DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

24-12-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.12.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft und mit nur kurzen Unterbrechungen für die Jahreszeit zu mild.
Zeitweise windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 31.12.2017


Am Mittwoch, zu Beginn des sich durch überwiegend zyklonale Wetterlagen
auszeichnenden Mittelfristzeitraumes, greift von Westen her ein Langwellentrog
unter Verkürzung der Wellenlänge und Ausweitung nach Süden auf Mitteleuropa
über. Donnerstag, 00 UTC erstreckt sich dessen Achse von der Nordsee
südsüdostwärts über Benelux bzw. den Westen Deutschlands hinweg bis ins
Tyrrhenische Meer.
Im Bodenfeld verlagert sich ein Tiefdruckgebiet von Südostenglang über die
Deutsche Bucht bis Donnerstag, 00 UTC nach Nordfriesland. Gleichzeitig kommt es
im Zuge des Trogvorstoßes in den westlichen Mittelmeerraum über dem Golf von
Genua zu einer Zyklogenese.
Am Alpenrand kann sich somit vorübergehend Föhn einstellen, gleichzeitig greifen
die Fronten des Tiefs mit schauerartigen Niederschlägen auf den Westen und
Norden Deutschlands über. Abends und in der Nacht zum Donnerstag überquert die
Kaltfront Deutschland von West nach Ost, so dass der Föhn rasch wieder
zusammenbricht.
Postfrontal gelangt ein Schwall polarer Meeresluft ins Vorhersagegebiet, die
labil geschichtet ist ((-6 Grad in 850 hPa, bis -35 Grad in 500 hPa im Westen),
so dass sich Schauer und auch einzelne Gewitter entwickeln. Im Bergland fallen
die Schauer zunehmend als Schnee. An den Alpen kann es nach Föhnzusammenbruch
nachts länger anhaltend Niederschläge geben, die Schneefallgrenze sinkt bis in
die meisten Täler. Mit Kaltfrontpassage können starke bis stürmische Böen
auftreten, im Bergland auch Sturmböen.
Am Donnerstag tropft der Trog über Italien aus und kommt somit nur noch
allmählich ostwärts voran. Dabei wird das ganze Land von höhenkalter polarer
Meeresluft geflutet.
Das Bodentief zieht nach Südskandinavien und füllt sich auf, die Kaltfront zieht
weiter ins östliche Mitteleuropa. Ein weiteres Tief erreicht im Tagesverlauf die
nördliche Nordsee. Innerhalb der labil geschichteten Luftmasse entwickeln sich
im ganzen Land Regen-, Schneeregen- und Graupelschauer, die auch von Gewittern
begleitet werden können, im Bergland fallen die Schauer als Schnee. Nennenswerte
Neuschneemengen (um 5 cm oder auch etwas mehr) gibt es aber wohl nur in den
Staulagen der Mittelgebirge und im Alpenstau. Es bleibt windig mit starken bis
stürmischen Böen aus West bis Nordwest in Schauernähe sowie an der Nordsee, auf
exponierten Gipfeln kann es Sturmböen geben.
Am Freitag zeichnet sich der Trog weiterhin durch eine nicht allzu hohe
Verlagerungsgeschwindigkeit aus. Der abgetropfte Teil wird wieder "eingefangen",
gleichzeitig läuft ein Kurzwellentrog an dessen Westflanke über das westliche
Mitteleuropa hinweg südsüdostwärts, was letztendlich zu einer Regenerierung des
Troges führt und auch wieder zu einer Verlängerung der Wellenlänge.
Im Bodenfeld verlagert sich das Tief über der nördlichen Nordsee nach
Südschweden. Ein mit dem Kurzwellentrog korrespondierendes Bodentief zieht von
Südengland im Tagesverlauf unter vorübergehender Vertiefung zur Belgischen Küste
und dann unter beginnnendem Auffüllungsprozess mit Samstag, 00 UTC nach
Südwestdeutschland.
Mit Abzug der Höhenkaltluft klingen die Schauer bereits in der Nacht zum Freitag
ab. Am Freitag tagsüber greift dann das Frontensystem des Tiefs von Westen her
auf die Mitte und des Süden Deutschlands über. Dabei gibt es Niederschläge, die
vor allem an der Nord- und Ostflanke des Tiefs anfangs bis in tiefe Lagen als
Schnee fallen können, nach Südwesten zu schneit es wohl nur im Bergland. Nachts
verlagern sich die Niederschläge nach Süddeutschland und schwächen sich ab. Im
Norden und Osten bleibt es vielerorts trocken, einzelne Schauer, teils als
Schnee oder Graupel, gibt es wohl nur an den Küsten und in Schleswig-Holstein.
Am Samstag verabschiedet sich der Trog endgültig nach Osteuropa. Rückseitig
setzt massive WLA ein und ein breit angelegter, aber flacher Höhenrücken
schwenkt bis Sonntagabend über Deutschland hinweg ostwärts. Über dem zentralen
Nordatlantik kommt es derweil zu einem weiteren markanten Trogvorstoß.
Im Bodenfeld greift am Samstag die Warmfront eines Orkantiefs südlich von Island
von Westen her auf Deutschland über und überquert den Vorhersagebereich bis
Sonntagvormittag ostwärts. Dabei gibt es verbreitet Niederschläge die bei auf 0
bis +5 Grad ansteigenden Temperaturen in 850 hPa bis in höchste
Mittelgebirgslagen in Regen übergehen. In den Weststaulagen einiger
Mittelgebirge (Schwarzwald) kann es auch länger anhaltend regnen. Erst im Laufe
des Sonntags klingen die Niederschläge im Warmsektor im Südwesten wieder ab. Bis
Sonntagabend bildet sich entlang der verwellenden Kaltfront ein Teiltief über
dem Kattegat, die Kaltfront erreicht Sonntagabend den Nordwesten, ihr folgt
erwärmte Meeresluft (um 0 Grad in 850 hPa).
Der Wind frischt aus Südwest auf, an den Küsten gibt es stürmische Böen, auf den
Bergen Sturm- und schwere Sturmböen. Die Temperaturen steigen wieder deutlich
an. Vor allem im Südwesten können am Sonntag Werte deutlich über 10 Grad,
eventuell sogar um 15 Grad erreicht werden.
Zu Beginn des kommenden Jahres greift dann nach Lesart des IFS von Westen her
ein Höhentrog auf Mitteleuropa über, wobei es wieder kälter wird mit
Schneeschauern im Bergland, ein "Flachlandwinter" ist aber weit und breit nicht
in Sicht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Dem aktuellen IFS-Lauf kann eine gute Konsistenz zu seinen Vorgängern
bescheinigt werden. Erst am Freitag kommt es zu gewissen Differenzen, vor allem,
was die Position der Bodentiefs und die Zugbahn des in den Haupttrog
hineinlaufenden Kurzwellentrogs angeht. Nach Lesart des gestrigen 00 UTC-Laufes
sollte sich dieser nämlich bis Samstagfrüh rasch über Deutschland hinweg
ostwärts verlagern, während der gestrige 12 UTC-Lauf dem aktuellen Lauf ähnelt.
Das korrespondierende Bodentief wurde im gestrigen 00 UTC-Lauf lediglich als
Bodentrog simuliert, der ebenfalls rasch über das Vorhersagegebiet hinweg
ostwärts zog. Das hat natürlich Konsequenzen auf die Niederschlagsprognosen.
Den Vorstoß sehr milder Meeresluft von Westen her am Samstag und Sonntag zeigen
dann alle Läufe wieder ähnlich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Mittwoch und Donnerstag simulieren alle vorliegenden Modelle ein ähnliches
Szenario mit nur geringen Diskrepanzen, was die Lage und Zugbahn kleinräumiger
Bodentiefs und die räumliche Verteilung der Niederschläge angeht.
Am Freitag fällt dann das GFS ein wenig "aus dem Rahmen". Der von Westen her in
den Haupttrog hineinlaufende Kurzwellentrog, der vor allem in der Mitte und im
Süden von Niederschlägen begleitet wird, taucht in der GFS-Simulation überhaupt
nicht auf, während ihn ICON und GEM beide auf der Karte haben mit sehr ähnlicher
Zugbahn wie im IFS. Vor allem ICON simuliert im Westen auch Niederschläge
mäßiger Intensität (über 10 mm in 12 Stunden im westlichen Bergland), die bis
300 m herab, eventuell sogar tiefer, als Schnee fallen können.
Stattdessen verbleibt nach GFS das Vorhersagegebiet im Einflussbereich der
Höhenkaltluft mit weiteren Schauern, teils bis in tiefe Lagen als Graupel und
Schnee, aber mit nur geringen Mengen (unter 5 mm in 12 Stunden).
Der den Warmluftvorstoß am Samstag begleitende Höhenrücken wird dann vom GFS
progressiver und mit größerer Amplitude ausgestattet simuliert als nach den
übrigen Modellen. Bereits Sonntagnachmittag greift nach GFS ein weiterer
Höhentrog auf Mitteleuropa über, während sich nach Lesart von ICON und GEM zu
dem Zeitpunkt grade der Höhenrücken mit seiner Achse über Mitteuropa befindet.
Nach GFS fällt somit der Warmluftvorstoß zum Jahresende nicht so markant aus wie
nach den anderen Modellen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS zeigt im Zeitraum 72 bis 96 Stunden 5 Cluster, die
sich aber bzgl. der Wetterentwicklung in Mitteleuropa kaum unterscheiden.
Interessanter gestaltet sich dagegen der Blick auf den nächstfolgenden Zeitraum
(120 bis 168 Stunden, also vom 29.12. bis zum 31.12., 00 UTC). Zwar verteilen
sich die 49 Ensembleläufe, Haupt- und Kontrolllauf nur noch auf 3 Cluster, die
aber bzgl. der Wetterentwicklung in Mitteleuropa gewisse Unterschiede aufzeigen.
Cluster 1 (18 Member) und Cluster 3 (16 Member) repräsentieren in etwa die
Wetterentwicklungen in den Hauptläufen von IFS und ICON mit dem in den Haupttrog
hereinlaufenden Kurzwellentrog am Freitag und einem breit angelegten und flachen
(IFS) bzw. mit etwas besserer Amplitude ausgestattetem Höhenrücken (ICON bzw.
GEM) am Samstag und Sonntag. Cluster 2 (mit 17 Membern ausgestattet) hat den
Kurzwellentrog dagegen - ähnlich wie GFS - nicht wirklich im Programm. Der
folgende Höhenrücken wird noch flacher als im IFS-Hauptlauf gezeigt und ähnlich
progressiv wie im GFS, so dass am Sonntag bereits der nächste Trog ins
Wettergeschehen über Mitteleuropa eingreifen würde.
Die meisten Member stützen somit aber die vom Hauptlauf gezeigte
Wetterentwicklung.
Auch bei der Betrachtung der Rauchfahne für einen etwa in der Mitte Deutschlands
gelegenen Gitterpunkt wird die relative Einigkeit der Einzelmember zu Beginn der
Mittelfrist deutlich. Alle Member zeigen am Mittwoch einen in einem recht engen
Spread verlaufenden Rückgang der Temperatur in 850 hPa. Am Donnerstag und
Freitag bewegt sich das Gros der Member zwischen -5 und -8 Grad mit nur wenigen
"Ausreißern", hauptsächlich nach oben. Ab Samstag steigen die Temperaturen
wieder an, allerdings wird der Spread vor allem am Sonntag deutlich größer, da
einige Member - ähnlich wie GFS - bereits das Übergreifen eines neuen Troges auf
Mitteleuropa simulieren und entsprechend niedrigere 850 hPa- Temperaturen.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt während des gesamten Mittelfristzeitraumes so gut wie keine Hinweise
auf außergewöhnliche Wettererscheinungen.
Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag kann es insbesondere an den Küsten
stürmische Böen aus West bis Nordwest geben und auf den Bergen Sturmböen, auf
exponierten Gipfeln auch schwere Sturmböen. Sowohl ECMWF-EPS als auch COSMO-LEPS
zeigen an den Küsten Wahrscheinlichkeiten von über 30 % für Bft 8.
Markante Niederschläge sind kaum zu erwarten, lediglich ICON simuliert mit
Übergreifen der Warmfront am Samstag Mengen von teilweise über 40 mm in 12
Stunden im Weststau des Schwarzwaldes und im Oberallgäu. Markante Schneefälle
könnte es (mit geringer Wahrscheinlichkeit) am Freitag in Staulagen einiger
westlicher Mittelgebirge geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff