DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-05-2016 21:00
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 14.05.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Pfingstwochenende GWL-Typus Nz (Nord zyklonal) mit maritimer Polarluft ergo
wechselhaftem und kühlem Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im "rechten" Tal einer blockierenden
Omegalage, deren Höhenrücken große Teile des Ostatlantiks überdeckt. Er
korrespondiert mit einer meridional angeordneten Bodenhochdruckzone, an deren
Ostflanke auf direktem Wege Polarluft arktischen Ursprungs nach Süden gesteuert
wird. Da dieser Prozess durch nichts aufzuhalten ist, wird der gesamte
Vorhersageraum bis Sonntagfrüh von hochreichender Kaltluft geflutet, in der die
850-hPa-Temperatur auf 0 bis -4°C und die 500-hPa-Temperatur zumindest im N und
NO auf unter -30°C zurückgehen.
Letzteres sorgt in hohem Maße dafür, dass das konvektive Geschehen im Norden und
in Teilen Ostdeutschlands in der Nacht nicht zur Ruhe kommt. Dabei können nicht
nur kurze Gewitter mit Böen bis Stärke 8 Bft dabei sein, in höheren Lagen kann
sich auch Schnee unter den Regen mischen bzw. ein Schneeschauer fallen.
Im Süden dagegen werden die letzten Reste der labil geschichteten Warmluft
getilgt und durch die Polarluft ersetzt. Dabei werden die Niederschläge immer
weiter an den Alpenrand abgedrängt, wo sie in der zweiten Nachthälfte
tendenziell schwächer werden, so dass etwaige Warnungen nicht verlängert werden
müssen. Die Schneefallgrenze sinkt bis zum frühen Morgen auf rund 1000 m.
Ansonsten klart es gebietsweise auf und die Temperatur geht im höheren Bergland
auf 0°C oder in den leichten Frostbereich zurück. Darüber hinaus kann es
allgemein im Bergland in geschützten Lagen - längeres Aufklaren vorausgesetzt -
leichten Frost in Erdbodennähe geben.
Thema Wind: Der lässt aus W-NW kommend tagesgangbedingt etwas nach, bleibt
besonders im Norden und Osten aber spürbar unterwegs (vor allem in Schauern).
Warnungen dürften auf den unmittelbaren Küstensaum (Nordsee 7-8 Bft, Ostsee
vereinzelt 7 Bft) sowie - wenn nicht von der Einzelfallentscheidung Gebrauch
gemacht wird - auf einige Mittelgebirgsspitzen.

Sonntag ... ändert sich an der großräumigen Situation nicht allzu viel. So haben
wir es am ersten Feiertag des Pfingstwochenendes mit einem Großwetterlagentypus
Nz (Nord zyklonal), bedingt aber auch TrM (Trog Mitteleuropa) zu tun. Beide
Muster sind nicht gerade bekannt dafür, die große Wärme bei uns zu platzieren,
so dass wir uns erst mal auf wenig frühlingshafte Bedingungen einstellen müssen.

Zwischen der hochreichenden Hochdruckzone über dem Ostatlantik und niedrigem
Potenzial respektive Luftdruck über Nord- und dem östlichen Mitteleuropa gelangt
weiterhin Polarluft zu uns, in der sich mit Unterstützung des Tagesgangs
zahlreiche Schauer und kurze Gewitter entwickeln - auch wenn sich das Minimum
der höhenkältesten Luft (T500 < -30°C) allmählich nach Polen verlagert. In
maritimer Polarluft kommt es in dieser Jahreszeit - sofern nicht ein Deckel
drauf ist - immer zu konvektiven Umlagerungen, auch wenn die Labilität gar nicht
so überbordend hoch reicht.
Immerhin deutet die Numerik synoptisch nachvollziehbar an, dass die
Schaueraktivität nach S und SW hin geringer ausfällt als nach N und NO hin. An
den Alpen fällt anfangs noch etwas Regen, wobei die Schneefallgrenze etwas
ansteigt (rund 1200 m). In den Schauergebieten liegt die Schneefallgrenze je
nach Intensität bei rund 800 m.
Weiterhin flott unterwegs ist der westliche bis nordwestliche Wind, besonders im
Norden, Osten und der Mitte sowie allgemein in den Hochlagen (am wenigsten nach
SW hin, wo der zu den Alpen gerichtete Keil des Atlantikhochs für einen
auffächernden Gradienten sorgt). Teils gradientbedingt, teils konvektiv
getriggert erreicht der Wind in der Spitze Stärke 7 Bft, an der See, bei
besonders kräftigen Schauern sowie in einigen Kamm- und Gipfellagen 8 Bft. Dabei
wird es nicht wärmer als 8/9°C im Mittelgebirgsraum sowie an den Alpen und 10
bis maximal 15°C sonst.

In der Nacht zum Montag lässt die Konvektion nach, kommt aber nicht gänzlich zum
Erliegen. Im Süden deutet sich sogar eine Verstärkung der Niederschlagsaktivität
an, die einem kleinen Randtrog geschuldet ist. Oberhalb etwa 900-1000 m fällt
Schnee. Ansonsten klart es gebietsweise auf und die Temperatur geht in den
unteren einstelligen Bereich zurück. Im höheren Bergland kann es hier und da
noch mal leichten Luftfrost geben, in der Mitte und im Süden an exponierten
Stellen leichten Frost in Erdbodennähe.
Der Wind nimmt allgemein ab, an der Küste reicht es anfangs aber noch für einige
7er-Böen.

Montag ... verlagert sich das Drehzentrum des Höhentroges allmählich vor die
Rigaer Bucht. Damit entfernt sich der Trog zwar faktisch vom Vorhersageraum,
allerdings stößt in seine Rückseite ein weiterer kurzwelliger Anteil vor, der
einen möglichen Potenzialgewinn von Westen her zunächst noch unterbindet.
So steht auch der zweite Tag des Pfingstwochenendes im Zeichen einfließender
maritim-polarer Luftmassen, in der sich weitere Schauer und auch kurze Gewitter
entwickeln. Daran ändern auch die Tatsachen nichts, dass sich bodennah weiterhin
ein nach Süddeutschland gerichteter Hochkeil zeigt und sich bei etwa 600 hPa
eine schwache Sperrschicht in den Prognosetemps präsentiert. Hinsichtlich
Frequenz und räumlicher Verteilung der Schauer divergieren die Modelle noch
etwas (COSMO-EU z.B. prognostiziert für den Norden ein auffallendes Minimum, das
von MOS-Mix durch recht hohe Sonnenscheindauern (Stichwort Norwegenföhn)
gestützt wird), bedingt durch den o.e. Sekundärtrog deutet sich aber für
Süddeutschland eine höhere Aktivität an als das am Sonntag der Fall ist. Am
Alpenrand regnet es sogar längere Zeit am Stück, oberhalb etwa 1200 m schneit
es.
Wie auch immer, der Gradient fächert etwas auf, so dass der W-NW-Wind nur noch
in Teilen Nord- und Nordostdeutschlands die untere Warnschwelle 7 Bft erreicht
(grob die Regionen zwischen der Nordseeküste SH´s und dem nördlichen BB). Die
Temperatur erreicht ähnliche Höchstwerte wie tags zuvor, im NO reicht es mit
Sonnenunterstützung aber für 15 oder 16°C - immerhin.

In der Nacht zum Dienstag lassen die Niederschläge nach, einzig am Alpenrand
regnet bzw. schneit es noch längere Zeit weiter. Im östlichen Bergland ist bei
längerem Aufklaren noch mal leichter Frost oder zumindest Frost in Bodennähe
möglich. Der Wind lässt nach, vor allem an der Ostsee sind anfangs aber noch
einige 7er-Böen zu erwarten.

Dienstag ... verlagert sich der Höhentrog langsam ostwärts und macht Platz für
einen kurzwelligen Höhenrücken, der sich von Westeuropa langsam bis zu uns
vorarbeitet. Er sorgt auch im Bodenniveau für leichten Zwischenhocheinfluss, der
aber nicht verhindern kann, dass es vor allem nach Osten hin noch den einen oder
anderen Schauer gibt. Der Wind ist weiterhin auf dem absteigenden Ast, auch wenn
COSMO-EU im NO immer noch Böen 7-8 sieht, was etwas übertrieben scheint. Mit 11
bis 17°C wird es geringfügig milder, wobei die höchsten Werte den Rhein entlang
sowie an seinen Nebenflüssen auftreten dürften.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die geschilderte Entwicklung steht auf breiter Modellbasis. Unterschiede ergeben
sich vor allem beim Thema "Niederschlag", was im Text aber bereits angeklungen
ist. Beim Wind nimmt COSMO-EU wie so oft eine sehr offensive Rolle ein.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann