DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-12-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.12.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft, teilweise windig und mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 28.12.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, an Heiligabend, zeigt die
Geopotentialverteilung in der 500 hPa Druckfläche von Spanien über das westliche
Mittelmeer bis nach Frankreich einen abgeschlossenen Höhenrücken, der ein
kräftiges Bodenhoch von der Iberischen Halbinsel bis nach Italien den Alpenraum
und Süddeutschland stützt. Eine stramme westliche Frontalzone verläuft
entsprechend am Nordrand dieser Antizyklone von den Britischen Inseln über die
Nordsee, Norddeutschland und Polen bis zur Ukraine. In dieser Frontalzone ziehen
Tiefausläufer in rascher Folge ost- bzw südostwärts. Dadurch nimmt der Gradient
allgemein etwas zu und die Zufuhr der sehr milden Luft verstärkt sich noch
etwas. Häufig werden um die +10 Grad erreicht. Im Bergland und an den Küsten
dürfte es zu Sturmböen reichen, in der Nordosthälfte kann es auch im Tiefland
starke bis stürmische Böen geben. Auch in Gipfellagen der Mittelgebirge liegen
die Maxima über 0 Grad.
Am Montag, dem 1. Weihnachtstag schwenkt der Höhenrücken unter langsamer
Abschwächung über Mitteleuropa nach Osten. Die Frontalzone wird vorübergehend
etwas nach Norden gedrängt, während es über dem Nordostatlantik im Zuge eines
Kaltluftvorstoßes zu einer Austrogung kommt. Es bleibt dabei in Deutschland mild
und nach Norden zu auch teilweise windig. Nur ganz im Süden bestehen größere
Chancen auf sonnige Phasen.

Am Dienstag, dem 2. Weihnachtstag entfernt sich der Rücken nach Osten und wir
kommen auf die Vorderseite des Troges, der auf das europäische Festland
übergreift. Ein entsprechendes Sturmtief wird nordwestlich von Schottland
simuliert, dessen Ausläufer von Westen her auf Deutschland übergreifen können.
Nach einigen trüben Tagen steigen mit verbesserter Durchmischung die Chancen auf
Sonnenschein über dem Norden und der Mitte. Die Advektion milder Meeresluft
(Tmax rund +10 Grad) setzt sich fort und der Gradient nimmt wieder zu, was für
die Küste und das Bergland Sturmböen zur Folge haben dürfte. Frost spielt
lediglich ganz im Süden und des nachts eine Rolle.
Am Mittwoch greift der Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge auf Frankreich
über, vorderseitig steilt die Strömung bei uns noch auf. Am Boden sollte sich
der Schwerpunkt des tiefen Drucks bei Schottland befinden. Ein Randtief zieht
über Nordfrankreich nach Belgien und ein weiteres Randtief schwenkt über
Südfrankreich Richtung Norditalien.
So gelangen wir am Mittwoch vorübergehend in eine fast südliche Strömung.
Bezüglich Wind und Temperatur ändert sich zunächst nicht viel, außer das
vielleicht Föhn in den Alpen hinzukommt.
Am Donnerstag kommt es zu einer Zyklogenese über Norditalien und somit zu
kräftigen Niederschlägen im Alpenraum, und da vorrübergehend etwas kühlere
Meeresluft ins Spiel kommt, sinkt die Schneefallgrenze auf in Süddeutschland auf
etwa 1200 Meter, in den Mittelgebirgen auf etwa 800 Meter.
In der erweiterten Mittelfrist greift der Trog auf Deutschland über. Mit einer
auf westliche Richtungen drehenden Strömung wird erwärmte Meereskaltluft
herangeführt, die bodennah nur einen geringen Temperaturrückgang bringt.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch der neuste operationelle Lauf des ECMWF von heute 00 UTC simuliert ähnlich
der vorangegangenen Berechnungen des Operationellen ECMWF. Zunächst wird im
mittelfristigen Vorhersagezeitraum über Mitteleuropa eine antizyklonale
Nordwestlage simuliert, denn am Rande eines kräftigen Hochs über Südwesteuropa
ziehen Tiefausläufer in abgeschwächter Form über den Norden und Osten
Deutschlands hinweg nach Osteuropa. Dabei wird milde Meeresluft heran
transportiert. In der Folge wird der Keil, der auch das Bodenhoch stützte, unter
Abschwächung nach Osten abgedrängt und wir gelangen auf die Vorderseite einer
Austrogung über Nordwesteuropa, die zum Ende der Mittelfrist auf Mitteleuropa
übergreift.
Mittelfristig erwarten wir somit einen wechselhaften, zeitweise sehr windigen
und milden Witterungsabschnitt. Somit steht uns typisches Weihnachtstauwetter
bevor. Angesichts der hohen Konsistenz sind auch keine größeren Zweifel an
dieser Entwicklung angebracht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle zeigen ähnliche Ergebnisse wie das ECMWF,
lediglich bei der Phase und Amplituden einzelner durchschwenkender kurzwelliger
Anteile gibt es geringe Unterscheide.
Da auch ICON in die gleiche Kerbe haut, ist eine Prognose auf Basis von MOS-MIX
durchaus angebracht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Lösungen des operationellen Laufs und des Kontrolllaufs fügen sich gut in
die Ensembles ein, wenn man die Rauchfahnen einiger deutscher Städte zu Rate
zieht. Die Kurven liegen nahe dem Median der Ensembles. Der Spread in der
Kurvenschar für T850 und das Geopotential 500 hPa wird ab Montag/Dienstag
größer, zuvor ist er sehr gering.

Im Hauptmittelfristzeitraum bis +168 h werden 5 Cluster gebildet, wobei der
Hauptlauf in Cluster 2 liegt (13 member) und der Kontrolllauf in Cluster 1 (17
member) liegt. Insgesamt sind die Variationen von Cluster 1 und Cluster 2 nur
gering, in Mitteleuropa sehr ähnlich. Es soll prinzipiell auf eine zyklonale
Westlage hinauslaufen.

In der erweiterten Mittelfrist sind die Unterschiede natürlich größer, es gibt
wiederum 5Cluster (det. Und contr in Cluster 2), aber fast nur milde,
wechselhafte Lösungen, die größtenteils in positive NAO eingeordnet werden
können.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI wie auch die andere deterministischen Verfahren legen in der Mittelfrist den
Focus der Warntätigkeit eindeutig auf den Wind. An den Küsten und im Bergland
muss mit Sturmböen gerechnet werden, teilweise auch mit schweren Sturmböen. Im
Binnenland und in tiefen Lagen sind zeitweise stürmische Böen drin, eine
markante Sturmlage ist derzeit nicht zu erkennen. Es wird zwar mild, aber
mangels stärkerer Niederschläge dürfte daher Tauwetter im Bergland nur ein
untergeordnetes Thema werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer