DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-01-2018 09:00
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.01.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Heute noch Dauerregen und Tauwetter im Süden (teil unwetterartig). Anfangs noch
im Nordosten stürmische Böen, im Tagesverlauf nachlassend. Am Wochenende weitere
Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag...
dehnt sich der Höhentrog über dem Ostatlantik weiter nach Süden aus und erreicht
am Tagesende mit seiner Spitze Marokko. Bei uns stellt sich eine mehr und mehr
südwestliche und leicht antizyklonal gekrümmte Höhenströmung ein. Im
Bodendruckfeld verlagert sich das Tief über dem Norden weiter nach Osten und in
der Folge nimmt der Gradient ab und der Wind der anfangs im Norden und Nordosten
mit starken bis stürmischen Windböen aus West weht, nimmt in der zweiten
Tageshälfte ab.
Im Süden liegt ein schleifendes Frontensystem, an dem sich eine flache Welle
bildet, die langsam nach Osten abzieht. Gleichzeitig kommt es durch das
Herannahen des Troges zu einer Zyklongenese über Spanien und Südwestfrankreich
und daher kommt die Front in der nächsten Zeit dann weiter nach Norden voran. In
der Folge breiten sich heute wieder Regenfälle von Frankreich her über den Süden
hinweg nach Osten aus. Davon sind vor allem der Schwarzwald und weiterhin der
Bayerische Wald betroffen, wo über 10 mm/12 h, in Staulagen auch darüber, fallen
können. An den Alpen lassen die Niederschläge aber aufgrund des Aufsteilens der
Strömung nach. Von daher ist die Dauerregenwarnung im Schwarzwald noch
berechtigt, auch die Tauwetterlage an den Alpen kann bis zum Auslauftermin heute
Abend weiterlaufen.

Über dem Norden und der Mitte sind heute nur leichtere, nach Norden zu zunehmend
schauerartige Regenfälle zu erwarten. Insgesamt bleibt es heute sehr mild.
Lediglich in den äußersten Norden Deutschlands gelangt etwas kühlere subpolare
Luft. Von daher steigen die Temperaturen im Norden nur auf 6 bis 9 Grad, in der
Mitte und im Süden auf 10 bis 13 Grad.

In der Nacht zu Samstag beginnt sich die Wetterlage nachhaltig umzustellen.
Grund ist zum einen die schon erwähnte Zyklongenese über der Iberischen
Halbinsel. Weiterhin steigt der Druck zwischen Island und Schottland an und es
bildet sich im Nordwesten ein Hochdruckgebiet.
Die Höhenströmung bei uns bleibt antizyklonal konturiert und über dem Süden
liegt weiterhin die Luftmassengrenze. Die Regenfälle im Süden lassen in der
Nacht nach. Am Boden etabliert sich eine Tiefdruckrinne, die den tiefen Druck im
Südwesten mit dem Tief über dem Baltikum verbindet. Dadurch sickert an der
Nordflanke der Rinne kältere Festlandsluft in den Norden, während der Süden
weiterhin im Zustrom milder Luft steht. Die Temperaturen in 850 hPa liegen dann
morgen früh im Norden bei etwa -3 Grad, während sie im Süden weiterhin bei 2 bis
4 Grad liegt.
Das bedeutet, dass es im Norden leichten Frost geben kann, während es sonst,
abgesehen von Kammlagen der Gebirge, frostfrei bleibt.


Samstag...
kommt es im Bereich des Troges über Spanien zu einem Cut-Off und vorderseitig
des entstehenden Höhentiefs wird weiterhin milde Luft nach Norden geführt. Der
nördliche Resttrog überquert langsam den Norden Deutschlands. Die
Luftmassengrenze über dem Süden kommt aber kaum weiter nach Norden voran, da
zwischen einem kräftigen Hoch über dem Nordwesten und tiefen Druck über Finnland
kalte Luft von Skandinavien nach Süden geführt werden. Dadurch verschärft sich
der Temperaturgegensatz, markantere Wetterentwicklungen werden aber durch die
nach wie vor antizyklonal geprägte Höhenströmung unterdrückt. Es bleibt ein
Niederschlagsband, dass sich von Westen her über die Mittelgebirge hinweg nach
Osten ausbreitet. Die Niederschlagsmengen sind jedoch nicht warnwürdig und
liegen nach der deutschen Modellkette meist zwischen 5 und 10 mm/12h.

An den Alpen wird es sogar leicht föhnig und daher sind dort auch längere
freundliche Abschnitte zu erwarten. Die Temperatur weist eine deutliche Spanne
auf und liegt bei 4 Grad an der dänischen Grenze und bis 14 Grad mit
Föhnunterstützung in Oberbayern. Auf den Alpengipfeln gibt es stürmische Böen
aus Südwest bis Süd, ansonsten sind keine Windwarnungen zu erwarten.

In der Nacht zum Sonntag kommt das Regengebiet über den nördlichen
Mittelgebirgen weiter nordwärts voran. Dabei kann es am Morgen dort und im
Bereich der norddeutschen Tiefebene bis ins Flachland zu Schnee oder Schneeregen
kommen. Im Süden bildet sich in den Flusstälern Nebel. Die Temperaturen gehen im
Norden auf 0 bis -2 Grad zurück, bei Aufklaren ganz im Norden auch etwas
darunter. In der Mitte und im Süden bleibt es abgesehen vom Alpenrand frostfrei.

Der Wind lässt zwar an den Alpen nach, in den Mittelgebirgen allerdings frischt
er auf und in exponierten Lagen sind dann steife bis stürmische Böen aus Ost bis
Nordost wahrscheinlich.


Sonntag...
verlagert sich das Cut-Off Tief über Spanien weiter südwärts und der Resttrog im
Norden schwenkt ostwärts. In die Lücke dazwischen stößt ein Keil von Südosten
nach Nordwesten in Richtung Britische Inseln vor. Diese Entwicklung stützt ein
kräftiges Bodenhoch, das sich von den Britischen Inseln bis nach Polen
erstreckt. Auf seiner Südseite wird mit einer östlichen Strömung weiterhin kühle
Festlandsluft in den Norden geführt. Das Tief über Spanien schwächt sich zwar
etwas ab, seine Warmfront liegt aber weiterhin über der Mitte Deutschlands. Der
kräftige Temperaturgradient zwischen - 7 Grad in 850 hPa im Norden und 7 Grad
über Südbayern bleibt bestehen. Die dämpfende Wirkung des Höhenkeils auf
mögliche Hebungsantriebe bleibt erhalten, sodass es meist trocken bleibt. Es
wird aber meist wolkig oder bedeckt, längere Auflockerungen sind vor allem im
Norden sowie an den Alpen zu erwarten.

Erwähnenswert bleibt der Wind. Er frischt vor allem in der Mitte und in den
höheren Lagen der Gebirge auf und führt auf den Bergen zu steifen, mitunter auch
stürmischen Böen aus Ost.
Die Temperaturen erreichen in der Südhälfte Werte zwischen 5 und 9 Grad, in der
Nordhälfte 1 bis 4 Grad. In der Nacht kann es im Norden mäßigen Frost geben. Im
Süden bleibt es abgesehen von höheren Lagen meist frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die anderen Modelle simulieren die Entwicklung in den nächsten Tagen ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich