DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-11-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.11.2017 um 10.30 UTC



Im äußersten Nordwesten und in den nördlichen und östlichen Mittelgebirgsgipfeln
teilweise stürmischer Süd westwind, später Westwind. Zunächst sehr mild, zum
Wochenende hin wieder deutlich kälter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.11.2017


Zu Beginn des Vorhersagezeitraumes wölbt sich ein breitgefächerter Höhenrücken
über Mittel- und Westeuropa auf. Seine Wellenlänge verkürzt sich im Lauf des
Mittwochs, wodurch er beschleunigt ostwärts vorankommt. Deutschland gelangt
dabei auf seine Rückseite in eine lebhafte südwestliche Boden- und
Höhenströmung, mit der sehr milde Luft bis in das nordöstliche Deutschland
gelangt. Diese Südwestströmung stellt sich zunehmend an der Südflanke eines
Tiefdruckkomplexes mit Zentren westlich von Irland sowie über Schottland und der
nördlichen Nordsee ein. Mehr und mehr entwickelt sich ab der Nacht zum
Donnerstag daraus ein mächtiges Sturmtief mit Kern über der nördlichen Nordsee,
das die Zufuhr milder Luft am Donnerstag noch einmal bei uns anfacht. Bereits am
Nachmittag des Donnerstag dringt dann aber von Nordwesten her die Kaltfront
diese Sturmtiefs von der Deutschen Bucht aus südostwärts vor. Sie liegt
spätestens Freitag mittag am Alpennordrand, so dass bis dahin wieder kühle
Meeresluft ganz Deutschland erfasst hat. Die Kaltluftzufuhr verstärkt sich im
Laufe des Wochenendes weiter, es dringt somit hochreichend kalte Luft aus
polaren Breiten zu uns. Dies geschieht im äußersten Norden mit häufig stürmisch
auffrischendem West- Nordwestwind.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Etwa bis Donnerstag Mittag stimmen die Ergebnisse der letzten 3 Modellläufe des
ECMF gut überein. Allen gemeinsam ist bis dahin, dass sich eine lebhafte
südwestliche Strömung eingestellt hat. Mit ihr gelangt sehr milde Meeresluft
nach Mitteleuropa, die sich spätestens bis Donnerstag 00 UTC auch im Nordosten
Deutschlands durchgesetzt hat. Danach werden Unterschiede hinsichtlich der
Andauer der milden Witterung erkennbar. Diese geht nach dem neuesten
Modellergebnissen nämlich im Laufe des Freitags, von Nordwest nach Südost
fortschreitend, wieder zu Ende. Das entspricht einer zeitlichen Beschleunigung
der Abkühlung von 24 bis 36 Stunden gegenüber dem gestrigen 00 UTC Lauf und ist
auch gegenüber dem gestrigen 12 UTC Lauf deutlich schneller.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Während ICON weitestgehend mit ECMF konform läuft und die Abkühlung ebenfalls
Donnerstag/ Freitag beginnend startet, schließt sich GFS dieser Lösung bisher
nicht an. Dort bleibt die milde Witterung über den Freitag hinaus bestehend und
erst ab der 2. Tageshälfte des Samstag wird das Übergreifen einer Kaltfront auf
den Nordwesten Deutschlands erkennbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum Mittwoch 00 UTC bis Donnerstag 00 UTC liegen 6 Cluster vor mit
Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 3 (9 Member). Diese scheinbar große
Variabilität der Ergebnisse ist aber für Mittel- und Westeuropa nicht erkennbar.
Dort zeigt sich recht einheitlich die südwestliche Höhenströmung auf der
Rückseite des ins östliche Mitteleuropa durchgeschwenkten Höhenkeiles.

Interessanter sind die Ergebnisse im Zeitraum Freitag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC.
Haupt- und Kontrolllauf liegen diesmal im mit 16 Membern besetzten Cluster 1.
Dieser zeigt klar die "kalte" Lösung, bei der schon am Freitag früh die relativ
milde Meeresluft über Deutschland südostwärts abgedrängt worden ist. Langsamer
von statten geht die Abkühlung gemäß Cluster 2, das ebenfalls mit 16 Membern
besetzt ist. Danach würde die Abkühlung wohl erst ab Freitag beginnen. Noch
etwas langsamer vollzieht sich dieser Prozess gemäß Cluster 3, das aber nur noch
mit 11 Membern besetzt ist.

Die genannten Unsicherheiten bezüglich des Beginns des Temperaturrückganges
spiegeln sich auch in der Rauchfahne am Beispiel Offenbachs wider. Während
Haupt- und Kontrolllauf diesen ab Freitag früh sehr deutlich simulieren,
verzögert ein Gutteil der Lösungen diesen Prozess in die Nacht zu Samstag
hinein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


An der Nordseeküste und in geringerem Maß an der Ostseeküste sind gemäß ECMF-EPS
an fast allen Tagen signifikante Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen gegeben. An
der Ostsee erreichen diese manchmal nur 20 bis 30%, an der Nordseeküste oftmals
um 40%. Am Donnerstag erreichen die Wahrscheinlichkeiten für Sturm nach
Cosmo-Leps sogar Werte um 60 %, ebenfalls hohe Wahrscheinlichkeiten ergeben sich
für die nord- und ostdeutschen Mittelgebirge.
Hinsichtlich signifikanter Niederschläge zeichnen sich am Mittwoch in den
küstennahen Regionen größere Niederschlagsmenegn ab, allerdings nur mit
Wahrscheinlichkeiten von 10 bis 20% (Cosmo-Leps).
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. R. Hering-Zieringer