DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-12-2017 21:00
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.12.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Winterliche Temperaturen, ab Sonntag Abend von Nordwest nach Südost
fortschreitend Niederschläge und stürmisch auffrischender Wind. Niederschläge im
Nordwesten als Regen, landeinwärts Schnee.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... erstreckt sich, ausgehend von einem Höhentief mit Kern über
Norwegen, ein zunächst noch breit gefächerter Langwellentrog über Mitteleuropa
hinweg bis ins Mittelmeer. Ihm steht am Boden ein von den Konturen und der
Ausdehnung nahezu identisches Tief gegenüber. In den Langwellentrog sind
kurzwellige Tröge eingelagert, die in Teilen Süddeutschlands Niederschläge
auslösen. Diese fallen oberhalb 200 bis 300 durchgehend als Schnee, sonst auch
mal als Schneeregen, nachts aber auch zunehmend als Schnee. Verbreitet ist mit
Bodenfrost, zumindest in der Mitte und im Süden auch mit Luftfrost und dort auch
mit Glätte durch Schnee und überfrierende Nässe zu rechnen.
Durch die Tiefdruckentwicklung über Oberitalien, die sich unter der Trogspitze
des eingangs erwähnten Höhentroges vollzieht, hat der Bodendruckgradient über
Deutschland aufgefächert. Wind ist damit kein Warnkriterium zumindest in den
nächsten 12 bis 18 Stunden.

Samstag ... verlagern sich Boden- und Höhentrog nach Osten, so dass die gesamte
Strömung mehr und mehr auf NW dreht. Damit gelangt maritime Polarluft nun auf
direkterem Weg zu uns, was einen leichten Temperaturrückgang zur Folge hat.
Tagsüber kommt es zu schauerartigen, im West- und Nordweststau der Mittelgebirge
und der Alpen zu teils länger andauernden Niederschlägen, die oberhalb 200 bis
400 m durchweg, darunter teilweise als Schnee (oder Graupel) fallen. Vereinzelt
ist auch ein kurzes Schnee- oder Graupelgewitter dabei. Bis zum Abend kommen 1
bis 5 cm, lokal bis zu 10 cm oder etwas mehr Neuschnee zusammen. In tieferen
Lagen ist allenfalls kurzzeitig Glätte durch etwas Schnee oder Matsch nicht
ausgeschlossen.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich wenig. Es kommt zu weiteren, teils
schauerartigen, staubedingt auch andauernden Schneefällen bis ganz nach unten.
In den Mittelgebirgen fallen noch mal bis 5 cm, stellenweise bis 10 cm
Neuschnee. An den Alpen intensiviert sich der Schneefall noch etwas, dort sind
lokal bis 15 cm weiterer Schnee möglich (für den Alpenrand und Teile des
Schwarzwalds bietet sich weiterhin eine von Samstag bis Sonntag laufende
markante Schneefallwarnung der Größenordnung 15 bis 30 cm innert 24 h an).
Niederschlagsfrei bleibt es hingegen im nordostdeutschen Tiefland, wo die
Wolkendecke teilweise auflockert. Dort gibt es ebenso leichten Frost wie in
weiten Teilen Süddeutschlands und der Mitte. Vielerorts wird das Überangebot an
Wolken aber auch ein Absinken der Temperatur in den negativen Bereich
verhindern.
Nur an der Nordsee sind Böen Bft 7 nicht ausgeschlossen, auf Berggipfeln
vereinzelt auch Böen Bft 8.



Sonntag ... verlagert sich der Höhentrog weiter ostwärts ins östliche
Mitteleuropa. Zwischen dem abziehenden Trog und einem veritablen Höhenrücken
über dem Ostatlantik gelangen wir in eine glatte nord-nordwestliche
Höhenströmung, in der WLA für einen weiteren mitteltroposphärischen
Temperaturanstieg sorgt. In der unteren Troposphäre hinkt die Erwärmung deutlich
hinterher, die 850-hPa-Temperatur verbleibt über weite Strecken des Tages im
Bereich um -7°C, bevor es am Abend im NW allmählich bergauf geht (bis zu -2°C).

Bodennah steigt der Luftdruck an, was sich in einem über Süddeutschland hinweg
ostwärts gerichteten Azorenhochkeil widerspiegelt. Allerdings kommt es im S und
SO zu weiteren, teils schauerartigen, in Staulagen (bevorzugt Alpen und
Erzgebirge) auch andauernden Schneefällen mit Neuschneemengen zwischen 1 und 7
cm, in den Alpen um oder etwas über 10 cm.
Im Norden ist die Niederschlagsneigung tagsüber erheblich geringer, dort lockert
die Wolkendecke auf. Der Wind hält sich zunächst in Grenzen, lediglich auf dem
Brocken und dem Fichtelberg sind noch Böen bis Stärke 8 Bft aus NW zu erwarten.

Ab Sonntag Abend endet der Zwischenhocheinfluss mit dem Vordringen eines von
den Britischen Inseln südostwärts vorrückenden Frontensystems. Es gehört zu
einem Tief, das vom Seegebiet knapp westlich Islands zum Europäischen Nordmeer
zieht. Dabei soll sich über der Nordsee am Okklusionspunkt ein hebungsintensives
Teiltief bilden, das später gen NO-Deutschland zieht. Ab Sonntagabend setzt im
Nordwesten großflächiger Niederschlag ein, der sich rasch ost- und südwärts
ausbreitet und bis zum frühen Morgen den gesamten Vorhersageraum erfasst haben
dürfte. Während im NW meist Regen fällt, kommt es weiter landeinwärts zu
Schneefall bis in tiefe Lagen. Es muss damit gerechnet werden, dass es in Teilen
des Landes z.T. erhebliche Behinderungen im morgendlichen Berufsverkehr durch
(starken) Schneefall geben wird.
Darüber hinaus legt der Wind merklich zu, besonders an der Nordsee (Sturmböen)
und im Bergland (ebenfalls Sturm). Dort sind dann zusätzlich noch
Schneeverwehungen zu erwarten.

Montag ... In den Frühstunden geht ICON Nest davon aus, dass das frontale
Niederschlagsband in etwa noch die Südosthälfte Deutschlands mit Schnee
beeinflusst und es dort dann zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kommen kann.
Auch weht zu dieser Zeit noch ein teilweise starker, von Südwest auf Nordwest
drehender Wind mit stürmischen Böen in den Mittelgebirgen (Schneeverwehungen)
und schweren Sturmböen auf exponierten Gipfeln. Am Vormittag schwächt sich das
für all diese Prozesse verantwortliche kleine Tief dann aber rasch ab. Es kommt
zu einer Entkoppelung zwischen Boden und Höhe, wodurch dieser Vorgang ausgelöst
wird. Während das Höhentief rasch über der Westhälfte Deutschlands südwärts
vorankommt, bleibt das Bodentief unter zügiger Auffüllung mit Kern im Bereich
der Lübecker Bucht. Der Wind flaut bis zum Mittag überall deutlich ab, die
Niederschläge fallen nur noch im Südosten als Schnee, sonst, in geringen Mengen,
als Regen, nur im Lagen oberhalb 500 m als Schnee.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bei GFS zeigt sich am Montag ebenfalls eine Entkoppelung zwischen Höhe und
Boden, diese vollzieht sich aber langsamer, der Wind flaut entsprechend
langsamer ab als bei ICON. Sonst sind die Ergebnisse aber recht ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. R. Hering-Zieringer