DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-12-2017 21:00
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.12.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vorerst keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse. Erst in der Nacht zum
Mittwoch in Staulagen der Alpen sowie der östlichen und süddeutschen
Mittelgebirge mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden nicht
auszuschließen.
Außerdem in der Nacht zum Donnerstag im Nordosten gebietsweise gefrierender
Regen oder Sprühregen, am Donnerstagvormittag auf Teile Süd- und
Südostdeutschlands übergreifend. Am Donnerstag im höheren Bergland
auffrischender Wind mit einzelnen Sturmböen auf den Gipfeln der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... wird unser Wettergeschehen zusehends antizyklonal beeinflusst. Ein
Höhenkeil, der sich von den Britischen Inseln zum Nordmeer hin ausweitet, gibt
der nunmehr auf Nord-Nordost drehenden Strömung ein leicht antizyklonales
Gepräge. Durch diesen Keil wird ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt, das über
Mitteleuropa für schwachwindige Verhältnisse sorgt.
Mit dieser Strömung wird das okkludierte Frontensystem (oder was davon übrig
ist) südwärts gesteuert, wodurch dann von den sich tendenziell abschwächenden
Niederschlägen eher die südwestdeutschen Mittelgebirge und das Allgäu erfasst
werden. Die Schneefallgrenze steigt nur ganz im Westen vorübergehend auf etwa
800 Meter, um in der Nacht zum Dienstag wieder abzusinken. Nennenswerte
Niederschläge sind zunächst nicht in Sicht.
Im Nordosten und ganz im Südosten sind, gestützt durch antizyklonalen Einfluss
und Kaltluftadvektion, Auflockerungen zu erwarten, zwischen Ostsee und
Erzgebirge sind kaum Wolken vorhanden.
In der Nacht zum Dienstag weitet sich der Höhenkeil noch etwas nach Nordosten
aus. Da der über Osteuropa liegende Trog sich kaum nach Osten verlagert und eher
durch einen neuen, über die Baltischen Staaten hinweg nach Süden vorstoßenden
Kurzwellentrog regeneriert wird, bleibt über Mitteleuropa die nord- nordöstliche
Strömung bestehen. Auch wenn sich im Bodendruckfeld über dem Vorhersagegebiet
eine Hochbrücke abzeichnet, so wird sich dies beim Wettergeschehen kaum
bemerkbar machen. Vielmehr greift von Norden her erneut kräftige
Warmluftadvektion auf Deutschland über, wodurch von Norden her Niederschläge
einsetzen. Diese fallen im nordwestdeutschen Tiefland meist als Regen, in den
mittleren Gebieten sowie im Bergland als Schnee. Meist dürfte es sich hierbei
nur um wenige Zentimeter Neuschnee handeln, in Staulagen (vor allem an den
Alpen) können um 5 Zentimeter Neuschnee zusammenkommen.
Wahrscheinlich wird es nur im Nordwesten und in tieferen Lagen Westdeutschlands
weitgehend frostfrei bleiben. In den anderen Gebieten besteht erneut
Glättegefahr durch überfrierende Nässe oder Schneematsch, vereinzelt (vor allem
im Bergland und nach Nordosten hin) auch durch gefrierenden Sprühregen.

Dienstag ... schiebt sich der Höhenrücken bis nach Lappland vor. Da der
osteuropäische Trog weiterhin in seinem Südteil zurückhängt und dessen Achse
über Süditalien bis nach Tunesien reicht, bleibt über Mitteleuropa die
nord-nordöstliche Strömung bestehen. Vielmehr läuft an der Westflanke dieses
Troges ein weiterer Kurzwellentrog nach Süd-Südwest ab, der sich allerdings über
Polen hinweg verlagert. Als Folge bleibt die Kaltluft über dem Osten und Süden
Deutschlands erhalten; mildere Luft kann sich somit nur im Norden und Westen
durchsetzen.
Warmluftadvektion führt relativ großflächig zu weiteren Niederschlägen, die
dort, wo sich die mildere Luft durchgesetzt hat, als Regen fallen. In den
nördlichen und zentralen Mittelgebirgen steigt die Schneefallgrenze bis zum
Abend auf 600 bis 900 m an, so dass auch dort unterhalb davon die Niederschläge
in Regen übergehen. In den östlichen Mittelgebirgen und an den Alpen sind die
Niederschläge in fester Phase bis in die Täler zu erwarten, wobei dort aber nur
wenige, am Alpenrand noch einmal mehr als 5 cm Neuschnee zusammenkommen.
Die Temperaturen steigen nur im Nordwesten und Westen geringfügig an, dort
werden 5 bis 8 Grad erreicht. Sonst ist gegenüber heute keine wesentliche
Temperaturänderung erkennbar. Oberhalb von 600 bis 800 m bleibt es frostig.
In der Nacht zum Mittwoch wird durch einen breiten Trog über dem Nordmeer und
dem isländischen Raum der Keil etwas nach Süden gedrückt. Dessen Achse ist dann
nach Karelien gerichtet. Da sich der osteuropäische Trog kaum weiter ostwärts
verlagert, bleibt die nord-nordöstliche Strömung über dem Vorhersagegebiet
unverändert bestehen. Dabei lässt Warmluftadvektion die Niederschläge erneut
aufleben; in den mittleren Gebieten Deutschlands können mehr als 10 mm
Niederschlag zusammenkommen. Diese gehen in den nördlichen und zentralen
Mittelgebirgen bis in die Kamm- und Gipfellagen alsbald in Regen über. Dort und
auch nach Nordosten hin besteht stellenweise auch die Gefahr von Glatteis. In
den östlichen Mittelgebirgen und an den Alpen fällt noch meist Schnee, wobei
auch dort bis Mittwochfrüh die Schneefallgrenze allmählich auf etwa 400 bis 600
m ansteigen dürfte. Oberhalb davon kann an den Alpen bis etwa 10 cm Schnee
fallen.
Im Osten und Südosten ist nochmals leichter Frost zu erwarten, wodurch in diesen
Gebieten die Glättegefahr bestehen bleibt bzw. erneut mit Glätte zu rechnen ist.
Sollten dort Niederschläge in flüssiger Phase einsetzen, muss ebenfalls mit
deren gefrieren und folglich mit Glatteis gerechnet werden.

Mittwoch ... schwenkt die Achse des Höhenkeils weiter südwärts und greift auf
den Nordwesten Deutschlands über. An der Nordflanke dieses Keils erfolgt eine
Glättung der Strömung, wobei sich die Frontalzone von Neufundland unter leichten
Mäandrierungen nach Mittelskandinavien und von dort weiter nach Karelien
verfolgen lässt. Ein in der Frontalzone eingelagertes flaches Randtief wird über
Mittelskandinavien hinweg ostwärts gesteuert. Während dessen Warmfront auf
Deutschland und dort bis etwa zur Mitte übergreift, verbleibt die Kaltfront
schleifend über der mittleren Nordsee und wird bereits über Nordengland
rückläufig.
Mit dem Übergreifen der Warmfront dürfte dann auch in den zentralen
Mittelgebirgen die Schneefallgrenze weiter ansteigen, so dass dort bis in die
Kamm- und Gipfellagen die Niederschläge in Regen übergehen. In den östlichen
Mittelgebirgen und an den Alpen, wo die Kaltluft noch nicht abgeräumt werden
konnte, fällt oberhalb von 600 bis 800 m noch meist Schnee. Die meisten
Niederschläge (immerhin innerhalb von 12 Stunden um 10 mm) fallen in der
Warmluft. Dort, wo Schnee fällt, kommen wahrscheinlich nur wenige (meist unter 5
cm) Neuschnee zusammen.
Die Temperaturen ändern sich gegenüber den Vortagen nur unwesentlich. Leichter
Frost ist tagsüber dann nur noch in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen
Mittelgebirge sowie unmittelbar an den Alpen zu erwarten.
In der Nacht zum Donnerstag schwenkt die Achse des Höhenkeils weiter südwärts
und erreicht die Mitte Deutschlands. Mit dem Vordringen der Warmluft wird die
vorgelagerte Kaltluft in den Südosten Deutschlands abgedrängt, aber auch dort
dürfte die Schneefallgrenze bis Donnerstagfrüh auf etwa 800 m steigen. Mit dem
Übergreifen der Niederschläge auf den Südwesten, den östlichen Mittelgebirgsraum
und Teile Süddeutschlands (wo durchweg Regen fällt) ist die gefrierende Phase
nicht auszuschließen, so dass dort ebenfalls die Gefahr von Glatteis besteht.
Da in diesen Gebieten zuvor keine Durchmischung in Gang kommt, wäre ein
derartiges Szenario durchaus plausibel.

Donnerstag ... greift auf Skandinavien ein in die Frontalzone eingelagerter
breiter Trog über, der sich dabei nach Süden ausweitet. Hierdurch wird die
Kaltfront des o.g. Randtiefs nach Süden gedrückt, wobei bis zum Abend die Front
bis etwa zur Linie Niederrhein - Oberlausitz vorankommt. Da aufgrund der
nordwestlichen Strömung diese Front eine annähernd stromlinienparallele Lage
aufweist, setzt nach Westen hin Schleifen ein und es ist auch die Bildung einer
Welle nicht ganz auszuschließen. Dort fällt auch der meiste Niederschlag,
innerhalb von 12 Stunden sind 10 bis über 15 mm zu erwarten. Rückseitig, d.h.
zur Küste hin, können später am Tag die Wolken auflockern.
Der weitaus größte Teil Deutschlands verbleibt noch im Bereich des Warmsektors,
so dass die Niederschläge bis in die Kamm- und Gipfellagen hinauf und meist auch
in Süddeutschland durchweg als Regen fallen. Eine Ausnahme stellt vielleicht
noch der Alpenrand dar, wo sich noch Reste von Kaltluft halten. Der Wind dürfte
nur an einigen Küstenabschnitten mit Windböen bis Bft 7 und auf höheren
Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge mit stürmischen Böen
warnrelevant sein.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 4 bis 9, im höheren Bergland Werte um 2
Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle folgen weitgehend der oben beschriebenen Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder sind keine prognoserelevanten Unterschiede
erkennbar.
Deutliche Unterschiede ergeben sich bereits ab der Nacht zum Dienstag
hinsichtlich der Niederschlagsprognosen. Zwar lässt EURO4 auch auf den
Nordwesten Niederschlag übergreifen, bei EZMW ist dies jedoch nicht der Fall. Am
Dienstag kann dann auch EURO4 dem Niederschlagsszenario des ICON und COSMO-DE
nicht mehr folgen. GFS folgt in der Nacht zum Dienstag eher der ICON-Variante
und zeigt am Dienstag selbst dann auch schwächere Niederschläge, was der
EZMW-Version nahekommt. In der Nacht zum Mittwoch gleichen sich bzgl. der
Niederschläge die Modelle wieder an, um am Mittwoch erneut unterschiedliche
Summen zu präsentieren. Auch am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag zeigt
EZMW deutlich geringere Niederschläge als ICON und GFS. Die frontalen
Niederschläge am Donnerstag werden wiederum ähnlich simuliert, wobei GFS die
Kaltfront im Osten weiter nach Süden ausgreifen lässt als die anderen Modelle
(was auch etwa der Version des 00 UTC-Laufes des ICON entsprach). Eine
Überschreitung von Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen lässt sich jedoch bei
keinem Modell ableiten.
Probabilistische Verfahren stützen die weiter oben getroffenen Aussagen.
Allerdings werden mit dem Übergreifen der frontalen Niederschläge am Donnerstag
im Bayerischen Wald und an den Alpen von COSMO-LEPS 10 bis 15 cm Neuschnee für
möglich gehalten.
Bemerkenswert sind noch die Unterschiede bei der Wetterinterpretation in Bezug
auf gefrierenden Niederschlag. Hier zeigt COSMO-DE auch den ganzen Dienstag über
im Nordosten, aber auch in Teilen Süddeutschlands entsprechende Signale. ICON
beschränkt diese auf die Frühstunden und den frühen Vormittag. Da sich im Norden
und Nordosten eine wenn auch zunächst noch schwache westliche bis leicht
nordwestliche Strömung durchsetzt, die einen Temperaturanstieg mit sich bringt,
wird die Variante des ICON für wahrscheinlicher gehalten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann