DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-12-2017 09:00
SXEU31 DWAV 240800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.12.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wa
Meist bedeckt oder neblig-trüb. Dazu gebietsweise Wind- oder Sturmböen auf den
Bergen und an der Küste. Am Dienstag auch im Binnenland Sturm.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... greift ein Höhenrücken auf Mitteleuropa über und wir haben es mit
einer antizyklonalen Westlage zu tun. Am Boden steht hoher Druck über dem
Mittelmeerraum und Westeuropa tiefen Druck über Skandinavien und Nordrussland
gegenüber. Weiterhin liegt im Norden eine schleifende Warmfront, die sich von
Schottland über Jütland bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Dies sorgt im
Nordosten und Norden bis etwa in den Berliner Raum für Regen oder Sprühregen,
die Mengen sind allerdings vernachlässigbar.
Durch die Aufwölbung eines Rückens bei uns und die Verschiebung der Frontalzone
nach Norden herrscht bei uns ein kräftiger Gradient. Von daher ist der Wind
heute das beherrschende Wetterelement. Sogar im Flachland im Nordosten muss
heute mit steifen Windböen gerechnet werden (Bft 7). Richtung Küste gibt es
stürmische Böen (Bft 8), exponiert an der Küste auch Sturmböen (Bft 9). Im
Bergland sind stürmische Böen, exponiert auch Sturmböen oder schwere Sturmböen
möglich. Auf dem Brocken muss mit orkanartigen Böen gerechnet werden.

Vom Wetter her dominiert auch heute das Grau, d.h. meist geschlossene und
teilweise auch mehrschichtige Bewölkung. Chancen auf Sonne gibt es am ehesten im
Süden und da vor allem am Alpenrand. Hier kann es gebietsweise auch richtig
freundlich werden. Die Temperaturen erreichen heute milde 6 bis 11 Grad, also
durchaus übliche Werte für die Sigularität 'Weihnachtstauwetter'.

Am Heiligabend und in der Nacht zum Montag dominiert weiterhin die westlich,
antizyklonal gekrümmte Strömung. Die leichte WLA sorgt dafür, dass es kaum
Wolkenlücken gibt und zudem in der Mitte und im Norden geringe Niederschläge
meist durch leichten Regen oder Sprühregen geben kann.
Der Wind flaut im Norden etwas ab, an den Küsten und auf den Bergen ändert sich
wenig, d.h. an der Küste und auf den Bergen Bft 7 bis 8, teilweise Bft 9. Die
Nacht bleibt abgesehen vom äußersten Süden und dem Alpenrand durchweg frostfrei.



Montag... (1. Weihnachtsfeiertag) wölbt sich der Keil über uns aufgrund der
Amplifizierung eines Troges über dem östlichen Atlantik weiter auf. Dabei
überquert seine Achse uns in Richtung Osten. Am Boden erreicht eine Kaltfront
die Britischen Inseln und der Schwerpunkt der Hochdruckzone verlagert sich
weiter ostwärts in Richtung des östlichen Mittelmeerraum. Dadurch dreht sich
gesamttroposphärisch die Strömung auf Südwest.
Der Gradient fächert zwar etwas auf, Küstennah und auf den Bergen muss aber
weiterhin mit Böen der Stärke 7 bis 8 gerechnet werden.

Es bleibt meist trocken, lediglich im Norden kann es ein paar Spritzer Regen
geben. Nach Süden zu lockert es stärker auf, sodass es dort recht freundlich
wird.

In der Nacht zu Dienstag erreicht der Trog die Britischen Inseln und über der
Nordsee verstärkt sich ein Randtief derart, dass es am Dienstagmorgen mit einer
Kernisobare von 980 hPa im Bereich der nördlichen Nordsee zu liegen kommt. Die
damit zusammenhängende Kaltfront erreicht in der Nacht den Westen. Dadurch nimmt
in der Nacht der Südwestwind zu und vor allem im Westen kann es bis ins
Flachland starke Böen geben, im Emsland auch stürmische Böen. Auf den Bergen und
an der Küste gibt es stürmische Böen, teilweise auch Sturmböen. An der Ostsee
ist der Wind in der Nacht nicht mehr warnrelevant.

Neben dem Wind sorgt die Front außerdem für Regen. Postfrontal sinkt auch die
Schneefallgrenze unter 600 m ab. Die Temperaturen gehen auf 6 Grad im Nordwesten
und -6 Grad am Alpenrand zurück. In weiten Teilen des Südens gibt es leichten
Frost. Weiterhin kann es im Südosten Nebel geben.


Dienstag... greift der Trog auf unseren Vorhersageraum über. Dadurch gelangen
wir unter höhenkalte Luft (T500 teils unter -35 Grad). Am Boden überquert uns
die Kaltfront des mittlerweile im Skagerrak angekommenen Sturmtiefs recht rasch
ost bzw. südostwärts. Auf der Rückseite wird kühlere Luft zu uns geführt.
Außerdem kommt es an der Front zu Niederschlägen die in den Mittelgebirgen im
Norden oberhalb von etwa 600 m, im Süden oberhalb von 1000 m in Schnee
übergehen. Weiterhin kann es im Küstenbereich Gewitter mit Sturmböen geben.
Markant ist die Windentwicklung an der Front. Auch im Binnenland kann es starke
bis stürmische Böen geben, auf den Bergen Sturmböen und exponiert schwere
Sturmböen oder sogar orkanartige Böen. An der Nordseeküste gibt es Sturmböen
oder schwere Sturmböen, an exponierten Stellen sind auch orkanartige Böen nicht
auszuschließen. Das Sturmtief verlagert sich im Tagesverlauf weiter in Richtung
Norden und daher lässt der Wind am Nachtmittag nach.

Vor und nach der Kaltfront kann es vor allem im Osten und Südosten sonnige
Auflockerungen geben. Der Wind sorgt weiterhin für eine recht gute
Durchmischung, sodass trotz Kühlungseffekt der Kaltfront sich die Temperaturen
auf einem ähnlichen Level wie am Vortag befinden, nämlich zwischen 5 und 11
Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Heute und am ersten Feiertag besteht eine gute Übereinstimmung zwischen der
deutschen Modellkette und den externen Modellen. Die Sturmlage am zweiten
Feiertag wird von IFS allerdings etwas anders gesehen als von ICON. Nach IFS
kommt es zu einer Wellenbildung an der Front und zu einer Austrogung nach Süden
(im Bereich Benelux). Das hat zur Folge, dass der Schwerpunkt der
Sturmentwicklung bei IFS nicht im Bereich der deutschen Bucht, sondern über
Niedersachsen und Westfalen gesehen wird. Von daher ist eine Bewertung der Lage
noch recht unsicher. Was man weiß, es wird am 26. im Westen und Norden stürmisch
werden, wo genau und wie stark es werden wird, ist noch unsicher. Auf alle Fälle
muss man die Lage im Auge behalten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich