DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-12-2017 21:00
SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.12.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ab Samstag an der Küste und auf exponierten Gipfeln der östlichen und nördlichen
Mittelgebirge Sturmböen.
Sonst am Rande eines westeuropäischen Hochs meist keine markanten Warnungen
erforderlich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... Im Randbereich eines steuernden Hochs mit Kern über der westlichen
Biskaya strömt mit einer Nordwest- bis Westströmung milde Meeresluft nach
Mitteleuropa. Im Laufe der Nacht verstärkt sich dicht westlich von Schottland
ein Keil, so dass die Strömung noch etwas nach rechts dreht. Dabei strömt hinter
einer schwachen Kaltfront in den äußersten Osten etwas kältere Luft in 850 hPa.
Die berechneten Niederschlagsmengen liegen meist zwischen 2 und 9 mm im Süden
und Westen. Im Stau der Ostalpen sollen 10 bis 15 mm fallen. Die von SNOW4
berechneten Abflussmengen erreichen nahe am Inn vereinzelt Abflussmengen um 30
mm innerhalb von 24 Stunden. Im südöstlichen Bergland fällt oberhalb von etwa
700 bis 1000 m Schnee. Der Wind ist wahrscheinlich noch nicht warnwürdig.

Freitag ... verbleiben wir unter einer nordwestlichen Höhenströmung, die von
einem vom nahen Ostatlantik bis zum Nordmeer reichenden Rücken und einem Trog
über Osteuropa generiert wird. Darin eingelagert ist ein schwacher
Kurzwellentrog, der rasch südostwärts über den Vorhersageraum hinwegläuft und
nur kurzzeitig einen Hebungsimpuls durch PVA liefert.
Die Höhenströmung dreht tagsüber noch mehr auf nördliche Richtungen.

Bodennah verbleiben wir am Rande des sich etwas nach Westen zurückziehenden
Bodenhochs in einer schwachen bis mäßigen west-nordwestlichen Bodenströmung, mit
der sich die milde und feuchte Nordseeluft nun auch im Süden und Südosten
durchsetzt und dort die letzten Kaltluftreste tilgt.

Zwar lässt sich die zuvor im Westen noch in Erscheinung tretende Warmfront in
den Prognosefeldern nicht mehr wirklich finden (siehe Vorhersagekarte für Fr.
12UTC), gleichwohl kommt es durch Warmluftadvektion im W und S zu weiteren
Regenfällen oder Nieselregen. An den Alpen steigt die Schneefallgrenze
allmählich über 1000 m. Die Regenmengen liegen bis 18 UTC in einem Streifen von
NRW und Rheinlandpfalz bis zu den Alpen bei 0,5 bis 6 mm, in einigen Staulagen
der Gebirge bei rund 10 mm innerhalb von 12 Stunden. Selbst 24stg. Ergibt sich
zusammen mit dem Schmelzwasser nur eine Abflussmenge von örtlich 15 bis 20 mm,
ganz vereinzelt darüber (Snow4)
Bei Tageshöchstwerten von 6 bis 10°C, in den Mittelgebirgen und an den Alpen
etwas darunter, spielt der W-NW-Wind keine große Rolle. Auf Rügen sind ein paar
7er-Böen gering wahrscheinlich.

In der Nacht zum Samstag nimmt die Niederschlagsneigung auch im SW ab, im Süden
und in der Mitte fällt aber noch etwas Regen, im Stau der Alpen auch etwas mehr,
wobei dort die Schneefallgrenze wieder leicht sinkt. Frost tritt wahrscheinlich
nur im Bergland auf (außer W und SW).
Mit einem über Südskandinavien nach Osten schwenkenden Frontensystem frischt der
Wind vor allem an den Küsten auf, an der Ostsee sind Bft 7 bis 8 erwarten und
östlich von Fischland regnet es zeitweise.

Samstag ... schiebt sich die Frontalzone dichter an den Vorhersageraum heran,
auch wenn die Höhenströmung zunächst noch auf NW gestellt bleibt. Kräftiger
Druckfall über Nordeuropa, wo ein Tief von der Norwegischen See unter
Verstärkung landeinwärts zieht, sorgt bei uns für eine Gradientverschärfung,
weil der nach wie vor über Süddeutschland verlaufende Hochkeil kaum
Abschwächungstendenzen zeigt. Damit legt der Wind besonders im N und O merklich
zu, wobei er auf West bis Südwest rückdreht. An der Küste muss mit Böen 8 Bft,
exponiert vereinzelt 9 Bft, im küstennahen Binnenland häufig 7 Bft gerechnet
werden. Aber auch in der Norddeutschen Tiefebene sowie im ostdeutschen Tiefland
sind einige 7er-Böen gering wahrscheinlich. Im höheren Bergland stehen mit
Ausnahme des Westens und Südwestens je nach Exposition Böen 7-9 Bft, auf dem
Brocken und dem Fichtelberg schwere Sturmböen 10 Bft, vielleicht sogar
orkanartige Böen Bft 11 auf der Karte.
Von Westen her wird sehr milde Atlantikluft advehiert, bei der die
850-hPa-Temperatur im Norden auf über +5°C steigt, während sie sich im Süden
zunächst noch bei 0 bis 3 °C hält. Bei weitgehend geschlossener Bewölkung - ein
paar Lücken sind am ehesten an den Alpen sowie im Lee der Mittelgebirge zu
erwarten - kann es hier und da etwas regnen oder nieseln, am östlichen Alpenrand
sowie im Bayerischen Wald auch mal etwas mehr. Die Temperatur steigt auf 5 bis
10°C, tief im Westen lokal vielleicht auf 11°C.

In der Nacht zu Heiligabend verschärft sich der Gradient durch fortgesetzten
Druckfall über Skandinavien weiter. Bis nach Nordbrandenburg hinein sind Bft 7
bis 8 zu erwarten. An der See und im Bergland treten Sturmböen, exponiert
schwere Sturmböen auf. Auf dem Brocken sind orkanartige Böen wahrscheinlich. Es
bleibt fast überall frostfrei mit leichtem Regen oder Nieselregen.

Sonntag ... Der Schwerpunkt des blockierenden Hochs verlagert sich über
Südfrankreich bis zum Tagesende nach Italien. Bei uns dreht die Strömung etwas
zurück und wird zum Tagesende aus westlicher Richtung kommen. Dicht nördlich von
Deutschland verläuft weiterhin die Frontalzone und sorgt im äußersten Norden
zeitweise für Regen, wobei die Mengen aber meist unter 5 mm innerhalb von 12
Stunden bleiben. Im übrigen Deutschland überwiegt wegen der einströmenden
feuchten und milden Meeresluft, die sich über dem Kontinent etwas abkühlt,
starke tiefe Bewölkung, aus der etwas Sprühregen fallen kann, der besonders von
GFS und EZMW auch simuliert wird. Nur im Alpenraum kann zeitweise die Sonne
scheinen. Es bleibt mild mit Höchstwerten zwischen 7 Grad im Vogtland und 11
Grad an Rhein und Mosel.
Der Wind bleibt im Küstenbereich in Böen stürmisch. Böen Bft 9 sind aber nur
exponiert zu erwarten. Auch auf den Gipfeln der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge sind Sturmböen wahrscheinlich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren recht ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden