DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-12-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.12.2017 um 10.30 UTC



Nach relativ milder Phase ab Freitag wieder deutlicher Temperaturrückgang, dabei
in weiten Teilen Deutschlands Gefahr von Sturmböen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 09.12.2017


An der Ostflanke eines breitgefächerten Höhenrückens mit einer Achse, die sich
von den Britischen Inseln bis zur Biskaya erstreckt, liegt Deutschland zu Beginn
des Mittelfristzeitraumes in einer nordwestlichen Höhen- und Bodenströmung.
dabei hat bereits Warmluftadvektion über Deutschland eingesetzt, durch die sich
der Höhenrücken ostwärts ausweitet und sich dadurch die Strömung bei uns immer
mehr zonalisiert. Insgesamt resultiert daraus ein milder Witterungsabschnitt,
wobei die Temperaturen nach der Wochenmitte weiter ansteigen, da die Boden- und
Höhenströmung dann allmählich auf Südwest dreht. Dies geschieht im Vorfeld einer
Sturmtiefentwicklung bei den Britischen Inseln. Dieses Tief zieht unter
Beibehaltung seiner Eigenschaft als Sturmtief bis Freitag früh zum Skagerrak. Ab
dann überquert seine Kaltfront Deutschland ost-südostwärts und bis Samstag früh
strömt mit einem zumindest im Norden und der Mitte stürmischen Wind Meeresluft
polaren Ursprungs zu uns. Dabei sinkt die Temperatur in 500 hPa auf unter -30°C,
in 850 hPa vielfach auf unter -5°C.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes am Dienstag herrscht zwischen den letzten
drei Modellläufen gute Übereinstimmung, wobei die Modellergebnisse bis dahin auf
eine relativ milde Witterung eingeschwenkt sind. Diese ist nach Süden zu mehr
und mehr antizyklonal geprägt, was bedeutet, dass dort die Luftmasse über dem
kalten Boden sowie durch Ausstrahlung abkühlt und somit also lokal Kaltluft
produziert wird.
Die gute Übereinstimmung endet genau genommen am Donnerstag, da bis dahin die
Entwicklung eines von den Britischen Inseln unter deutlicher Intensivierung
ost-nordostwärts ziehenden Tiefs auffällige Unterschiede aufweist. Die Position
dieser mittlerweile zur Sturmtief gereiften Zyklone ist am Freitag 00 UTC über
dem Skagerrak zu finden und damit fast 600 km weiter südlich als im gestrigen 00
UTC Lauf. Der gestrige 12 UTC Lauf läuft bis Freitag 00 UTC mit dem heutigen 00
UTC Lauf weitgehend parallel, danach verlagert sich das darin enthaltene Tief
deutlich rasch nordostwärts.
Trotz dieser Unterschiede leitet sich aber aus allen Ergebnissen von Freitag zu
Samstag ein erneuter Vorstoß kalter Luft ab. Im neuesten Lauf vollzieht sich
dieser Vorgang zumindest im Norden mit starkem bis stürmischen Wind, an der
Nordsee wahrscheinlich mit schweren Sturmböen.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Ergebnisse von ECMF werden durch GFS und ICON über den gesamten Zeitraum
voll gestützt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Von Dienstag 00 UTC bis Mittwoch 00 UTC liegen 6 Cluster vor mit Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 1 (14 Member). Trotz dieser Aufspaltung in derartig
viele Varianten sind die Ergebnisse über Mitteleuropa sehr einheitlich. Sie
weisen allesamt auf einen von den Britischen Inseln nach Mitteleuropa wandernden
Höhenkeil mit gleichbleibender bzw. zunehmender Wellenlänge hin.

Im Zeitraum Donnerstag 00 UTC bis Samstag 00 UTC existieren ebenfalls 6 Cluster,
wobei Haupt- und Kontrolllauf ebenfalls wieder in Cluster 1 mit 17 Membern
liegen. Trotz dieser Aufspaltung ist hier erneut zu konstatieren, dass auch die
Lösungen der anderen Cluster einheitlich auf die Umstellung hin zu einer kalten
Witterung beinhalten.
Die Rauchfahne für Offenbach zeigt den kontinuierlichen Temperaturanstieg bis
Donnerstag nachmittag. In der Nacht zu Freitag beginnt dann bereits vor der
Kaltfront der Temperaturrückgang, der sich im Laufe des Freitags mit
Frontpassage beschleunigt fortsetzt. Danach bleibt es kalt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag und in der Nacht zu Mittwoch bietet Cosmo-Leps für die Küsten
Wahrscheinlichkeiten von 30 bis nahe 50 % für Sturmböen an, in den darauf
folgenden 24 Stunden steigt die Wahrscheinlichkeit dafür auf über 60%, an der
nordfriesischen Küste auf 70 bis 80 Prozent. Dies deckt sich mit den Ergebnissen
von ECMF-EPS. Nach ECMF-EPS bleibt dies Wahrscheinlichkeit auch am Donnerstag
hoch und selbst im Nordwesten und Westen besehen dann Wahrscheinlichkeiten von
30 bis 50 %. Für die Nordseeküste, insbesondere Nordfriesland bleibt die
Wahrscheinlichkeit auch am Samstag 30 bis 50% signifikant.
Bezüglich Niederschlags liegen keine Hinweise auf signifikante Summen vor.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF, MOSMIX,ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. R. Hering-Zieringer