DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-12-2017 11:00
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.12.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NWa (Nordwest antizyklonal)

Heute und in der kommenden Nacht im Süden und Südosten noch Schneefall, in
Staulagen teils kräftig. Sonst von NW her allmähliche Milderung.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland unter einer nordwestlichen Höhenströmung,
die vor allem nach Osten und Südosten hin zunächst noch zyklonal konturiert ist,
sonst aber zunehmend sein Krümmungsverhalten in Richtung antizyklonal tunt. Der
Grund dafür liegt in einem umfangreichen Höhenrücken über dem nahen Ostatlantik,
der sich zwar nur langsam, dafür aber stetig ostwärts gen Kontinent verlagert.
In gleichen Atemzügen - niederfrequent und inbrünstig - verabschiedet sich der
derzeit noch über dem östlichen Mitteleuropa liegende Höhentrog gen nahes
Osteuropa.
Im Bodendruckfeld sind die Rahmenbedingungen ähnlich - hohem Luftdruck mit
Zentrum unweit von Irland steht tiefer Luftdruck gegenüber, der von der
Barentssee bis hinunter zum Schwarzen Meer reicht. Dazwischen hat sich ein
West-Nordwestfetch aufgebaut, der mitten auf den Vorhersageraum gerichtet ist
und mit dem feuchte und zunehmend milde Nordseeluft in weite Teile des Landes
gesteuert wird. Betroffen davon sind (weil am dichtesten dran und offen wie ein
Scheunentor) zunächst mal die nördlichen und westlichen Regionen, wo die
Temperatur heute auf 5 bis 9°C ansteigt. Nach Südosten hin halten sich dagegen
noch Reste der Kaltluft aus den vergangenen Tagen, dort geht es nur schleppend
nach oben bis auf 0 bis +5°C. Dauerfrost hält sich nur noch ein einigen
Hochlagen.
Wettermäßig startet die Woche eher trüb und nasskalt, was angesichts der o.e.
Luftmasse auch kein Wunder ist. Lediglich der Nordosten, namentlich Teile SHs
und MVs, profitieren von orografisch induzierten Abtrocknungseffekten
("Norwegenföhn"), die sich Auflockerungen, ja sogar sonnigen Abschnitten und
weitgehend trockenes Wetter widerspiegeln. Ansonsten ist die Farbe Grau Trumpf,
wobei es in einem von der Nordsee bis in den Süden reichenden und dort immer
breiter werdenden Streifen zu meist leichten, in Staulagen aber durchaus mäßigen
bis starken Niederschlägen kommt. Als Referenzschneefallgrenze bieten sich
tagsüber etwa 500 m an, wobei sie nach Westen hin etwas höher liegt bzw. weiter
ansteigt, während es nach Südosten hin auch noch mal etwas tiefer herunter
schneien kann. Hier und da ist vor allem anfangs auch noch geringfügiger
gefrierender Nieselregen mit dabei, der aber meistens in bereits gefallenen
Schnee fallen sollte. Trotzdem ist natürlich Vorsicht vor Glätte geboten! Der
meiste Schnee fällt in den Staulagen des Thüringer Waldes, des Erzgebirges, des
Bayerischen Waldes und der Alpen, wo bis zum Abend 5 bis 10 cm, punktuell um 15
cm Neuschnee zusammenkommen können.
Ansonsten gilt es noch festzuhalten, dass der NW-Wind an der See zwar an Fahrt
verliert, vor allem an der Nordsee aber bis zum Abend noch mit einigen 7er-Böen
gerechnet werden muss. Steife Böen 7 Bft aus westlichen Richtungen stehen auch
im Oberharz, im östlichen Bergland sowie im Alpenvorland auf der Karte, in
exponierten Kammlagen sogar Böen 8-9 Bft.
In der Nacht zum Dienstag ändert sich relativ wenig an der großräumigen
Strömungskonfiguration, die Zufuhr wolkenreicher Nordseeluft in weite Teile des
Landes setzt sich fort. Damit geht die Frostgefahr gegenüber den Vornächten
deutlich zurück, auch wenn es im Süden insbesondere (aber nicht ausschließlich)
im Bergland sowie im Nordosten (dort immer noch die trockenere Luft mit
aufgelockerter Bewölkung) noch mal für leichten Frost reichen wird.
Während die Niederschlagsneigung im W und SW bei andauerndem Druckanstieg immer
weiter abnimmt, kommt es in einem von der Nordsee bis nach Bayern gerichteten
Korridor zu weiteren Niederschlägen. Im Zuge andauernder WLA (in der gesamten
Nordhälfte steigt die 850-hPa-Temperatur auf rund -1°C) steigt die
Schneefallgrenze auch im Osten und Süden allmählich an auf 600 bis 800 m, wobei
in den entsprechenden Hochlagen noch mal um 5 cm, am östlichen Alpenrand bis zu
15 cm Neuschnee fallen können, was dort in der 24h-Akkumulation exponiert bis zu
30 cm Schneezuwachs bedeutet. Im übrigen Bergland sind die Neuschneemengen
geringer, gleichwohl kann es natürliche glatt werden.
Thema Wind, der nimmt nun auch an der Nordsee immer weiter ab, so dass keine
Warnungen mehr nötig sein dürften. Dafür bleibt es in den Kamm- und Gipfellagen
der zentralen und östlichen Mittelgebirge (plus Oberharz) recht windig mit Böen
8-9 Bft.

Dienstag... verschiebt sich das gesamte Strömungsmuster etwas nach Osten, so
dass sich das Ganze allmählich dem GWL-Typus Wa (West antizyklonal) nähert,
zunächst aber noch als NWa (Nordwest antizyklonal) charakterisiert werden kann.
Mit anderen Worten, der Schwerpunkt des Hochs verlagert sich nach
Westfrankreich, von wo aus sich ein signifikanter Keil bis nach Süddeutschland
erstreckt. Nördlich davon wird mit leicht rückdrehenden Bodenwinden nach wie vor
erwärmte Meereskaltluft subpolaren Ursprungs advehiert (T850 0 bis -3°C), in der
die Sonne kaum Entfaltungsmöglichkeiten bekommt, uns Erdenbürgern sichtbare
Impulse zukommen zu lassen. Lediglich im Süden Bayerns und BWs sorgen
Druckanstieg und Absinken für die Möglichkeit einiger Auflockerungen, wenn die
anfangs wahrscheinlich vorhandene hochnebelartige Wolkendecke tatsächlich
geknackt wird.
Ansonsten steht Tristesse pur auf der Tagesordnung mit vielfach niedriger
Wolkenbasis und z.T. aufliegenden Wolken ergo Nebel in den Mittelgebirgen.
Immerhin lassen die Niederschläge immer weiter nach respektive ziehen sich in
den äußersten Osten und Südosten zurück. Lediglich in den höchsten Lagen
oberhalb etwa 800 m reicht es anfangs noch für ein paar Zentimeter Neuschnee.
Während der Niederschlag also mehr und mehr im Hintergrund verschwindet, rückt
der Wind warnperspektivisch ein Platz nach oben auf der Warnskala. So frischt
der westliche Wind an der Küste und im unmittelbar angrenzenden Binnenland auf
mit Böen 7 Bft, vereinzelt 8 Bft. Ansonsten beschränken sich warnwürdige Böen
aufgrund limitierter Labilität im Wesentlichen zunächst nur auf die Hochlagen
(Brocken, Fichtelberg bis 10 Bft, sonst weniger) und vielleicht noch auf das
Erzgebirgsvorland (7 Bft). Die Temperatur steigt nördlich der
Mittelgebirgsschwelle sowie im Oberrheingraben nebst Seitentälern auf 6 bis 9°C,
an der Nordsee sogar bis 10°C, während sonst 1 bis 6°C auf dem Zettel stehen.

In der Nacht zum Mittwoch nimmt der Gradient im Norden allmählich zu, was einen
weiter auffrischenden westlichen Wind zur Folge hat. 7er-Böen greifen dann
tiefer ins norddeutsche Tiefland aus, und auch im Osten reicht es für die eine
oder andere steife Böe. An der See wird es zunehmend stürmisch (8-9 Bft), die
Hochlagen bleiben ebenfalls sturmanfällig (bis 10 Bft auf dem Blocksberg und dem
Fichtelberg).
Ansonsten fällt im Norden und Osten etwas Nieselregen, im höheren Bergland noch
ein paar Schneeflocken. Während es im Norden frostfrei bleibt, geht die
Temperatur im Süden bei auflockernder Bewölkung und schwachem Gradienten
vielerorts in den leichten Frostbereich zurück. Zudem bildet sich dort
stellenweise Nebel.

Mittwoch... legt sich der mit relativ flacher Amplitude ausgestatte Höhenrücken
zusehends über den Vorhersageraum. Dabei stützt er eine umfangreiche
Bodenhochdruckzone, die quasi ganz Südeuropa einnimmt und über die Alpen hinweg
bis nach Süddeutschland reicht. Dort, wo der hohe Luftdruck ursprünglich lag,
nämlich über dem nahen Ostatlantik, ist mittlerweile ein dipolartiges Tief
aufgetaucht, das mit seiner Kaltfront auch bei uns noch von sich reden machen
wird. Bis es ab Donnerstag soweit ist, liegen wir am Mittwoch im breiten,
antizyklonal aufgestellten Warmsektor zwischen besagter Kaltfront (in der
Vorhersagekarte T+60h über Irland, wobei es sich dabei um eine vorlaufende, nur
schwach ausgeprägte Kaltfront handelt; die eigentliche Kaltluft folgt hinter der
weiter nordwestlich positionierten Luftmassengrenze) und einer langgezogenen
Warmfront über Südskandinavien und dem Baltikum. Dabei wird mit flotter
SW-W-Strömung relativ milde Atlantikluft insbesondere in die Regionen nördlich
der Mittelgebirgsschwelle gesteuert (7-10°C), während im deutlich
gradientschwächeren Süden und Südosten meist nur 2 bis 6°C auf der Tagesordnung
stehen.
Wettertechnisch setzt sich im Süden - abseits einiger näher Nebel- oder
Hochnebelfelder - die Sonne durch, wobei die Garantie dafür auf den Bergen am
größten ist. Im großen Rest bleibt es - wie heißt es so schön im
meteorologischen Amtsdeutsch - überwiegend stark bewölkt bis bedeckt, es fällt
aber nur vereinzelt etwas Nieselregen. Im Norden und Osten erreicht der
SW-W-Wind in der Spitze Stärke 7 Bft, an der See und im höheren Bergland 8-9
Bft, Brocken und Fichtelberg bis 10 Bft.
Die Nacht zum Donnerstag bringt im Süden erneut leichten, über Schnee lokal
mäßigen Frost, dazu ein paar Nebelfelder. Während der Wind im Binnenland
schwächer wird, frischt er auf der Nordsee in den Frühstunden wieder stärker auf
(9 Bft), wobei er auf S-SW rückdreht. Auf dem Brocken können erste orkanartige
Böen 11 Bft auftreten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellwelt ist sich einig, es sind keine substanziellen Abweichungen
erkennbar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann