DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-11-2017 21:00
SXEU31 DWAV 121800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 12.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Bis morgen Vormittag im Alpenraum oberhalb 800 bis 1000 m mäßiger Schneefall mit
Neuschneemengen zwischen 10 und 20 cm.
Anfangs im Süden vor allem in höheren Lagen Sturmböen.
An der Nordsee bis Dienstag vereinzelt stürmische Böen.
Am Mittwoch wahrscheinlich keine markanten Warnungen erforderlich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... Die Kaltfront der übers östliche Mitteleuropa ostwärts ziehenden
Frontalwelle des Zentraltiefs über Finnland zieht südostwärts ab. Dahinter folgt
in der Höhe ein scharfer Randtrog nach, der ebenfalls über Deutschland
südostwärts zieht und gegen Morgen nach Norditalien abtropft, wo sich ein
Bodentief entwickelt. Höhenkalter Luft breitet sich dabei heute Nacht über fast
ganz Deutschland aus mit Temperaturen von -30 Grad und weniger in 500 hPa. In
der nordwestlichen bis nördlichen Strömung fallen nachts noch örtlich Schauer,
die teilweise in den Mittelgebirgen und in den Alpen durch Stau verstärkt
werden. Bei 850-hPa-Temperaturen zwischen -3 und -5 Grad sinkt nachts die
Schneefallgrenze auf etwa 400 m ab. Graupelschauer können vereinzelt bis in
tiefe Lagen auftreten. In Lagen oberhalb 500 bis 600 m gibt es winterliche
Straßenverhältnisse durch etwas Schnee oder Überfrieren. Im Raum Ergebirge sind
5 bis 10 cm und in Staulagen um 15 cm Neuschnee möglich. Unterhalb von 400 m
kann es durch aufklaren oder Schnee- und Graupelschauer ebenfalls örtlich glatt
sein.
Der Gradient ist im äußersten Westen deutlich stärker als nach Osten hin. Somit
sind für den Westteil der Ostfriesischen Inseln noch Windwarnungen bzw.
Warnungen vor Böen bft 8 nötig. Im Südosten schwächt sich der Wind postrontal
rasch ab.

Montag ... schreitet der Cut-Off-Prozess über Nord- und Mittelitalien weiter
voran. Damit gelangt der Südosten mehr und mehr in einen Bereich
kompensatorischen Absinkens. Während der Nordosten noch im Einflussbereich des
verbleibenden Trogresiduums liegt, macht sich im Nordwesten schon ein
Atlantischer Rücken bemerkbar, der sich allmählich nach West- und Mitteleuropa
hereinschiebt. Dieser stützt auch ein markantes Bodenhoch, das immer weiter nach
Osten und damit auch auf Deutschland ausgreift, den Gradienten auffächern lässt
und die Windsituation weiter entspannt. Seine Struktur lässt über Deutschland
eine nordwestliche bis nördliche Strömung erwarten, in der die Polarluft immer
weiter austrocknet. In der Folge werden die Schauer weniger, was auch an der in
der Höhe einsickernden Warmluft liegt, die für eine Stabilisierung sorgt. Die
Schauer fallen bei ähnlichen 850-hPa-Temperaturen wie in der Nacht im Bergland
oberhalb von 400 bis 500 m als Schnee und stauen sich an den Alpen. Dabei fallen
12 stündig etwa 5 bis 10 mm Niederschlag, was 5 bis 15 cm Neuschnee bedeutet.
Die Sonne zeigt sich wahrscheinlich im Norden am häufigsten mit einer relativen
Sonnenscheindauer von 35 bis 65 Prozent (Mosmix). Wahrscheinlich macht sich hier
ein leichter Skandinavienföhn bemerkbar. Im Südosten wird dagegen meist unter 10
Prozent Sonne erwartet.

In der Nacht zu Dienstag kommt der Abtropfprozess über Italien und dem zentralen
Mittelmeer weitgehend zum Abschluss. Der nördliche Trogrest wird in Richtung
Baltikum geführt. Damit setzt sich von Westen her zunehmend das Hoch sowie der
Höhenrücken durch. Der Gradient fächert weiter auf, die Höhenströmung auf der
Nordflanke des Rückens wird zunehmend zonal (gilt für den Norden und Osten
Deutschlands). Dabei wird über der Nordsee eine Warmfront Richtung
Nordwestdeutschland geführt, was dort zur Bewölkungszunahme und nachfolgend an
der Nordsee zu Regen führt. Nach aktuellem Stand bleibt die Nacht zu Dienstag
damit im Nordwesten frostfrei. Im Süden dagegen tritt verbreitet Frost auf, über
Schnee vielleicht auch im mäßigen Bereich, und an den Alpen kann es auch weiter
schneien, was die globalen Modelle mit 2 bis gut 5 cm Neuschnee unisono so
sehen.

Dienstag ... legt sich der Höhenrücken zonal über Süddeutschland, was nach
Norden hin einer Steilvorlage für übergreifende WLA gleichkommt. Und tatsächlich
dringt die o. e. Warmfront des Tiefs nordöstlich von Island ins norddeutsche
Tiefland und nach NRW ein, während die nachfolgende Kaltfront durch eine
Wellenbildung weiter westlich im Nordseeküstenbereich zunächst noch aufgehalten
wird. Auf alle Fälle wird man sich im Norden auf leichten Regen oder Nieselregen
einstellen müssen, wobei noch nicht ganz klar ist, wie weit dieser bis in die
mittleren Landesteile ausgreift. Im Süden bleibt es sehr wahrscheinlich
niederschlagsfrei (ein paar anfängliche Restflocken am östlichen Alpenrand) bei
gleichzeitig etwas auflockernder Bewölkung. Mehr als 2 bis 7°C sind dort aber
nicht drin, während es im Norden und Westen mit Winddrehung auf Südwest auf 7
bis 10°C hochgeht. Der Wind nimmt im äußersten Norden wieder zu mit Böen der
Stärke 6 bis 7 Bft, an der Nordsee vereinzelt 8 Bft und auf dem Brocken
vielleicht bis zu 9 Bft.

In der Nacht ist es in der Westströmung im Norden und in der Mitte meist bewölkt
und vereinzelt gibt es etwas Regen oder Sprühregen. Im Süden ist es teils klar
mit Nachtfrost und örtlichem Nebel.

Mittwoch ... Der von Südwesteuropa ausgehende Höhenrücken weitet sich noch etwas
nach Südwestdeutschland aus und stützt eine von der Ukraine über Süddeutschland
bis nach Frankreich und Spanien reichende Hochdruckzone, die sich im
Tagesverlauf noch etwas nach Norden hin ausweitet. Damit dürfte das Wetter
zweigeteilt sein mit einer bewölkten Nordhälfte und einem teils gering
bewölkten Süden. Hier könnten sich allerdings Nebel- und Hochnebelfelder
ausbreiten. In Lagen oberhalb von 800 bis 1000 m dürfte es aber meist sonnig
sein.

Im Norden bringen schleifende schwache Fronten örtlich etwas Regen und es strömt
milde Atlantikluft ein. Im Süden hält sich wahrscheinlich bodennah die
eingeströmte Kaltluft bzw. es bildet sich Kaltluft neu. Damit dürften die
Temperaturen im Süden meist bei 3 bis 8 Grad hängen bleiben und in
schneebedeckten Alpentälern ist es auch noch kälter. Im Norden werden dagegen 9
bis 11 Grad erwartet.
Abgesehen von Nebelwarnungen sind wahrscheinlich keine Warnungen erforderlich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die anderen Globalmodelle simulieren die synoptischen Basisfelder recht ähnlich.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden