DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-05-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.05.2016 um 10.30 UTC



Wechselnd bewölkt mit Sonne und nur wenigen Schauern, ab Sonntag teils kräftige
Gewitter. Deutlicher Temperaturanstieg.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 23.05.2016


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum, ab kommenden Donnerstag, zeichnet sich
eine Umstellung der bisherigen Prognose, die einer Westwetterlage, ab. Aktuell
liefert der neue operationelle Lauf des ECMWF deutliche Anzeichen für den Aufbau
einer Hochdruckbrücke über Mitteleuropa, so dass frontale Vorgänge weiter
nördlich über Skandinavien, dem Nordmeer und auch weiter südlich im
Mittelmeerraum von statten gehen würden. Grund hierfür ist der Abtropfvorgang
eines markanten Randtroges über Frankeich ins westliche Mittemeer und im
weiteren Verlauf nach Süditalien als abgetropftes Höhentief. Dadurch baut sich
über Mitteleuropa eine Hochdruckbrücke bzw. ein eigenständiges Hoch auf, das uns
von Donnerstag bis Samstag überwiegend freundliches Wetter bescheren würde. Zum
Sonntag gelangt Deutschland auf die Vorderseite eines westeuropäischen
Randtroges, der über den Westen des Landes nach Nordosten en ziehen soll. Somit
stellt sich am kommenden Wochenende massive Warmluftadvektion ein, die zu einem
sommerlichen Szenario führen würde. Dabei muss aber ab Sonntag vor allem im
Westen mit kräftigen Gewittern gerechnet werden. Nach Osten zu dürften dagegen
die sonnigen Momente noch überwiegen. Dort sind in der Nacht zu Montag und am
Montag durch die Passage einer Kaltfront noch kräftige Schauer und Gewitter zu
erwarten. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum soll sich von
Südwesten her erneut Hochdruckeinfluss durchsetzen. Dabei wird nach der kurzen
Abkühlung am Montag erneut warme Subtropikluft herantransportiert.

Dieses Szenario ist etwas anders gelagert als die bisherigen Berechnungen
des ECMWF, das eigentlich von der Umstellung auf eine Westwetterlage ausgegangen
ist. Von daher ist die Prognose des neuen operationellen Lauf noch mit einer
erheblichen Unsicherheit behaftet.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des ECMWF ist aufgrund der oben beschriebenen Entwicklung als
nicht sehr hoch anzusehen. Allerdings kann man feststellen, dass der gestrige 12
Uhr Lauf schon eine ähnliche Entwicklung wie der heute 00 Uhr Lauf simulierte.
Dies würde die heutige Einschätzung etwas bestärken.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle zeigen eine ähnliche Entwicklung nämlich den
Abtropfvorgang eines Troges über Frankreich Richtung Mittelmeer sowie die
anschließende Bildung eines Hochs bzw. einer Hochdruckbrücke über Mitteleuropa
auf. Es gibt naturgemäß Unterschiede in der genauen Positionierung bzw. der
Phase einzelner durchschwenkender kurzwelliger Anteile.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-Rauchfahnen weißen im gesamten Mittelfristzeitrum eine sehr hohe
Streuung beim Geopotential und bei der 850-hPa-Temperatur auf. Die
850-hpa-Temperatur hat am kommenden Wochenende in der Mitte Deutschlands eine
Spannweite von 0 bis 15 °C. Die GFS-ENS sehen ähnlich aus. Bei beiden Ensembles
liegt der Hauptlauf bezüglich der 850-hPa-Temperatur und des Geopotentials am
oberen Rand bzw. im Mittelfeld. So stellt die in der Übersicht zuvor
beschreibende Entwicklung zum nächsten Wochenende eine von mehreren möglichen
Szenarios, aber auch eine recht wahrscheinliche dar und wird daher vom
Bearbeiter favorisiert.

Auch die Clusteranalyse liefert im Bereich t+72h bis t+96h 3 Cluster, wobei der
Kontroll- und hauptlauf sich in Cluster 2 befinden. Da Cluster 1 und Cluster 2
sich in Mitteleuropa ähneln und sie zusammen 42 Members umfassen, ist die
Bildung einer Hochdruckbrücke über Mitteleuropa recht hoch. Nur Cluster 3 mit 9
Mitgliedern zeigt die Fortdauer einer Westwetterlage.
Auch im Zeitraum t+12h bis t+168h überwiegen die antizyklonal geprägten
Wetterlagen mit 41 zu 10.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass ein deutlicher Hang zu einer Erwärmung
stattfinden wird. Es gelegentlich zu Niederschlägen kommen wird, diese aber
nicht sehr intensiv ausfallen werden und auch nicht von langer Dauer sein
werden. Also insgesamt der Trend zur Wetterbesserung besteht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI bleibt vollkommen im Bereich des Klimas, d.h. es werden keine extremen
Wetterereignisse in Mitteleuropa erwartet. Da die Temperaturen deutlich
ansteigen werden, ist nicht mehr mit Frost oder Bodenfrost im mittelfristigen
Bereich zu rechen. Auch werden keine Windereignisse mehr simuliert. Einzig am
kommenden Sonntag ist mit kräftigeren Gewittern, die lokal zu Starkregen,
Sturmböen und Hagel führen können, zu rechnen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer