temperaturen noch etwas zurück, mit Tagestemperaturen nur
noch um den Gefrierpunkt und leichtem bis mäßigem Nachtfrost, im Bergland
leichtem bis mäßigem Dauerfrost.
Schnee fällt bis in die Niederungen und bei 850-hPa Temperaturen zwischen
-35 und -40°C sind auch Kaltluftgewitter denkbar.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Hinsichtlich der Großwetterlagenzuordung passen die letzten 3 oder 4 ECM-Läufe
in ein Schema. Allerdings ergeben sich für den Donnerstag erhebliche
Unterschiede hinsichtlich der Windentwicklung:
Eine im gestrigen 00 UTC-Lauf am Donnerstag über Deutschland laufende flache
Welle wurde bereits im darauffolgenden 12 UTC -Lauf zu einem kleinräumigen
kräftigen Tief hochgestuft, dessen Kern über das mittlere Deutschland laufen
sollte, mit Sturmgradienten über dem Süden.
Im aktuellen 00 UTC-Lauf des ECM wurde dieses Tief zu einem Sturm/Orkantief
weiterentwickelt, dessen Kern nun über die küstennahen Bereiche Norddeutschlands
hinwegwandern soll und dessen südflankig stark aufgewerteter Gradient der
gesamten Mitte und dem Süden schwere Sturmböen und orkanartige Böen bescheren
dürfte.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle simulieren heute zunächst keine
grundsätzlich abweichenden Szenarien.

Während ICON und ETMW aber am Freitag/Samstag mit Annäherung eines massiven
Troges über Westeuropa die mitteleuropäische Höhenströmung vorübergehend über
West auf Südwest zurückdrehen lassen, formiert sich nach GFS abweichend bereits
am Freitag ein breiter und weit südwärts ausgreifender Trog über Mitteleuropa.
Das GFS-abgeleitete Temperaturniveau ist dabei am Freitag und Samstag
vergleichsweise um gut 3 K niedriger.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECM-EPS Rauchfahnen signalisieren Dienstag postfrontal eine deutliche
Temperaturabnahme auf Werte um oder etwas unter -5°C in 850 hPa.
Das Spektrum ist dabei recht eng gebündelt.
Nach einem kurzen Anstiegsintermezzo von Temperatur und Geopotential am
Donnerstag, gehen die Temperaturkurven ab Freitag wieder in einen Abwärtstrend.
Die Bandbreite beider Spektren geht ab Donnerstag/Freitag sichtbar auseinander,
hält sich aber noch in akzeptablen Grenzen.

Die Niederschlagssignaldichte weist am Dienstag sowie am Donnerstag jeweils ein
Maximum auf.

Der Windverlauf zeigt am Donnerstag ein eindeutiges Maximum auf, was auf die
Sturmtiefpassage hindeutet.

Die ENS-GFS zeigen prinzipiell einen ähnlichen Verlauf. Das Temperaturniveau der
meisten Stationen liegt dabei ab Mittwoch /Donnerstag meist etwas unter dem
Klimamittel, am dem Wochenende dann teilweise sogar 2-3 K darunter.

Die Großwetterlagenklassifikation nach Dr. Paul James liefert bis Freitag
überwiegend "Winkelwest" bzw. "Südliche Westlage", am Wochenende dominiert dann
"Trog Mitteleuropa".

Nach dem ECM-EPS Clusterszenario 120-168 h ergeben sich 3 CLUSTER, die aber alle
mehr oder weniger am Donnerstag noch eine stramme Westlage abbilden, dann aber
Freitag/Samstag eine Trogsituation über Mitteleuropa manifestieren.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Nach COS-LEPS und ECM-EPS ergeben sich Dienstag/Mittwoch etwa für die
Südwesthälfte Deutschlands(Schwerpunkt Süden) recht hohe Signale für stürmische
Böen und Sturmböen in höheren Lagen.
Der Gipfel wird am Donnerstag erriecht, wo ECM-EPS im Süden und in der Mitte
sogar für tiefere Lagen eine Wahrscheinlichkeit von über 90% für stürmische Böen
Bft 8 und eine Wahrscheinlichkeit von über 50% für Sturmböen Bft 9 liefert.

NIEDERSCHLAG:
Nach COS-LEPS resultiert am Dienstag im Schwarzwald, Bayerischen Wald und im
Allgäu eine Wahrscheinlichkeit von 30-50% für mehr als 30 mm/24 h in Staulagen.
Am Mittwoch liegen die Wahrscheinlichkeiten etwas niedriger.
Es ist davon auszugehen, dass an beiden Tagen in den betreffenden Gebieten in
Lagen oberhalb von etwa 600-800 m die Niederschläge zum Teil in fester Form
gebunden werden. Die Wahrscheinlichkeiten für jeweils mehr als 10 cm Neuschnee
liegen dabei ebenfalls im Bereich von etwa 30-60%!

DAUERFROST:
Ist im Bergland zunächst oberhalb von 700 bis 800 m zu erwarten, am Wochenende
sinkt dann die 0 Grad-Grenze allmählich auf 500 bis 400 m.
Zu Wochenbeginn(erweiterte Mittelfrist) ist dann im Nordosten und Osten auch in
den Niederungen gebietsweise Dauerfrost denkbar!
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS-EZMW
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michel Goethel