DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-01-2018 21:00
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.01.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ende der Tauwetter- und Dauerregenlage, Umstellung auf Sz. Auffrischender
Ostwind, auf einigen Mittelgebirgsgipfeln markante Böen. Ansonsten meist ruhiges
Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... beginnt sich die Wetterlage großräumig umzustellen. Der von
Skandinavien über die Britischen Inseln bis zum nahen Ostatlantik gerichtete
Höhentrog wird durch einen von Nordwesten hereinlaufenden Randtrog regeneriert
und beginnt mit seiner Achse, nach Süden zu "kippen". Samstagfrüh verläuft
dessen Achse bereits über die Britischen Inseln hinweg nach Süden bis nach
Portugal. Rückseitig verlagert sich ein Höhenrücken vom Seegebiet knapp südlich
Islands südwärts Richtung Schottland. Der vom Spitzbergen nach Südskandinavien
gerichtete "Resttrog" bleibt quasistationär. Die Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet dreht somit etwas mehr auf Südwest und ist leicht antizyklonal
konturiert, wobei als synoptischer Hebungsantrieb vor allem im Südwesten und
Süden weiterhin leichte WLA auszumachen ist.
Im Bodenfeld befindet sich das Vorhersagegebiet am Südrand einer mit dem
Höhentrog korrespondierenden Tiefdruckrinne, die sich von der mittleren Ostsee
über die Nordsee bis nach Irland erstreckt. Mit der beginnenden Austrogung über
Südwesteuropa beginnt sich auch die Tiefdruckrinne in ihrem Westteil nach Süden
zu verlagern. Dabei kommt es im Nordosten Spaniens zu einer Zyklogenese.
Ausgehend von einem Tiefdruckgebiet über der mittleren Ostsee erstreckt sich ein
wellendes Frontensystem über das östliche Mitteleuropa und Süddeutschland hinweg
bis nach Südwestfrankreich bzw. dem Nordosten der Iberischen Halbinsel und
mündet in das dort neu entstehende Tiefdruckgebiet. Vor allem in der ersten
Nachthälfte gibt es im Einflussbereich des Frontensystems über Süddeutschland
weitere Regenfälle, die bei Temperaturen in 850 hPa zwischen 1 und 5 Grad auch
in den höchsten Mittelgebirgslagen weiterhin als Regen fallen, deren Intensität
aber nicht mehr allzu hoch ist. Dennoch reicht es in den Staulagen des
Südschwarzwaldes und des Bayerwaldes nach Lesart des ICON-EU nochmals
gebietsweise für mehr als 10 mm, bevor die Regenfälle in der zweiten Nachthälfte
abklingen. Somit sind spätestens ab Mitternacht auch im Bayerischen Wald keine
Warnungen vor Tauwetter mehr erforderlich.
Die Nordhälfte wird im Laufe der Nacht von einem flachen Kurzwellentrog
überquert, der aber mehr und mehr an Kontur verliert. Dennoch reicht es für
schauerartige Regenfälle, die von Westen her über die Nordhälfte ostwärts
hinwegziehen, wobei aber allgemein weniger als 5 mm simuliert werden. Im Bereich
der etwas höhenkälteren Luftmasse im Nordwesten und äußersten Norden sind auch
kurze Graupelgewitter nicht ganz ausgeschlossen. Der äußerste Norden
Schleswig-Holstein befindet sich bereits knapp nördlich der Tiefdruckrinne. Dort
beginnt der Wind allmählich auf Nordost zu drehen und es sickert etwas kältere
Luft ein (-4 Grad in 850 hPa). Vereinzelte Schauer könnten dort bereits mit
Schnee vermischt sein, wenn es auflockert, ist auch leichter Frost nicht
ausgeschlossen. Ansonsten ist Frost wohl nur direkt an den Alpen Thema, wo es
stärker auflockert und es stellenweise auch Glätte durch gefrorenes
Schmelzwasser geben kann.
Der Wind nimmt weiter ab. Auf exponierten Mittelgebirgs- und Alpengipfeln gibt
es aber vor allem in der ersten Nachthälfte noch einzelne stürmische Böen oder
Sturmböen aus West.

Samstag ... beginnt der Trog über der Iberischen Halbinsel auszutropfen, bis
Sonntag, 00 UTC ist dieser Prozess vollzogen. Der Trog über Skandinavien wird
von Norden her regeneriert. Mit dem Abtropfprozess nimmt die Höhenströmung über
Deutschland eine zunehmend antizyklonale Kontur an, bis Sonntag, 00 UTC
erstreckt sich - gestützt durch WLA - ein flacher Höhenrücken mit seiner Achse
über Süd- und Südwestdeutschland hinweg westwärts.
Im Bodenfeld vertieft sich das Tiefdruckgebiet über dem Osten Spaniens noch
etwas, die Tiefdruckrinne über dem nördlichen Mitteleuropa verlagert sich nach
Süddeutschland. Nordwestlich von Schottland verstärkt sich ein Hochdruckgebiet
und wandert allmählich nach Süden, ausgehend davon erstreckt sich ein Hochkeil
bis Sonntag, 00 UTC über die nördliche Nordsee und Dänemark hinweg bis nach
Nordpolen. Somit dreht die Strömung niedertroposphärisch über dem Norden und der
Mitte des Landes auf Ost, wobei sich von Skandinavien her allmählich polare
Luftmassen auf den Weg nach Norddeutschland machen. Dort sinken die Temperaturen
in 850 hPa bis zum Abend auf -3 bis -6 Grad, gleichzeitig verschärft sich der
Gradient und der Wind frischt aus östlichen Richtungen auf. Für warnrelevante
Böen reicht es tagsüber aber voraussichtlich noch nicht.
Im Süden stellt sich mit der südwestlichen Höhenströmung leichter Föhn ein, die
Temperatur in 850 hPa steigt auf 2 bis 7 Grad. Auf exponierten Alpengipfeln kann
es im Tagesverlauf erste Sturmböen (Bft 9) aus südlichen Richtungen geben, für
einen Föhndurchbruch bis in die Täler reicht es aber nicht.
Als Luftmassengrenze fungiert das nach wie vor über die "südliche Mitte"
hinweglaufende Frontensystem, das ein wenig nach Norden vorankommt und sich am
Abend von der Mosel über das mittlere Hessen und Thüringen bis zum
Erzgebirgsvorland erstreckt. Vor allem nach Westen zu setzt wieder etwas
verbreitet, aber meist leichter Regen ein, warnrelevante Mengen werden aber
voraussichtlich keine erreicht. ICON_EU und IFS (von 00 UTC) simulieren meist um
5, punktuell bis 10 mm in 12 Stunden in Teilen von Rheinland-Pfalz, GFS dagegen
im Hunsrück gebietsweise mehr als 20 mm.
Auch im Norden - im Einflussbereich höhenkälterer Luftmassen - können sich noch
einzelne kurze Schauer entwickeln, am ehesten von Ostfriesland bis nach
Vorpommern. Vor allem in Schleswig-Holstein fallen die allerdings nur
unergiebigen Schauer im Tagesverlauf teilweise als Schnee.
Vor allem an den Alpen zeigt sich zeitweise die Sonne, sonst bleibt es meist
bewölkt. Während es im Süden mit Höchstwerten zwischen 8 und 13 Grad weiterhin
sehr mild bleibt, steigen die Temperaturen im Norden auf etwas kühlere 3 bis 8
Grad, im Norden Schleswig-Holsteins nur noch auf knapp über 0 Grad.

In der Nacht zum Sonntag kommt der flache Höhenrücken über Süddeutschland ein
wenig nach Norden voran und die WLA verstärkt sich noch etwas. Die Warmfront
verlagert sich ebenfalls etwas nach Norden, gleichzeitig verstärkt sich das
Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Schottland und auch der bis zum Baltikum
gerichtete Keil. Das führt (trotz auch in Süddeutschland beginnenden
Druckanstieges) zu einer Gradientzunahme und zu einem weiteren Auffrischen des
Ost- bis Nordostwindes über der Mitte und dem Norden des Landes. In den kamm-
und Gipfellagen der Mittelgebirge gibt es stürmische Böen oder Sturmböen.
An den Alpen bleibt es föhnig mit einzelnen Sturmböen aus Süd bis Südost auf
exponierten Gipfeln.
Mit der Warmfront kommt auch das daran gekoppelte Niederschlagsgebiet nach
Norden voran, wobei sich die Niederschläge mehr und mehr auf die Regionen
nördlich der Warmfront konzentrieren. Insgesamt bleiben die Mengen nach ICON-EU
und IFS mit 0 bis 5 mm in 12 Stunden (am Erzgebirge und Harz auch etwas mehr)
recht gering, GFS simuliert dagegen weiterhin höhere Mengen (bis an die 15 mm im
Harz).
Sonntagfrüh reichen die dann abklingenden Niederschläge aber bis in den Süden
der Norddeutschen Tiefebene. In der bis dorthin vordringenden skandinavischen
Kaltluft (Werte in 850 hPa zwischen -7 Grad in Ostholstein und -4 Grad in
Südbrandenburg und Ostwestfalen) gehen die Niederschläge eventuell mehr und mehr
in Schnee über. Welche Regionen genau betroffen sind, lässt sich aktuell noch
schwer abschätzen. Während ICON-EU noch sehr defensiv agiert und lediglich im
Harzumland etwas Schnee simuliert, fährt GFS bzgl. der Phase aufgrund der etwas
stärkeren Intensität eine etwas offensivere Variante und simuliert von
Nordbrandenburg bis nach Südniedersachsen und Ostwestfalen leichten Schneefall.
Insgesamt dürften die zu erwartenden Mengen wohl auch nur für eine Glättewarnung
oder maximal für eine Schneefallwarnung unterster Kategorie (wenige Zentimeter,
nach GFS bis 5 cm) reichen.
Weiter nördlich bleibt es unter zunehmendem Hochdruckeinfluss trocken und die
Wolken lockern stärker auf. Dabei gibt es in Norddeutschland wohl verbreitet
leichten Frost.
Auch an den Alpen und im Vorland ist es aufgelockert, teils gering bewölkt, so
dass es leichten, in schneebedeckten Alpentälern auch mäßigen Frost und
stellenweise Glätte geben kann.

Sonntag ... verlagert sich das Cut-Off-Tief über Spanien etwas nach Süden und
der Höhentrog über Skandinavien zieht ein wenig nach Osten, wobei er durch einen
von Nordwesten heranziehenden Randtrog regeneriert wird. Zwischen beiden
Systemen kann sich der nach Mitteleuropa gerichtete Höhenrücken weiter
verstärken und weitet sich westnordwestwärts auf, bis er schließlich Kontakt
aufnimmt zum vom nahen Ostatlantik nach Schottland gerichteten Hochkeil
aufnimmt. Somit dominiert über dem Vorhersagegebiet zunehmend Absinken.
Im Bodenfeld kann sich dadurch das Hochdruckgebiet über den Britischen Inseln
weiter verstärken und weitet sich nach Osten, Richtung Nordsee und
Schleswig-Holstein aus. Die nach Süddeutschland gerichtete Tiefdruckrinne füllt
sich allmählich auf, die Warmfront wird über der Mitte des Landes ein wenig nach
Süden gedrückt. Mangels Hebung klingen die Niederschläge an ihrer Nordflanke
weiter ab und hören nachmittags und abends wohl allmählich ganz auf.
Gebietsweise kann es aber vor allem nach Osten zu (Thüringen, Sachsen,
Osthessen) noch etwas regnen oder schneien ohne nennenswerte Mengen. Sie trennt
aber nach wie vor polare Luftmassen im Norden (-7 bis -3 Grad in 850 hPa) von
deutlich höhenmilderer Luft über Süddeutschland (2 bis 8 Grad). An den Alpen
bleibt es föhnig, wobei der Föhn aber schwächer wird und warnrelevante Böen auf
den Alpengipfeln nur noch vereinzelt auftreten. Vor allem in den mittleren
Landesteilen ist nach wie vor ein recht scharfer Druckgradient vorhanden, so
dass es in den Kamm- und Gipfellagen weiterhin stürmische Böen geben kann, auch
in Ost-West ausgerichteten Tälern sind warnrelevante Böen (Bft 7) möglich, vor
allem im Bayerischen Wald ("Böhmischer Wind").
Vor allem im Norden scheint vielerorts die Sonne, auch an den Alpen zeigt sich
die Sonne zeitweise. Dazwischen bleibt es meist stärker bewölkt, vor allem nach
Osten zu, im Süden hält sich gebietsweise auch Nebel oder Hochnebel. Die
Temperaturen steigen im Norden auf etwa 0 bis 4 Grad, in der Südhälfte auf 5 bis
10 Grad.

In der Nacht zum Montag verlagert das Hoch seinen Schwerpunkt allmählich nach
Nordostdeutschland und Polen. An dessen Südflanke bleibt der scharfe
Druckgradient aufrecht, so dass es vor allem in den mittleren und zunehmend auch
in den südlichen Landesteilen auf Gipfeln weiterhin stürmische Böen oder
Sturmböen und in einigen günstig gelegenen Tälern steife Böen aus Ost bis
Nordost geben kann. Niederschläge sind dagegen kaum mehr zu erwarten. Vor allem
im Norden und Nordosten verläuft die Nacht teils klar, dort kann es mäßigen
Frost geben. In der Mitte und im Süden bleibt es meist bewölkt, im Süden teils
auch neblig trüb, lediglich an den Alpen ist der Himmel teilweise aufgelockert.
Direkt an den Alpen gibt es leichten Frost, sonst bleibt es vielerorts noch
frostfrei.

Montag ... nimmt der nach Mitteleuropa gerichtete Höhenrücken eine mehr und mehr
meridionale Ausrichtung an und verlagert sich ein wenig nach Osten. Auch das
Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt ein wenig nordostwärts. Somit kann von
Ostfrankreich her erneut eine Tiefdruckrinne nach Süddeutschland vordringen und
die niedertroposphärisch milde Luft kommt zusammen mit der weiterhin nicht
wirklich wetteraktiven Warmfront ein wenig nordnordostwärts voran. Niederschläge
werden so gut wie keine simuliert. Bis zum Abend steigen die Temperaturen in 850
hPa auf Werte zwischen -3 Grad auf Rügen und +7 Grad im Süden bzw. Südwesten.
Der Druckgradient verschärft sich insgesamt noch ein wenig. Nach wie vor gibt es
in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und wohl auch auf den
Alpengipfeln stürmische Böen oder Sturmböen aus Ost bis Südost, auf exponierten
Gipfeln auch schwere Sturmböen. In den Tälern bzw. Niederungen kann es in
entsprechend anfälligen Gegenden steife Böen geben.
Das Temperaturniveau bleibt zweigeteilt, wobei sich auch im Westen und Süden ab
und zu die Sonne durchsetzen kann. Im Norden und Osten liegen die Höchstwerte
weiterhin zwischen 0 und 4 Grad, im Süden und Südwesten werden 5 bis 10 Grad
erreicht, in einigen Leelagen eventuell auch mehr.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Alle vorliegenden Modelle zeigen eine sehr ähnliche Wetterentwicklung im
Kurzfristbereich. Prognose- und vor allem warnrelevante Unterschiede sind kaum
auszumachen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff