DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-12-2017 09:00
SXEU31 DWAV 140800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.12.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWz
Unbeständig mit häufigen schauerartigen Niederschlägen, im Bergland überwiegend,
in den Niederungen nur vorübergehend als Schnee. In Staulagen teils markante
Neuschneemengen. Vor allem heute und kommende Nacht noch windig mit Sturmböen in
Schauer- und Gewitternähe sowie im Bergland, auf exponierten Gipfeln schwere
Sturm- bis Orkanböen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines umfangreichen
Langwellentroges mit Drehzentren bei Schottland und über Südskandinavien
unterhalb einer straffen westlichen Höhenströmung. Darin eingebettet, verlagern
sich in rascher Folge kurzwellige Troganteile über das Vorhersagegebiet hinweg
ostwärts, auf dessen Vorderseiten vor allem aufgrund von PVA teilweise recht
kräftige Hebungsprozesse generiert werden. Ein erster Kurzwellentrog überquert
aktuell bis zum Vormittag die Mitte und den Südosten des Landes, im Bodenfeld
begleitet von einer ausgeprägten Konvergenz mit schauerartigen, teils mit
Gewittern durchsetzten Niederschlägen, teilweise mit Graupel und häufig mit
Sturmböen, vereinzelt sogar mit orkanartigen Böen (Südbayern). Ein weiterer,
deutlich weniger wetterwirksamer Kurzwellentrog überquert am Nachmittag den
Norden und die Mitte des Landes ostwärts, ehe abends auf der Vorderseite eines
über Frankreich hinweg ostwärts ziehenden Kurzwellentroges im Südwesten erneut
verstärkt Hebungsprozesse einsetzen.
Insgesamt gelangt im Zuge dieser Prozesse zunehmend maritime und hochreichend
kalte Polarluft ins Vorhersagegebiet, die Temperatur in 500 hPa sinkt im Norden
auf unter -35 Grad, im äußersten Süden auf knapp unter -30 Grad bei Temperaturen
in 850 hPa auf -5 Grad im Norden und -2 Grad im Süden. Somit ziehen nach Abzug
der vormittäglichen Konvergenz von Westen her immer wieder Schauerstaffeln über
Teile des Landes (/vor allem über die Mitte und des Südwesten) hinweg ostwärts.
Die Schneefallgrenze sinkt dabei im Norden und in der Mitte auf etwa 400 m,
wobei es in kräftigeren Schauern Graupel und nassen Schnee und entsprechende
Glätte kurzzeitig auch bis in tiefe Lagen geben kann. Im Süden liegt die
Schneefallgrenze noch meist bei 500 bis 700 m, an den Alpen gar eher bei 900 m.
Die Schauer können weiterhin von kurzen Gewittern und auch einzelnen stürmischen
Böen bzw. Sturmböen begleitet werden. Die simulierten Mengen betragen meist
zwischen 1 und 5 mm, in den Staulagen der Mittelgebirge aber vereinzelt auch
über 10 mm in 12 Stunden. Somit kann es in höher gelegenen Staulagen (westliches
Bergland über 600 m, ostbayerisches Bergland über 800 m) teils markante
Neuschneemengen über 10 cm in 12 Stunden geben.
Im Bodenfeld verlagert sich ein mit dem Drehzentrum über Südskandinavien
korrespondierendes Tiefdruckgebiet vom Skagerrak zögernd und unter wenig
Intensitätsänderung bis zum Abend nach Südschweden. An dessen Südflanke fächert
der Druckgradient nur zögernd auf, so dass es bis zum Nachmittag vor allem in
der Mitte und im Süden, aber auch an den Küsten auch außerhalb der Schauer
steife, vereinzelt auch stürmische Böen aus West bis Nordwest geben kann. In den
Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen gibt es Sturm- und schwere
Sturmböen, auf exponierten Gipfeln anfangs auch mehr.
Nachmittags und abends nimmt der Wind allmählich ab, im Süden allerdings nur
vorübergehend. Die Temperaturen steigen innerhalb der gut durchmischten
Meeresluftmasse auf Werte zwischen 3 und 8 Grad, im Südwesten auch darüber, im
Bergland auf knapp über 0 Grad.

In der Nacht zum Freitag überquert der weiter oben bereits angesprochene
Kurzwellentrog von Frankreich her Süddeutschland rasch ostwärts, erneut
begleitet von markanten, hauptsächlich aus PVA resultierenden Hebungsprozessen
und im Bodenfeld von einem recht gut ausgeprägten Bodentrog, der bis Freitagfrüh
bereits die gesamte Südhälfte überquert hat.
Vorderseitig gelangt kurzzeitig etwas mildere Luft nach Südostbayern und lässt
die Schneefallgrenze deutlich ansteigen, ehe sie rückseitig bis zum Morgen rasch
auf etwa 200 m in der Mitte und 500 m an den Alpen sinkt. Begleitet wird der
Trogdurchgang im Süden und in der Mitte des Landes von recht kräftigen
schauerartigen Niederschlägen. Erneut kann es kurze Gewitter mit stürmischen
Böen oder Sturmböen geben, auf den Bergen auch mit schweren Sturmböen bzw.
Orkanböen auf exponierten Gipfeln. Bis zum Morgen werden meist 2 bis 10 mm
simuliert, in den Mittelgebirgen und im Allgäu auch über 10 mm, in exponierten
Staulagen (Bayerischer Wald, Oberallgäu, ECMWF auch Südschwarzwald) bis über 25
mm. Somit fallen oberhalb von 400 bis 600 m meist bis zu 10 cm Neuschnee, in den
genannten Staulagen in höheren Lagen aber teilweise auch bis über 20 cm, wobei
dort Schneeverwehungen auftreten können. Vor allem in den mittleren Landesteilen
muss aber auch in den Niederungen mit Schneematsch und Glätte gerechnet werden.
In der Nordhälfte gestaltet sich der Wetterablauf deutlich ruhiger und es gibt
nur vereinzelte Schauer, meist als Graupel und Schnee und bevorzugt an den
Küsten.
Während es im Süden und in der Mitte auch außerhalb der Schauer noch steife Böen
geben kann, spielt der Wind im Norden warntechnisch keine Rolle mehr. Lediglich
an den Küsten gibt es zunächst noch Böen Bft 7 bis 8 aus West bis Südwest.
Generell mit Sturm- und schweren Sturmböen muss aber noch im Bergland gerechnet
werden.
Frost gibt es vor allem im Bergland, sollten die Wolken mal länger auflockern,
kann es auch in den Niederungen gebietsweise leichten Frost geben. Generell muss
oberhalb von 200 bis 500 m mit Glätte gerechnet werden, in Schauern natürlich
auch "weiter unten".

Freitag... verbleiben wir im Einflussbereich des breit angelegten
Langwellentroges, der weite Teile Nord- und Mitteleuropas überdeckt und durch
einen von der südwestlichen Nordsee bis Samstag, 00 UTC nach Ostfrankreich
ziehenden kurzwelligen Anteil regeneriert wird.
Im Bodenfeld befindet sich das Vorhersagegebiet nach wie vor an der Südflanke
des sich über Südschweden allmählich auffüllenden Tiefdruckgebietes. Der
Bodentrog über der Südhälfte zieht bereits in den Frühstunden rasch ostwärts ab,
so dass der Gradient deutlich auffächert. Ein weiterer, mit dem oben
beschriebenen Kurzwellentrog korrespondierender Bodentrog erreicht abends
Nordostfrankreich bzw. Südwestdeutschland.
Im Trogbereich gibt es weiterhin konvektiv durchsetzte Niederschläge, teils auch
Graupelgewitter, die meisten in den mittleren Landesteilen und vorderseitig des
neuen Kurzwellentroges auch im Südwesten. Die Schneefallgrenze bewegt sich bei
Temperaturen um -4 Grad in 850 hPa meist um 400 m. Dabei werden Mengen zwischen
1 und 5 mm, im Bergland auch mehr simuliert, so dass es oberhalb von etwa 400
bis 600 m erneut um 5 cm, in höher gelegenen Staulagen auch bis über 10 cm
Neuschnee geben kann. In kräftigeren Schauern kann es natürlich weiterhin bis in
tiefe Lagen Graupel und Nassschnee geben.
Eine gewisse Wetterberuhigung setzt vor allem südlich der Donau ein, dort
herrscht zwischen dem Kurzwellentrog und einer beginnenden Zyklogenese über
Oberitalien kompensatorisches Absinken und es bleibt überwiegend trocken. Auch
im Norden gibt es weiterhin nur einzelne kurze Schauer oder Gewitter, bevorzugt
an den Küsten.
Der Wind flaut weiter ab. Warnrelevante Böen (Bft 7, vielleicht auch mal Bft 8
aus West bis Südwest) treten in erster Linie nur noch an den Schauern und
Gewittern auf, ansonsten noch im Bereich der Ostseeküste (Bft 7) und auf einigen
Berggipfeln insbesondere in der Südhälfte (Bft 8 bis 9).
Vor allem im Südosten kann sich auch mal länger die Sonne durchsetzen, aber auch
im Nordwesten und Norden kann es durchaus auch mal sonnige Abschnitte geben. Die
Temperaturen ändern sich gegenüber dem Vortag nur wenig.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich der Kurzwellentrog nach Süddeutschland
bzw. in den Alpenraum und schwächt sich weiter ab. Auch der korrespondierende
Bodentrog zieht unter deutlichem Konturverlust über Süddeutschland hinweg
ostwärts. Das Bodentief über Südschweden kommt ein wenig ostwärts, zur mittleren
Ostsee, voran. Somit dreht die Strömung niedertroposphärisch mehr und mehr auf
Nordwest, wobei die Temperatur in 850 hPa auf etwa -4 bis -6 Grad sinkt und
entsprechend auch die Schneefallgrenze oft bis in tiefe Lagen.
Schauerartige Niederschläge, eventuell auch noch begleitet von dem ein oder
anderen kurzen Gewitter, werden hauptsächlich im Einflussbereich des
Kurzwellentroges im Südwesten und Süden simuliert, im Schwarzwald nach Lesart
des ICON-EU auch bis über 10 mm in 12 Stunden (GFS und ECMWF haben geringere
Mengen auf der Karte). Vor allem oberhalb von 20 bis 400 m kann es dort erneut 1
bis 5 cm, in Staulagen insbesondere des Schwarzwaldes auch bis 10 cm Neuschnee
geben.
Im übrigen Land werden kaum Niederschläge simuliert, am ehesten noch an den
Küsten. Jedoch sinken die Temperaturen vor allem dort, wo es auflockert, häufig
in den leichten Frostbereich, im Bergland sowieso, so dass es vielerorts Glätte
geben kann. Frostfrei bleibt es wohl am ehesten ganz im Norden und in den
Niederungen Südwestdeutschlands. An den Küsten frischt der Wind mit Drehung auf
Nordwest wieder etwas auf, eventuell reicht es für Böen Bft 7, ansonsten spielt
der Wind warntechnisch kaum mehr eine Rolle (außer vielleicht auf exponierten
Gipfeln im Süden).

Samstag... verlagert sich die Achse des inzwischen vom Nordmeer bis nach
Mittelitalien reichenden Langwellentroges allmählich etwas nach Osten, so dass
die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet nach Passage der Trogachse mehr und
mehr auf Nordwest dreht. Insgesamt ist die Höhenströmung recht glatt konturiert,
kurzwellige Anteile bzw. entsprechende markante Hebungsprozesse sind keine mehr
auszumachen.
Im Trogbereich wird aber erneut ein Schwall hochreichend kalter maritimer
Polarluft ins Vorhersagegebiet geführt, die Temperatur in 850 hPa bewegt sich
etwa um -6 Grad, in 500 hPa zwischen -34 und -38 Grad. Somit können sich im
Tagesverlauf verbreitet Schauer und auch kurze Gewitter entwickeln, die sich an
den Alpen und am Nordrand der Mittelgebirge stauen. Allzu hohe Mengen werden
innerhalb der mit niedrigen PPW-Werten ausgestatteten, eigentlich sogar aus
arktischen Gefilden stammenden Meeresluftmasse nicht simuliert, so dass selbst
in Staulagen kaum mehr als 5 mm simuliert werden. Mit Ausnahme der Alpen, wo vor
allem ICON-EU gebietsweise sogar mehr als 10 mm auf der Karte hat (die aber
teilweise auch wohl den Resten des abziehenden Kurzwellentroges geschuldet
sind). Überwiegend fallen die Schauer als Graupel oder Schnee, in tiefen Lagen
auch als Schneeregen. Während sich in den Niederungen höchstens mal kurzzeitig
eine Nassschneedecke ausbilden kann, fallen oberhalb von etwa 400 m um 5 cm, in
Staulagen auch mehr Neuschnee, im Stau der Alpen sind natürlich auch mehr als 10
cm denkbar.
Der Wind spielt warntechnisch eher eine untergeordnete Rolle. In Schauern kann
es natürlich Böen geben, ansonsten wohl nur an den Küsten (Bft 7) oder auf
exponierten Gipfeln (Bft 8).
Vor allem im Norden und im Lee der Mittelgebirge kann sich zwischen den dort
teilweise nur vereinzelt auftretenden Schauern auch mal die Sonne zeigen. Mit
Höchstwerten zwischen 2 und 6 Grad, im Bergland um 0 Grad bleibt es etwas kühler
als an den Vortagen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle simulieren im Kurzfristbereich eine ähnliche
Wetterentwicklung. Unterschiede ergeben sich am ehesten noch bezgl. der
regionalen Verteilung und Intensität der Niederschläge. So hat das ICON-EU in
den Staulagen häufig höhere Mengen auf der Karte als GFS und ECMWF.
Insgesamt spielen diese Unterschiede warn- und prognosetechnisch aber keine
allzu große Rolle.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff