DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-05-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.05.2016 um 10.30 UTC



Temperaturanstieg, Zwischenhocheinfluss im Laufe des Freitags und zum Samstag,
nachfolgend wechselhaft mit teils längerem Regen an den Alpen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 24.05.2016


Am Freitag verlagert sich das abgetropfte Höhentief von der Adria in Richtung
italienische Stiefelspitze/Sizilien, so dass die darin begründeten Niederschläge
an den Alpen langsam abklingen. Zwischen diesem Höhentief und dem
ostatlantischen Trog streckt sich im Tagesverlauf ein Höhenkeil von der
Iberischen Halbinsel in Richtung Mitteleuropa. Auch am Boden nimmt von Südwesten
der Hochdruckeinfluss zu, so dass mit einer Wetterberuhigung zu rechnen ist.
Zuvor läuft allerdings ein kurzwelliger Troganteil mit korrespondierendem
Frontensystem über die nördlichen Landesteile, dessen Wetterwirksamkeit nach
Süden hin abnimmt.

Am Samstag kräftigt sich der Höhenkeil noch etwas, dessen Achse ist aber vom
Golf von Genua in Richtung Ostsee geneigt. Der atlantische Trog greift unter
Verkürzung seiner Wellenlänge südwärts aus und verlagert sich allmählich nach
Osten. Damit verlagert sich auch das Frontensystem eines Bodentiefs, dessen
Zentrum sich nördlich der Britischen Inseln befindet, ostwärts und erreicht dann
auch den Nordwesten/Westen Deutschlands im Tagesverlauf. Vorderseitig des Troges
bzw. pärfrontal gelangt dann mit einer südwestlichen bis südlichen Strömung
deutlich wärmere Luftmasse nach Deutschland. Die 10-Grad-Isotherme kommt bis in
die mittleren Landesteile voran. Damit könnte vor allem im Süden bei geringer
Bewölkung wieder mal die 25-Grad-Marke erreicht oder überschritten werden.

Am Sonntag verlagert sich der westeuropäische Trog weiter nach Mitteleuropa,
dessen Achse erstreckt sich dann von Schottland in Richtung Westalpen. Das
Frontensystem des korrespondierenden Bodentiefs mit Zentrum vor der norwegischen
Küste greift von West nach Ost auf Deutschland über, im Vorfeld gelangt vor
allem in den Osten noch recht warme Luft von über 10 Grad in 850 hPa und von
hohen Wolken abgesehen, startet der Tag dort wohl noch freundlich. Somit könnte
in den östlichsten Landesteilen ein Sommertag anstehen. Die Front wird an den
Alpen zurückgehalten, dort wird es länger regnen.

Am Montag wird das wellende Frontensystem über dem Nordosten Deutschlands
verzögert. Auch an den Alpen regnet es noch zeitweise. Insgesamt gelangt
Deutschland allmählich auf die Rückseite des Höhentroges, allerdings ist die
eingeflossene Luftmasse durchaus noch recht feucht und in 500 hPa liegen die
Temperaturen um oder leicht unter -25 Grad. Es muss also recht häufig mit
Schauern, teils auch Gewittern gerechnet werden. Später beginnt das Höhentief in
Richtung Balkan abzutropfen, dementsprechend kann sich ein zuvor flacher
Höhenkeil über Südwesteuropa allmählich aufwölben. Auch am Boden steigt von
Südwesten der Druck an, die Schauer und auch der Regen im Nordosten klingen ab
und die Wolken lockern auf.

Der Dienstag startet unter Hochdruckeinfluss sowohl am Boden als auch in der
Höhe meist freundlich, allerdings fällt sowohl der Bodendruck als auch das
Geopotenzial recht bald wieder - von Westen nähert sich im Tagesverlauf ein Trog
und auch das Frontensystem eines atlantischen Tiefdruckgebietes greift auf die
westlichen Landesteile über. Sonst nimmt zwar die Bewölkung im Tagesverlauf zu,
es bleibt aber überwiegend trocken und nach Osten hin auch lange freundlich.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum ist es unter Tiefdruckeinfluss am Rande eines
ostatlantischen Troges zunächst überwiegend wechselhaft, zum Ende des
Vorhersagehorizontes deutet sich eine Umstellung zu einer eher antizyklonal
geprägten Südwestlage an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden Modellläufe des EZMW kann insgesamt als gut
bezeichnet werden, wobei auffällt, dass bis einschließlich Sonntag vor allem
zwischen den 00 UTC-Läufen vom gestrigen Montag und dem heutigen Tag gute
Übereinstimmungen zu finden sind. Der gestrige 12 UTC-Lauf zeigt zwar ähnliche
Grundstrukturen, allerdings mit einer Phasenverschiebung.
Ab Montag, dann also vor allem auch im erweiterten Mittelfristzeitraum weisen
die letzten beiden Modellläufe (aktueller 00 UTC-Lauf und gestriger 12 UTC-Lauf)
eine größere Übereinstimmung auf, nach deren Lesart sich erneut eine West- bis
Südwestlage einstellt. Der gestrige 00 UTC-Lauf betonte den Hochdruckeinfluss
über Mitteleuropa etwas mehr.

Insgesamt zeigen sich demnach im Mittelfristzeitraum keine grundsätzlich anderen
Ansätze: Von Zwischenhocheinflüssen abgesehen ist es insgesamt eher wechselhaft.
Der Süden kann etwas mehr vom Hochdruckeinfluss profitieren. Mit einer meist
westlichen bis südwestlichen Höhenströmung steigt das Temperaturniveau an, vor
allem im Süden und Südosten auch mal über die 10 Grad-Marke in 850 hPa.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Vergleich zu anderen Globalmodellen wie ICON und GFS zeigen sich in den
Grundstrukturen zunächst kaum Unterschiede, auch wenn ICON den
Zwischenhocheinfluss zum Samstag etwas schwächer zeigt. Ab Sonntag werden dann
allerdings sowohl der westeuropäische Trog als auch das korrespondierende
Bodentief bei Nordwegen bzw. über dem Nordmeer von ICON und GFS deutlich
kräftiger (Kerndruck Montag 00 UTC jeweils unter 980 hPa, EZMW etwas unter 1005
hPa) prognostiziert. Daraus würde zum einen eine kräftigere Windentwicklung vor
allem für die nördlicheren Landesteile und auch eine labilere Luftmasse
resultieren, also mehr und kräftigere Schauer/Gewitter. Nachfolgend (zum
Dienstag) etabliert sich in GFS und ICON deutlicherer Hochdruckeinfluss als in
den Vorhersagen des EZMW und im Gegensatz zum EZMW stellt sich beim GFS bereits
zum Mittwoch eine überwiegend antizyklonal geprägte Westlage ein.
Letztlich scheint die Vorhersage bereits ab Sonntag unsicher, im erweiterten
Mittelfristzeitraum sehr unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im ersten Vorhersagezeitraum der Clusteranalyse für Freitag und Samstag (+72 bis
+96 Stunden) werden 3 Cluster angeboten, daraus ergeben sich aber für
Mitteleuropa keine prognoserelevanten Unterschiede. Von Sonntag bis Dienstag
(+120 bis + 168 Stunden) werden 5 Cluster (mit 17/11/8/8/7 Member) errechnet,
Haupt- und Kontrolllauf werden im ersten Cluster (17 Member) eingruppiert. Dies
zeigt schon die Unsicherheit in der Vorhersage ab Sonntag, die markantesten
Unterschiede unter den Clustern zeigen sich aber erst zum Dienstag, dort wird
z.B. vom 2. Cluster (11 Member) eine deutlichere Aufwölbung des Keils über
Westeuropa und damit eine Blockierung angedeutet. Die anderen Cluster betonen
vor allem eine Blockierung über Nordosteuropa/Russland mehr, das würde
allerdings kaum Auswirkungen auf unser Wettergeschehen haben. Für den
erweiterten Mittelfristzeitraum von Mittwoch bis Freitag werden wieder 3 Cluster
angeboten. Dabei liegen Haupt- und Kontrolllauf im ersten Cluster mit 23
Membern, die anderen Cluster haben 18 bzw. 10 Member. Der kleinste Cluster 3 mit
10 Membern deutet eine dem GFS ähnliche Variante an, Cluster 2 zeigt eine ganz
andere Lösung: eine Blockierung eher über Nordeuropa.

Auch die Rauchfahne von Offenbach zeigt die zunehmenden Unsicherheiten ab
Sonntag mit einem recht großen Spread sowohl beim Geopotential in 500 hPa als
auch bei der Temperatur. Der Temperaturanstieg zum Samstag wird noch ganz gut
von allen Einzellösungen getragen, der Temperaturrückgang mit Frontdurchgang am
Sonntag zeigt zwar die Mehrheit, allerdings nimmt der Spread sprunghaft zu und
die Einzellösungen schwanken Sonntagmittag zwischen 1 und 13 Grad in 850 hPa.
Auch im weiteren Verlauf bleibt die Schwankungsbreite zwischen etwa 0 und etwas
über 15 Grad. Das Mittelfeld zeigt einen leichten Temperaturanstieg. Auch beim
Geopotenzial ist der Zwischenhocheinfluss für Freitag/Samstag ganz gut
repräsentiert, wie markant allerdings der Trog und entsprechend auch die Front
ist, die am Sonntag Deutschland weitestgehend überqueren soll, scheint relativ
unsicher. Nachfolgend bleibt der Spread groß, allerdings mit leichten Tendenzen
zu wieder ansteigendem Geopotenzial.

Insgesamt zeigen auch die Ensembleverfahren, dass die Prognosen bereits ab
Sonntag noch relativ unsicher sind.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag und Montag können teils markante Gewitter mit Starkregen, Hagel und
Sturmböen auftreten. Sonst ist höchstens der Wind im Bergland, Freitag in
exponierten Küstenabschnitten der Nordsee teils stark bis stürmisch.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger