DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-12-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 07.12.2017 um 10.30 UTC



Unbeständig mit Niederschlägen, in den Niederungen meist in flüssiger Phase, im
Bergland meist als Schnee. Mäßig kalt, vorübergehend auch mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 14.12.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, am kommenden Sonntag,
befindet sich Deutschland in einer strammen westlichen Strömung in der
Tiefausläufer in rascher Folge das Vorhersagegebiet überqueren. Dabei fließt
zunächst mäßig kalte Meeresluft ein und es kommt zu weiteren Schneeregenschauern
oder Regenschauern in den Niederungen und im Bergland oberhalb von etwa 400m
durchweg zu Schneeschauern. An der Küste und im Bergland muss man mit Wind- bzw.
Sturmböen rechnen. Im Tagesverlauf nähert sich von den Britischen Inseln her ein
Randtrog mit korrespondierendem Bodentief, dessen Zentrum sich in der Nacht zum
Montag über der Deutschen Bucht befindet. Das dazugehörige Frontensystem
erreicht Sonntagabend in Form der Warnfront den Westen Deutschlands. Ein
Niederschlagsband breitet sich im Laufe der Nacht ostwärts aus, mit einer auf
West bis Südwest drehenden Strömung setzt der Zustrom etwas milderer Luftmassen
ein. Die Schneefallgrenze dürfte daher bis in mittlere oder nach Süden hin sogar
höhere Berglagen ansteigen. Auch der Gradient legt wieder zu, im Bergland treten
teils schwere Sturmböen auf.
Am Montag folgt ein weiterer Randtrog von der Biskaya ausgehend unter
Verstärkung seiner Amplitude Richtung Benelux-Staaten nach. Das dazugehörende
Bodentief vertieft sich und erreicht als Sturmtief den Norden Frankreichs. Die
Zufuhr milder Meeresluft verstärkt sich in Deutschland dadurch noch etwas. Die
Schneefallgrenze steigt dadurch im Alpenraum und im Süden Deutschlands auf rund
1500 m an, im Norden und in der Mitte liegt sie dagegen bei rund 1000 m.
Am Dienstag verlagert sich der Trog unter Vergrößerung seiner Amplitude
ostwärts, das entsprechende Bodentief zieht über die Benelux-Staaten und
Norddeutschland zur Ostsee. Das Frontensystem überquert uns, nach Süden hin
liegt sie relativ strömungsparallel und neigt zur Wellenbildung, größere
Niederschlagssummen werden dabei vor allem im Alpenraum erwartet. Mit der
Drehung der Strömung sowohl in der mittleren als auch höheren Atmosphäre auf
West bis Nordwest fließt wieder eine kühlere Luftmasse ein. Die Schneefallgrenze
sinkt vor allem im Süden wieder deutlich.
Zum Mittwoch hin hat sich der Trog wieder über Mitteleuropa etabliert und
hochreichende Kaltluft flutet von Norden her erneut ganz Deutschland. Es kommt
zu Schauern, die teils bis in recht tiefe Lagen als Schneeregen, ab mittleren
Berglagen durchweg als Schnee fallen.
Am Donnerstag verlagert sich der Trog unter leichten Abschwächungstendenzen
ostwärts und die Höhenkaltluft zieht ab. Im Tagesverlauf folgt bereits ein
weiterer, etwas breiterer, aber auch etwas flacherer Trog von den Britischen
Inseln her nach. Das dazugehörende Bodentief etabliert sich über der Nordsee.
Das Frontensystem des entsprechenden Bodentiefs erreicht Deutschland bereits in
der Nacht mit weiteren Niederschlägen. Diese fallen im höheren und mittleren
Bergland weiterhin als Schnee, sonst fällt Regen.

In der erweiterten Mittelfrist kräftigt sich dieser ursprünglich flache Trog
wieder deutlich, als breiter und weit nach Süden reichender Trog ist er
wetterbestimmend und dann auch wieder zunehmend mit hochreichend kalter
Polarluft angefüllt. Eine winterliche Witterung mit jahreszeitlich
entsprechenden mäßig kalten Temperaturen dürfte sich damit nochmals durchsetzen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch der neueste operationelle Lauf des ECMWF von heute 00 UTC zeigt im
Wesentlichen die gleichen Ergebnisse wie seine Vorgänger. Von daher kann die
Konsistenz als recht gut bezeichnet werden. Deutschland liegt zu Beginn des
mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Sonntag im Bereich einer
lebhaften Westströmung unter der Zufuhr von teils milder Meeresluft, teils auch
im Bereich erwärmter Meereskaltluft. Zunächst setzt sich allmählich wieder etwas
mildere Meeresluft bevor am Dienstag und Mittwoch die Meereskaltluft dominiert.
Danach setzt sich wieder leicht mildere Meeresluft durch. Insgesamt bleibt die
Witterung unbeständig mit Niederschlägen, die in den Niederungen meist als Regen
fallen. Im Bergland überwiegt insgesamt aber die feste Phase. Insgesamt kann
man die Wetterlage als eine zyklonal geprägte Westlage titulieren. Warnwürdige
Windböen bzw. Sturmböen sind vor allem an den Küsten und im Bergland zu
erwarten.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich aktuell eine Umstellung der
Wetterlage auf Trog Mitteleuropa an. Also eine recht signifikante Abkühlung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle zeigen im Wesentlichen die gleichen
Ergebnisse. Es findet bei allen ein Wechselspiel zwischen zyklonaler Westlage
auf Trog West- bzw. Trog Mitteleuropa statt. Von daher ergeben sich kaum
prognoserelevanten Unterschiede zwischen den betrachteten Globalmodellen EZMW,
ICON, GEM und GFS. Im erweiterden mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist bei
allen die Umstelleung auf Trog Mitteleuropa erkennbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW liefert für den ersten Vorhersagezeitraum am Sonntag
und Montag (+72 bis +96 h) 5 Cluster, die aber für Mitteleuropa unisono eine
zyklonale Westlage mit vorübergehender Milderung andeuten. . Im Folgezeitraum
von Dienstag bis Donnerstag (+120 bis + 168 h) werden 2 Cluster angeboten, die
mit 29 zu 22 Membern relativ gleich besetzt sind. Auch hier lässt sich
feststellen, dass alle Lösungen/Cluster mit einer zyklonal geprägten Lage/Trog
Mitteleuropa rechnen. Sicher gibt es im Detail Unterschiede in Ausprägung und
Lage des Troges, diese Details zu diskutieren ist jedoch als nicht zielführend
zu betrachten. Allen gemein ist eine unbeständige, der Jahreszeit entsprechende
(im Bergland winterliche) Witterung, in den Niederungen nasskalte Witterung. Für
die erweitere Mittelfrist von Freitag bis Sonntag kommender Woche (+192 bis +
240 h) wird nur 1 Cluster simuliert. Auch hier wird weiterhin die Wetterlage
Trog Mitteleuropa manifestiert. Eine grundsätzliche Umstellung der Wetterlage
auf eine milde Südwest- oder Südlage scheint für diesen Zeitraum also
ausgeschlossen zu sein.
Auch die Rauchfahne von Offenbach zeigt keine neuen Erkenntnisse. Die
Rauchfahnen der 850 hPa-Temperatur und des Geopotenzials in 500 hPa sind bis
einschließlich Sonntag/Montag eng gebündelt, ab Dienstag steigt der Spread etwas
an.

Am Fortbestand der eher winterlichen Witterung mit der Jahreszeit entsprechenden
Temperaturen scheint es kaum Zweifel zu geben. Lediglich am Sonntag und Montag
ist vorrübergehend mit einem etwas milderen Intermezzo zu rechnen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bzgl. des Niederschlages liefert der EFI für den Südwesten und den Alpenraum
leichte Signale für stärkere Niederschläge am Montag, diese dürften zwar
größtenteils als Regen fallen, aber im EZMW-EPS sind keine Signale für die
Überschreitung von entsprechenden Warnschwellen vorhanden.
Am kommenden Samstag und Sonntag treten an den Küsten und im Bergland teils
Sturmböen auf, zum Montag hin vor allem auch im südlichen Bergland
(Schwarzwald/Alpen) Sturmböen, in exponierten Lagen sind schwere
Sturmböen/orkanartige Böen nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer