DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-11-2017 21:00
SXEU31 DWAV 191800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Heute an der See anfangs Böen Bft 8.
Im Bergland Schneefall.
Ab morgen Dauerregen gering wahrscheinlich und Sturmböen in Gipfellagen
Wahrscheinlich.
Am Mittwoch an der Nordsee erneut Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... Am Rande eines Zentraltiefs über der Ostsee strömt von Nordwesten
über der Nordsee erwärmte Polarluft nach Deutschland. Dabei kommt es heute Nacht
vor allem in einem Streifen von der Nordsee bis hin zum Erzgebirge und
Fichtelgebirge zu weiteren Schauern, die oberhalb 500 bis 600 m in Schnee
übergehen. Die Niederschlagsmengen liegen dabei meist zwischen 0,5 und 4 mm und
nur im Erzgebirge und im Harz bei über 5 mm innerhalb von 6 Stunden. Damit sind
oberhalb 700 m (dort ist es ausreichend kalt für eine Schneeakkumulation) über 5
cm Neuschnee in 6 Stunden möglich. Bei Aufklaren ist vor allem in Bodennähe
Frost und auf Brücken Reifglätte möglich. Stellenweise ist auch überfrierende
Nässe zu erwarten.
Durch Abschwächung des Tiefs schwächt sich auch der Wind im Laufe der Nacht ab.
So gibt es anfangs an der Küste noch stürmische Böen, im Laufe der 2.
Nachthälfte dann meist nur noch steife Windböen. Auch im östlichen und südlichen
Bergland gibt es exponiert noch Sturmböen aus Nordwest.

Montag ... verbleibt Deutschland zwischen dem Höhentrog über Nord- und
Osteuropa und einem Höhenrücken über dem nahen Ostatlantik in einer
nord-westlichen Höhenströmung. Dabei schwenkt ein Kurzwellentrog von
Groß-britannien kommend Richtung Benelux und greift am Abend von Westen auf
Deutschland über. Damit verbunden ist im Bodendruckniveau ein Wellentief, das am
Abend über der südlichen Nordsee bzw. vor der niederländischen Küste liegen
soll. Dessen Warmfront greift im Tagesverlauf von Westen auf Deutschland über,
wobei vor allem im Norden und in der Mitte Niederschläge aufkommen. Diese können
gebietsweise auch kräftiger ausfallen. Von Montag, 12 UTC bis Dienstag 12 UTC
berechnet vor allem ICON-Nest warnwürdige Regenmengen über 30 mm in bestimmten
Staulagen (vor allem Rothaargebirge, Thüringer Wald, Harz und Rhön). Mit
Übergreifen der Warmfront gelangt insbesondere in die Westhälfte deutlich
wärmere Luft (bis plus 3 Grad in 850 hPa), sodass in den Allgäuer Alpen die
Schneefallgrenze allmählich auf über 1500 m ansteigt. Zuvor muss aber in den
höheren Lagen noch mit Schnee gerechnet werden. In der Osthälfte verbleibt die
Schneefallgrenze in der kalten Luftmasse bei etwa 400 bis 600 m, im Erzgebirge
auch noch etwas niedriger, sodass in den östlichen und südöstlichen
Mittelgebirgen zwischen 5 und 10 cm, in einigen Staulagen auch um 15 cm
Neuschnee fallen. Im Süden ist die Niederschlagstätigkeit aufgrund des
Hochdruckeinflusses ohnehin schwächer. An der Südflanke des Tiefs frischt der
Wind im Westen und Südwesten etwas auf mit Böen Bft 6 bis 7 aus Südwest, auf den
Gipfeln der Gebirge treten Sturmböen (Bft 8 bis 9) auf.

In der Nacht zum Dienstag zieht das Wellentief über die Nordhälfte Deutschlands
weiter ostwärts und erreicht in den Frühstunden etwa den Harz. Dadurch kommt die
Warmluft noch etwas weiter nach Norden und Osten voran. Vor allem in der Mitte
und im Süden kommt es zu weiteren Niederschlägen. Dabei kann es insbesondere in
den West bzw. Nordweststaulagen der Mittelgebirge auch mal kräftiger regnen (s.
o.). Bevor die Schneefallgrenze deutlich ansteigt muss insbesondere in den
höheren Lagen der östlichen/ südöstlichen Mittelgebirge nochmal mit Schneefall
gerechnet werden, wobei teils bis 10 cm, in einigen Staulagen auch um 15 cm
Neuschnee fallen. Frost ist nur noch im höheren Bergland zu erwarten.

Dienstag ... zieht das Wellentief südostwärts ab und der Höhenrücken kommt
weiter ostwärts voran, wird aber weiter von WLA überlaufen, was zu Wolken- und
Niederschlagsnachschub führt. Die Frontalzone verläuft weiterhin über uns hinweg
und geht schließlich in die Warmfront eines Tiefs bei Schottland über. So kommt
es gebietsweise zu weiteren Niederschlägen, wobei Schnee kaum noch ein Thema
ist. Trocken bleibt es vor allem im Nordosten. Mit einer westlichen bis
südwestlichen Strömung wird in weite Teile des Landes deutlich wärmere Luft
herangeführt, wobei die Temperatur in 850 hPa im Westen bis auf plus 8 Grad
ansteigt. Im Nordosten bleibt die kältere Luft bei Werten zwischen 0 und -5 Grad
noch erhalten. Mit Annäherung des Tiefs bei Schottland nimmt der Gradient von
Westen wieder etwas zu, warnwürdige Böen werden aber voraussichtlich nur im
höheren Bergland, auf Helgoland und auf den Nordfriesischen Inseln erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch zieht das Tief bei Schottland weiter Richtung Nordsee,
wodurch auch die Warmfront über uns langsam weiter Richtung Nordosten
vorankommt. Dann ist auch im Nordosten mit einem allmählichen Temperaturanstieg
zu rechnen. Die damit verbundenen Regenmengen liegen meist zwischen 1 und 9 mm
innerhalb von 6 Stunden. Im Westen und Süden bleibt es bereits trocken. Der
Druckgradient nimmt noch leicht zu mit Sturmböen an der Nordsee sowie auf den
Bergen.

Mittwoch ... Der Höhenrücken schwenkt unter leichter Verstärkung über uns hinweg
nach Osten. In der unteren Troposphäre strömt am Rande des Tiefdrucksystems über
den Britischen Inseln und dem südlichen Nordmeer von Südwesten sehr milde Luft
nach Deutschland mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 5 Grad im Nordosten und 10
Grad im Südwesten. Mit Abzug der Warmfront lässt der Regen im Nordosten nach und
die mehrschichtige Bewölkung zieht nordostwärts ab. Es bleibt aber gebietsweise
noch tiefe Bewölkung übrig, die aber vor allem auf der Leeseite der Gebirge
aufreißt. Im Südwesten und Süden gibt es eine Mischung aus Nebel, Hochnebel und
Sonnenschein. Die Temperaturen erreichen für Ende November ungewöhnlich milde
Werte zwischen 11 Grad in Schleswig-Holstein und 15 Grad am Kaiserstuhl. Nur im
Nordosten und im östlichen Mittelgebirgsraum ist es mit 8 bis 10 Grad etwas
frischer.
Der Wind bleibt im Nordwesten kräftig mit stürmischen Böen an der Nordsee, und
vereinzelt an der S.-H. Ostseeküste. Etwas weiter landeinwärts treten 7er Böen
und auf exponierten Bergen 8er bis 9er Böen auf.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die externen Modelle simulieren recht ähnlich.
Was die Regenmeng am Montag und Dienstag angeht, so zeigen EZMW und GFS deutlich
weniger Regen (Nur 10 bis 29 mm/24 Stunden).

CosmoLEPS stützt die Dauerregenmengen in den Staulagen der o. g. Gebirge mit 20
bis 60 Prozent Wahrscheinlichkeit.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden