DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-11-2017 21:00
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nasskalt und windig, an der See und auf den Bergen stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich eines zunächst noch recht schwach
ausgeprägten Langwellenztroges zwischen einem kräftigen Höhenrücken über dem
nahen Ostatlantik und einem schwächeren Rücken über dem Osten Europas. Die
Kaltfront eines Nordmeertiefs erreicht allmählich den Süden Deutschlands, kommt
aber immer langsamer voran, das sie allmählich in den Bereich einer zonalen
Hochdruckbrücke eindringt. Dort löst sie sich allmählich auf, so dass an ihr nur
noch sehr leichtes Niederschlagsgeschehen zu verzeichnen ist. In ihrem Bereich
und südlich davon ist derzeit noch sehr feuchte Luft zu finden, so dass dort die
Wolkendecke geschlossen ist. Auf ihrer Rückseite dagegen haben sich die Wolken
aufgelockert.
In der Nacht zum Samstag stößt Kaltluft im Bereich der Nordsee nach Süden vor,
damit verstärkt sich der Trog und die Hockdruckbrücke wird nach Süden gedrückt.
Der Norden Deutschlands gelangt in den Einflussbereich der
Nordmeer-Zyklonenfamilie und der sich damit verstärkende Gradient sorgt für
Windzunahme, was zum Morgen an der Ostsee für starke bis stürmische Böen
ausreicht, an der Nordsee dann schon für stürmische Böen bis Sturmböen aus
westlicher Richtung. Auch auf dem Brocken kommt es zunehmend zu Sturmböen. Zudem
kommt es im Norden zu einer deutlichen Labilisierung der Schichtung (bis -30
Grad in 500 hPa), was zunehmend zu Schauern führt, vor allem über der "warmen"
See kann es auch erste Gewitter geben. Im Süden liegt noch die allmählich kaputt
gehende Kaltfront, die dort stellweise für sehr leichte Niederschläge sorgt. Ab
etwa 600 m dürfte meist Schnee fallen. In den Regionen dazwischen ist dagegen
der Himmel in der Nacht oft klar, dort kann es vor allem Bergland teils leichten
Frost oder Frost in Bodennähe geben. Vereinzelt kann Glätte auftreten. Direkt an
den Alpen ist die Grenzschicht so kalt, dass trotz Bewölkung ebenso leichter
Frost auftritt.

Samstag ... weitet sich der wetterbestimmende Trog deutlich nach Süden aus und
die Höhenkaltluft weitet sich über den ganzen Nordosten Deutschlands aus. In
diesem Zusammenhang geht in 500 hPa die Temperatur teils unter -35 Grad zurück,
was erhebliche Labilität zur Folge hat. Dem Trog voraus läuft eine Konvergenz,
die am Vormittag den Norden erreicht und bis zum Abend in etwa den 51.
Breitengrad. An ihr kommt es zu schauerartigen Regenfällen und teils kräftigen
Schauern, mitunter auch zu Gewittern. In der Höhenkaltluft im Norden und
Nordosten des Landes kann es auch rückseitig weitere Schauer und Gewitter geben.
Generell schwächer fällt die Wetteraktivität im Westen des Landes aus. Die
Schneefallgrenze sollte in etwa bei 400 bis 600 m liegen, wobei diese im Westen
höher liegt als im Osten und insbesondere bei starken Schauern auch Schnee oder
Graupel bis in tiefere Lagen fallen können. An der Konvergenz sowie bei
Gewittern muss mit stürmischen Böen durch vertikalen Impulstransport gerechnet
werden, vereinzelt sind auch Sturmböen denkbar. Generell nimmt landesweit der
Wind zu, weil sich von Norden her auch der Gradient verschärft, was dem nach
Südwesten zurückweichenden Hoch (Die Brücke wird gespalten) und dem sich nach
Süden ausweitenden Zentraltief geschuldet ist. Das hat dann im Norden und im
Bergland der Mitte auch außerhalb von Schauern steife Böen aus West zur Folge,
unmittelbar an der Ostsee stürmische, exponiert Sturmböen zur Folge. An der
Nordsee Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen, wobei an der See rückseitig der
Front der Wind auf Westnordwest bis Nordwest dreht. Auch auf den höheren Bergen
gibt es dann zunehmend stürmische Böen oder Sturmböen, auf dem Brocken schwere
Sturmböen. Im Süden bleibt es bis zum Abend noch weitgehend ruhig.

In der Nacht zum Sonntag liegt Deutschland in einer kräftigen Nordwestströmung
zwischen dem mit Höhenkaltluft angefüllten Trog im Nordosten und hohem Potenzial
im Südwesten. Mit dieser Strömung wird die Konvergenz weiter südwärts geführt,
wird aber immer schwächer und ist in der weiten Nachthälfte im Druckfeld nicht
mehr zu finden. Allerdings erreichen die zugehörigen schauerartigen
Niederschläge bis zum Morgen eine Linie Niederbayern-Südhessen. Gleichzeitig
wird mit der Nordwestströmung in den Südwesten unseres Landes ein
strömungsparalleles Frontensystem eingesteuert, an dem es vor allem durch WLA zu
Hebung kommt. Damit greifen teils mäßige stratiforme Niederschläge auf den
Südwesten Deutschlands über. Die Schneefallgrenze liegt dabei zwischen 800 m im
Südwesten und 400 in der Mitte und im Norden. Meist fallen in Lagen darüber nur
wenige Zentimeter Neuschnee, im Schwarzwald bis zum Morgen schon bis zu 10 cm.
Auch im Norden gibt es Schauer, über der See auch weiter Gewitter. Dazwischen
gibt es auch Wolkenauflockerungen, bei kräftigem Wind aber kaum Frostgefahr im
Flachland Im Binnenland nimmt der Wind tagesgangsbedingt aber soweit ab, dass
keine Warnungen mehr erforderlich sind. Auf den Bergen und an den Küsten bleibt
es stürmisch.

Sonntag ... zieht ein Bodentief von Südschweden zur mittleren Ostsee. Mit diesem
wird eine weitere Konvergenz in den Norden geführt, die sich später zur Mitte
verlagert. Wieder kommt es dabei in der Nordhälfte vor allem im Osten zu
Schauern und Gewittern, wobei meist ab etwa 400 m Schnee fallen kann. In
deutlich höheren Lagen der Mittelgebirge können einige Zentimeter Neuschnee
liegen bleiben. Nach Westen zu fällt die Aktivität schwächer aus, dort ist es
wesentlich weniger Labil und die Hebungsprozesse schwächer. Im Süden bringt das
eingesteuerte Frontensystem weitere Niederschläge, die sich an die Alpen
verlagern, wobei die Schneefallgrenze meist bei 600 bis 800 m liegen sollte. Im
Schwarzwald und auf der Alb kann es dabei einige wenige Zentimeter schneien, an
den Alpen sind durchaus 10 bis örtlich 20 Zentimeter vorstellbar. Die
Windverhältnisse sind ähnlich wie am Samstag: Norden und Bergland der Mitte mit
steifen Böen, bei Schauern und Gewittern stürmische Böen oder Sturmböen. Höheres
Bergland und Nordsee Sturmböen und exponiert schwere Sturmböen, Ostsee eine
Stufe darunter.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der Trog weiter nach Osten und das über
dem südwestlichen Deutschland weiterhin wetterbestimmende Frontensystem
verlagert sich auf der Vorderseite eines nach Irland ziehenden Tiefs ebenso
etwas nach Osten. Das Hoch zieht sich etwas nach Süden zurück, so dass der Wind
allmählich wieder auf West bis Südwest zurückdreht und sich gleichzeitig
abschwächt. Ansonsten ist die Nacht noch von meist leichten Niederschlägen
geprägt, die Schneefallgrenze liegt meist um 600 m, im Südwesten höher. An den
Alpen schneit es anfangs staubedingt noch etwas länger. In den Frühstunden
verstärkt sich im Westen die WLA (Vorderseite des nach Irland ziehenden Tiefs),
so dass dort stratiformer Regen einsetzt. Überwiegend bleibt es stark bewölkt
und folglich in den Tieflagen meist frostfrei, während im Bergland leichter
Frost zu erwarten ist.

Montag ... erreicht das Tief mit der nach wie vor nordwestlichen Höhenströmung
im Tagesverlauf den Westen Deutschlands. Auf seiner Nordostflanke kommt es in
der kalten Luft den ganzen Tag über zu Aufgleitniederschlägen, die länger
andauern und die gesamte Südwesthälfte erfassen. Dabei steigt die
Schneefallgrenze im Tagesverlauf im Südwesten bis 1500 m an. Vorübergehend sind
aber in sämtlichen Mittelgebirgen der Südwesthälfte um 5 cm Neuschnee in wenigen
Stunden möglich, bevor der Schnee in Regen übergeht. Vor allem im Schwarzwald
und später auch im Bayerischen Wald sind auch um 10 cm möglich, an den Alpen
auch deutlich mehr, wobei dort auch die Schneefallgrenze schnell ansteigt. Zudem
frischt an der Südflanke des Tiefs der Wind auf, im Süden wird es windig, im
Bergland stürmisch, auf hohen Bergen sind orkanartige Böen zu erwarten. Im
Norden gibt es dagegen bei wechselnder Bewölkung nur einzelne Schauer.
Stürmische Böen kann es vor allem noch an der Nordsee geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Sonntagmittag sind die vorliegenden Globalmodelle einander sehr ähnlich. Ab
Sonntagmittag lässt GFS den Trog etwas schneller nach Osten abziehen und im
Westen das Frontensystem schneller übergreifen. EZMW ist dagegen noch etwas
langsamer als ICON. GFS lässt auch das Tief am Montag deutlich weiter nördlich
ziehen (Nordsee) als ICON und EZMW, die sich sehr ähnlich sind. Die
Niederschlagsprognosen der Modelle sind bis Sonntag recht ähnlich. ICON und EZMW
deuten vor allem in der Nacht zum Dienstag im Südwesten ergiebige Niederschläge
an, in höheren Lagen der Alpen ergiebige Schneefälle. GFS zeigt dies aufgrund
einer unterschiedlichen synoptischen Lage nicht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann