DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-01-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.01.2018 um 10.30 UTC



Wetterberuhigung, Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 09.01.2018


Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Freitag liegen wir noch in einer sich
abschwächenden westlichen Strömung am Rand tiefen Druckes über Nord- und
Nordwesteuropa. Schwache Tiefausläufer führen in den Süden milde Luftmassen,
während im Norden schon kältere Meeresluft eingeflossen ist.
Am Samstag stellt sich die Wetterlage grundlegend um. Es weitet sich ein
Langwellentrog über Westeuropa stark nach Süden aus und beginnt zur Iberischen
Halbinsel abzutropfen, entsprechend formiert sich dort ein Bodentiefkomplex mit
Schwerpunkten über der Biskaya und Frankreich. Gleichzeitig stützt ein kräftiger
Keil über dem Nordatlantik die Bildung eines Hochdruckgebietes zwischen
Schottland und Island, die Grundlagen einer Blockierung wären somit gelegt. Wir
liegen am Rand des südwesteuropäischen Tiefs in einer bodennah östlichen
Strömung. Niedertroposphärisch gelangt milde Luft in den Süden, die nach
Überströmen der Alpen noch föhnig erwärmt ist. An der Grenze zur kälteren Luft
im Norden fällt Regen, im Bergland zunehmend Schnee.
Am Sonntag tropft der Trog ab mit dem Höhentiefzentrum nahe den Pyrenäen,
während der atlantische Rücken südostwärts schwenkt und sich das Bodenhoch zur
Nordsee hin ausweitet. Da das Tief von Frankreich eine Rinne zu den Alpen
ausstreckt, verschärft sich der Gradient über Deutschland und in den Norden wird
kältere Luft geführt (T850 um -8 Grad); im Süden hält sich noch eine mildere
Luftmasse (T850 um +5 Grad). Die Luftmassengrenze kommt langsam südwärts voran,
die Niederschläge an ihr gehen nach Norden hin teilweise auch in tiefen Lagen in
Schnee über. Der Wind frischt zum Teil stark auf aus Osten bis Nordosten. Die
Details dieser Entwicklung werden aber sehr unsicher.
Am Montag und Dienstag verlagert das Hoch seinen Schwerpunkt nach
Südskandinavien und Osteuropa, gestützt von einem kräftigen Höhenrücken über
Osteuropa und Skandinavien. An seiner Südflanke gelangt trockenere und bodennah
kältere Festlandsluft nach Deutschland. Ob es schon mal für einen Eistag reicht,
ist fraglich, da auch über Osteuropa aktuell keine wirklich kalte Luft zu finden
ist und die Temperaturen weit über dem Mittelwert liegen. Die
Niederschlagsneigung geht langsam zurück und der Wind frischt vor allem an den
Küsten und im Bergland in Böen teilweise stark bis stürmisch auf.
Die letzten Läufe simulieren auch in der erweiterten Mittelfrist eine Andauer
der Blockierung an der Südflanke eines ausgedehnten nordeuropäischen
Hochdruckgebietes.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz ist zunächst gut, lässt nächste Woche aber nach, weil der
gestrige 00z Lauf das neue Hoch rasch nach Osteuropa abziehen lies und bei uns
in der Folge wieder eine südliche Strömung auf der Vorderseite des nächsten
Tiefs aufkam. Die letzten beiden Läufe zeigen das blockierende Hoch nördlich von
uns bis zum Ende der Mittelfrist. Fraglich ist neben dem Verhalten der
Luftmassengrenze am Wochenende auch eine leichte Wechselhaftigkeit nächste Woche
ausgelöst durch zyklonale Strukturen in der Höhenströmung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Modelle, ICON, GFS weichen am Wochenende teilweise deutlich von der
IFS Lösung ab. Sie zeigen zwar auch den Übergang zu einer Ostlage, der Weg dahin
sieht aber anders aus. So zeigt GFS am Sonntag einen raschen und kräftigen
Kaltluftvorstoß in den Norden und lässt die Luftmassengrenze am Sonntag bis in
den Süden vorankommen mit der -10 Grad Isotherme in 850 hPa postfrontal über
Norddeutschland. ICON hat die LMG viel weiter im Norden, nördlich der deutschen
Küstenbereiche, IFS simuliert eine Zwischenlösung.
Nächste Woche verbleiben Fragezeichen bezüglich des Temperaturniveaus und der
Bewölkungs- und Niederschlagsverhältnisse, da ICON und GFS den antizyklonalen
Einfluss bei uns weniger stark sehen und sich vor allem im Süden und Westen
mildere Luft halten kann.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen im Großen und Ganzen die Aussagen
des Hauptlaufs. Der Spread wird in den Kurven ab Samstag deutlich größer, der
Median verläuft aber zumindest in der Nähe der Kurve des Hauptlaufs. Die
Niederschlagssignale werden meist ab Montag schwächer, sind aber auch nächste
Woche nicht ganz weg.
Die Clusterung zeigt den Hauptlauf im Zeitraum bis +168h in Cluster 3, 10
Member. Der größte Cluster 1 hat 22 Member, sieht grundsätzlich aber nicht
unähnlich aus über Mitteleuropa. Sie werden ab Montag durchgehend als Blocking
klassifiziert. In der erweiterten Mittelfrist liegt der Hauptlauf in Cluster 1,
die Blockierung setzt sich mit großer Wahrscheinlichkeit fort.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mittelfrist gibt es kaum Signale für markante Entwicklungen. Die anfangs milde
Luft, freilich im Warnmanagement nicht signifikant, wird mittelfristig
abgedrängt. Vor allem im Bergland und an den Küsten kann es starke bis
stürmische Böen geben, was aber noch unsicher ist, je nach Gradient. Sollte es
aufklaren, wäre im Verlauf der nächsten Woche auch mal strenger Frost in den
Nächten ein Thema.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner