DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-12-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.12.2017 um 10.30 UTC



Anfangs Schnee/Schneeschauer, teils bis in tiefe Lagen, nachfolgend wechselhaft
mit schwankender Schneefallgrenze, mäßig kalt. Vor allem im Bergland anhaltend
winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 13.12.2017


Am Samstag liegen weite Teile Europas unter einem umfangreichen, bis zum
Mittelmeer reichenden Trog. Dabei fließt hochreichend kalte Polarluft (unter -35
Grad in 500 hPa) nach Deutschland ein. Es kann dabei landesweit zu Schauern
kommen, die bis in recht tiefe Lagen als Schnee fallen. Im Norddeutschen
Tiefland und an den Küsten bleibt es meist bei Regen- oder Schneeregenschauern,
allerdings sind dort kurze Gewitter und/oder Graupelschauer zu erwarten. Nach
Südosten (östlicher Alpenrand, östliche Mittelgebirge) kann es durch Staueffekte
etwas länger schneien. An der Südflanke des Tiefdruckkomplexes über Skandinavien
ist der Gradient noch recht kräftig, so dass an den Küsten sowie im Bergland
noch Sturmböen zu erwarten sind. In der Nacht zum Sonntag stößt in der Höhe eine
noch kältere Luftmasse (knapp -40 Grad in 500 hPa) vor, so dass weitere Schauer,
mit Ausnahme des Küstenumfeldes überwiegend Schneeschauer, auftreten.
Im Laufe des Sonntages verlagert sich der Trog und damit auch die höhenkälteste
Luft ostwärts und Schauertätigkeit lässt im Tagesverlauf nach. Der nachfolgende
Rücken ist nur flach und von kurzer Dauer, denn von den Britischen Inseln her
nähert sich ein Trog mit korrespondierendem Bodentief, dessen Zentrum sich in
der Nacht zum Montag über der Nordsee befindet. Das dazugehörige Frontensystem
erreicht Sonntagabend in Form der Warnfront den Westen Deutschlands. Ein
Niederschlagsband breitet sich im Laufe der Nacht ostwärts aus, mit einer auf
West bis Südwest drehenden Strömung setzt sich der Zustrom etwas milderer
Luftmassen fort. Die Schneefallgrenze dürfte daher bis in mittlere oder nach
Süden hin sogar höhere Berglagen ansteigen. Auch der Gradient legt wieder zu, im
Bergland treten teils schwere Sturmböen auf.
Am Montag verlagert sich der Trog unter Vergrößerung seiner Amplitude ostwärts,
das entsprechende Bodentief zieht von der südlichen Nordsee über Norddeutschland
zur Ostsee. Das Frontensystem überquert uns, nach Süden hin liegt sie relativ
strömungsparallel und neigt zur Wellenbildung, größere Niederschlagssummen
werden dabei vor allem im Alpenraum erwartet. Mit der Drehung der Strömung
sowohl in der mittleren als auch höheren Atmosphäre auf West bis Nordwest fließt
wieder eine kühlere Luftmasse ein. Die Schneefallgrenze sinkt vor allem im Süden
wieder etwas.
Zum Dienstag hin hat sich der Trog wieder über Mitteleuropa etabliert und
hochreichende Kaltluft flutet von Norden her wieder ganz Deutschland. Es kommt
zu Schauern, die teils bis in recht tiefe Lagen als Schneeregen, ab mittleren
Berglagen durchweg als Schnee fallen.
Am Mittwoch verlagert sich der Trog unter leichten Abtropftendenzen ostwärts und
die Höhenkaltluft zieht ab. Es folgt aber im Tagesverlauf bereits ein weiterer,
zwar breiter, aber eher flacher Trog von den Britischen Inseln her. Das
Frontensystem des entsprechenden Bodentiefs erreicht Deutschland im Tagesverlauf
mit weiteren Niederschlägen. Diese fallen im höheren Bergland weiterhin als
Schnee, sonst fällt meist Regen.

In der erweiterten Mittelfrist kräftigt sich dieser ursprünglich flache Trog
wieder deutlich, als breiter und weit nach Süden reichender Trog ist er
wetterbestimmend und dann auch wieder zunehmend mit hochreichend kalter
Polarluft angefüllt. Die winterliche Witterung mit jahreszeitlich entsprechenden
bis mäßig kalten Temperaturen dürfte sich damit fortsetzen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten EZMW-Läufe zum aktuellsten 00 UTC-Lauf ist am Samstag
noch sehr gut. Ab Sonntag lässt die Konsistenz nach, kann aber durchaus noch als
gut bezeichnet werden, da die Grundmuster sehr ähnlich simuliert werden. Es
treten allerdings zunehmend Amplituden- und Phasenunterschiede auf. Dabei ist
ein recht umfangreicher Trog mit korrespondierender Tiefdruckzone am Boden
wetterbestimmend, im Wesentlichen kann man die Wetterlage als zyklonale Westlage
bzw. Trog Mitteleuropa bezeichnen. Die kälteste Luft wird etwas abgedrängt, so
dass die Temperaturen zwar als mäßig kalt, aber durchaus als der Jahreszeit
entsprechend, bezeichnet werden können. Dabei fällt Schnee dann eher im
Bergland. Warnwürdige Windböen sind vor allem an den Küsten und im Bergland zu
erwarten.
Auch in der erweiterten Mittelfrist deutet sich derzeit keine gravierende
Änderung an.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis etwa Sonntagmittag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den betrachteten Globalmodellen EZMW, ICON und GFS. Dann allerdings
schert GFS in der Simulation des Tiefs aus, das unser Wetter ab Sonntagabend
bestimmen soll. GFS simuliert es deutlich weiter südlich, nämlich nicht über der
südlichen Nordsee und Norddeutschland, sondern verlagert sich vom Kanal über das
mittlere Deutschland in Richtung Polen und damit etwa 200 bis 250 km weiter
südlich als EZMW und ICON und deutlich schwächer. Damit würde sich zum einen die
Windsituation deutlich abgeschwächt darstellen und auch die Kaltluft würde sich
"besser" halten. Nachfolgend regeneriert sich aber auch beim GFS wieder der Trog
Mitteleuropa. Ab Mittwoch schlägt dann GFS in die Gleiche Richtung wie EZMW,
dann zeigt allerdings ICON eine etwas andere Lösung mit einem noch breiteren
Trog und einem massiveren Kaltluftvorstoß nach Mitteleuropa.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW liefert für den ersten Vorhersagezeitraum am Samstag
und Sonntag (+72 bis +96 h) 2 Cluster mit 28 bzw. 23 Membern. Haupt- und
Kontrolllauf werden im etwas stärker besetzten Cluster 1 einsortiert, allerdings
gibt es für Mitteleuropa eigentlich keine prognoserelevanten Unterschiede. Im
Folgezeitraum von Montag bis Mittwoch (+120 bis + 168 h) werden 6 Cluster
angeboten, die mit 6 bis 10 Membern relativ gleich besetzt sind. Auch hier lässt
sich feststellen, dass alle Lösungen/Cluster mit einer zyklonal geprägten
Lage/Trog Mitteleuropa rechnen. Sicher gibt es im Detail Unterschiede in
Ausprägung und Lage des Troges, diese Details zu diskutieren scheint aber müßig.
Allen gemein ist eine wechselhafte, der Jahreszeit entsprechende (im Bergland
winterliche) Witterung. Für die erweitere Mittelfrist von Donnerstag bis Samstag
kommender Woche (+192 bis + 240 h) werden wieder nur 2 Cluster mit 33 bzw. 18
Membern besetzt. Auch hier wird weiterhin ein Trog - allerdings in
unterschiedlich starker Ausprägung - über weiten Teilen Europas simuliert. Eine
grundsätzliche Umstellung der Wetterlage scheint also auch für diesen Zeitraum
nicht anzustehen.
Auch die Rauchfahne von Offenbach zeigt keine neuen Erkenntnisse. Die
Rauchfahnen der 850 hPa-Temperatur und des Geopotenzials in 500 hPa sind bis
einschließlich Samstag sehr eng gebündelt, ab Sonntag steigt der Spread etwas
an. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich bei der Temperatur in der 850 hPa
dabei in guter Gesellschaft zur Mehrheit der Ensemblemitglieder, Ausreißer nach
oben und unten gibt es, sind aber deutlich in der Minderheit.

Am Fortbestand der winterlichen Witterung mit der Jahreszeit entsprechenden
Temperaturen scheint auf ziemlich sicheren Füßen zu stehen. Sicher sind Details
wie das genau Timing und die genaue Lage der schauerartigen Niederschläge oder
auch die genaue Schneefallgrenze (im höheren bergland fällt sicher Schnee, in
mittleren und tiefen Lagen auf jeden Fall zeitweise) mit Unsicherheiten
behaftet, am Trend scheint aber wenig zu rütteln zu sein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bzgl. des Niederschlages liefert der EFI für den Süden leichte Signale für
stärkere Niederschläge am Montag , diese dürften allerdings größtenteils als
Schnee fallen und auch im EZMW-EPS sind keine Signale für die Überschreitung von
entsprechenden Warnschwellen zu finden.
Am Samstag treten an den Küsten und im Bergland teils Sturmböen auf, zum Montag
hin vor allem auch im südlichen Bergland (Schwarzwald/Alpen) Sturmböen, in
exponierten Lagen schwere Sturmböen/orkanartige Böen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW, EZMW
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger