DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-05-2016 09:00
SXEU31 DWAV 150800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.05.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWz, heute kühles und teils windiges Schauerwetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... lag in 300 hPa um 00 UTC ein Langwellentrog über großen Teilen Nord-
und Mitteleuropas. Ein Cut-Off-Tief über Dänemark verlagert sich bis Tagesende
über die Ostsee nach Osten, wobei unser Gebiet in seinem Einfluss verbleibt.

Die von Nordwesten nach Deutschland eingeflossene Kaltluft kam vergangene Nacht
über der Südhälfte unter den Einfluss eines Keils des nordwestlich der
Britischen Inseln liegenden Hochs zur Ruhe, während es im Norden zu weiteren,
teils schauerartigen Regenfällen kam. In Mittelgebirgslagen (Harz,
Rothaargebirge, Thüringer Wald, Erzgebirge) sank die Schneefallgrenze teilweise
bis unter 600 Meter. Die Temperatur in 850 hPa verändert sich hierzulande heute
nur wenig, so dass der Niederschlag in den höheren Mittelgebirgslagen weiterhin
zumindest teilweise als nasser Schnee niedergehen wird. In 500 hPa liegt die
kälteste Luft mit teils unter -30 Grad heute eindeutig im Nordosten, womit dort
am ehesten die Wahrscheinlichkeit für kurze Kaltluft-Gewitter gegeben ist.

Die Nordosthälfte ist heute nach COSMO-EU hydrotechnisch im Vorteil, womit die
Waldbrandgefahr dort deutlich gemindert wird. Zur unteren Oder hin sind Summen
bis etwa 10 mm möglich (00 bis 24 UTC). Auch am Alpenrand können 10 mm fallen.
ICON6_NEST legt die Maxima mit 14 mm an die Alpen und 11 mm nach Bremerhaven.
GFS weist für Rügen und den Alpenrand Gebiete mit etwas über 10 mm Niederschlag
aus. ECMF16 hat am Westrand des Harzes 11 mm.

Der westliche bis nordwestliche Wind frischt im Tagesverlauf in der Nordhälfte
wieder verbreitet auf, womit Böen Bft 6 bis 7, an der Nordsee und in
Schauer-/Gewitternähe auch Böen Bft 8 auftreten können. PEPS von 00 UTC gibt für
12 bis 18 UTC vor allem in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Sachsen lokal auch
Wahrscheinlichkeiten über 10% für stürmische Böen. WarnMOS von 05 UTC sieht die
Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 8 im Norden und Osten nachmittags bei
verbreitet 10 bis 20%. Exponierte Berglagen weisen Böen Bft 8 bis 9 auf.
Abends lässt der Wind deutlich nach; Böen Bft 7 gibt es dann und auch in der
Nacht nur an den Küsten (primär Ostsee).

In der Nacht zum Pfingstmontag ist in den mittleren Mittelgebirgslagen und auch
in den höheren Gebieten des südlichen Baden-Württembergs sowie in Alpennähe mit
Bodenfrost zu rechnen. Sehr vereinzelt ist auch Luftfrost nicht auszuschließen.


Montag... schwenkt ein vom Höhentief zunächst nach Westen (Süddänemark)
gerichteter Trog über Deutschland südostwärts. Abends liegt seine Achse noch
über Bayern; zum Tagesende befinden wir uns dann komplett unter seiner Rückseite
in einer nördlichen Höhenströmung.

Angesichts nicht mehr so niedriger Temperaturen in 500 hPa ist die Labilität am
Pfingstmontag nicht mehr so stark wie am Sonntag. In erster Linie ist die
Osthälfte noch labiler geschichtet, wobei nachmittags/abends vor allem in
Bayern, eventuell auch in Baden-Württemberg ein kurzes Gewitter nicht
auszuschließen ist (nach einigen Indizes; allerdings sprechen die 18
UTC-Prognosetemps gegen Gewitter). C-EU prognostiziert lediglich im ersten
Tagesviertel (00 bis 06 UTC) in den östlichen Bundesländern noch Niederschlag,
während sich im Süden ein teils auch stratiformes Regengebiet entwickelt
(verursacht durch leichte PVA). Im Alpenstau fallen nach C-EU durchweg über 10
mm, teils bis etwa 25 mm. Nördlich des 50. Breitengrades ist es dagegen meist
niederschlagsfrei. ICON6_NEST gibt dagegen verbreitet in fast ganz Deutschland
Niederschlag, nur in einem Streifen von Schleswig-Holstein nach
Mecklenburg-Vorpommern und zum nördlichen Brandenburg hin soll sich der
Leeeffekt der norwegischen Gebirge auswirken. In Süddeutschland ist das
genestete ICON auf einer Linie mit C-EU. GFS ist dem ICON-Nest sehr ähnlich.
Auch im ECMF16 kann man gut die verminderte Niederschlagsaktivität im Norden
durch den Leeefffekt erkennen. Im südwestlichen Allgäu werden bis knapp 20 mm
berechnet.

Böen Bft 6 bis 7 treten gemäß OOG tagsüber im wesentlichen noch nordöstlich der
Elbe, teils auch in den südlichen Teilen Baden-Württembergs und Bayerns auf.

Die Gefahr von Frost in Bodennähe ist nach MOS-MIX in der Nacht zum Dienstag
hauptsächlich in der Südhälfte vorhanden, besonders im Vogtland und in den
nördlichen und mittleren Teilen Bayerns.


Dienstag... greift von Westen her ein recht breiter Rücken auf Deutschland über,
in den ein schwacher Trog eingelagert ist, der dann um 24 UTC über dem Westen
unseres Landes zu liegen kommt. Die Hauptachse des Rückens liegt zu diesem
Zeitpunkt bereits über unserer Osthälfte.

Die Stabilisierung der thermischen Schichtung (verbreitete WLA vor allem in der
ersten Tageshälfte) macht weitere Fortschritte, so dass für den Dienstag
Gewitterbildung ausgeschlossen werden kann.
Es herrscht nach C-EU wechselnde Bewölkung mit längeren sonnigen Abschnitten. In
der ersten Tageshälfte ist nach Norden zu noch zeitweise lokal etwas Regen
möglich.
Die Höchsttemperaturen steigen gegenüber dem Vortag besonders in der Westhälfte
deutlich an, wo am Rhein durchweg schon mal wieder 18 bis 19 Grad erreicht
werden können.

C-EU lässt die gesamte Südhälfte quasi niederschlagsfrei, im Norden sind lokal
bis 1 mm möglich. ICON6_NEST simuliert dagegen nahezu über ganz Deutschland
Niederschlag (bis 4 mm), ähnlich auch GFS und ECMF16. Angesichts des doch
stärker antizyklonal dominierten Bodendruckfeldes und auch des herannahenden
Höhenrückens erscheint die Niederschlagsprognose vom C-EU glaubhafter als die
der anderen Modelle.

Außer an den Küsten kommt es im Binnenland des Nordens und Osten kaum noch zu
Böen Bft 7.

Die Nacht zum Mittwoch bringt im Süden nochmals örtlich Frost in Bodennähe.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bis auf die Differenzen in der Niederschlagsverteilung am Montag und besonders
auch am Dienstag simulieren alle Modelle eine ähnliche Entwicklung im
kurzfristigen Vorhersagezeitraum.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.