DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-05-2016 21:00
SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.05.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Mittwoch nachlassende Gewitterneigung, ab Donnerstag wieder häufiger
Gewitter. Starkregen möglich, unwetterartige Entwicklungen jeweils nicht
ausgeschlossen. Im Süden ab Donnerstagnachmittag Stark- und Dauerregen bis
Unwetter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir unter einem schmalen Höhenrücken, der sich kaum ostwärts
verlagert. Die schmale Regenstreifen über dem Süden und Westen geht auf einen
kurzwelligen Randtrog und bodennahe Konvergenz zurück. Der Randtrog, Teil des
Höhentiefs vor Portugal, zieht nach Norden weiter, die flache Bodenrinne
verschwindet, da sich das Tief von Südwesteuropa noch etwas nach Deutschland hin
ausweitet und die Strömung wieder mehr auf Ost dreht.
In den Randtrog ist dabei auch ein kleines Höhentief eingelagert, das auf seiner
Nordverlagerung am Abend gut über Frankreich erkennbar ist.

Dabei kommt der Regen kaum nach Norden voran, da die Hochdruckzone über
Südskandinavien und Osteuropa dagegen hält, und löst sich mehr oder weniger an
Ort und Stelle auf.
Mit der Rinne ist in den Süden feuchte und instabil geschichtete Luft
eingeflossen, in der sich einzelne Gewitter gebildet haben, die nachts wieder in
sich zusammen fallen.

Der Gradient verschärft sich dabei etwas, für stärkere Böen um die 50 km/h
reicht es vor allem im höheren Bergland. Warnwürdig sind diese aber nicht
wirklich. Im Süden kann sich in der feuchteren Luft auch das ein oder andere
Nebelfeld bilden, wogegen aber der dort teils wolkige Himmel spricht.

Mittwoch ... kippt der Rücken mehr in Nordwest-Südost Lage, verbleibt dabei mit
seiner Achse über Deutschland. Ausgehend vom Höhentiefkomplex bei der Iberischen
Halbinsel reicht ein Trog am Abend bis zum Alpenraum, auf seiner Vorderseite und
durch Überströmen bildet sich über dem Schweizer Mittelland ein Leetief, das bis
zum Abend in bayerische Alpenvorland zieht. Der Schwerpunkt des Tiefs am Boden
dürfte etwa über Ostfrankreich zu finden sein. Eine ausgeprägte Föhnlage
entwickelt sich aber nicht, die Windgeschwindigkeiten in den Alpen bleiben
verhalten. Viellicht gibt es auf den Gipfeln starke bis stürmische Böen.

Die Hochdruckzone über Skandinavien zieht sich weiter nach Norden zurück und
schwächt sich ab. Auch deswegen, weil die Frontalzone vom Polarmeer nach Süden
vorankommt und östlich Grönlands eine Austrogung in Gang kommt.

Dennoch verschärft sich der Gradient über dem Norden und Osten, so dass tagsüber
vermehrt Windböen Bft 7, im Bergland auch stürmische Böen Bft 8 aus östlicher
Richtung auftreten.

Die Gewitterneigung nimmt dabei in Teilen des Südens und Westens wieder ab, da
sich mit dem Ostwind die trockene Luft wieder nach Westen ausbreitet. Vor allem
ganz im Süden (Alpenrand) und im südwestlichen Bergland sind aber einzelne
Gewitter möglich, die - so sie denn entstehen - auch kräftig mit Starkregen und
kleinerem Hagel sein können.

In den anderen Gebieten bleibt es unter Absinken sommerlich warm (nachmittags)
und sonnig.

Nachts gerät der Süden zunehmend in einen Tiefdrucksumpf, während nach Norden
und Osten zu die lebhafte östliche bis südöstliche Strömung erhalten bleibt. Die
stärksten Böen gibt es dann im Bergland und an den Küsten mit Bft 7, vereinzelt
Bft 8. Vor allem nach Südwesten hin fällt schauerartiger Regen, anfangs lokal
mit Gewittern.

Donnerstag ... liegt der Schwerpunkt des tiefen Druckes über Süddeutschland, der
sich dann auch in der Höhe widerspiegelt, allerdings zum Abend nach Südosten in
den Ostalpenraum verschoben. Das Tief löst sich im Tagesverlauf vom Alpenrand
und verlagert sich Richtung Donau. Der stärkste Gradient im Übergangsbereich zur
Hochdruckzone über Skandinavien und die trockene Ostströmung werden nach
Norddeutschland gedrängt. Dort sind dann auch weiter 7er Böen zu erwarten, im
Bergland nach Osten und Norden auch Bft 8. Dort überwiegt auch weiter Absinken
verbunden mit anhaltendem Sonnenschein.

Ansonsten setzt sich feuchtere (mit einem Gehalt an niederschlagbarem Wasser bis
30 mm) und vor allem im Süden auch labilere Luft durch; CAPE erreicht dort z.T.
mehr als 500 J/kg. Vor allem über dem Mittelgebirgsraum und südlich davon sowie
über dem Südwesten kann es zu konvektiven Entwicklungen kommen; aufgrund der
geringen Verlagerungsgeschwindigkeit sind stärkere Niederschläge möglich.
Starkregen und kleinerer Hagel sind wahrscheinlicher als an den Tagen zuvor.
Auch unwetterartige Entwicklungen sind möglich.
Fehlende Scherung spricht aber gegen eine sonderliche Organisation der Zellen.
In Richtung Alpen macht sich zunächst anhand des Kondensationsniveaus eine
föhnbedingte Austrocknung bemerkbar.

Da sich das Tief etwas vom Alpenrand absetzt, kommt von Südwesten her,
d.h. vom Schwarzwald bis Schwaben Aufgleiten zum Tragen, was Dauerniederschläge
(die durch Stau begünstigt auch die Unwetterschwellen erreichen können)
wahrscheinlicher werden lässt.
Diese können zumindest anfangs konvektiv durchsetzt sein und auch mit Gewittern
einhergehen. Diese Dauerniederschläge könnten dann bis in den Samstag hinein
andauern. Für eine genaue Abschätzung ist die Entwicklung allerdings noch zu
unsicher.

In der Nacht zum Freitag stößt vom Nordmeer kommend ein Trog bis nach
Südskandinavien vor. Stromab an der Südflanke dieses Troges, greift ein Keil auf
den Norden Deutschlands über. Dies lässt von Nordwesten her den Luftdruck
ansteigen.
Im Südwesten und im Süden sind im Bereich der dort liegenden
Tiefdruckrinne weitere Starkniederschläge möglich, die anfangs von Gewittern
begleitet sein können. Ausgangs der Nacht zum Freitag sollten sich diese
Niederschläge in den äußersten Süden verlagern.

Freitag ... stößt an der Ostflanke eines kräftigen atlantischen Rückens der o.e.
Trog weiter nach Süden vor, erreicht uns aber noch nicht. Allerdings breitet
sich mit einer vorgelagerten Kaltfront stabil geschichtete und trockene Luft
nach Norddeutschland hin aus.

Im großen Rest des Landes bleibt die feuchtere und milde bis warme, zudem
instabile Luftmasse wetterbestimmend. Dabei entwickeln sich im Tagesverlauf
wieder zahlreiche Schauer und Gewitter, die lokal kräftig mit Starkregen und
kleinkörnigem Hagel verbunden sein können. Auch unwetterartige Entwicklungen
sind möglich.

Angesichts der weiter recht schwachen Oberwinde und fehlender Scherung steht der
Wind weniger im Focus und auch organisierte Strukturen sind unwahrscheinlich.
Der labilste Bereich wird dabei über dem Norden, im Vorfeld der Kaltfront und
über der Mitte simuliert, im Süden dauern zunächst die scherungsbedingten und
teilweise kräftigen Regenfälle noch an.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren grundsätzlich ähnlich. Unterschiede im Detail, gerade bei
konvektiven Niederschlägen sind unvermeidlich. Vor allem die deutschen Modelle
ICON und ICON Nest simulieren den starken Regen ab Donnerstag im Süden.
ICON EU simuliert am Hochrhein von Donnerstagmittag bis Freitagmittag bis 90 mm,
ICON bis 70 mm. Die anderen Modelle sind von den Mengen her zum Teil viel
zurückhaltender, haben aber ein ähnliches Szenario im Programm.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner