DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-01-2018 09:00
SXEU31 DWAV 070800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.01.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SEa, in Gipfellagen der Mittelgebirge stürmische Böen, auf Alpengipfeln
Föhnsturm. Sonst keine markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... befindet sich über Westeuropa ein Höhentrog, der sich weit nach Süden
bis nach Marokko und Algerien erstreckt. Westlich davon kann ausgehend von einem
atlantischen Höhenrücken ein Keil Richtung Nordsee vorstoßen. Dadurch wird der
Langwellentrog abgeschnürt und es kommt zu einem Cut-Off Prozess über der
Iberischen Halbinsel. Korrespondierend zu dem Höhentief befindet sich auch im
Bodendruckfeld ein recht umfangreiches Tiefdruckgebiet mit Kern über der
Iberischen Halbinsel, auf dessen Vorderseite warme Luft nach Norden bis in den
Süden Deutschlands (850-hPa-Temperatur im äußersten Süden bis 8 Grad)
transportiert wird.
Durch das Vorstoßen des Hochkeils kann sich ein Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt
über Großbritannien und der Nordsee heute weiter verstärken, wobei es sich noch
weiter ostwärts Richtung Norddeutschland und Polen ausdehnt. An der Südflanke
des Hochs wird mit einer nordöstlichen Strömung kalte Festlandsluft
(850-hPa-Temperatur bis minus 7 Grad) in den Norden Deutschlands geführt.
Dadurch erstreckt sich eine markante Luftmassengrenze quer über die Mitte
Deutschlands hinweg. Im Bereich der Front kommt es aktuell etwa von Ostwestfalen
und Nordhessen bis nach Südbrandenburg und Sachsen noch zu Niederschlägen, die
oberhalb von 400 bis 600 m etwas Neuschnee, vereinzelt auch gefrierenden
Sprühregen mit örtlicher Glatteisbildung bringen. Im weiteren Tagesverlauf
lassen die Hebungsantriebe durch das ansteigende Geopotential aber weiter nach.
Nur etwa vom Thüringer Wald bis zum Erzgebirge gibt es auch am Nachmittag noch
leichte Niederschläge, die in den Gipfellagen noch als Schnee fallen können.
Nennenswerte Mengen werden nicht mehr erwartet. Dort, wo sich am Boden die
kältere Luft noch länger hält, ist auch weiterhin örtlich gefrierender
Sprühregen mit Glatteisbildung nicht ausgeschlossen. Die Sonne zeigt sich über
der Mitte kaum.

Im Norden Deutschlands ist es in der trockenen, kontinentalen Kaltluft gering
bewölkt. Im Süden hält sich auch tagsüber unterhalb einer markanten Inversion in
etwa 1000 m Höhe gebietsweise zäher Nebel oder Hochnebel. Am freundlichsten wird
es bedingt durch den Föhn im Süden am Alpenrand. Die Tageshöchstwerte erreichen
an der dänischen Grenze kaum 2 Grad, im Süden mit föhniger Unterstützung sogar
lokal bis 10 Grad.

In den Alpen herrscht durch die südliche Anströmung weiterhin Föhn, sodass in
Gipfellagen Sturmböen Bft 8 bis 9 auftreten. Auch in den Mittelgebirgen frischt
der Ostwind durch die Gradientzunahme weiter auf mit starken (Bft 7), exponiert
teilweise auch stürmischen Böen (Bft 8). In für die Windrichtung anfälligen
Lagen kann der starke Wind auch bis in tiefere Lagen durchgreifen.

In der Nacht zum Montag kann sich das Hoch noch etwas kräftigen, wobei dessen
Schwerpunkt mit einem Luftdruck von 1035 hPa schließlich von Dänemark bis nach
Polen reicht. Demgegenüber liegt weiterhin tiefer Luftdruck über dem Südwesten
Europas. Somit ändert sich an der Windsituation kaum etwas. Im Süden bildet sich
bei teils klarem Himmel wieder gebietsweise Nebel. Vor allem am Alpenrand und in
der Nordhälfte ist es aufgelockert bewölkt oder klar und es gibt dort verbreitet
leichten Frost, im Norden vielerorts auch mäßigen Frost bis minus 7 Grad. Dort,
wo es tagsüber noch Niederschläge gab, kann örtlich Glätte durch überfrierende
Nässe auftreten. Zudem ist in den klaren Gebieten streckenweise Reifglätte nicht
ausgeschlossen. In weiten Teilen des Südens und der südlichen Mitte bleibt es
frostfrei.

Montag... dominiert in der Höhe hohes Geopotential, wobei ein Höhenrücken vom
östlichen Mittelmeerraum bis zur Nordsee reicht. Der Schwerpunkt des Hochs
ändert sich kaum, wenngleich es von einer zonalen mehr in eine meridionale
Ausrichtung kippt. An der Südflanke des Hochs herrscht ein kräftiger Ost- bis
Südostwind vor, wobei der Druckgradient noch etwas weiter zunimmt. So treten in
höheren Lagen Windböen (Bft 7), auf exponierten Berggipfeln Sturmböen (Bft 8 -9)
auf. Auch an der Nordsee nimmt der Wind im Tagesverlauf weiter zu, durch den
ablandigen Wind sind aber allenfalls auf den ostfriesischen Inseln und Richtung
Elbmündung starke Böen zu erwarten. Im Norden ist es unter weiterer Zufuhr
trockener Kontinentalluft meist wolkenlos und die Höchstwerte liegen bei maximal
3 Grad.
In den Süden wird weiterhin auf der Vorderseite des Tiefs mit Zentrum über den
Balearen bzw. Katalonien wärmere Luft geführt. Entsprechend verläuft weiterhin
die Luftmassengrenze über die Mitte Deutschlands hinweg. Allerdings nimmt ihre
Wetterwirksamkeit unter starkem Absinken im Bereich des Höhenkeils weiter ab,
wodurch keine Niederschläge mehr zu erwarten sind. Im Süden und in der Mitte
hält sich unterhalb einer starken Absinkinversion in etwa 700 - 1000 m Höhe
gebietsweise noch längere Zeit Nebel und Hochnebel. Auflockerungen gibt es vor
allem an den Westrändern der Mittelgebirge. In den Alpen kann sich der Föhn noch
etwas verstärken, sodass in exponierten Gipfellagen auch mit schweren Sturmböen
(Bft 10) gerechnet werden muss. Bei föhnigen Aufheiterungen direkt am Alpenrand
sind Höchstwerte bis 12 Grad möglich.

In der Nacht zum Dienstag kommt der Höhenrücken etwas nach Osten voran und auch
der Hochschwerpunkt verlagert sich nach Osteuropa. Gleichzeitig verbindet sich
das über dem Südwesten Europas noch vorhandene Höhentief mit einem vom
Nordatlantik heranziehenden Höhentrog, sodass über Westeuropa Druckfall
einsetzt. Dadurch dreht die Strömung mehr auf Südost und die Höhenströmung auf
Süd. Zusammen mit tiefem Luftdruck über Westeuropa nimmt der Druckgradient über
Deutschland noch weiter zu, wodurch insbesondere im Norden und Osten einzelne
starke Böen (Bft 7) auftreten können. An den Küsten gibt es starke, auf den
ostfriesischen Inseln auch stürmische Böen (Bft 8). Auf der Alpennordseite legt
der Föhn noch weiter zu mit Böen bis hin zur Orkanstärke in exponierten
Gipfellagen. In einigen Flussniederungen im Süden und Südwesten, wo der Wind
noch schwächer bleibt, kann sich wieder Nebel bilden. Mit leichtem, vereinzelt
auch mäßigem Frost muss vor allem im Norden und Nordosten gerechnet werden.

Dienstag... wandert das Hoch ostwärts ab und Deutschland gelangt allmählich auf
die Vorderseite eines über Westeuropa nur schwach ausgeprägten Höhentroges, der
im Bodendruckfeld mit tiefem Luftdruck korrespondiert. Mit Übergreifen eines
eingelagerten flachen Kurzwellentroges kommt wieder mehr Bewölkung auf, wobei es
vereinzelt auch etwas regnen kann. Die mit der südöstlichen Strömung
herangeführte wärmere Luft dringt nun auch bis in den Norden Deutschlands vor.
Mit Abzug des Hochs fächert der Gradient von Westen allmählich auf, anfangs muss
aber im Norden und Osten noch mit einzelnen Windböen (Bft 7), in exponierten
Küstenlagen auch mit stürmischen Böen (Bft 8) aus Südost gerechnet werden. Auch
in den Mittelgebirgen lässt der Wind nach. Am Alpenrand bleibt es hingegen noch
leicht föhnig mit Sturmböen (bis Bft 9) in Gipfellagen. In Sachsen greift der
Böhmische Wind auch in tieferen Lagen durch. Die Höchstwerte liegen um 3 Grad im
Norden und um 11 Grad im Südosten.

In der Nacht zum Mittwoch kommt der Höhentrog noch etwas weiter ostwärts voran,
wobei der Kurzwellentrog nordwärts über den Westen und Norden hinwegschwenkt.
Dadurch ist es dort meist stärker bewölkt und zeitweise fällt etwas Regen. Der
Wind weht meist schwach. Leichter Frost ist nur am Alpenrand zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen keine signifikanten Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger