DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-01-2018 21:00
SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.01.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Donnerstagfrüh im Nordosten vereinzelt gefrierender Regen gering wahrscheinlich.

Ab der Nacht zum Freitag im östlichen Mittelgebirgsraum vereinzelt gefrierender
Sprühregen mit markantem Glatteis gering wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... Im Randbereich eines blockierenden Hochs mit Kern im Ostseeraum
liegt ein flacher Höhentrog über uns, der von dem Trog südlich von Island
ausgeht. Dabei trennt eine bodennahe Luftmassengrenze im Bereich der Elbe milde
Luft im Südwesten von etwas kälterer Luft im Nordosten. Bereits über
Nordwestpolen liegt bodennah eine Luftmasse mit Temperaturen bei 0 Grad und
negativen Taupunkten. Dabei besteht die Möglichkeit, dass mit Ostwinden diese
Luft nach Vorpommern driftet. Wenn dann die trogvorderseitigen Niederschläge von
Westpolen auf den Nordosten übergreifen, kann vereinzelt gefrierender Regen
nicht ganz ausgeschlossen werden, zumal der Boden teils noch nicht aufgetaut
ist. Donnerstagfrüh zeigt sich an der Oder in der Höhe gar ein kleines
Höhentief.
Im Westen ist aktuell eine schwache Okklusion angekommen, die aber nur für wenig
Regen sorgt und sich weitgehend abschwächt bzw. auflöst. So ist die Bewölkung
anfangs von Bayern bis zum südlichen Norddeutschland aufgelockert oder es ist
klar und besonders nach Südosten hin gibt es Frost und örtlich auch Nebel.
Ansonsten ist es warnfrei.

Donnerstag ... Das aus einem schon in der Nacht abgelaufenen Abtropfprozess
entstandene Höhentief über Westfrankreich wandert bis Tagesende in den Raum
Sardinien. An seiner Nordseite wird der flache Trog (in dem sich ein kleines
Höhentief befindet) über dem Nordosten Deutschlands nach Nordwesten gedrückt und
produziert über Norddeutschland leichte Niederschläge, die durch allmähliche
Abkühlung der Luftmasse im Tagesverlauf örtlich in Schnee übergehen. Hilfreich
ist hier, dass in Bodennähe die kalte Luft aus Polen nach Westen an Raum
gewinnt, die Temperatur aber auch in 850 hPa allmählich unter den Gefrierpunkt
sinkt.
Zum Tagesende liegt dann das kleine Höhentief zwischen Bremen und Hamburg, was
durchaus eine weiße Überraschung mit sich bringen könnte in einem Bereich vom
südlichen Schleswig-Holstein bis ins nordöstlich Niedersachsen.

Südwestlich der Luftmassengrenze lösen sich Nebel und Hochnebel nur zögernd oder
überhaupt nicht auf, was an der Alterung der Luftmasse liegt. Auflockerungen
sind daher selten. Teils sonnig wird's wohl nur im Alpenraum und nordwestlich
vom Erzgebirge.
Die Temperaturen gehen etwas zurück. Im Norden und Osten sowie im Nordosten
Bayerns werden 0 bis 4, im Westen und Südwesten 5 bis 8 Grad erreicht.

In der Nacht zum Freitag driftet das Höhentief bzw. der flache Höhentrog zum
westlichen Niedersachsen, wo leichte Niederschläge ausgelöst werden. Je nach
Intensität fallen sie als Regen, Schneeregen oder Schnee. Für die Bildung einer
Schneedecke sind Boden und Luft im Emsland wohl etwas zu warm.
Ansonsten ist es bei schwacher Luftbewegung häufig hochnebelartig bewölkt und
vereinzelt gibt es Sprühregen, nach Osten hin auch Schneegriesel oder
gefrierender Nieselregen. Im Alpenraum sind Aufklaren und Frost am
wahrscheinlichsten.

Freitag ... kräftigt sich das über Nordeuropa liegende Höhenhoch durch WLA
weiter, so dass sich in Verbindung mit dem über Südeuropa liegenden
Höhentiefkomplex eine relativ stabile "High over Low"-Situation ergibt. Gestützt
durch diesen breiten Rücken kräftigt sich das über Westrussland liegende Hoch
weiter und dehnt sich noch etwas nach Südwesten aus, wodurch sich auch in den
anderen Gebieten eine östliche bodennahe Komponente einstellt. Dabei wird der
flache Höhentrog nach Belgien geführt.
Zwar nimmt im Norden und Nordosten der Gradient noch ein wenig zu, aber für
warnrelevante Böen dürfte es nicht reichen.
Hochnebelartige Bewölkung in der alternden und schrumpfenden Luftmasse führt zu
weiteren geringen Niederschlägen, die als Sprühregen oder Schneegriesel fallen.
Auflockerungen sind nur örtlich möglich. Bedingt durch die fortschreitende
Alterung der Luftmasse und auch durch die Advektion kälterer bodennaher Luft aus
Osteuropa sind nur noch Höchsttemperaturen zwischen 0 und 4 Grad zu erwarten. Am
Rhein und an dessen Nebenflüssen sind noch einmal bis 6 und vereinzelt 7 Grad
möglich. Oberhalb von etwa 800 Metern, im Osten oberhalb von 400 Metern, stellt
sich leichter Dauerfrost ein.

In der Nacht zum Samstag greift auf den nahen Ostatlantik ein Trog über. Dieser
wird wirkungsvoll blockiert und weitet sich somit nach Süden bis zu den Azoren
aus. Die weitere Kräftigung des über Westrussland liegenden Bodenhochs dürfte
das Einsickern gealterter kontinentaler Kaltluft noch etwas verstärken.
Niederschläge als Schneegriesel werden somit wahrscheinlicher. Bei
Tiefsttemperaturen zwischen +1 und -4 Grad besteht Glättegefahr durch Reif oder
durch Schneegriesel.
Mit dem leicht zunehmenden Gradienten ist die Gefahr von warnrelevantem Nebel
abgesehen von Lagen oberhalb von 400 bis 500 m geringer.

Samstag ... bleibt die Situation mit dem blockierenden Höhenhoch über
Fennoskandien und dem Tief vor Griechenland erhalten mit einer mäßig
ausgeprägten südöstlichen geostrophischen Strömung. In Bodennähe weht der Wind
wegen der Reibung meist aus östlicher Richtung, so dass weiter Kaltluft zu uns
kommt. Größere Niederschläge werden dank eines Höhenkeiles über dem Osten
Deutschlands nicht simuliert. Allenfalls etwas Sprühregen und im Osten auch
Schneegriesel sind wahrscheinlich. Im Nordosten ist bereits örtlich geringer
Dauerfrost möglich. Sonst liegen die Temperaturen zwischen 1 und 6 Grad mit den
höchsten Werten im Westen. Dort ist leeseits der Mittelgebirge vereinzelt auch
eine 7 Grad möglich. Sonnenschein ist am ehesten im äußersten Nordosten, im
Alpenraum und in Teilen NRWs zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren großräumig sehr ähnlich.

Differenzen gibt es bei der Niederschlagsphase am Donnerstag im Nordosten und
Norden. Der mögliche Schneefall muss daher im Nowcasting gewarnt werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden