DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-01-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.01.2018 um 10.30 UTC



Lokal stark böiger Wind. Insgesamt aber ruhiges Wetter, geringe Niederschläge,
zurückgehende Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 11.01.2018


Am Sonntag dominiert in der Höhe über West- und Mitteleuropa ein Langwellentrog,
bei dem deutlich ein Abtropfprozess zu erkennen ist. Dabei liegt der sich im
Zuge des Cut-Off-Prozesses lösende südliche Troganteil in den Frühstunden über
der Iberischen Halbinsel, im Laufe des Tages greift er weiter nach Süden aus und
damit im Bereich Algeriens und Marokkos auf Nordafrika über. Mit diesem
Cut-Off-Tief korrespondiert bodennah ein Tief über den Pyrenäen, das sich im
Tagesverlauf retrograd nach Westen verlagert. Das nördliche Residuum des
Langwellentroges überdeckt weite Teile Skandinaviens und Nordwestrusslands.
Zwischen den beschriebenen Trogstrukturen zeigt sich von Großbritannien bis zum
nördlichen Balkan eine Zone relativ hohen Geopotentials, auch zwei Höhenrücken
sind zu erkennen, wovon einer vom Atlantik her in Richtung Irland, der andere
von der Ägäis in Richtung Nordwesten weist. Im Bodendruckfeld dominiert über dem
Norden Irlands und über Schottland hoher Luftdruck (>1030 hPa), der im
Tagesverlauf nach Osten bis zur Deutschen Bucht ausgreift. In der beschriebenen
Gesamtkonstellation liegt über Deutschland von West nach Ost verlaufend eine
Frontalzone, die feucht-warme Luft über dem Süden von trockener Kontinentalluft
über dem Norden trennt. Da es an der Front zu Aufgleitprozessen kommt, muss dort
auch mit etwas Niederschlag gerechnet werden, der lokal auch als Schnee fallen
kann. Der Wind weht überwiegend aus nordöstlicher Richtung, er ist mitunter
stark böig, insbesondere in höheren Lagen. Die Luftmassengrenze sorgt auch für
einen scharf ausgeprägten thermischen Gradienten. Während die 850er Temperaturen
im Süden bei bis zu 8 Grad liegen, werden sie im Norden nur zwischen null und -4
Grad erwartet. In der Nacht zu Montag ergibt sich keine durchgreifende Änderung
der synoptischen Situation, allerdings scheint nach dem operationellen Lauf des
EZMW das Hoch von den Britischen Inseln bis in den Nordosten Deutschlands
auszugreifen, wodurch die Warmfront in ihrem östlichen Teil etwas
zurückgedrängt zu werden scheint. Dies bedeutet aber für den Norden bei kälterer
Luft und geringer Bewölkung verbreitet Frost, während es im Süden weitgehend
frostfrei bleibt.

Am Montag kräftigt sich das Hoch weiter. Am Abend liegt sein Schwerpunkt mit
über 1035 hPa über Südschweden, dabei überdeckt es den Süden Skandinaviens, die
westliche und mittlere Ostsee, Polen sowie angrenzende Gebiete. Da es eine ovale
Form aufweist und seine Hauptachse von Nordwest nach Südost orientiert ist,
dreht der Wind über Deutschland mehr in Richtung Ost. Die Luftmassengrenze und
mit ihr die deutlichen Temperaturunterschiede in 850 hPa bleiben uns erhalten,
wobei sich die warme Luft aus dem Süden von allem im Nordwesten weiter
ausbreiten kann. Nennenswerte Niederschläge sind allenfalls in der Nacht zu
Dienstag im Süden, besonders in den Alpen zu erwarten, wo die Schneefallgrenze
weiterhin deutlich über 1500 Meter liegen sollte. An der Nordsee weht der Wind
ablandig, so dass dort vor allem auf den Inseln einzelne Böen Bft 7 denkbar
sind. Ansonsten muss in höheren Lagen mit starken bis stürmischen Böen gerechnet
werden.

Am Dienstag bildet sich in 500 hPa laut EZMW-Hauptlauf über Deutschland
vorübergehend ein flaches Höhentief aus (das schon in der Nacht zu Mittwoch
wieder in einer Geopotentialrinne aufgeht), in dessen Bereich es zu leichten
Hebungsprozessen und mithin zu etwas Niederschlag kommt. Zwischen dem
vorübergehend abziehenden Hoch über der Ostsee und einem Tief bei Island, dessen
Frontensystem sich über Irland und Großbritannien nach Osten verlagert, liegt
Deutschland im Bereich geringer Luftdruckgegensätze, so dass der Wind auch auf
den Bergen nachlässt. Zwar kühlt die Luft in 850 hPa aus und zum Mittwochmorgen
liegen die entsprechenden Temperaturen praktisch durchweg unter null Grad
(übrigens ebenso wie die 2-m-Temperaturen), allerdings fällt der Niederschlag
erst in der Nacht verbreiteter in der festen Phase.

Am Mittwoch greift vom Atlantik her ein Langwellentrog auf Westeuropa über, er
erreicht in der Nacht zu Freitag das westliche Mittelmeer. Dieser ist allerdings
nur schwach ausgeprägt und Teil einer Zone niedrigen Geopotentials, die von
Russland über Mittel- und Westeuropa mäandrierend bis zum Nordatlantik verläuft.
Im Bodendruckfeld liegt Deutschland weiter zwischen hohem Druck über
Nordwestrussland und tiefem Druck über dem Mittelmeer. Die Druckgegensätze sind
insgesamt gering, allerdings können, insbesondere mit ageostrophischer
Unterstützung an der Südwestflanke des Hochs, einzelne starke Böen auftreten.
Die Temperaturen gehen weiter zurück, ausgangs der Nacht zu Freitag liegen die
Werte im 850er Niveau zwischen -2 Grad im Südwesten und -9 Grad im Nordosten, so
dass der feste Niederschlag gegenüber der flüssigen Phase an Boden gut macht.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Schon für den kommenden Sonntag zeigen sich zwischen dem heutigen und dem
gestrigen 00-UTC-Lauf deutliche Unterschiede. So liegt die 0-Grad-Isotherme in
850 hPa aktuell (und im gestrigen 12-UTC-Lauf) knapp nördlich des Mains, gestern
wurde sie noch im Bereich einer Linie Berlin-Münster verdrahtet. Während das
Bodenhoch im gestrigen 00-UTC-Lauf noch von den Britischen Inseln zum Baltikum
deutete, so weist es nach jetziger Modellinterpretation nach Polen und
Weißrussland. Die Unterschiede setzen sich am Montag fort. So wird laut dem
aktuellen Lauf ein deutlich höheres Geopotential im Bereich des südlichen
Mittel- und Westeuropas gerechnet, als dies noch in den alten Läufen der Fall
war. Immerhin: Die Unterschiede in den Temperaturfeldern nivellieren sie am
Montag wieder. Das schon in der synoptischen Übersicht für Dienstag
angesprochene Höhentief ist eine singuläre Lösung des aktuellen Laufs, die
Vorläufe zeigen zwar kleinräumige Trog- und Rückenstrukturen, aber keine
abgeschlossene Höhenzyklone.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die globalen Modelle unterschiedlicher Wetterdienste simulieren die anstehende
Wettersituation deutlich unterschiedlich. Den Abtropfprozess am Sonntag lassen
EZMW und LFPW am schnellsten von statten gehen, ICON und GFS sind diesbezüglich
zögerlicher. Auch zeigen sich in der Nacht zu Sonntag schon deutliche
Unterschiede in der Lage des Hochs über Schottland und in der Lage der 850er
0-Grad-Isotherme. Zwar haben die meisten Modelle den Schwerpunkt des Hochs
zwischen Nordirland und Schottland positioniert, aber nur bei ICON greift dieses
Hoch schon am Sonntag bis nach Weißrussland aus, GFS, EZMW und LFPW kommen mit
Ihren Hochkeilen maximal bis zur zentralen Ostsee. Bezüglich der
0-Grad-Isotherme in 850 hPa bietet ICON die wärmste Lösung an. Sie ist knapp 5
Grad wärmer als die Lösung von LFPW und ähnelt derjenigen des alten EZMW-Laufs.


Im weiteren Verlauf nähern sich die Geopotentialmuster wieder an, beim
Bodendruck wie auch bei der 850er Temperatur bleiben aber deutliche Unterschiede
zwischen den Modellen bestehen. Und: Das kleine 500-hPa-Höhentief am Dienstag
bei EZMW ist auch im internationalen Modellwettbewerb mit ICON, GFS und LFPW
eine Insellösung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen der 850er Temperatur für Offenbach zeigen schon am Samstag eine
deutliche Zunahme der Streuung. Am Sonntag liegt die entsprechende Bandbreite
bei -5 bis +10 Grad. Bezüglich des Geopotentials steigt die Variabilität der
Lösungen erst ab Montag/Dienstag der kommenden Woche deutlicher an.

Qualitativ stützen die GFS-Rauchfahnen die Sicht der EZMW-Ensembles.

Im Zeitraum von +72 h bis +96 h werden 3 Cluster mit 25, 15 und 11 Lösungen
gerechnet. Haupt- und Kontrolllauf liegen im Cluster 1, und alle 3 Cluster
zeigen einen Wechsel in der Wetterlagenkategorie von "Atlantischer Rücken" zu
"Blockierungslage".

Im Zeitfenster +120 h bis +168 h werden erneut 3 Cluster gerechnet, die alle
eine weitere Andauer der Blockierungslage anzeigen. Die Cluster sind mit 20, 17
und 14 Lösungen ähnlich groß, der Hauptlauf liegt dabei in Cluster 2, der
Kontrolllauf in Cluster 1. Insbesondere über Mittel- und Westeuropa zeigen die
Cluster aber eine große Variabilität zwischen den Einzellösungen an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt bis in die kommende Woche hinein für den Süden Deutschlands
Signale für signifikant erhöhte Temperaturen.

Im Süden zeigt EFI am Freitag verbreitet, am Samstag noch lokal Signale für
signifikant erhöhte Niederschläge. Ebenso zeigt EFI am Freitag verbreitet, am
Samstag noch regional Signale für signifikante Windereignisse.

COSMO-LEPS zeigt am Sonntag, Montag und Dienstag in höheren Lagen sowie an den
Küsten Signale für Sturmböen (Wahrscheinlichkeiten lokal bis 50%).

Am Samstag/Sonntag zeigt COSMO-LEPS lokal im Mittelgebirgsraum geringe
Wahrscheinlichkeiten (um 10%) für mehr als 20 mm Regen in 24 Stunden.

Am Montag/Dienstag zeigt COSMO-LEPS im Süden geringe Wahrscheinlichkeiten (um
10%) für mehr als 5 cm Schnee in 24 Stunden. Diese scheinen weder vor dem
Hintergrund der EFI-Wahrscheinlichkeiten für signifikant erhöhte Temperaturen
noch vor dem Hintergrund der synoptischen Gesamtsituation plausibel.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas