DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-12-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 22.12.2017 um 10.30 UTC



Nach einem milden, teilweise windigen Weihnachten wechselhafter, weiter für die
Jahreszeit zu mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 29.12.2017


Die Mittelfrist startet am 1. Weihnachtstag, am kommenden Montag noch mit
antizyklonalem Einfluss unter einem breiten, flachen Höhenrücken, der auch eine
Hochdruckzone über Südeuropa stützt. Wir liegen an deren Rand in einer milden
westlichen Strömung. Bei kräftigem Gradienten ist es nach Norden hin windig und
sehr mild, im Süden ist die Luftmasse bei schwachem Gradienten gealtert und
etwas abgekühlt. Frontale Prozesse beeinflussen uns noch nicht.
Am Dienstag nähert sich von Westen ein erster Trog, dem eine Kaltfront
vorgelagert ist, die uns rasch von Westen überquert. Nachfolgend gelangt ein
Schwall erwärmter Meereskaltluft zu uns, in der die Niederschläge im Bergland
oberhalb 400 bis 600m in Schnee übergehen. Die ohnehin eher zonale Strömung wird
dabei zunehmend zyklonaler. Der Wind frischt aus südwestlicher Richtung auf und
kann an der See und im Bergland in Böen Sturmstärke erreichen.
Am Mittwoch folgt sehr zügig das nächste Tief, das über die südliche Nordsee und
Dänemark nach Osten bis Nordosten wandern soll. Die Ausläufer überqueren uns mit
Niederschlägen, im Bergland Schnee und auffrischendem Westwind. Die Frontalzone
verläuft zu diesem Zeitpunkt über Mitteleuropa nach Osten, so dass auch eine
stärkere Entwicklung denkbar ist, die vielleicht in eine Sturmlage mündet.
Sollte das Tief südlicher ziehen, wäre an der Nordflanke auch nasser Schnee bis
ganz runter bei uns nicht ausgeschlossen.
Am Donnerstag und Freitag setzt sich die zyklonale West- bis Südwestlage fort,
mit weiteren Tiefausläufern wird dann wieder mildere Meeresluft nach
Mitteleuropa gelenkt. Die Schneefallgrenze steigt deutlich an, teilweise über
die Gipfellagen der Mittelgebirge hinaus. Es bleibt sehr windig mit Sturmböen,
teilweise schweren Sturmböen.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich das wechselhafte und milde Wetter
fort. In westlicher Strömung folgen weitere Tiefausläufer und Tiefdruckgebiete
und da die gut gebündelte Frontalzone genau über Mitteleuropa verläuft sind
stärkere Sturmentwicklungen zum Jahresende nicht unwahrscheinlich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS ist gut, so dass die aktuellen Aussagen brauchbar
erscheinen. Die Umstellung von antizyklonal auf zyklonal dürfte am kommenden
Dienstag über die Bühne gehen, auch wenn diesbezüglich Timingunterschiede
zwischen den einzelnen Läufen bestehen, da die kurzen Wellen natürlich nicht
übereinstimmend simuliert werden. Auch die Zugbahnen und Intensitäten der
einzelnen Tiefs sind noch unsicher und bieten Potential für Überraschungen
(siehe auch den Vorabschnitt).
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen betrachteten globalen Modelle bieten keine grundsätzlich anderen
Lösungen. Die Umstellung auf zyklonal mit der ersten Kaltfront geht im GFS am
schnellsten vonstatten. Der folgende Trog wird im ICON langsamer, stärker
amplifiziert gerechnet, als von GFS und den Europäern. Wobei ICON in der Folge
die Frontalzone über dem Mittelmeer nach Osten verlaufen lässt, uns entsprechend
auf der kalten Seite sieht. Das spräche für nasskaltes Wetter im Verlauf der
nächsten Woche. GFS sieht dann eine Zwischenlösung zwischen der kälteren ICON
Lösung und der dann wieder deutlich milderen europäischen Variante.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des Hauptlaufs und die des Kontrolllaufs. Der Spread in den Läufen für
die Temperatur in 850 hPa und des Geopotentials 500 hPa wird ab Mitte der
nächsten Woche mit dem wechselhafteren Wetter deutlich größer, der Median liegt
aber weiter nahe den Kurven der oben genannten Läufe.
Die Ensembles zeigen aber auch erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen bis in
tiefe Lagen im Verlauf der Mittelfrist.

Die Clusterung liefert für den Hauptmittelfristzeitraum 5 Cluster mit dem
operationellen Lauf in Cluster 3, der mit 11 Membern aber kaum kleiner ist als
Cluster 1 mit 12 Membern. Die Cluster unterscheiden sich auch nur in der
Ausprägung der einzelnen Wellen und zum Ende hin zeigen die meisten Cluster die
Frontalzone etwas weiter nördlich als Cluster 3. In der erweiterten Mittelfrist
sind noch 2 Cluster vorhanden, die ähnlich groß sind. Cluster 1 entwickelt einen
Trog über Westeuropa, Cluster 2 lässt einen markanten Höhenrücken nach
Mitteleuropa vorstoßen. Entsprechend vage müssen Aussagen über diesen Zeitraum
ausfallen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Entsprechend dem schon gesagten, bzw. geschriebenen beschäftigt uns
warntechnisch mittelfristig vornehmlich der Wind. Am Mittwoch beispielsweise
tauchen im 75% Perzentil für 6-stündige Böen Bft 8 bis 9 im SW Deutschlands
etwas größerflächig auf. Auch EFI springt darauf an und zeigt Signale für ein
Wind- bzw. Sturmereignis im Süden und Westen.
Auch danach bleiben die Windgeschwindigkeiten erhöht. Ohnehin ist die
Wahrscheinlichkeit für stärkere Windentwicklungen bei solch einer Konstellation
(erster Abschnitt) erhöht.
Darüber hinaus sollte auch der Niederschlag im Auge behalten werden. EFI zeigt
Signale für etwas mehr Niederschlag im Westen am Mittwoch. Die
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 mm in 24 Stunden sind auch an den Tagen
danach erhöht, bleiben aber unter 35 %.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner