DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-05-2016 09:00
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.05.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Ww (WinkelWest)

Von Westen her Regenfälle, eingelagert einzelne Gewitter mit Starkregen, die am
Donnerstag den Nordosten erreichen.
Im Südwesten in der kommenden Nacht auch abseits von Gewittern Starkregen
möglich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... zieht von Westen her ein Rücken verbunden mit Zwischenhocheinfluss
am Boden über das Vorhersagegebiet nach Osten. Durch das Absinken lockert die
zunächst gebietsweise geschlossene, aber meist nur dünne Wolkendecke im Level
zwischen 850 und 750 hPa tagsüber stärker auf, so dass sich häufig, zumindest
zeitweise die Sonne durchsetzt. Einstrahlung und die mit Drehung der
Bodenströmung auf Südwest verbundene Zufuhr wärmerer Luftmassen lassen die
Temperatur deutlich höher ansteigen als zuletzt. In 850 hPa steigt die
Temperatur auf +5 bis +9 Grad. Die Maxima am Boden liegen meist zwischen 17 und
21 Grad. Am Oberrhein bietet Mos auch 22/23 Grad. Die Luftmasse wird langsam
auch labiler, mangels Feuchte und Hebung wird aber zunächst nichts ausgelöst.
Der Gradient ist ebenfalls eher gering.

Dem Rücken folgt von Westen her ein kurzwelliger Trog nach, dessen diffluente
Vorderseite nachmittags von Westen her übergreift. Die vorgeschaltete Kaltfront
eines zur südlichen Nordsee ziehenden Tiefs liegt abends noch über Frankreich
und Benelux, davor kann sich aber eine Konvergenzlinie bilden, die abends den
Westen erreicht.
Mit der einsetzenden Hebung und bei gleichzeitiger Advektion feuchterer Luft
setzen ab dem Nachmittag im Westen schauerartige Regenfälle ein, in die einzelne
Gewitter eingelagert sein können. Die Cape Werte halten sich in Grenzen, ebenso
wie die Windgeschwindigkeiten in der unteren Troposphäre, allerdings steigt der
Gehalt an niederschlagbarem Wasser auf 20 bis 25 mm, so dass Starkregen
wahrscheinlicher ist, als Sturmböen oder Hagel.

Da der Gradient etwas stärker wird, legt auch der Süd- bis Südwestwind in den
westlichen Landesteilen zu, stärkere Böen Bft 6 bis 7 bleiben aber wohl dem
Bergland vorbehalten.

In der Nacht zum Donnerstag kommt der nun abtropfende Trog nur sehr zögernd nach
Osten voran, seine Achse liegt knapp westlich unseres Bereichs. Kaltfront und
Konvergenz dringen bis in die mittleren Landesteile vor und entsprechend machen
auch die schauerartigen Regenfälle, eingelagerte Gewitter weiter inklusive, nach
Nordosten Boden gut. Ausgangs der Nacht dürfte eine Linie von der Wesermündung
bis ins Voigtlang erreicht sein. Die Wahrscheinlichkeit von Starkregen dürfte
insgesamt abnehmen, allerdings simulieren Modelle ganz im Südwesten vor der
Trogspitze ein Gebiet mit maximaler Hebung und dementsprechend größere
Niederschlagssummen, teilweise an die 25 mm in 12 Stunden. C DE EPS liefert in
diesem Bereich Signale für Starkregen, so dass die größeren Mengen dort auf
kräftige Konvektion zurückgehen dürften, oder wiederholte Schauer. Die Nacht
bleibt mild, Frost gibt es nicht mehr. Der Wind legt in Hochlagen des Südens und
Südwestens stärker zu, auf dem Feldberg/Schwarzwald mit Sturmböen.

Donnerstag... kommt der Trog nur noch wenig nach Osten voran. Er schwächt sich
ab und zerfällt dabei zunächst in einzelne Höhentiefs (Referenz: 500hPa), bevor
er zum Tagesende seinen Schwerpunkt nach Oberitalien verlagert. Nachfolgend
steigt das Geopotential über Mitteleuropa wieder an.
Die Rinne am Boden mit dem eingelagerten Tiefausläufer kommt dabei über dem
Norden und Osten langsam Richtung Nordosten voran. Dort fehlt dann zwar die
dynamische Unterstützung von der Höhe her, die Luft dort bleibt aber potentiell
instabil, was im Tagesverlauf mit Hilfe diabatischer Erwärmung und bodennaher
Konvergenz wieder für Schauer und Gewitter von Sachsen über Brandenburg bis in
östliche Niedersachsen und nach Schleswig-Holstein reichen sollte. Die Gewitter
können mit Starkregen und kleinkörnigem Hagel verbunden sein.
Dort wird es mit 20 bis 23 Grad auch deutschlandweit am wärmsten.

Auch im Westen und Südwesten, wo es vorübergehend stärker auflockert, kommt es
im Bereich des Troges später erneut zu hochreichender Konvektion und somit im
Tagesverlauf zu Schauern und Gewittern; der sich am Boden abzeichnende schwache
Hochkeil zeigt wohl keine Auswirkungen. Der Wassergehalt ist in der von Westen
und Südwesten einfließenden, etwas kühleren und trockneren Luftmasse nicht mehr
so hoch wie im Nordosten, zu vereinzeltem Starkregen kann es aber reichen. Die
Maxima liegen meist (knapp) unter 20 Grad.

Die Regenfälle im Südosten können zwar schauerartig sein, mangels Einstrahlung
sind aber keine Gewitter zu erwarten. Mit der sich an den Alpen vorübergehend
einstellenden Staukomponente sind auch etwas größere Regenmengen möglich,
12-stündig lokal um 20 mm. Der Wind spielt, abgesehen von einigen Böen in
Schauernähe (Bft 7) meist keine Rolle. Nur einige exponierte Berge im Süden sind
vielleicht mit Bft 7 aus westlichen Richtungen dabei.

In der Nacht zum Freitag kräftigt sich ein Höhenrücken über Mitteleuropa, der
aber sofort von der Frontalzone nach Süden gedrückt wird. Auch am Boden formiert
sich über Süddeutschland eine Hochdruckbrücke, während sich nach Norden hin
schon wieder eine westliche Strömung durchsetzt, in der sich über die Nordsee
schon der nächste Tiefausläufer nähert. Das Residuum des Troges über dem Norden
kann dort zuvor noch einzelne Schauer auslösen.

Während die Regenfälle also im Südosten langsam nachlassen, ziehen über die
Nordsee die nächsten Regenfälle heran. Dazwischen klingt die Konvektion ab,
teilweise klart es auf und lokal bildet sich Nebel. Im Bergland nach Südwesten
zu ist vereinzelt sogar wieder Bodenfrost möglich.


Freitag... zieht zunächst ein Kurzwellentrog über die Nordsee nach
Südskandinavien, der damit korrespondierende Tiefausläufer dringt mit starker
Bewölkung und Regenfällen in den Norden und die Mitte ein. Vor der nächsten
Austrogung über dem Nordostatlantik schiebt sich im Tagesverlauf aber wieder ein
Höhenkeil Richtung Deutschland vor, so dass die ohnehin limitierten frontalen
Hebungsvorgänge weiter nachlassen. Alles in allem bleiben die Regenmengen
gering, im Tagesverlauf nehmen die Regenfälle auch konvektiven Charakter an oder
gehen in Schauer über. Gewitter sind bei begrenzter Labilität unwahrscheinlich.
Auch ganz im Südosten und Osten wurde die instabile Luft möglicherweise noch
nicht ganz ausgeräumt, was sich im Zusammenhang mit leichter Zyklonalität in der
Höhe, in einzelnen Schauern niederschlägt, vielleicht vereinzelt sogar in einem
Gewitter. Markante Begleiterscheinungen sind dabei unwahrscheinlich, Starkregen
aber immerhin möglich.
In einem breiten Streifen vom Südwesten bis nach Berlin/Brandenburg ist es bei
teilweise aufgelockerter, teils auch geringer Bewölkung trocken. Auch im
Südwesten geht es mit den Temperaturen wieder etwas aufwärts, gebietsweise über
die 20-Grad-Marke.

Der Südwest- bis Westwind frischt vor allem an den Küsten und in einigen
Hochlagen über der Mitte mal stärker auf mit Bft 7, im höheren Bergland
exponiert auch Bft 8.

In der Nacht zum Samstag überwiegt Absinken am Rand eines Hochs mit Schwerpunkt
über den Ostalpen. Bei aufgelockerter oder geringer Bewölkung ist die
Nebelneigung gering. Nur der Nordwesten wird von den Wolken einer Warmfront
gestreift, Regenfälle beschränken sich auf das Nordseeumfeld, so sie denn
überhaupt unser Gebiet erfassen. Nur in einigen Hochlagen lebt der Südwestwind
stärker auf, ohne dass er warnwürdig wird.

Modellvergleich und -einschätzung
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Grundsätzlich zeigen die Modelle eine ähnliche Entwicklung. Unterschiede sind im
Detail zu finden. Die erwarteten warnwürdigen Erscheinungen müssen aber ohnehin
im Nowcasting bewarnt werden. Fraglich erscheint ob sich im Westen morgen noch
mal Gewitter bilden. Die externen Modelle lassen den Trog etwas schneller, bzw.
weiter westlich abtropfen, vielleicht fehlt zur Gewitterbildung im Westen morgen
die Zeit oder die Labilität.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner