DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-01-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 01.01.2018 um 10.30 UTC



Bis Freitag windig, mild und niederschlagsreich (Unwettergefahr!) Danach sehr
unsicher, aber ruhiger.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 08.01.2018


Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem EZMW-IFS
Deutschland in einer strammen westnordwestlichen Höhenströmung. Während ein
Sturmtief in der Vornacht Richtung Südschweden abgezogen ist, erreicht ein
weiteres die Irische See und in der Nacht zum Freitag die Nordsee. Auf der
Rückseite des ersten Sturmtiefs ist vorübergehend etwas kältere Meeresluft
eingeflossen, der Donnerstag ist aber schon wieder von WLA auf der Vorderseite
des nächsten Sturmtiefs geprägt. Mitunter kräftiger Regen breitet sich am Tage
auf die Südwesthälfte aus und in der Nacht auch auf den Nordosten. Die
Schneefallgrenze steigt bis in höhere Lagen der Alpen an. Dem Schwarzwald droht
nach dem EZMW-Hauptlauf eine Dauerregen-Unwetterlage. Der Wind aus Südwest nimmt
nach vorübergehender Abnahme bald wieder zu und weht mit Sturmböen bis ins
Flachland.
Am Freitag zieht das Tief nach Jütland und in der Nacht zum Samstag unter
Abschwächung in die Ostsee. Gleichzeitig kommt es über Westeuropa zu einer
markanten Austrogung, so dass Deutschland in den Bereich einer sich
abschwächenden Südwestlichen Höhenströmung gerät. Vor allem im Norden ist es am
Freitag noch stürmisch und gebietsweise regnet es.
Am Samstag weitet sich der Trog über Westeuropa weiter südwärts aus bis nach
Algerien und ein sich vertiefendes Tief über Frankreich dominiert zunehmend.
Gleichzeitig kräftigt sich ein Hoch südlich von Island, so dass der Westen
Europas zunehmend von einer östlichen Strömung geprägt wird. Somit kann sich im
Norden Deutschlands auch recht kalte Luft halten, während in den Süden von Süden
her sehr milde Luft gerät, die zudem noch föhnig erwärmt wird. Diese wird sich
aber bei nordöstlichem Wind allenfalls unmittelbar am Alpenrand bis zum Boden
durchsetzen. Im Südwesten fällt Regen.
Am Sonntag und Montag schwenkt der Trog im Norden weiter ostwärts, während er
sich gleichzeitig nach Südwesten ausdehnt. Damit bildet sich ein langgezogener
Trog, dessen Achse am Montag von Finnland nach Marokko reicht, wobei Deutschland
zunehmend in den Bereich des Troges gerät. Während sich vom Westen bis in den
Norden zunehmend eine Hochdruckzone bildet, verlagert sich das Tief von
Frankreich auf ungewöhnlicher Zugbahn über die Alpen hinweg nach Polen. Damit
fällt zunächst an einer Luftmassengrenze über der Mitte Deutschlands Regen,
später zunehmend Schnee. Je nachdem, wie stark sich die Luft über der Nordhälfte
Deutschlands schon abgekühlt hat, ist auch gefrierender Regen möglich.
Vorübergehend frischt der nördliche Wind stark auf. In der Nacht zum Montag
ziehen dann die Niederschläge nach Nordosten ab und die Kaltluft (-6 bis -10
Grad in 850 hPa) setzt sich deutschlandweit durch. Allerdings verlagert sich der
Hochschwerpunkt auch immer sehr südwärts, so dass im Laufe des Montags im
Nordwesten Deutschlands schon wieder Südwestwind aufkommt.

In der erweiterten Mittelfrist verlagert sich das Hoch rasch nach Osteuropa und
Deutschland gelangt in eine südliche Höhen- und Bodenströmung, so dass es rasch
wieder milder wird und sich an den Alpen wieder Föhn durchsetzt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten drei EZMW-Hauptläufe ist nicht gut. Bereits am
Freitag laufen die Läufe auseinander, weil die älteren Läufe das zweite
Sturmtief nicht so weit nach Osten ziehen ließen. Die Austrogung über Westeuropa
zeigen allerdings alle drei Läufe. Zum Sonntag hin laufen dann aber die Läufe
weiter auseinander. Nur der jüngste Lauf lässt das kräftige Tief so weit
ostwärts ziehen und so kräftige nördliche Winde aufkommen, so dass auch der
jüngste Lauf der einzige ist, der so kalte Luft bis nach Mitteleuropa bringt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle stimmen nur bis Donnerstag einigermaßen überein.
Das am Donnerstag heranziehende Tief besteht bei GFS aus zwei Tiefs, dessen
erstes rasch zur Ostsee zieht, während das zweite am Freitag erst bei den
Britischen Inseln liegt. Dort liegt das einzige Tief bei ICON, GEM und NAVGEM
auch. EZMW lässt dieses Tief dagegen langsam bis Samstag zur Ostsee ziehen und
das ist der Knackpunkt, denn damit wird die skandinavische Kaltluft zum ersten
Mal angezapft. Im weiteren Verlauf sorgt dann bei EZMW das zweite Tief, das am
Sonntag über die Alpen zieht, dass sich diese Kaltluft über ganz Deutschland
durchsetzt. Alle anderen Modelle zeigen nun Varianten, bei denen an den
Folgetagen die Tiefschwerpunkte eher westlich oder südlich von uns liegen, aber
niemals östlich. Somit kommt zwar zeitweise östlicher Wind auf, aber die
Kaltluft setzt sich nicht so weit nach Süden durch. Zudem scheint die
Luftmassengrenze eher über dem Nordwesten und Nordwesten Deutschlands zu
verharren, dass es allenfalls ganz im Norden mal kalt wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-EPS bildet im Mittelfristzeitraum (Sa, 00 UTC bis Mo, 00 UTC) drei
Cluster. C1 (20 Mitglieder incl. Kontrolllauf) zeigt das Tief am Samstag über
Skandinavien und bildet folglich das Szenario ab, mit dem die Kaltluft angezapft
wird. C2 und C3 (insgesamt 31 Mitglieder, auch der Hauptlauf ist zugeordnet)
zeigen eher milde Varianten wie auch die anderen Globalmodelle.
Die Rauchfahnen für Schleswig (repräsentativ für den hohen Norden) zeigen den
Schwerpunkt der 850-hPa-Temperaturkurve am Freitag noch bei -3 Grad, dann geht
dieser bis Sonntag auf -8 Grad zurück, es gibt aber auch Ausreißer unter -10 und
über 0 Grad, der Hauptlauf liegt bei -9 Grad. Die Niederschlagssignale sind ab
Samstag recht schwach.
Die Rauchfahnen für München (repräsentativ für den tiefen Süden) zeigen den
Schwerpunkt der 850-hPa-Temperaturkurvenschar am Sonntag noch bei +8 Grad,
nachfolgend geht sie bis Dienstag auf unter 0 Grad zurück. Allerdings gibt es
eine große Streuung zwischen -10 Grad und +10 Grad am Sonntag. Haupt- und
Kontrolllauf fallen am Sonntag und Montag weit unter den Schwerpunkt der
Kurvenschar. Ab Samstag sind die Niederschlagssignale in den meisten Läufen nur
noch gering.
Die GFS-Rauchfahnen sehen anders aus: In Schleswig liegt die 850-hPa-Temperatur
von Freitag bis Montag bei der Mehrheit der Läufe um -4 Grad, auch wenn es
einige Ausreißer nach oben und unten gibt. Ab Montag sind die
Niederschlagssignale sehr gering. In München steigt der Schwerpunkt der
Kurvenschar von +5 Grad am Freitag auf +9 Grad am Sonntag, um dann bis Montag
auf 0 Grad abzusinken. Nicht ein Lauf fällt bis Dienstagmittag unter -5 Grad.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Sturm:
Cosmo-LEPS zeigt am Donnerstag sich abschwächende Signale für stürmische Böen.
Am Freitag gibt es erneut in allen Landesteile leichte Signale für stürmische
Böen. Nachfolgend zeigt EZMW-EPS nur noch Sturmsignale über der See und in den
Alpen.

Regen:
Cosmo-LEPS zeigt 24-stündig bei Freitagfrüh starke Signale für Dauerregen im
Schwarzwald und im Allgäu. Schwache Signale gibt es in weiteren südwestlichen
Mittelgebirgen und im übrigen Alpengebiet. Im Schwarzwald und an den Alpen gibt
es auch deutliche Unwettersignale (50 bis 70 %). Betrachtet man einen
48-stündigen Zeitraum (bis Donnerstagabend oder Freitagfrüh) ergeben sich noch
stärkere Signale. Dauerregen ist in sämtlichen Mittelgebirgen vom Südwesten bis
zum Harz wahrscheinlich. Für Unwetter gibt es sehr deutliche Signale im
Schwarzwald und im Allgäu (über 90%). Auch das EZMW-EPS zeigt hohe Signale. Nach
dem Freitag ist kein Dauerniederschlag mehr zu erwarten.

Schneefall:
Die Schneefallgrenzen liegen während der oben erwähnten Niederschlagsereignisse
von Mittwoch bis Freitagfrüh zwischen 800 und teils 2000 m, so dass allenfalls
ab 1000 m vorübergehend markanter Neuschnee fällt und wohl nur in den Alpen ab
1500 m insgesamt größerer Neuschneezuwachs zu Stande kommt und somit das Wasser
weitgehend zurückgehalten wird.

Strenger Frost:
Sollte das EZMW-Szenario zutreffen, wäre in der Nacht zum Montag großflächig
strenger Frost möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX (03-UTC-Lauf, um aktuellen EZMW-Lauf zu vermeiden), anschließend Mittel
aus EZMW-EPS und GFS-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann