DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-11-2017 21:00
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Richtung Wochenende Umstellung auf NWz. Zunächst keine markanten
Wettererscheinungen, ab der Nacht zum Samstag im Nordseeumfeld erste stürmische
Böen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... befindet sich der Norden Deutschlands am Südrand der nur leicht
mäandrierenden Frontalzone, die sich von Neufundland kommend über den gesamten
Nordatlantik, Skandinavien bis weit nach Nordwestrussland erstreckt. Im Laufe
der Nacht schwenkt ein darin eingebetteter flacher Höhenrücken über das
nördliche Mitteleuropa hinweg ostwärts, gefolgt von einem Trog, der morgens auf
den Norden der Britischen Inseln übergreift. Im Zuge dieser Prozesse verstärkt
sich vor allem im Laufe der zweiten Nachthälfte und über dem Norden des
Vorhersagegebietes die WLA.
Die Südhälfte verbleibt auch die Nacht über hinweg im Einflussbereich einer
Potenzialbrücke, die sich von Zentralfrankreich über Süddeutschland bis nach
Südosteuropa erstreckt.
Im Bodenfeld verlagert eine umfangreiche Hochdruckzone, die sich von Frankreich
bis zur Ukraine bzw. Südrussland erstreckt, ihren Schwerpunkt von Bayern
allmählich etwas nach Osten. In Norddeutschland setzt nach Durchschwenken des
Höhenrückens geringer Druckfall ein, ein dort liegendes Frontensystem löst sich
aber auf. Später greift dann die Warmfront eines sich deutlich intensivierenden
Tiefdruckgebietes, das sich vom Seegebiet westlich Schottlands Richtung Nordmeer
verlagert, auf den Nordwesten Deutschlands über.
Im Norden und auch in der Mitte des Landes verläuft die Nacht somit überwiegend
stark bewölkt bis bedeckt und gebietsweise fällt etwas Regen oder Nieselregen,
der sich im Nordseeumfeld später ein wenig verstärkt. Mehr als wenige mm in 12
Stunden werden aber auch dort nicht simuliert. Unter den dichten Wolken bleibt
es frostfrei.
In der Südhälfte ist es dagegen teils gering bewölkt, teils hält sich Hochnebel,
oft bildet sich im Laufe der Nacht auch Bodennebel. Dabei sinkt die Temperatur
dort in den leichten, in ungünstigen Lagen (Alpen-, Alb- und Schwarzwaldtäler)
auch mäßigen Frostbereich, in höher gelegenen und/oder schneebedeckten
Alpentälern ist auch strenger Frost nicht ausgeschlossen.
In den Gipfellagen der südlichen Mittelgebirge weht lebhafter östlicher Wind,
auf exponierten Gipfeln (z.B. Feldberg/Schwarzwald) sind stürmische Böen (Bft 8)
nicht ausgeschlossen. Mit leichter Südverlagerung der Hochdruckachse schwächt
sich der Wind ausgangs der Nacht aber eher ab.

Donnerstag ... schwenkt der Höhentrog von den Britischen Inseln weiter zur
Nordsee und zur norwegischen Küste. Somit nimmt die Höhenströmung über
Deutschland eine etwas zyklonalere Kontur an, wobei ein schwacher, kaum
wetterwirksamer Kurzwellentrog von Westen her auf den Norden und die Mitte des
Landes übergreift. Die Potenzialbrücke über Süddeutschland schwächt sich etwas
ab.
Im Bodenfeld überquert die Warmfront des sich noch weiter vertiefenden und
allmählich Richtung Norwegische See ziehenden Sturmtiefs Norddeutschland
ostwärts. Die Kaltfront erreicht gegen Abend die Deutsche Bucht. Die
Niederschläge im Norden und Nordwesten sind nach wie vor nicht nennenswert und
schon gar nicht warnrelevant. Der Wind frischt allerdings vor allem nachmittags
und abends unmittelbar präfrontal bzw. mit Passage der Kaltfront im äußersten
Norden und im Nordseeumfeld etwas auf. Eventuell reicht es auf Helgoland und an
der Nordfriesischen Küste vereinzelt für steife Böen (Bft 7) aus Südwest bis
West, meist bleibt der Wind jedoch unterhalb der Warnschwellen.
Im Süden bleibt nach wie vor Hochdruckeinfluss wetterbestimmend. Dort lösen sich
die Nebel- und Hochnebelfelder - ähnlich wie heute - im "erweiterten" Donauraum
(nördliches Alpenvorland bis zur südlichen Oberpfalz) sowie im Oberrheingraben
gebietsweise gar nicht auf, sonst scheint zumindest zeitweise die Sonne, vor
allem an den Alpen. Auch in den mittleren Landesteilen hat die Sonne vor allem
im Lee einiger Mittelgebirge (Erzgebirge, Harz) bessere Chancen als heute.
Temperaturtechnisch ändert sich nur wenig. Im Dauernebel verharren die
Temperaturen um die 0 Grad (leichter Dauerfrost örtlich nicht ausgeschlossen),
sonst werden 4 bis 10 Grad erreicht, im Nordwesten und im Lee einiger
Mittelgebirge bis 12 Grad.

In der Nacht zum Freitag greift der Trog auf Skandinavien über und weitet sich
weiter nach Süden, Richtung Mitteleuropa, aus. Die Potenzialbrücke über
Süddeutschland wird somit endgültig abgebaut. Im nun doch recht deutlich
zyklonal konturierten Höhenfeld sind allerdings keine nennenswerten
synoptisch-skaligen Hebungsantriebe auszumachen.
Im Bodenfeld überquert die Kaltfront des bis ins Seegebiet vor der Haltenbank
ziehenden Sturmtiefs die Nordhälfte und erreicht morgens die mittleren
Landesteile. Mangels Hebungsantrieb halten sich die Niederschläge im
Frontbereich in Grenzen und (wenige Zehntel bis 5 mm in 12 Stunden) und
erreichen morgens in etwa Nordbaden bzw. den Main. Postfrontal gelangt erwärmte
Polarluft nach Norddeutschland (-1 bis -4 Grad in 850 hPa), innerhalb derer sich
aber mangels Labilität keine Schauer ausbilden sollten. Allerdings können bei
Kaltfrontpassage die geringen Niederschläge in den höheren
Mittelgebirgskammlagen (Harz, Erzgebirge) in Schnee übergehen.
Der Wind frischt mit Passage der Front auch an der Ostsee vorübergehend auf, um
sich postfrontal rasch wieder abzuschwächen. Ob es in exponierten Küstenlagen
für warnrelevante Böen reicht ist noch fraglich.
Im Süden bleibt noch schwacher Hochdruckeinfluss wetterbestimmend, allerdings
ziehen auch dort allmählich dichtere Wolken auf. Vor allem entlang und südlich
der Donau bleibt es aber außerhalb der Nebel- und Hochnebelfelder noch gering
bewölkt und es gibt verbreitet leichten, in den Alpentälern auch mäßigen Frost.

Freitag ... verbleiben wir unterhalb der recht glatt verlaufenden und zunehmend
auf Nordwest drehenden Höhenströmung. Der oben erwähnte kurzwellige Anteil
verlagert sich rasch von Westdeutschland südostwärts zu den österreichischen
Alpen. Ein weiterer Kurzwellentrog erreicht abends die den Norden der Britischen
Inseln. Auf dessen Vorderseite können aufgrund von PVA markantere
Hebungsprozesse wirksam werden, die in der Nacht zum Samstag zunehmend Einfluss
auf das Wetter im Norden Deutschlands nehmen.
Im Bodenfeld erreicht die Kaltfront Süddeutschland und abends auch die Alpen,
löst sich aber im Einflussbereich eines sich über das westliche Mitteleuropa bis
nach Süddeutschland ausweitenden recht kräftigen Hochdruckgebietes mehr und mehr
auf. Niederschläge werden vor allem noch südlich des Mains und am Erzgebirge
simuliert, allerdings betragen die Mengen bis zum Abend maximal wenige mm. In
den Hochlagen von Erzgebirge und Bayerwald kann es bei -2 bis -4 Grad in 850 hPa
etwas schneien, in Regionen, wo sich der Hochnebel nicht aufgelöst hat und die
Temperaturen mit Ach und Krach die 0 Grad erreichen, besteht sogar ein ganz
geringes Risiko für Glatteisregen - die Betonung liegt auf "ganz gering", da die
diffuse Strahlung und der Bodenwärmestrom eigentlich frostige Böden verhindern
dürfte.
Postfrontal weitet sich die erwärmte Polarluft auch auf die mittleren
Landesteile aus, ist aber zunächst nicht labil genug geschichtet, um Schauer zu
produzieren. Erst gegen Abend sinken die Temperaturen mit allmählicher
Ausweitung des skandinavischen Troges Richtung Mitteleuropa bzw. mit Annäherung
des Kurzwellentroges im äußersten Norden auf -27 bis -30 Grad, so dass es über
der Nordsee eventuell für erste Schauer reicht.
Der Wind dürfte warntechnisch tagsüber noch keine Rolle spielen, auch, wenn sich
zum Abend hin der Gradient im Norden allmählich etwas verschärft.
Die Sonne zeigt sich am ehesten postfrontal im Norden und Nordosten und
vielleicht anfangs noch ganz im Süden. Ansonsten bleibt es meist stark bewölkt
bis bedeckt. Die Höchstwerte liegen zwischen 0 Grad bei beständigem Nebel an der
Donau und 10 Grad an der Nordsee.

In der Nacht zum Samstag verstärkt sich der Kurzwellentrog und zieht bis zum
Morgen über die nördliche Nordsee nach Südnorwegen. Im zunehmend diffluent
konturierten Höhenfeld wird vor allem im Laufe der zweiten Nachthälfte aufgrund
von kräftiger PVA über der mittleren Nordsee markante Hebung simuliert.
Im Bodenfeld verlagert sich ein Bodentrog von der nördlichen Nordsee zum
Skagerrak, auf dessen Vorderseite die Gradientzunahme auch im Nordwesten und
Norden Deutschlands zu einem deutlichen Auffrischen des Windes führt. Im
Nordseeumfeld und entlang der Ostseeküste gibt es ab der zweiten Nachthälfte
zunehmend stürmische Böen, ausgangs der Nacht in exponierten Nordseeküstenlagen
auch Sturmböen aus Südwest, später West. Auch auf dem Brocken kann es erste
stürmische Böen geben.
Mit Annäherung des Kurzwellentroges sinkt die Temperatur in 500 hPa noch um
wenige Grade ab, während sich die Temperatur in 850 hPa kaum ändert. Dies führt
zu einer Labilisierung der Luftmasse im äußersten Norden. Im Nordseeumfeld und
in Schleswig-Holstein reicht es somit wohl für einzelne Schauer, teils mit
Graupel und eventuell auch ganz vereinzelt mit Blitz und Donner.
In der Mitte und im Süden dominiert schwacher Hochruckeinfluss, die Kaltfront
löst sich endgültig auf. Vor allem im Südosten Bayerns werden noch leichte
Niederschläge simuliert, die teilweise bis in mittlere Lagen als Schnee fallen,
aber zu keinem nennenswerten Neuschneezuwachs führen. Ein geringes
Glatteisrisiko besteht dazu noch in Regionen, in denen sich tagsüber der
Hochnebel ganztägig gehalten hat und die Temperaturen eventuell noch einmal in
den leichten Frostbereich sinken (Donau, Oberpfalz). Leichten Frost kann es bei
längerer Zeit geringer Bewölkung auch in den mittleren Landesteilen geben.

Samstag ... überquert der Trog vor allem den Norden und Osten Deutschlands
südostwärts, das Drehzentrum verlagert sich bis zum Abend nach Südschweden.
Der korrespondierende, sich (entwicklungstechnisch günstig am rechten Jetausgang
gelegen) noch verstärkende Bodentrog greift auf den Norden und die Mitte
Deutschlands über, was zu einer deutlichen Gradientzunahme führt. Somit frischt
der Wind auch im Binnenland auf und dreht von West bis Südwest am Nachmittag und
Abend auf Nordwest. Bis in die mittleren Landesteile gibt es recht verbreitet
steife Böen, in freien Lagen und Richtung Küsten auch stürmische Böen. An den
Küsten gibt es Sturm- und exponiert vorübergehend auch schwere Sturmböen, ebenso
auf dem Brockenplateau, während es nach Süden zu auch auf exponierten Gipfeln
kaum für stürmische Böen reicht.
Mit dem Trog dringt hochreichend kalte maritime Polarluft bis in die östlichen
und mittleren Landesteile vor, die Temperatur in 500 hPa sinkt auf -30 bis -35
Grad, während sie in 850 hPa etwa -4 bis -5 Grad beträgt. Somit können sich im
Norden und in der Mitte recht verbreitet Regen-, Schneeregen- und Graupelschauer
entwickeln, die Schneefallgrenze liegt bei etwa 400 m, in kräftigeren
Entwicklungen auch kurzzeitig darunter. Glätte kann vorübergehend allerdings
auch in tiefen Lagen durch Graupel auftreten. Gewitter können ebenfalls als
Begleiterscheinung auftreten, außerdem kleinräumig durchaus auch mal Böen Bft 8
bis 9. Allzu kräftig fallen die Schauer aber nicht aus, mehr als 5 mm in 12
Stunden werden nur ganz im Norden und im Harz simuliert.
Im Süden bleibt es weitgehend trocken (abgesehen von vielleicht noch letzten
Niederschlägen im östlichen Alpenbereich und im Bayerischen Wald, da die
ehemalige Kaltfront wieder ein wenig aktiviert wird) und auch der Wind spielt
warntechnisch - außer auf den höchsten Gipfeln - keine Rolle. Eventuell kann
sich im Donauraum oder in Niederbayern sogar nochmals ganztägig Hochnebel
halten.
Aber auch sonst wird man die Sonne nur selten zu Gesicht bekommen, am ehesten
noch zwischen den Schauern im Norden oder im Westen bzw. Südwesten. Die
Höchstwerte liegen meist zwischen 3 und 9 Grad - die höchsten Werte im
Nordseeumfeld. Im Bergland werden kaum 0 Grad erreicht und auch bei Hochnebel
bleibt es kälter.



Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Alle momentan vorliegenden Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum ein ähnliches
Szenario. Prognose- und vor allem warnrelevante Unterschiede sind kaum
auszumachen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff