DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-12-2017 21:00
SXEU31 DWAV 221800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 22.12.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Mild und grau. Vor allem in der Nordhälfte windig, an der See und im höheren
Bergland Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland in der Höhe im Zustrom milder und feuchter
Luftmassen mit Ursprung über den Atlantik. Diese werden über die Nordsee mit
einer nördlichen Strömung nach Deutschland geführt. Durch die zusätzliche
Anfeuchtung über der Nordsee zeigen die 12 Uhr Aufstiege fast durchgehend eine
gesättigte Grundschicht/untere Troposphäre. Dabei sind die gesättigten Schichten
nach Süden und Westen hochreichender, als nach Osten und Norden. Dem folgend ist
es auch nicht überraschend, dass vornehmlich im Westen und Süden Sprühregen
fällt, während es nach Osten und Norden oft trocken ist. Da oberhalb der
feuchten Schicht eine Abtrocknung stattfindet, ist auch schnell verständlich,
warum vorwiegend Sprühregen und nicht Regen fällt. Der Bereich der Sättigung
liegt eben häufig oberhalb von -10 Grad, sodass kaum Eiskristallbildung
stattfindet.

Die feuchten Luftmassen führen zudem zu einer sehr niedrigen Wolkenuntergrenze
von zum Teil nur wenigen hundert Metern. Dadurch kommt es in den Mittelgebirgen,
vor allem im Westen und Süden zu Sichtbehinderungen durch aufliegende Wolken.
Daran wird sich auch im Verlaufe der Nacht nichts Wesentliches ändern.

Ein kräftiges Hoch über dem nahen Ostatlantik streckt seine Ausläufer bis nach
Deutschland aus und sorgt von dem oben beschriebenen grau-nieseligen Wetter
abgesehen für ruhige Verhältnisse. Über Nordeuropa herrscht hingegen tiefer
Luftdruck mit mehreren Zentren zwischen Island und Skandinavien. Der Norden und
Nordosten des Landes wird in der Nacht von einem Ausläufer der Tiefs gestreift.
So lässt sich positive Schichtdickenadvektion finden, die für das Übergreifen
mehrschichtiger Bewölkung sorgen wird (Warmfront). Allerdings ändert dies am
Wettercharakter vom Boden gesehen nur wenig. Der Himmel bleibt wie am Tage
bedeckt. Allerdings zieht im Norden in den Nachstunden etwas Regen durch.

Warntechnisch relevant wird in den Nachtstunden allmählich der Wind. Die
Druckunterschiede zwischen den Ausläufern des Hochdruckgebietes und den über
Nordeuropa befindlichen Tiefdruckgebieten nehmen zu. Damit frischt der westliche
Wind vor allem in der Nordosthälfte auf. Die Modelle zeigen einheitlich, dass im
Laufe der Nacht sowohl an der Ostsee, wie auch später an der Nordsee mit Böen
Bft 7 zu rechnen ist. Exponiert treten ausgangs der Nacht an der Ostsee auch
stürmische Böen auf. Auf dem Brocken und Fichtelberg zeigen die
MOS-Wahrscheinlichkeiten das Auftreten von Sturmböen an.

Samstag ... bleibt Deutschland vom Boden aus gesehen vielerorts einheitlich
grau. Von den Druckverhältnissen ergibt sich allerdings eine Zweiteilung. So
bleibt im Südwesten der gradientschwache Hochdruckeinfluss bestehen. Im
Nordosten liegt man hingegen recht nah am Tiefdruckeinfluss. Zwischen beiden
verschärfen sich die Druckgegensätze, sodass der westliche Wind weiter zulegt.
So muss in der gesamten Nordosthälfte mit starken Böen gerechnet werden. Im
höheren Bergland und an der See treten stürmische Böen, exponiert auch einzelne
Sturmböen auf. LEPS, PEPS wie auch die MOS-Verfahren zeigen das Ausgreifen der
8er Böen auch in das nordostdeutsche Binnenland (MeckPomm, nördliches
Brandenburg). Vor bei ICON ist zu erkennen das auf Rügen schwere Sturmböen
auftreten können. Auf dem Brocken werden standesgemäß die orkanartigen Böen
erwartet.

Etwas Gutes hat die Gradientverschärfung. So wird im Tagesverlauf mit
zunehmender Durchmischung die Wolkenuntergrenze etwas angehoben. Damit bessern
sich auch die Sichten im Bergland. Aufliegend Wolken sind dann nur in den
höchsten Lagen noch ein Problem, bzw. im äußersten Südwesten, wo der Gradient
schwach bleibt.

Nicht ganz Deutschland ist grau. So gibt es einen Lichtblick im äußersten Süden.
So zeigt der Verlauf der Prognosesoundings, dass die Inversion immer weiter
absinkt, sodass die Lagen oberhalb etwa 1000 m schließlich in den Genuss von
Wolkenauflösung und Sonne gelangen.

In der Nacht auf Sonntag ändert sich an der Großwetterlage nichts Wesentliches.
Festzustellen bleibt aber, dass das Haupttief langsam ostwärts abwandert.
Dadurch erreicht die rückseitige Kaltfront kurzzeitig den Norden des Landes,
wird aber durch ein stromaufwärtiges neues Tiefdruckgebiet rasch wieder
rückläufig. Wie am Tage, muss auch in den Nachtstunden mit etwas Niederschlag
gerechnet werden.

In der ersten Nachthälfte ändert sich am Wind noch nicht viel, mit dem
abziehenden Tief lässt er in der zweiten Nachthälfte aber allmählich nach.

Am Temperaturniveau ändert sich im Vergleich zum Tage nur wenig. So liegen die
Tiefstwerte in der Nordhälfte bei milden 9 bis 5 Grad. Im Süden wird es mit 6
bis 1 Grad etwas kälter. Vor allem bei Aufklaren ist an den Alpen auch leichter
Frost zu erwarten.

Sonntag ... glättet sich mit dem abziehenden Bodentief die westliche und zonale
Strömung. Dabei liegt der Vorhersageraum im Bereich eines weit geöffneten
Warmsektors, sodass Deutschland im Bereich milder Luftmassen mit einer 850 hPa
Temperatur zwischen 0 und 5 Grad verbleibt.

Der Wettercharakter bleibt abgesehen vom bevorteilten Alpenrand, grau und trüb.
Die Inversionsobergrenze liegt bei etwa 1000 bis 1500 m (sinkend), sodass
mancherorts die Berggipfel aus der hochnebelartigen Bewölkung herausschauen
können.

Neben den tiefen Wolken gibt es immer wieder ein wenig Niederschlag in Form von
Sprühregen.

Der Luftdruckgradient ist nach Norden stärker als nach Süden. So muss in der
Nordhälfte zeitweise mit Böen Bft 7 gerechnet werden. An der See und im Bergland
treten stürmische Böen und exponiert einzelne Sturmböen auf. Der Brocken
verbleibt bei orkanartigen Böen.

Die Maxima legen noch etwas zu und erreichen damit pünktlich an Heiligabend
ihren Höhepunkt mit Werten zwischen 7 bis 12 Grad, wobei die Werte in der
Nordhälfte häufig zweistellig sind.

In der Nacht auf Montag verbleibt Deutschland im Warmsektor. Damit ändert sich
nichts am Wettercharakter. Dichte Bewölkung und zeitweiliger Sprühregen bleiben
die Nacht über erhalten. Dazu gibt es in der Nordhälfte 9 bis 6 Grad, im Süden 5
bis 0 Grad, in den Aufklarungsgebieten im Süden gehen die Werte in den leichten
Frostbereich zurück. Dabei lässt sich festhalten, dass die Inversion noch etwas
absinkt, sodass es nun in Lagen oberhalb 600 bis 800 im Süden wolkenfrei sein
kann.

Der West- bis Südwestwind bleibt wie am Tage in der Nordhälfte in Böen teils
stark, an der See und im höheren Bergland stürmisch, mit exponierten Sturmböen.

Montag ... liegt Deutschland in der Höhe weiter unter einem flachen Rücken, mit
am Boden korrespondierend ebenfalls hohem Luftdruck. Während in 700 hPa überall
eine trockene Atmosphäre zu finden ist, konzentriert sich die Feuchte von einer
Inversion gedeckelt in der unteren Troposphäre. Durch das antizyklonal bedingte
Absinken liegt die Inversion am Montag bei etwa 900 hPa und sinkt im
Tagesverlauf immer weiter ab. Also Folge wird es vor allem im Süden des Landes
im Tagesverlauf immer freundlicher. Auch über der Mitte darf in höheren
Berglagen sowie in leebegünstigten Lagen (Süd- bis Südwestwind die Hoffnung auf
etwas Sonne in der zweiten Tageshälfte durchaus bestehen. Das gilt insbesondere
auch für NRW, mit stärkerer Drehung des Windes auf Süd.

Im Norden bleibt es hingegen vielfach grau mit zeitweiligem Sprühregen.

Die Luftdruckgegensätze nehmen insgesamt etwas ab. Über dem Norden treten aber
noch Böen Bft 7 auf, an der See muss mit stürmischen Böen, auf dem Brocken mit
schweren Sturmböen gerechnet werden. Andere Warnungen sind nicht zu erwarten,
wenn man mal von Sichtbehinderungen in einigen Berglagen absieht.

Die Maxima bewegen sich in der Nordhälfte zwischen 8 und 11 Grad, im Süden
zwischen 5 bis 9 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Zwischen den verschieden Modellen lassen sich im Kurzfristzeitraum keine
wesentlichen Unterschiede finden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer