DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-11-2017 21:00
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Nächten im Süden Frost und Nebel, sonst wenig los auf der Gass´.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich der Norden Deutschlands am südlichen Rand der nur
mäßig ausgeprägten und vergleichsweise glatt konturierten Frontalzone. Sie
verläuft vom mittleren Nordatlantik kommend über Fennoskandien bis in den
Nordwesten Russlands. Eingelagerte kurzwellige Trog-Keil-Muster laufen ostwärts
ab, ohne dabei aber richtigen Zugriff auf den Vorhersageraum zu bekommen. So
dämmert das novembrig geprägte Wetter weiter bräsig vor sich hin, ohne dass sich
nennenswerte Dinge ereignen.
Im Klartext bedeutet das für den Norden und Teile der Mitte eine weitgehend
stark bewölkte bis bedeckte Nacht (in höheren Lagen teils aufliegende Wolken =>
Nebel), was positive Minimumtemperaturen zur Folge hat. Die teilokkludierte
Kaltfront eines Tiefs über dem Nordmeer kommt von der Küste her etwas
landeinwärts voran, wird aber bald schon wieder ausgebremst. Grund ist eine
neue, sehr flache Welle, die ihre ganz eigene Form des Brexits vorantreibt und
England in Richtung Nordsee verlässt. An und vor der gammelnden Front fallen
hier und da noch ein paar Tropfen Regen oder Nieselregen, die gegen Morgen im
Nordwesten wieder etwas mehr werden. Immer weniger hingegen wird es mit dem
Wind, weil der Gradient hinter dem über die Ostsee abziehenden Bodentrog
deutlich auffächert. Die letzten 7er-Böen um West treten anfangs noch in
Vorpommern auf, dann ist - aus warntechnischer Perspektive - spätestens in der
zweiten Nachthälfte Schluss mit lustig.
Im Süden des Landes ist man ohnehin über jeden Zweifel erhaben, sorgt doch das
zonal exponierte Hoch YAPRAK - gestützt durch eine nicht minder zonal
ausgerichtete Potenzialbrücke - für noch trägere Verhältnisse als im Norden. Was
das in dieser Jahreszeit bedeutet, konnte man heute tagsüber eindrucksvoll
beobachten. Zäher Nebel oder Hochnebel und Regionen mit Sonnenschein lagen sehr
dicht beieinander, wobei der Sonnenschein aber nicht ausschließlich, wie häufig
üblich, nur in den Bergen anzutreffen war. Auf alle Fälle setzt sich das
grenzschichtgeprägte Wetter in der kommenden Nacht fort, will heißen, zum Teil
breiten sich Nebel/Hochnebel wieder aus bzw. bilden sich neu, zum Teil bleibt es
klar. Dabei geht in großen Teilen Bayerns und BWs (vielleicht auch noch in der
Südpfalz und in Südhessen) die Temperatur in den leichten Frostbereich zwischen
0 und -5°C, besonders in schneebedeckten höher gelegenen Alpentälern sogar auf
Werte um -8°C (mäßiger Frost) zurück.
Windmäßig herrscht im Süden - wie bereits erwähnt - tiefer Frieden, einzig auf
dem Feldbergplateau kommt die Bise (nordöstlicher Wind am Rande des Hochs)
soweit in Schwung, dass es für einzelne stürmische Böen reicht.

Mittwoch ... wird noch träger als der Dienstag. An der Großwetterlage ändert
sich wenig bis nichts, zumindest was unseren Raum betrifft. Im Süden sorgt der
andauernde Hochdruckeinfluss in der gealterten Kaltluft erneut für ein
Nebeneinander von zähem Nebel/Hochnebel und zähem Sonnenschein, wobei die Sonne
im Süden Bayerns und BWs sowie allgemein in den höchsten Lagen der süddeutschen
Mittelgebirge am längsten zu sehen sein wird. Auf dem Feldberg im Schwarzwald
muss dabei weiterhin mit Böen 8-9 Bft
aus Nordosten gerechnet werden.
Zur Mitte hin besteht zumindest die Hoffnung auf einige Auflockerungen,
allerdings muss knapp nördlich der Divergenzachse des Hochs auch mit mehr oder
weniger dichten Wolkenfeldern gerechnet werden. Am dichtesten wird die Bewölkung
freilich im großen Norden, etwa von NRW und Niedersachsen bis hinüber nach BB
und Vorpommern. Zwar fällt die o.e. flache Welle (die mit dem Brexit) mehr und
mehr leichtem Druckanstieg zum Opfer, gleichwohl reißt der Nachschub feuchter
und milderer und somit auch wolkenreicher Atlantikluft (T850 0 bis +3°C) am
Rande des zonalen Hochs nicht ab. Hier und da fällt etwas Regen oder
Nieselregen, die Mengen bleiben aber gering. Nur wer ganz weit im Norden wohnt
oder dort gerade zu Gast ist (nördliches SH, Ostseeküste) ist nicht ganz
chancenlos, dass die Wolkendecke mal aufreißt und die Sonne ein zeitweiliges
Gastspiel abliefert oder zumindest für ein paar Aufhellungen sorgt.
Temperaturmäßig landen wir am frühen Nachmittag bei Werten um den Gefrierpunkt
bei zähem Nebel im Süden und bis zu 12°C an der Nordsee.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Schwerpunkt des Bodenhochs zwar
allmählich nach Osten, viel ändern wird sich aber noch nicht. Eher ist es so,
dass sich die Zone möglichen Frostes wieder ein Stück nordwärts bis in die
südliche Mitte verschiebt. Die Nebelwahrscheinlichkeit im Süden bleibt hoch.
Nach Norden hin überwiegt weiterhin starke Bewölkung, aus der hier und da etwas
Regen oder Nieselregen fällt. Sollte es im Norden SHs und in Teilen Vorpommerns
"offen" bleiben, was noch nicht sicher ist, besteht zumindest die Gefahr von
leichtem Bodenfrost.

Donnerstag ... fächert die ohnehin nur schwache westliche Höhenströmung noch
etwas weiter auf. Dabei mogelt sich von Westen her ein ganz flacher Trog über
die Nordhälfte, seine Wirksamkeit bleibt aber sehr bescheiden. Immerhin steht im
Norden die Passage einer neuen Warmfront auf der Agenda, die zu einem sich nur
wenig verlagernden Sturmtief knapp östlich von Island gehört. Die Warmfront
bringt dem Norden und Nordwesten nicht nur eine weitgehend geschlossene
Wolkendecke, sondern gebietsweise auch etwas Regen oder Nieselregen.
Im großen Rest des Landes stellt sich unter schwachem Hochdruckeinfluss eine
Mischung aus Wolken bzw. hartnäckigem Nebel/Hochnebel und einigen Auflockerungen
oder gar sonnigen Abschnitten ein. Dabei bestehen die größten Chancen auf
längeren Sonnenschein am Alpenrand sowie in den höchsten Lagen der süd- und
südostdeutschen Mittelgebirge.
Am Temperaturniveau ändert sich nur wenig gegenüber den Vortagen.

In der Nacht zum Freitag zieht die Warmfront mit etwas Regen ost-südostwärts.
Später greift dann wahrscheinlich auch die Kaltfront des langsam zur
Norwegischen See ziehenden Sturmtiefs von Nordwesten her auf den Vorhersageraum
über. Auch sie bringt etwas Regen, wobei noch nicht ganz sicher ist, wie weit
die Front tatsächlich landeinwärts vorankommt. Allzu progressiv wird ihr Profil
wahrscheinlich nicht ausfallen, weil die rückseitige Austrogung in der Höhe nur
sehr pomadig vonstattengeht und somit ein wichtiger Antriebsfaktor fehlt.
Wenig Neues gibt es aus den südlichen und südöstlichen Landesteilen zu
berichten, wo sich noch immer eine schwache Hochdruckbrücke hält. Entsprechend
stehen auch wieder die alten Bekannten "Frost" und "Nebel" auf der Karte, wobei
die halbwegs spannende Frage eigentlich nur darin besteht, wie weit sich der
Frost bis in die Mitte vorarbeiten kann.

Freitag ... kommt die angesprochene Austrogung, ausgehend vom Nordmeer,
allmählich in Gang. Trotzdem bleibt es bei einer vergleichsweise schleppenden
Verlagerung der Kaltfront von Nordwesten her, wobei GFS noch etwas langsamer ist
als ICON (jetzt etwas flotter als in den Vorläufen) und IFS. Wie auch immer, es
kommt zu frontalen Regenfällen, die sich von Norden her langsam bis zur Mitte
vorarbeiten. Die 12h-Summen bleiben dabei im einstelligen Bereich, was sich aber
dann ändern könnte - die Betonung liegt auf "könnte" -, wenn sich an der
Kaltfront eine Welle bilden sollte, was sich ausgeschlossen ist.
Doch zurück zu den vermeintlichen Fakten, die sowohl präfrontal (äußerster
Süden/Südosten) als auch postfrontal (äußerster Norden) die Möglichkeit von
Wolkenauflockerungen offerieren. Warntechnisch kann die Hand zunächst noch weit
weg vom Colt blieben. Erst am Nachmittag, wenn der Südwest- bis Westwind an der
Nordsee auffrischt, reicht es für erste Böen der Stärke 7-8 Bft.


Modellvergleich und -einschätzung
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Der Kurs ist unstrittig, die üblichen kleinen Unschärfen wurden angesprochen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffman