DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-01-2018 21:00
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.01.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts nochmals Windzunahme mit starken bis stürmischen Böen, im Bergland
Sturmböen, in den Alpen Orkanböen. Im Schwarzwald und im Allgäu Dauerregen- bzw.
Tauwetterunwetter, sonst gebietsweise Dauerregen in Staulagen des Südens. Ab
Freitag Entspannung der Lage. Abflauender Wind und nachlassende Regenfälle.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir in einer westlichen Strömung mit der milde, und vor allem
nach Süden sehr feuchte Luft nach Deutschland geführt wird. Dabei wölbt sich vor
einer markanten Austrogung westlich des Kontinents über den zentralen Teilen
Europas ein flacher Rücken auf. Allerdings wird er von einem Kurzwellentrog
überlaufen, der im Zusammenhang mit einem kleinräumigen Tief und dessen
Frontensystem steht, das uns nach Osten überquert.
Die zugehörigen Regenfälle erreichen nachts auch den Nordosten und lassen
gleichzeitig nach Passage der Tiefausläufer mit der einströmenden nur wenig
kälteren Luftmasse von Westen her wieder nach. Im Süden halten die Regenfälle
längere Zeit an, da die Kaltfront dort ins Schleifen gerät und in die Warmfront
einer Welle über Nordfrankreich übergeht. Dabei wird eine sehr feuchte und milde
Luftmasse in den Süden geführt, mit PPW Werten von 20 bis 25 mm und T850 von ca.
5 Grad. Im Schwarzwald und Allgäu fallen teilweise 20 bis 40 mm Regen, so dass
die Tauwetter und Dauerregenlage dort andauert. Das gilt auch für die anderen
Staulagen ganz im Süden, auch wenn "lediglich" 10 bis 20 mm zusammen kommen. Die
Schneefallgrenze steigt bis nahe 2000m an.

Dazu verschärft sich der Gradient an der Südflanke des Tiefs und der Südwest-
bis Westwind frischt vorübergehend auf mit starken bis stürmischen Böen
(exponiert, oder bei Schauern), im Bergland gibt es Sturmböen, exponiert schwere
Sturmböen oder orkanartige Böen, in den Alpen auch Orkanböen.
Während der Wind im Nordosten erst in der zweiten Nachthälfte im Nordosten
merklich auffrischt und die Böen dort losgehen, lässt der Wind von Westen her
dann schon wieder deutlich nach.

Freitag ... dreht die Höhenströmung bei uns noch etwas Südwest zurück, da sich
der Trog vor Westeuropa Richtung Marokko ausdehnt und der Rücken etwas nach
Osten wandert.
Das Tief zieht über die Ostsee nach Osten ab, während sich an der über
Süddeutschland schleifenden Kaltfront eine flache Welle bildet, sich nach Osten
zieht. Der Gradient ist dabei nur noch relativ gering.
Von Frankreich breiten sich wieder Regenfälle über den Süden nach Osten aus, die
vor allem im Schwarzwald 10 bis 20 mm Regen, so dass die Dauerregenlage
weitergeht, auch wenn die Niederschläge nicht mehr so intensiv sind wie in der
Nacht. Am Alpenrand regnet es kaum noch, im Allgäu 1 bis 5, Westallgäu
vielleicht 10 mm, so dass die bis zum Abend laufenden Warnungen vielleicht
vorzeitig aufgehoben werden können. Im Bayerischen Wald regnet es dagegen
ebenfalls weiter, was dort die Tauwetterwarnung bis zum Abend rechtfertigt.
Über den Norden und die Mitte ziehen bei leichter Labilität in der unteren
Troposphäre schwächere schauerartige Regenfälle hinweg.
Mit Abzug des Tiefs fächert der Gradient von Südwesten her weiter auf.
Vormittags gibt es im Nordosten noch Windböen, vereinzelt stürmische Böen,
nachmittags ist es damit weitgehend vorbei. Im Bergland bleibt es länger windig,
dort sind bis zum Nachmittag stürmische Böen oder Sturmböen zu erwarten, zum
Abend ist es aber auch dort, abgesehen von exponierten Bergspitzen, mit den Böen
vorbei.
Insgesamt ist es weiter sehr mild, auch in der nördlich der Welle ursprünglich
subpolaren Meeresluft. Nur der äußerste Norden gelangt an den Rand kälterer
Luft, die von Südskandinavien nach Süden vordringt. Im Norden
Schleswig-Holsteins werden es maximal 4 bis 5 Grad, sonst meist 7 bis 12 Grad,
ganz im Süden sind 13 bis 15 Grad möglich.
In der Nacht zum Samstag beginnt sich die Wetterlage nachhaltig umzustellen. Mit
der Entwicklung des Tiefdrucksystems über Südwesteuropa und steigendem Druck
zwischen Island und Schottland wird die bisherige Strömungsanordnung auf den
Kopf gestellt.
Bei leicht antizyklonal geformter Höhenströmung liegt die Luftmassengrenze
weiter über dem Süden, die Niederschläge lassen aber nach, so dass die Warnungen
vor Dauerregen und Tauwetter auslaufen können. Auf den Norden greift eine
Tiefdruckrinne über, die ein Tief über Finnland mit dem Tief über SW Europa
verbindet. Nördlich davon sickert kältere Festlandsluft in den äußersten Norden,
so dass in Teilen Schleswig-Holsteins der Niederschlag in Schnee übergeht.
Vielleicht reicht es zu Glätte durch etwas Neuschnee oder gefrierende Nässe bei
Tiefstwerte um oder etwas unter 0 Grad. Sonst bleibt es meist frostfrei,
abgesehen von den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und entsprechend sind
winterliche Erscheinungen Fehlanzeige.

Samstag ... tropft der Trog zur Iberischen Halbinsel ab, auf seiner Vorderseite
strömt milde Luft aus dem Mittelmeerraum nordwärts. Die Luftmassegrenze über
Süddeutschland kommt aber kaum nach Norden voran. Da zwischen dem sich
kräftigenden Hoch über Nordwesteuropa und einem Tief über Finnland kalte Luft
über Skandinavien südwärts vordringt und dagegen hält. Die Temperaturgegensätze
über Deutschland verschärfen sich dabei etwas, ohne dass sich daraus eine
deutliche Verstärkung der Hebungsvorgänge ableiten würde, da wir neben der
Warmluftadvektion seitens der Höhe eher unter leicht antizyklonalen
Verhältnissen liegen.
An der Warmfront fällt über dem Süden und der Mitte gebietsweise Regen, nördlich
und südlich davon lockert die Bewölkung zum Teil auf, am Alpenrand auch stärker,
da föhnunterstützt.

Der Wind kommt im Norden aus nördlicher Richtung, sonst aus meist Östlichen,
spielt warntechnisch aber kaum eine Rolle. Lediglich in den Alpen gibt es
Sturmböen aus südlichen Richtungen auf einigen Gipfeln.

Ganz im Norden werden kaum +3 bis +4 Grad erreicht, im Süden gebietsweise wieder
mehr als 10 Grad.
In der Nacht zum Sonntag weitet das Hoch seinen Einfluss Richtung
Norddeutschland hin aus, während der Süden am Rand des Tiefs über Südwesteuropa
verbleibt. Der Gradient verschärft sich dabei wieder, vor allem über der Mitte
und bodennah verstärkt sich im Norden die Kaltluftadvektion, so dass die
Niederschläge an der Warmfront des o.e. Tiefs von Norden her teilweise bis ins
Flachland in Schnee übergehen.
Während der Wind in den Alpen wohl nachlässt, frischt er in Berglagen über der
Mitte wieder auf mit Bft 7 bis 8 exponiert.
Im Norden gibt es leichten Frost und stellenweise Glätte, sonst bleibt es
abgesehen vom Bergland frostfrei.

Sonntag ... steigt das Geopotential über Mitteleuropa und entsprechend legt sich
eine Hochdruckzone ausgehend von GB über Norddeutschland Richtung Weißrussland.
Das Tief über Spanien zieht sich etwas zurück, wirkt sich aber mit kräftigem
Gradienten und der über dem Süden liegenden Warmfront noch bei uns aus.
Über der Mitte und dem Süden bleibt es vielfach wolkig, oder bedeckt, die
Niederschläge werden aber immer weniger, da die Antriebe nachlassen und auch
trockenere Luft in den frontalen Bereich einsickert.
Im Norden sind in der trockenen-kühlen Festlandsluft Aufheiterungen
wahrscheinlich bei maximal 1 bis 4 Grad, im Süden ist milder, bis +8 Grad, die
Sonne zeigt sich der nur im höheren Bergland häufiger und an den Alpen. Der Ost
bis Nordostwind frischt vor allem im Bergland über der Mitte und dem Südwesten
stärker auf mit Bft 7 bis 8.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner