DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-05-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.05.2016 um 10.30 UTC



Nach wechselhaftem und kühlem Pfingstwochenende (GWL-Typus Nz Nord zyklonal)
weiterhin wechselhaft, aber allmählich wieder milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 20.05.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Pfingstmontag liegt
Deutschland am Rande eines hochreichenden Tiefs mit Drehzentrum über der
mittleren Ostsee. Auf seiner Westflanke gelangt maritime Polarluft in den
Vorhersageraum (T850 um oder etwas unter 0°C), die bis einschließlich Dienstag
für wechselhaftes und kühles Schauerwetter sorgt. In Staulagen sowie im
äußersten Nordosten ("herumgeholte Warmluft") sind auch länger andauernde
Niederschläge möglich.
Zum Mittwoch hin schwächt sich das Tief ab und von Westen her schwenkt ein
kurzwelliger Höhenrücken durch, der für leichten Zwischenhocheinfluss und eine
moderate Erwärmung sorgt. Allerdings dauert es nicht lange, bis von Westen her
ein KW-Trog folgt, der wohl schon am Donnerstag in seinem Südteil über oder
etwas südlich der Alpen abtropft. Das nördliche Trogresiduum, das mit einem von
Schottland in Richtung Südskandinavien ziehenden Bodentief korrespondiert,
überquert unseren Raum ostwärts. Dahinter zonalisiert die Höhenströmung, bevor
wir zu Beginn des übernächsten Wochenendes kurzzeitig mal auf die Vorderseite
eines wenig amplifizierten Troges über dem nahen Ostatlantik unter eine
südwestliche Höhenströmung gelangen. Dabei strömt vorübergehend etwas wärmere
Luft nach Deutschland, im Süden zeigt sich kurzeitig mal die 10°C-Isotherme in
850 hPa.
Im Laufe des Wochenendes (erweiterte Mittelfrist) ziehen dann in rascher Abfolge
kurzwellige Tröge und Frontensysteme von West nach Ost, die bei Zufuhr kühler
bis mäßig warmer Atlantikluft einen wechselhaften Wettercharakter generieren.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich kommenden Mittwoch zeigen die jüngsten Modellläufe des ECMF
eine sehr gute Übereinstimmung. Mit Übergreifen des o.e. KW-Troges zum
Donnerstag nehmen die Unterschiede hinsichtlich Intensität und Exposition dieses
Troges zu und die Kongruenz der Basisfelder ab. Unter dem Strich deutet sich
aber ein weiterer wechselhafter Witterungsabschnitt an, der - anders als im
gestrigen 00- und 12-UTC-Lauf prophezeit - über das Wochenende hinaus andauern
soll. Vom gestern noch apostrophierten breiten Höhenrücken ist im jüngsten
Modelllauf weit und breit nichts mehr zu sehen.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zu Beginn der Mittelfrist simulieren die einschlägigen Globalmodelle sehr
ähnlich, auch wenn z.B. GFS das steuernde Tief/Trog etwas früher abziehen lässt
und schon am Dienstag von Westen her leichten Hochdruckeinfluss apostrophiert.
Im weiteren Verlauf der Woche laufen die Modelle auseinander, was im
Wesentlichen der Handhabung des bereits erwähnten nächsten KW-Troges geschuldet
ist. Bei GFS tropft er bereits westlich von uns ab und das resultierende
Cut-Off-Tief beschäftigt uns bis zum übernächsten Wochenende. Eine vergleichbare
Lösung bietet das kanadische GEM an, allerdings wird der Trog bzw. das Höhentief
zum nächsten Freitag hin "zugeschüttet". ICON wiederum gönnt sich den Luxus,
ganz auf diesen Trog zu verzichten. Stattdessen folgt auf die Passage des
flachen Rückens (Mittwoch) ein direkter Übergang in eine ziemlich glatte
Westlage.
FAZIT: Auch wenn die Modelle im Laufe der Woche divergieren, deutet sich im
Mittel wechselhaftes Wetter an. Temperatur sowie Verteilung und Intensität der
Niederschläge sind freilich noch mit einem großen Fragezeichen versehen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Wie fast nicht anders zu erwarten, haben auch die Ensembles (EPS) des ECMF so
ihre Probleme mit der Entwicklung ab Wochenmitte. Das wird allein schon daran
deutlich, dass die Clusterung für den Zeitraum T+120...168h (Mittwoch-Freitag) mit
fünf verschiedenen Clustern aufwartet, die zudem auch noch nahezu gleichwertig
besetzt sind (13+HL, 11, 9, 9+KL, 9 Fälle). Allen Clustern gemein ist die
Tatsache, dass sie zu Beginn des Prognosezeitraums einen Höhenrücken über dem
nahen Ostatlantik aufweisen, der sich danach aber unterschiedlich verhält. Zum
Teil (CL 3, bedingt CL 2) bekommt der Rücken Zugriff auf unseren Raum, bei
anderen Clustern bleibt das Strömungsregime eher zyklonal geprägt. Der
Abtropfprozess des KW-Troges spiegelt sich in der geschilderten Form nur in CL 1
wider, während er z.B. in CL 4 via Iberische Halbinsel gen Nordafrika erfolgt.
Für den erweiterten Mittelfristzeitraum T+192...240h (Samstag bis Montag)
reduziert sich die Clusteranzahl auf drei 27, 13, 11 Fälle). CL 1 tendiert zu
einem breiten aber flachen Rücken über Mitteleuropa, was in Richtung Wa (West
antizyklonal) geht. CL 2 (plus HL und KL) setzt eindeutig auf ein zyklonales
Szenario mit Trogpassage, während sich bei CL 3 ein veritabler Rücken über dem
Vorhersageraum aufwölbt (entspricht dem gestrigen 00-UTC-Lauf).
FAZIT (auch nach Sichtung der Rauchfahnen sowie GFS-EPS): Ab Mittwoch nimmt die
Streuung der Parameter zu, der Trend zu wechselhaftem Wetter bei leicht
steigenden Temperaturen stellt das wahrscheinlichste Szenario dar. Für das
übernächste Wochenende deutet die Mehrheit der Ensembles antizyklonalere und
mildere Bedingungen an als der Haupt- und Kontrolllauf simulieren.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Nach den "Polarluftturbulenzen" des Wochenendes (Wind/Sturm/Kaltluftgewitter)
nimmt die Wahrscheinlichkeit für signifikante Wettererscheinungen ab Montag
allmählich ab. Gleichwohl sind am Montag selbst immer noch kurze GEWITTER nicht
ausgeschlossen, wenn auch nicht mehr so zahlreich wie am Sonntag. Gleiches gilt
für STURMBÖEN der Stärke 8 Bft, die am ehesten noch an der Ostsee und in einigen
Hochlagen (östliches und südliches Bergland) möglich sind (Windrichtung W-NW).
Entsprechend des unterdurchschnittlichen Temperaturniveaus muss anfangs
besonders im Bergland stellenweise mit leichtem FROST in Bodennähe gerechnet
werden.
Im Verlauf der Woche nimmt die Wahrscheinlichkeit für signifikante
Wettererscheinungen rein statistisch ab. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der
Modellprognosen sind Überraschungen z.B. in Form von Gewittern oder auch mal
einem Starkregen freilich nicht kategorisch ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-EPS mit Modellmix und etwas Bauchgefühl des Bearbeiters.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann