DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-01-2018 09:00
SXEU31 DWAV 130800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.01.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HFa, am Wochenende keine markanten Wettererscheinungen. Ab Montag teils
stürmisch und wechselhaft, in höheren Lagen Schneefall.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... hat sich über Europa eine Omegalage eingestellt. Dabei reicht ein
Höhenrücken vom Südwesten Europas über Deutschland hinweg bis in den Norden und
Nordosten Europas, wobei sich dort ein abgeschlossenes Höhenhoch befindet.
Flankiert wird der Rücken von zwei Trögen, von denen einer bis in den östlichen
Mittelmeerraum reicht und ein anderer vor der Westküste Europas verweilt.
Gestützt durch das Höhenhoch wird am Boden ein kräftiges Bodenhoch, das von
Fennoskandien bis in den Westen Russlands reicht und dessen Schwerpunkt heute
mit einem Luftdruck von über 1045 hPa etwa über dem Baltikum, Weißrussland und
dem äußersten Nordwesten Russlands liegt.
Deutschland befindet sich am Rande des Hochs in einer südöstlichen Strömung,
wobei der Druckgradient mit Annäherung einer Tiefdruckrinne über Westeuropa im
Tagesverlauf leicht zunimmt. Dadurch sind in exponierten Küstenlagen und in
Gipfellagen des Erzgebirges einzelne Windböen Bft 7 aus Südost nicht
ausgeschlossen.
Unter Absinken bleibt es heute überwiegend trocken. Allerdings halten sich
gebietsweise auch heute unterhalb einer Absinkinversion in etwa 800 bis 850 hPa
hartnäckig Nebel- oder Hochnebelfelder und sorgen somit vielerorts für einen
eher trüben Tag. Dabei kann aus der Hochnebeldecke lokal etwas Sprühregen oder
Schneegriesel fallen. Vereinzelt wie beispielsweise im Thüringer Becken können
die Sichtweiten auch tagsüber längere Zeit unter 150 m bleiben. Auflockerungen
und teils längerer Sonnenschein sind dagegen in den windabgewandten Lagen
unmittelbar im Lee der Mittelgebirge und an den Alpen zu erwarten.
Mit der Advektion kälterer Festlandsluft geht die Temperatur im Vergleich zu den
Vortagen noch etwas weiter zurück. Dabei herrscht im äußersten Nordosten
leichter Dauerfrost, sonst werden Höchstwerte zwischen 0 und 5 Grad, entlang des
Niederrheins nochmal bis 8 Grad erreicht.

In der Nacht zum Sonntag bleibt das Hoch über dem Nordosten Europas auch für uns
weiter wetterbestimmend. An dem Druckgradienten über Deutschland und somit an
der Windsituation ändert sich wenig, sodass weiterhin an exponierten
Küstenabschnitten und in Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge einzelne Böen
der Stärke Bft 7 auftreten können. Durch das weitere Absinken und Abtrocknen der
Luftmasse lockert die Bewölkung mehr auf. Entsprechend muss verbreitet mit Frost
gerechnet werden. Davon ausgenommen bleiben nur wenige Gebiete entlang des
Rheins. An den Alpen, im Mittelgebirgsraum und im äußersten Osten kommt es auch
zu mäßigem Frost mit Tiefstwerten bis minus 8 Grad. Lokal bildet sich wieder
Nebel. In Verbindung mit Frost kann dann streckenweise Glätte auftreten.


Sonntag... stößt ein atlantischer Rücken Richtung Großbritannien und
Westfrankreich vor, wodurch es zu einer Abschnürung des westeuropäischen Troges
Richtung Iberische Halbinsel kommt. Dadurch ist die Omegakonstellation zwar
nicht mehr gegeben, wir verbleiben aber weiterhin unter dem immer noch bis in
den Norden Europas reichenden Rücken. Der Schwerpunkt des Bodenhochs und somit
auch der Druckgradient über Deutschland verändern sich kaum, sodass wir an der
Westflanke des Hochs in einer südöstlichen bis südlichen Strömung verbleiben,
bei der weiterhin vereinzelt an exponierten Küstenabschnitten und in Kammlagen
der östlichen Mittelgebirge Windböen Bft 7 auftreten können. Aufgrund der
weiteren Austrocknung der Luftmasse werden die wolkenfreien oder wolkenarmen
Bereiche größer. Am längsten trüb bleibt es voraussichtlich in den
Flussniederungen Bayerns, im Bodenseeraum, im Thüringer Becken, im westlichen
Rhein-Main-Gebiet und im Bereich der östlichen bzw. südöstlichen Mittelgebirge.
Im Nordosten herrscht weiterhin leichter Dauerfrost, sonst werden 0 bis 4, im
Westen entlang von Rhein und Mosel bis 6 Grad erreicht.

In der Nacht zum Montag kommt der über dem Nordatlantik verbliebene Resttrog
etwas weiter ostwärts Richtung Großbritannien voran. Mit Annäherung eines
Sturmtiefs bei Island setzt auch über Westeuropa verstärkt Druckfall ein.
Dadurch nimmt der Druckgradient insbesondere im Nordwesten Deutschlands zwischen
tiefem Luftdruck über Westeuropa und dem Hoch über Russland weiter zu. Auf den
nordfriesischen Inseln muss dann mit Windböen Bft 7, auf der offenen Nordsee
auch mit stürmischen Böen Bft 8 um Süd gerechnet werden und auch auf dem Brocken
gibt es erste stürmische Böen. Bei oft klarem Himmel sinkt die Temperatur
verbreitet in den Frostbereich und erreicht gebietsweise Tiefstwerte bis minus 7
Grad, in den Mittelgebirgen und an den Alpen teilweise auch noch darunter. Nebel
bildet sich kaum noch, die Glättegefahr ist gering.

Montag... schwenkt der Höhentrog weiter Richtung Nordsee. Das korrespondierende
Sturmtief befindet sich mit seinem Kern am Abend östlich von Island. Der
Druckgradient nimmt dadurch über Deutschland weiter zu, wobei die Strömung
zunehmend auf Südwest dreht. Dabei kommt es zunächst im Bergland und an den
Küsten zu starken bis stürmischen Böen, in exponierten Lagen auch zu Sturmböen
Bft 9. Am Abend muss schließlich auch im Westen und Nordwesten bis in tiefe
Lagen mit Böen der Stärke Bft 7 gerechnet werden. Auf dem Brocken werden dann
erste orkanartige Böen Bft 11 erwartet. Das okkludierte Frontensystem des Tiefs
erreicht am Abend den äußersten Westen und Nordwesten des Landes, sodass dort im
Laufe des Nachmittags und Abends Regen einsetzt. Eine dem Frontensystem
vorlaufende Okklusion ist nur schwach ausgeprägt und bringt kaum Niederschlag.
Im Südosten und Osten des Landes bleibt es noch meist freundlich. Die
Höchstwerte liegen zwischen 0 und 4 Grad in der Osthälfte und bis 8 Grad in der
Westhälfte.

In der Nacht zum Dienstag kommt das okkludierte Frontensystem weiter ostwärts
über Deutschland voran, wobei im Weststau einiger Mittelgebirge auch mal 10 bis
20 mm Niederschlag in sechs Stunden fallen können. Dabei sinkt die
Schneefallgrenze im Laufe der Nacht auf 400 bis 600 m, im Süden etwa auf 800 bis
1000 m ab, sodass in höheren Lagen um 5 cm, in einigen Staulagen auch um 15 cm
Neuschnee fallen können. Im äußersten Osten und Nordosten sowie im Südosten, wo
nochmals leichter Frost auftritt, kann es auch bis in tiefe Lagen schneien. Auch
Glatteis durch gefrierenden Regen kann dort nicht gänzlich ausgeschlossen
werden. Aus heutiger Sicht spricht der Temperaturverlauf mit der Höhe aber
dagegen. Der Wind nimmt mit Frontpassage vorübergehend noch weiter zu, sodass
oft mit Böen Bft 7 aus Südwest bis Süd, vereinzelt bis in tiefe Lagen auch mit
stürmischen Böen gerechnet werden muss. An den Küsten und im Bergland treten
generell Sturmböen (Bft 8 bis 9), in exponierten Gipfellagen auch schwere
Sturmböen (Bft 10) oder Orkanböen (Bft 11 bis 12) auf.

Modellvergleich und -einschätzung
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Modellunterschiede ergeben sich erst in der Nacht zum Dienstag bezüglich der
Windentwicklung. Dabei weist EZMW im Vergleich zu ICON über der Mitte und dem
Süden Deutschlands mit Frontpassage einen stärkeren Gradienten mit verbreitet
stürmischen Böen bis in tiefe Lagen auf.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger