DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-12-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 20.12.2017 um 10.30 UTC



Mildes und teilweise windiges Weihnachtsfest.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 27.12.2017


Am Samstag reicht eine kräftige Hochdruckzone von den Azoren bis zu den Alpen.
An ihrem Rand strömt sehr milde Meeresluft aus Westen bis Nordwesten nach
Deutschland, wobei der Norden und Osten von Tiefausläufern gestreift werden, die
in der Frontalzone nach Osten ziehen. Im höheren Bergland und an den Küsten kann
der Wind zeitweise stürmisch auffrischen.
An Heiligabend wird das Hoch am Boden, ebenso wie das stützende hohe
Geopotential über Südwesteuropa abgebaut und die Frontalzone nähert sich von
Norden her an. Die zugehörigen Tiefausläufer beeinflussen vor allem den Norden.
Der Gradient nimmt allgemein etwas zu und die Zufuhr der sehr milden Luft
verstärkt sich noch etwas. Häufig werden um die +10 Grad erreicht. Im Bergland
und an den Küsten dürfte es zu Sturmböen reichen, in der Nordosthälfte kann es
auch im Tiefland starke bis stürmische Böen geben. Auch in Gipfellagen der
Mittelgebirge liegen die Maxima über 0 Grad.
Am Montag, dem 1. Weihnachtstag schwenkt der Höhenrücken unter langsamer
Abschwächung über Mitteleuropa nach Osten. Die Frontalzone wird vorübergehend
wieder nach Norden zurückgedrängt, während es über dem Nordostatlantik im Zuge
eines Kaltluftvorstoßes zu einer Austrogung kommt.
Es bleibt dabei in Deutschland mild und nach Norden auch teilweise windig.
Nur ganz im Süden bestehen größere Chancen auf sonnige Phasen.
Am Dienstag, dem 2. Weihnachtstag entfernt sich der Rücken nach Osten und wird
kommen auf die Vorderseite des Troges, der auf das europäische Festland
übergreift. Ein entsprechendes Sturmtief wird bei Schottland simuliert, dessen
Ausläufer von Westen her auf Deutschland übergreifen können. Nach einigen trüben
Tagen steigen mit verbesserter Durchmischung die Chancen auf Sonnenschein über
dem Norden und der Mitte. Die Advektion milder Meeresluft (Tmax rund +10 Grad)
setzt sich fort und der Gradient nimmt wieder zu, was für die Küste und das
Bergland Sturmböen zur Folge haben dürfte. Frost spielt lediglich ganz im Süden
und nachts eine Rolle.
Am Mittwoch greift der Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge auf Frankreich
über, vorderseitig steilt die Strömung bei uns noch auf. Am Boden sollte sich
der Schwerpunkt des tiefen Drucks irgendwo zwischen Nordfrankreich, GB und der
Nordsee befinden, so dass wir in eine fast südliche Strömung gelangen. Bezüglich
Wind und Temperatur ändert sich nicht viel, außer das vielleicht Föhn in den
Alpen hinzukommt.
In der erweiterten Mittelfrist greift der Trog auf Deutschland über. Mit einer
auf westliche Richtungen drehenden Strömung wird erwärmte Meereskaltluft
herangeführt, die bodennah nur einen geringen Temperaturrückgang bringt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS ist gut und abgesehen von kleineren Unterschieden, die
kaum prognoserelevant sind, sind sich die letzten Läufe einig. Erst zum Ende und
in der erweiterten Mittelfrist gehen die Berechnungen etwas deutlicher
auseinander.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Echte Alternativen bieten die anderen globalen Modelle über weite Strecken der
Mittelfrist nicht. ICON sieht uns nächste Woche rascher auf der Trogvorderseite
und lässt dann auch den Trog schneller nach Deutschland hereinschwenken. Das
macht auch GFS, dass schließlich auch einen schönen Langwellentrog über Europa
entwickelt (+192h, Do. 00 UTC), in dessen Bereich sogar mal wieder die -5 Grad
Isotherme in 850 hPa nach Deutschland vordringt. Bis dahin ist die Prognose aber
recht sicher und in Anbetracht des Prognosehorizonts verbleiben sowieso
Fragezeichen zum Ende hin.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Lösungen des operationellen Laufs und des Kontrolllaufs fügen sich gut in
die Ensembles ein, wenn man die Rauchfahnen einiger deutscher Städte zu Rate
zieht. Die Kurven liegen nahe dem Median der Ensembles. Der Spread in der
Kurvenschar für T850 und das Geopotential 500 hPa wird ab Montag/Dienstag
größer, zuvor ist er sehr gering.

Im Hauptmittelfristzeitraum bis +168 h werden 5 Cluster gebildet, wobei der
Hauptlauf in Cluster 1 liegt (14 member). Die anderen Cluster sind nicht viel
kleiner, haben aber nur Variationen der Cluster1 Lösung für Mitteleuropa in
petto.

In der erweiterten Mittelfrist sind die Unterschiede natürlich größer, es gibt
dann auch 6 Cluster (det. immer noch in Cluster 1), aber fast nur milde,
wechselhafte Lösungen, die großteils in positive NAO eingeordnet werden.

Die Ensembles des GFS zeigen ein ähnliches Verhalten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mittelfrist liegt der Focus der Warntätigkeit eindeutig auf dem Wind. An den
Küsten und im Bergland muss mit Sturmböen gerechnet werden, teilweise auch mit
schweren Sturmböen. Im Binnenland und in tiefen Lagen sind zeitweise stürmische
Böen drin, eine markante Sturmlage ist derzeit nicht zu erkennen. Es wird zwar
mild, mangels Niederschlägen dürfte aber auch Tauwetter im Bergland kein Thema
werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner